"Exile Family Movie": Welt im Marmeladeglas

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Arash macht "Werbung für ,normale' Moslems" - mit Hilfe seiner Dokumentation "Exile Family Movie", die dem Exil mit Humor begegnet.

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Arash macht "Werbung für ,normale' Moslems" - mit Hilfe seiner Dokumentation "Exile Family Movie", die dem Exil mit Humor begegnet.

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Ich werde mit dir kämpfen - genauso, wie ich mein Leben lang für meine Ideale gekämpft habe." - Der Vater spricht zu einem Marmeladeglas, das sich nicht öffnen lässt; das genauso stur sei wie ein Diktator. Der Sohn hält seine Kamera auf die Szenerie, wie er es viele Jahre lang machen soll: zwischen 1994 und 2006 fängt Arash familiäre Momentaufnahmen ein. Belege dafür, welche Bedeutung Humor in dieser Familie einnimmt. Humor als Überlebensmotor? - 1982 musste die Familie aus politischen Gründen aus dem Iran fliehen. Arash ist neun Jahre alt. Als er genauso viel Zeit in Österreich wie im Iran verbracht hat, stellt er sich "die klassische Migranten-Identitätsfrage": "Werde ich ab jetzt jeden Tag mehr zum Österreicher?" - Eine als Pilgerfahrt getarnte Reise nach Mekka gibt Aufschluss: Die Großfamilie trifft aufeinander: Es wird gelacht, geredet, gestritten, gefeiert, viel umarmt und geküsst. Erstmals seit 20 Jahren ...

"Exile Family Movie" erlaubt einen seltenen Blick auf eine "exemplarische Flüchtlingsgeschichte": Die ursprünglich privaten Erinnerungsvideos setzen sich zu einer berührenden Dokumentation über eine sympathische Familie zusammen, die eine Menge über Vorurteile und Akzeptanz zu erzählen vermag. Denn auch wenn ein Familientreffen dokumentiert wird, so prallen doch die westliche und muslimische Welt aufeinander: Im Mikrokosmos der Familie findet sich die Weltpolitik wieder.

Arash nennt seinen Film auch augenzwinkernd "Werbung für ,normale' Moslems"; ein Plädoyer dafür, dass man friedlich nebeneinander leben kann. Sein Versuch, das Publikum "näher an das Leben unbekannter AsylantInnen heranzuführen", die von der Boulevardpresse gern auf Drogendealer und Terroristen beschränkt werden, ist geglückt. Besonders durch die Fröhlichkeit, mit der Ernsthaftes vermittelt wird. Arash weiß, "dass man dadurch viel mehr bewirken kann als mit einem Betroffenheitsfilm über die armen Flüchtlinge. Und auch wenn ich damit nicht die Welt ändern kann: vielleicht zumindest das Bewusstsein."

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