Print - © Jürgen Fuchs (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)tt

Zeitungen: Totgesagte leben länger – und können Zukunft haben

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Zeitungen gehören längst nicht nur geschichtlich zu den Leuchttürmen der Demokratie. Auch wenn immer wieder vom Tod der Printmedien die Rede ist: Das gedruckte Wort ist längst nicht am Ende. Eine Ermutigung.

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Zeitungen gehören längst nicht nur geschichtlich zu den Leuchttürmen der Demokratie. Auch wenn immer wieder vom Tod der Printmedien die Rede ist: Das gedruckte Wort ist längst nicht am Ende. Eine Ermutigung.

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Die in den letzten Jahren geschriebenen Bücher zum angeblich nahen Tod der Printmedien werden wir mit einigem Zeitabstand von heute vermutlich mit Amüsement bis Ärger noch einmal lesen. Auch die Prognose von Journalistik-Professor Klaus Meier, dass in Deutschland 2033 die letzte gedruckte Tageszeitung erscheint, wird nicht halten. Er hält sich freilich eine Tür offen, wie jeder kluge Wissenschafter: „Natürlich ist der Sinn solcher Berechnungen nicht die exakte Prognose eines Sterbedatums, sondern das Wachrütteln in der Gegenwart.“

2012 hatte Meier die Druckauflagen seit 1992 einer Trendberechnung unterzogen. Bisher folgten die Auflagenentwicklungen seiner Prognose. Ob es allerdings so weitergeht, hängt von medienpolitischen Entscheidungen sowie denen der Verleger und des Publikums ab.
Ein Blick in die Geschichte der Medienentwicklungen warnt uns vor allzu simplen Ängsten und Hoffnungen. Vermeintlich stetige Abwärtsentwicklungen flachten auch wieder ab oder drehten sogar, trotz oder wegen zunehmender Konkurrenz durch neue Medien. Der Abfall der österreichischen Tageszeitungsauflage in den 1950er Jahren und der nachfolgende Aufstieg parallel zum Aufstieg des neuen, von Zeitungen gefürchteten Mediums Fernsehen ist ein Musterbeispiel dafür.

Zweckoptimistisch gehe ich davon aus, dass wir in den nächsten Jahren in einem überwiegend demokratisch organisierten Österreich in einem ebensolchen Europa leben werden, allerdings für einige Zeit mit einer besonders populistisch agierenden Regierung. Gerade diese Phase wird die Zivilgesellschaft und die Oppositionsparteien in der Einsicht stärken, dass wir die Grundversorgung mit exzellentem, das heißt vielfältigem und kritischem Journalismus sicherstellen müssen.

Gut gemachte Zeitung: ein Gefäß für Qualität

Die durch die digitale Konkurrenz zunehmend bedrohten Printmedien werden über die Jahre zwar weiter quantitativ im weniger qualitäts­orientierten Massenbereich an Bedeutung verlieren. Aber die österreichische Gesellschaft könnte sich, eine Idee von Jürgen Habermas aufgreifend, dafür entscheiden, dass ein Teil der täglich und wöchentlich erscheinenden General-Interest-Printmedien des Qualitätssektors künftig teilweise öffentlich-rechtlich finanziert wird. Durch
Mäzene finanzierten Qualitätsjournalismus halte ich nach dem Addendum-Abenteuer vorerst für unwahrscheinlich.

Eine gut gemachte Zeitung ist ein Gefäß, ein Behältnis für Qualität. Trinken wir alle besten Kaffee oder Tee in Zukunft aus dem Plastik- oder Papierbecher, nur weil das jetzt ein Teil der Bevölkerung tut? Ich bin mir sicher, viele werden weiter Tassen benützen und manche die Tassen erstmals achten. Bei Zeitungen und vor allem Zeitschriften werden viele von uns noch mehr als heute auf das Papier, die Gestaltung, die gesamte Komposition schauen. Denn Inhalt und Form korrespondieren. Klar ist, mattem und mangelhaftem Journalismus hilft auch die beste Verpackung nicht. Bester Journalismus ist die Voraussetzung, dass Medien auch in der gedruckten Form in Zukunft gerne genutzt werden, um sich zu informieren und zu bilden.

Es gibt auch weiterhin genug Situationen im Leben, in denen wir uns scheuen, unser Smartphone – die Empfangs- und Kommunikationszentrale vermeintlich jeglicher künftiger Mediennutzung – unbeaufsichtigt zu lassen. Die während des Schwimmens im See oder Meer auf der Matte liegen gelassene Print-Lektüre läuft weniger Gefahr, begehrtes Objekt von Dieben zu werden. Zudem ist die Lesbarkeit eines Printmediums stabil. Wer will im wunderbarsten Sonnenschein auf der Liegewiese auf das Display eines Smartphones oder anderen Bildschirmgerätes schauen, wenn es auch besser lesbare Printprodukte gibt? Das ist nur ein Beispiel für die bessere Benutzerfreundlichkeit des Gedruckten.

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