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Heilen helfen
Das Hungerproblem habe sich von Asien nach Afrika verlagert, stellt die Welternährungsorganisation fest. Immer mehr internationale Hilfe ist in den letzten Jahren in den bedrohten Kontinent geflossen. Dennoch muß Er-nest Stern, Vizepräsident der Weltbank, eingestehen: „Wir haben in Afrika versagt, so wie alle anderen auch.”
1983 und 1984 waren Jahre besonderer Dürre in der Sahelzone, dem Gebiet südlich der Sahara. Die Trockenheit ist heute folgenschwerer als in früheren Zeiten, weil sich die Lebensgewohnheiten der Menschen und die Anbaumethoden geändert haben.
Jahrhundertelang war das Gebiet äußerst dünn und fast ausschließlich von Nomaden bevölkert. Sie lebten von der Jagd und ihren Herden. Auch damals gab es Eingriffe in die Natur: Brandrodung und Abholzung trugen zu einer laufenden — aber eher geringfügigen Verschlechterung der Lebensbasis bei. Diese verstärkte sich aber dramatisch nach der Ko-lonialisierung.
Seit damals wurde die landwirtschaftliche Produktion forciert. Die kargen Böden litten aber auch unter der Ausweitung der Herden. Wegen des großen Wasserbedarfs der Tiere reichten die Brunnen bald nicht mehr. Sie wurden tiefer gegraben, was zunächst Abhilfe brachte, langfristig aber den Grundwasserspiegel absenkte. Die Folgen: weitere Austrocknung, Rückgang der Vegetation, Klimaverschlechterung.
Negative Folgen hatte auch die Ausrichtung der Landwirtschaft auf den Export, etwa die Einrichtung von Erdnußmonokulturen. Sinkende Weltmarktpreise haben, wie eben derzeit, verheerende Folgen. Die Menschen wollen für den Bettel nicht mehr arbeiten, die Absatzkanäle sind nur schwer umzudirigieren.
Der Abzug der Kolonialmächte hat die Situation leider auch nicht verbessert. Stammesfehden und Machtkämpfe brachten weiteres Elend. ”Die neue Führung begünstigte außerdem im allgemeinen die städtischen Zentren, umwarb die dortigen Eliten und förderte damit die Landflucht, die ohnedies wegen der im ländlichen Raum erschwerten Lebensbedingungen nicht unbeträchtlich war.
Das Bevölkerungswachstum von derzeit rund drei Prozent ist ein weiteres Problem, liegt es doch deutlich über dem langj ährigen Zuwachs der Nahrungsmittelproduktion von nur 1,8 Prozent. Derzeit ist die Agrarproduktion sogar rückläufig.
In dieser Situation hat der Westen, vor allem die USA, Frankreich und Kanada, durch Weizenlieferungen die Not zu lindern versucht. So unbedingt notwendig diese Uberlebenshilfe heute auch ist, so wenig reicht sie aus, das Problem grundsätzlich zu lösen. Im Gegenteil: Je mehr sich Afrika auf diese Hilfe einstellt, umso mehr verliert es seine Selbstheilungskräfte.
Rund fünf Millionen Tonnen Getreide wurden jährlich in den achtziger Jahren geliefert. Sie führten zu einem Verfall der einheimischen Nahrungsmittelpreise mit der Folge, daß die Bauern zum Teil nur mehr für den Eigenbedarf sorgten, zum Teil in die Städte abwanderten. Außerdem verändern sich die Eßgewohnhei-ten der Bevölkerung: Man stellt sich auf Produkte um, die für Afrikas Böden zu anspruchsvoll sind.
So sehr also unmittelbare Rettung von Millionen vor dem Hungertod notwendig ist, so wenig darf man sich damit begnügen. Eine langfristige Hilfe müßte die Förderung des Anbaus traditioneller Getreidearten, besonders der Hirse, im Auge haben. Investitionshilfen müßten lokale Methoden verbessern, von den örtlichen Möglichkeiten ausgehen. Daher braucht Afrika vor allem Personal- und Finanzhilfe, um seine eigenen Möglichkeiten zu entdek-ken und zu entfalten. Solches geschieht oft sehr wirksam im Rahmen kleiner Projekte, die in Form von Partnerschaften abgewickelt werden.
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