Social Media, nein danke!

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Virtual reality-Pionier Jaron Lanier polemisiert gegen die Sozialen Medien.

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Virtual reality-Pionier Jaron Lanier polemisiert gegen die Sozialen Medien.

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Einst war er einer der Gurus der virtual reality, er gilt auch als Schöpfer dieses Begriffs. Dann wurde er zum Kritiker der Implikationen, welche die digitalen Revolutionen über die (Welt-)Gesellschaft bringen. Dafür wurde Jaron Lanier 2014 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Auch Laniers neuestes -medienkritisches - Buch, "Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst", hat es in sich - und bestätigt und bestärkt einen Social-Media-Skeptiker voll und ganz. Und bringt auch anderwärtig gestrickte Zeitgenossen zum Nachdenken.

Vorweg: Natürlich sind apodiktisch anmutende Aussagen, wie sie schon der Titel des Bandes bereithält, cum grano salis zu genießen. Aber den Diagnosen, die dieser Autor stellt, ist eigentlich nichts entgegenzuhalten.

Es geht in den zehn Lanier'schen Thesen schon ans Eingemachte: Schon die erste -"Du verliert deinen freien Willen" - hat es in sich. Und hat nichts mit dem üblichen Genörgle an modernen Entwicklungen zu tun, sondern mit der Weisheit eines Zauberlehrlings, der selber genug an der digitalen Hexerei ausprobiert hat.

Die aktuelle Gesellschaftsdiagnose fällt nüchtern und wenig positiv aus: Humanistische Werte, Freiheit, Demokratie, Menschenrechte -all das scheint wie auf einer schiefen Ebene von der gesellschaftlichen und politischen Realität wegzurutschen. Dass dafür wesentlich die Social Media verantwortlich gemacht werden, scheint aber eine eher eindimensionale Begründung für den besorgniserregenden gesellschaftlichen Wandel zu sein.

Wider die Zerstörung der Welt

Doch wer sich die kleine Mühe (das Büchlein ist schnell gelesen) macht, die Argumente des Cyberphilosophen durchzudenken, der wird nicht umhin können, ihm Recht zu geben und tatsächlich zu überlegen beginnen, wie man aus dem Social Media-Wahnsinn aussteigen kann.

Dass etwa die guten Sitten, so etwas wie "Anstand" im anonymen "Diskurs" verloren gehen (bei Lanier heißt das "Social Media macht dich zum Arschloch"), ist noch das vergleichsweise geringste Problem. Aber dass die Manipulationen der via Algorithmen gesteuerten Social Media das politische Gefüge insgesamt zerstören, ist nicht nur eine Horrorvision, sondern, wenn man es genau betrachtet, längst Wirklichkeit.

Social Media, so weitere Thesen, "tötet dein Mitgefühl" oder "macht dich unglücklich" oder "macht Politik unmöglich": Lanier argumentiert dies schlüssig durch. Und erwiest sich dennoch nicht als Totalverweigerer der modernen Technologien. Aber seine Überzeugung, dass man die großen Player wie Google oder Facebook nur dadurch zwingt, sich im Sinne ihrer User zu verändern, indem man das Geschäftsmodell zumindest zeitweilig ruiniert, hat etwas für sich. Und das heißt eben nichts weniger, als eben zumindest zeitweise raus aus Facebook &Co. zu gehen.

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