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Sorgen vergessen

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1971 brachte eine Rekordgetreideernte, Sturmschäden und schlechte Witterung führten im vergangenen Sommer zu einem starken Rückgang der Ernteergebnisse. Trotz des verregneten Frühjahrs und der nicht sehr günstigen Witterung im Juli scheint die diesjährige Getreideernte wieder eine Ertragssteigerung zu bringen.

Grund für die diesjährige gute Ernte ist nicht nur das warme, trok-kene Schönwetter, das seit Anfang August eine trockene Einbringung der Ernte ermöglichte, sondern auch optimales Wetter zur Zeit des Wuchses — Schlechtwetter schadet dem österreichischen Fremdenverkehr also mehr als der Landwirtschaft. Besonders stolz sind die Landwirte auf die Tatsache, daß sie heuer bessere Ergebnisse als im vergangenen Jahr bei kleineren Anbauflächen er-reichen werden. Dabei hat neben der bereits erwähnten günstigen Witterung sicher auch das Saatgut und die immer besser werdende Düngung mit Kunstdünger ihren Anteil.

Während man in den Hauptgetreideanbaugebieten Österreichs, in Nieder- und Oberösterreich, mit einer sehr günstigen Weizen- und Roggenemte rechnet, sind die Vertreter der ländlichen Genossenschaften in ihren Prognosen über die Erfolge der Gersteernte eher zurückhaltend.

Nach ersten Schätzungen des österreichischen Statistischen Zentralamtes dürfte die Brotgetreideernte mit 1,31 Millionen Tonnen heuer um rund 30.000 Tonnen höher liegen als im Vorjahr, bei der Weizenernte wird es eine Steigerung um etwa 1 Prozent auf rund 880.000 Tonnen geben und die Roggenernte dürfte um etwa 3 Prozent auf 415.000 Tonnen ansteigen, der Ertrag bei Gerste dürfte um rund 47.000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr absinken.

Mit Überschüssen rechnet man in der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern aber trotz des guten Ernteergebnisses nicht: Der enorme Preisanstieg für eiweißhaltige Futtermittel veranlaßt nämlich viele Landwirte, einen Teil ihrer Ernte zurückzuhalten und dem Vieh zu verfüttern. Erste Beobachtungen haben ergeben, daß einige Bauern nur zwei Drittel ihrer Ernte abliefern, den Rest aber behalten.

Preislich dürften sich aber auch aus Überschüssen, die sich am ehesten bei Weizen ergeben könnten, keine Probleme ergeben: der Preisunterschied zwischen dem österreichischen und dem Weltmarktpreis ist gegenwärtig so hoch, daß billiger österreichischer Weizen reißenden Absatz im Ausland finden würde. Müßte man heuer, wie es im Vorjahr der Fall war, Qualitätsweizen importieren, so würde das eine erhebliche Belastung für die Landwirtschaft bedeuten: der Preisunterschied für Weizen liegt gegenwärtig bei 1.30 Schilling, vor einem Monat war er noch höher.

Alles in allem, die Landwirtschaft hat heuer ein gutes Jahr hinter sich gebracht, daß der im Frühjahr erhöhte Weizenpreis auch bessere Erträge garantiert, müßte die Bauern eigentlich einige andere Sorgen vergessen machen.

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