3.30 - © Filmarchiv Austria

„3.30 PM“: Der Wüst’sche Blick ist unbestechlich

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Der Arthousefilm „3.30 PM“ zeigt, wo Wien sich erweitert und dennoch immer noch eine Gstätten ist.

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Der Arthousefilm „3.30 PM“ zeigt, wo Wien sich erweitert und dennoch immer noch eine Gstätten ist.

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Schon die Diagonale 2019 widmete Ludwig Wüst – Tischler, Bildhauer, Theater- und Filmregisseur – ein Tribute. Für sein jüngstes kinematografisches Opus „3.30 PM“ gab es 2021 den Diagonale-Preis für die beste künstlerische Bildgestaltung. Nun läuft der in typischer Wüst-Manier daherkommende Film auch im regulären Programmkino-Angebot an.

Die Freunde Mark und Anthony treffen sich in Wien nach 15 Jahren wieder. Aber nicht nur verklärte Vergangenheit ist das Thema, sondern ein traumatisches Erlebnis, das sich erst im Lauf des Films herausschält. So die lakonische Synthese der Handlung, die bei Wüst ja immer mehr das Mittel zum Zweck darstellt, um Beziehungen wie Beziehungslosigkeit aufs filmische Tapet zu bringen sowie die Folie darzustellen, auf der sich ein furioser Bilderreigen abbilden lässt.

Was an „3.30 PM“, der gewiss der Kategorie Arthousefilm, der nicht auf den ersten Blick zugänglich wird, zuzuordnen ist, besticht, ist die Verschränkung der Locations, an denen die dürre Handlung stattfindet: Da ist die Gstätten des Wiener Nordbahnhofgeländes, das sich als Stadterweiterungsgebiet im Umbruch befindet, aber im Wüst’schen Blick als grindig urbane Landschaft herhält. Dann der Prater und schließlich ein renovierungsbedürftiges Haus im Südburgenland, an dem die alten Freunde ihre Gegenwart auslassen. Einer der Protagonisten ist mit einer Bodycam ausgestattet, die die zwischenmenschlichen Tragödien und das entsprechende Zueinander so zur Geltung bringt, dass der/die Zusehende, ob er/sie will oder nicht, in die Perspektive des/der Teilnehmenden gezwängt wird. Sperrig, aber grandios.

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