„Immer auf der Höhe der Zeit“
„Allgestalter der Wiener Moderne“: Das MAK begeht den 70. Todestag des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Künstlers, Designers und Architekten Otto Prutscher mit einer faszinierenden Schau.
„Allgestalter der Wiener Moderne“: Das MAK begeht den 70. Todestag des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Künstlers, Designers und Architekten Otto Prutscher mit einer faszinierenden Schau.
Die Überväter der Wiener Moderne waren andere. Dennoch war Otto Prutscher ein wichtiger „Allgestalter“ in Wien um 1900, wie das MAK eine Ausstellung anlässlich des 70. Todestages des Künstlers nennt. Einer, der als Designer, Architekt, Ausstellungsmacher, Professor an der k. k. Kunstgewerbeschule und Mitglied aller wichtigen Reformbewegungen der Zeit von Secession bis Werkbund und Wiener Werkstätte wirkte, der aber nicht durch Avantgarde auffiel, sondern solide auf der Tradition aufbauend hohe Qualität lieferte. Und dies in der ganzen Breite der angewandten Kunst: Ob Villa oder Klingelknopf, Gemeindebau oder Tintenzeug, Vitrine oder Glaskrug, seine im MAK ausgestellten Arbeiten sind mannigfaltig in jeglicher Hinsicht.
Handwerklich fundiert
Prutscher war „sehr aufnahmefähig für zeitgenössische Tendenzen, gleichzeitig die Tradition hochhaltend. Damals sollte alles seine ästhetische Gestaltung haben, Prutscher war der richtige Mann, um diese verlässlich zu liefern“, sagt MAK-Kurator Rainald Franz. Nicht von ungefähr arbeitete Prutscher als einflussreicher Designer für die Wiener Werkstätte ebenso wie für die Firmen Bakalowitz, Backhausen, Augarten, Thonet und Johann Loetz Witwe. Und das „immer auf der Höhe der Zeit“, wie Franz unterstreicht. „Er machte alle Ismen mit, vom strengen Geometrismus der Wiener Werkstätte über den Klassizismus und das Neobiedermeier bis zum österreichischen Art Deco. Florale Muster finden sich ebenso wie Karooptik und Liniendekor. Er war die solide Kraft, die solche Stile zwar nicht erfand, aber festigte.“ Was Wunder, dass einige der Entwürfe Prutschers sogar noch heute hergestellt werden, beispielsweise ein ausgestellter Buckelkrug. „Wir möchten zeigen, dass sein Œuvre nicht tot ist, sondern dass seine zeitlosen Entwürfe bis heute funktionieren“, sagt Franz.
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