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„Tár“: Die Macht der Dirigentin

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Eigentlich ist Todd Fields Filmbiografie der ersten Chefdirigentin eines großen Symphonieorchesters durch und durch fiktiv. Aber gleichzeitig realitätsnah, wie ein Film nur sein kann.

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Eigentlich ist Todd Fields Filmbiografie der ersten Chefdirigentin eines großen Symphonieorchesters durch und durch fiktiv. Aber gleichzeitig realitätsnah, wie ein Film nur sein kann.

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Der größte Charme von Todd Fields monumentalem Biopic „Tár“ ist, dass das Porträt der ersten Chefdirigentin eines großen Orchesters völlig fiktiv ist: Lydia Tár, die der Film porträtiert, gibt es in Wirklichkeit nicht, aber Field erzählt seine Geschichte so, als ob das alles genau so und nicht anders passiert wäre: der rasante Aufstieg in die Männerdomäne Chefdirigent, die Allüren als Orchesterleiterin in Berlin und Professorin an der renommierten New Yorker Juilliard School; dann das aufreibende Gefühlsleben mit der Partnerin, daneben aber auch andere Beziehungen, die jedenfalls auch zu einem tragischen Ende führen, das wiederum die Karriere der Protagonistin bedroht.

Dieses ganze Leben findet nur im Film statt, aber Todd Field gelingt darin eine Realität, die mit der „wirklichen“ Wirklichkeit des E-Musikbetriebs mehr zu tun hat, als man auch diesem Regisseur zutrauen würde. Insbesondere die Verschränkung einer noch künftigen Realität, dass nämlich – endlich! – eine Frau als Chefdirigent eines renommierten Orchesters interferiert mit den Mühen der Ebene, die dieser Job mit sich bringt, gelingt auf eine geniale Weise.

Man kann natürlich einwenden, dass vieles am Verhalten der Lydia Tár typisch „männlich“ ist und von daher keineswegs „innovativ“ scheint. Aber auch das ist doch aus dem Leben gegriffen: Denn die Ausbeutung und das Machtgefälle zwischen sakrosankter Orchesterleiterin und den von ihr dirigierten Musiker(innen)n hängt nicht davon ab, dass hier einmal der Geschlechtergerechtigkeit Genüge getan wird. Lydia Tár ist das geworden, was sie ist, weil sie so ist, wie sie ist – machtbewusst. Und mit Leichen, die ihren Weg pflastern.

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