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Ein Thriller als Provokation

Durch Verschränken von Fantasie und Realität - eines kreativen Prozesses, der Wünsche und Ängste generiert - mit der (retrospektiven) Betrachtung von Gegebenheiten, soll Tom Ford in seinem Film "Nocturnal Animals" den Kern der Literaturvorlage "Tony and Susan" von Austin Wright erfassen: In ihrem Roman von 1993 sagt Kunstkuratorin Susan (im Film Amy Adams) immer wieder: "Ich bin nicht kreativ." Vor allem schleuderte sie das vor 19 Jahren ihrem damaligen Ehemann Edward (Jake Gyllenhaal) entgegen, gleichsam als Grund dafür, ihn für ein vermeintlich besseres Leben mit einem anderen zu verlassen. Plötzlich aber sendet Edward ihr das Skript zu seinem neuen Buch zu, ein brutaler Thriller um Maskulinität und Stärke. Als Susan zu lesen beginnt, wird die Geschichte zu ihrer. In Flashbacks und Gegenschnitten von Edwards Skript mit Susans Alltag bleibt der Film als Katalysator für Susans Entwicklung und als Visualisierung innerer Auseinandersetzungen aber weitgehend steril. (Alexandra Zawia)

Nocturnal Animals

USA 2016. Regie: Tom Ford. Mit Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon. Universal. 116 Min. Ab 22.12.

Zuviel Watte für die Seele

Durch ein Missverständnis beginnt sich die WG in der französischen Komödie "Gemeinsam wohnt man besser" zusammenzuwürfeln: Der Witwer Hubert lässt eine Putzfrau zum Vorstellungsgespräch rein - und bekommt seine erste Mitbewohnerin, eine Studentin namens Manuela, nicht mehr raus. Sobald die schlimmsten Differenzen mit dem forschen Wirbelwind ausgeräumt sind und beim Pensionisten, der auf der eigenen Couch zu verwahrlosen drohte, wieder die Lebensgeister anspringen, erweitert man im Überschwang um zwei Untermieter. Die wiederum mit neuen Eigenheiten und Problemen einziehen. Durch den gesamten Film zieht sich unterschwellig die geistige Nähe zu "Zusammen ist man weniger allein". Der deutsche Titel nimmt sich da wie die Bestätigung aus. Allerdings ist "Gemeinsam" in seiner Machart um einiges gefälliger, und damit auch konventioneller. Das Ziel, auf Dauer die Seele zu streicheln, erreicht dieser Wohlfühl-Wattebausch so nicht. (Thomas Taborsky)

Gemeinsam wohnt man besser (Adopte un veuf)

F 2016. Regie: François Desagnat. Mit André Dussolier, Bérengère Krief. Thimfilm. 97 Min. Ab 23.12.

Weihnachten - vergnüglich

Das Familien-Weihnachtsessen am Heiligen Abend gerät zum Desaster und ein Kindlein wird geboren. Nicht gerade neu, was sich die schwedische Regisseurin Helena Bergström für ihren Film "Eine schöne Bescherung" überlegt hat. Auch inszenatorisch bleibt sie in bewährten Schemata - und doch gelingt ihr mit den engagierten Schauspielern eine unterhaltsame Komödie. Als homosexuelles Paar sind Oscar und Simon vor Kurzem mit einer schwangeren Freundin in ein gemeinsames Haus gezogen, wo sie das Festessen ausrichten wollen. Oscars konservativer Vater prallt in seiner Homophobie auf die Weltoffenheit der anderen und Oscars Mutter stößt mit ihrer bourgeoisen Attitüde immer wieder an die eigenen Ausländer-Stereotype in Gestalt von Simons griechischem Vater und dem jungen muslimischen Freund von Simons Mutter. Die Oma, die unermüdlich beherzt zum Trinken animiert und der Fernseher, den Bergström als die festtägliche Institution präsentiert, die er nun einmal ist, bereichern außerdem. (Alexandra Zawia)

Eine schöne Bescherung (En underbar jävla ju)

S 2015. Regie: Helena Bergström. Mit Maria Lundqvist. Polyfilm. 108 Min. Ab 23.12.

Zombie-Gaudi auf der Schihütt'n

Rita, die resche Wirtin von "Ritas Gaudihütt' n" mitten auf einer vom Klimawandel bedrohten Schipiste in den Alpen, füllt zum Saisonabschluss ihre Gäste noch einmal mit Jagatee, Obstler und sonstigem Rauschzeugs ab. Dummerweise hat der geldgierige Hotelier Franz (Karl Fischer) einen russischen Investor eingeflogen, der ein neues chemisches Verfahren zur Erzeugung von Schnee trotz zu hoher Temperaturen finanzieren soll. Der Herr Geldgeber trinkt allerdings von der giftigen Flüssigkeit, mutiert zum Zombie und lässt die ganze Belegschaft der Gaudihütt'n per Bissübertragung gleichfalls zu Untoten werden. Rita, Snowboarder Steve (Laurie Calvert) und dessen Managerin Branka (Gabriela Marcinková) suchen, dem Gemetzel zu entgehen.

Ein österreichischer Splatterfilm? Zumindest gelingt Regisseur Dominik Hartl in "Der Angriff der Lederhosenzombies" ein ambitionierter Ausflug ins Genre. Abgefahren. Schwarzhumorig. Zum Schlechtwerden wie es sich (zu Weihnachten?) gehört. (Otto Friedrich)

Angriff der Lederhosenzombies

A 2016. Regie: Dominik Hartl. Mit Laurie Calvert, Margarethe Tiesel. Lunafilm. 78 Min. Ab 23.12.

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