Das "Wir" der Feste

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Betrachtungen zum muslimischen Ramadan-Fest.

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Betrachtungen zum muslimischen Ramadan-Fest.

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Facebook, Twitter & Co spielen im interkulturellen und interreligiösen Dialog eine wichtige Rolle. Am vergangenen Sonntag begann das muslimische Ramadanfest, und ich beobachtete als Facebook-Nutzer, wie viele Nichtmuslime Glückwünsche an Muslime posten. Eine sehr schöne Geste, die sich seit einigen Jahren immer mehr etabliert.

Auch immer mehr Muslime posten ­ihre Gratulationen zu Weihnachten und Ostern. Ich erwische mich manchmal dabei, wie ich zum jeweiligen Fest, egal ob christlich oder muslimisch, immer wieder mit den Worten gratuliere: „Ich wünsche uns allen …“, denn ich fühle mich unwohl dabei, nur einer bestimmten Gruppe zu gratulieren. Ich verstehe allerdings den Einwand, dass man bei einem Geburtstag ja auch nur dem Betroffenen gratuliert. Allerdings geht es hier meines Erachtens um etwas anderes.

Es geht um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Gerade Feste spielen dabei eine zentrale Rolle, sie bringen Freude und Optimismus mit sich. In einer pluralen Gesellschaft sollte die Freude eines Teils der Gesellschaft die Freude aller sein. Ich kenne inzwischen sehr viele muslimische Familien, die zu Weihnachten sogar einen Weihnachtsbaum schmücken und ihre Kinder mit Geschenken überraschen. Gerade für sie ist es oft befremdend zu erleben, wie andere Kinder feiern und Geschenke bekommen, sie aber nicht. Und dies mit der jeweils anderen Religionszugehörigkeit zu begründen vermittelt den Kindern, dass gerade Religionen Schwierigkeiten mit einem großen „Wir“ haben.

Ich will nicht missverstanden werden, dass alle dieselben religiösen Rituale praktizieren sollten und Religionen womöglich dadurch ihre Identitäten verlieren. Aber Religionen bieten viele unterschiedliche Anlässe, zu denen wir uns alle gegenseitig gratulieren, uns mit- und füreinander freuen und das „Wir“ zusammen erleben können.

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster.

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