Viennale - © Foto: Viennale

Viennale 2022: Filmreigen in Krisenzeiten

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Die heurige Viennale verzichtet auf politische Statements und zeigt Ulrich Seidls „Sparta“ genauso wie Produktionen aus Russland und der Ukraine.

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Die heurige Viennale verzichtet auf politische Statements und zeigt Ulrich Seidls „Sparta“ genauso wie Produktionen aus Russland und der Ukraine.

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Giuliano Gemma hat das italienische Kinopublikum als Westernheld und Darsteller in anspruchsvollen Filmen begeistert. Nun steht seine Tochter Vera, der es nie gelungen ist, aus dem Schatten des Vaters zu treten, im Rampenlicht einer berührenden Verfilmung. Die erfolglose, von zahlreichen Schönheitsoperationen gezeichnete Schauspielerin, die von ihr selbst verkörpert wird, ist ihrer oberflächlichen Beziehungen überdrüssig und lässt sich ziellos durch die römische „High Society“ treiben. Als sie bei einem Verkehrsunfall ein Kind verletzt, baut sie eine aus ihrer Sicht intensive Beziehung zu dem neunjährigen Buben und dessen Vater auf. Doch ihre ungestillte Sehnsucht danach, einmal im Leben um ihrer selbst gewürdigt zu werden, verstellt ihr den Blick darauf, dass sie gnadenlos ausgenutzt wird. „Vera“ (Regie: Tizza Covi und Rainer Frimmel) sei der „ideale Film“ für die Eröffnung der Viennale, bekräftigt deren Direktorin Eva Sangiorgi. Am 20. Oktober startet die 60. Ausgabe des Wiener Filmfestivals mit der österreichischen Produktion, die bei den Filmfestspielen in Venedig auf einer Nebenschiene für die beste Regie und für die beste Schauspielerin zweifach ausgezeichnet wurde.

„Vera“ ist einer von über 200 Kurz- und Langfilmen aus Österreich, die auf der Viennale zu sehen sind. Ein anderer österreichischer Film, der bereits hohe Wellen geschlagen hat, ist Ulrich Seidls neueste Produktion „Sparta“. Es ist das herausfordernde Porträt eines Mannes aus Österreich, der in der rumänischen Provinz versucht, seinen pädophilen Phantasien zu folgen, ohne dabei zum Täter zu werden. Bekanntlich sind Seidl und sein Film in das Mahlwerk der Empörungsindustrie geraten, weil sich der Regisseur bei den Dreharbeiten in Rumänien angeblich nicht an in Österreich geltende ethische Standards gehalten habe. „Sparta“ zu zeigen, ist daher eine ziemlich mutige Entscheidung, die Sangiorgi damit rechtfertigt, dass es sich um einen „wundervollen“ Film handle, der ein komplexes Thema äußerst einfühlsam bearbeite. Der Film stehe für sich, die Viennale wolle nicht Teil einer Vorverurteilung sein.

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