Römische Sommerpartie. Eine Klarstellung

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Letzten Donnerstag verbreitete das vatikanische Presseamt eine 15-zeilige Erklärung zum Synodalen Weg in Deutschland. Ohne Absender, Datum oder Unterschrift. Ebenso wenig wird ein Anlass genannt.

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Letzten Donnerstag verbreitete das vatikanische Presseamt eine 15-zeilige Erklärung zum Synodalen Weg in Deutschland. Ohne Absender, Datum oder Unterschrift. Ebenso wenig wird ein Anlass genannt.

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Während sich am vergangenen Donnerstag in römischer Sommerhitze die italienische Regierung auflöste, kühlte der Vatikan den Synodalen Weg in Deutschland mit einem Mahnschreiben „zur Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes und der Ausübung des bischöflichen Amtes“ ab. Vor dem deutschen Synodenherbst regelt die römische Kurie die katholische Normtemperatur. Also heißt es: „Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt.“ Und weiter: „Der ‚Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.“ Wer meint, die Aussagen doppelten sich, muss sie in die richtige Reihenfolge bringen. Das erste Zitat stammt aus der Satzung des Synodalen Wegs, das zweite aus der vatikanischen Verlautbarung, unter der schlicht der „Päpstliche Stuhl“ als Verfasser zeichnet. Zum einen darf man raten, wer sich hinter dieser Autorschaft verbirgt, zum anderen muss man rätseln, warum man in kurialen Kreisen kritisiert, was der Synodale Weg betont: Keine Eingriffe in bischöflichen Leitungskompetenzen, die das Kirchenrecht außer Kraft setzen! Liest man in Rom nicht, was sich der Synodale Weg vorgibt? Oder will man nicht glauben, was auch Bischöfe beteuern?

Gegen kuriale Vorurteile nichts auszurichten

Die kuriose Anlage der neusten römischen Intervention verwickelt auch das synodale Projekt des Papstes in einen Widerspruch. Franziskus betont kirchliche Hörbereitschaft. In Rom scheinen synodale Klarstellungen gegen kuriale Vorurteile indes nichts auszurichten. Was hilft es, gemeinsam mit evangelischen Glaubensgeschwistern festzuhalten, dass es sich beim Synodalen Weg nicht um einen Protestantismus zweiter Klasse handelt, weil er am bischöflichen Traditionsbezug festhält und Beschlüsse eine episkopale Zweidrittelmehrheit verlangen? Was nützt es zu erinnern, dass sich das deutsche Projekt als Teil der weltweiten synodalen Wege begreift und dabei ortskirchliche Kompetenzen nutzt, aber eben keine Nationalkirche im Sinn hat? Dass es nicht um eine altkatholische Abzweigung geht (vgl. dazu Ulrich Körtner in FURCHE 29, Anm.), weil der Synodale Weg auf dem Boden des 2. Vatikanischen Konzils steht?

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