kk jr.jpg - © Bistum Mainz         Kardinal DDr. Franz König und Prof. Dr. Joseph Ratzinger auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil

Joseph Ratzinger: Warum ich in der Kirche bleibe

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Ein Bekenntnis.

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Ein Bekenntnis.

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Mit „Bekenntnis“ ist auch schon die prinzipielle Antwort auf die Frage des Themas gegeben: Ich bin in der Kirche, weil ich daran glaube, daß nach wie vor und unaufhebbar durch uns, hinter „unserer Kirche“ „Seine Kirche“ lebt und daß ich bei Ihm nicht anders stehen kann, als indem ich bei und in Seiner Kirche stehe. Ich bin in der Kirche, weil ich trotz allem daran glaube, daß sie zutiefst nicht unsere, sondern eben „Seine“ Kirche ist.

Ganz konkret gesagt: Die Kirche ist es, die uns, trotz all der Menschlichkeit der Menschen in ihr, Jesus Christus gibt, und nur durch sie können wir ihn als eine lebendige, vollmächtige, mich jetzt und hier fordernde und beschenkende Wirklichkeit empfangen. Henri de Lubac hat diesen Sachverhalt folgendermaßen formuliert: „Wissen diejenigen, die Jesus noch annehmen, obwohl sie die Kirche leugnen, daß sie ihn letztlich ihr verdanken? ... Jesus ist für uns lebendig. Doch unter welchem Flugsand wäre, zwar nicht sein Name und nicht sein Andenken, so doch sein lebendiger Einfluß, die Wirkung des Evangeliums und der Glaube an seine göttliche Person begraben ohne die sichtbare Kontinuität seiner Kirche? .,.“ Ohne die Kirche müßte Christus sich verflüchtigen, zerbröckeln, erlöschen.“ Und was wäre die Menschheit, hätte man ihr Christus genommen?

Diese elementare Erkenntnis muß am Anfang stehen. Was immer es in der Kirche an Untreue gibt und geben mag, wie sehr es wahr ist, daß sie des ständig neuen Maßnehmens an Jesus Christus bedarf, so gibt es doch keine letzte Entgegensetzung von Christus und Kirche. Die Kirche ist es, durch die er über die Distanz der Geschichte hinweg lebendig bleibt, heute zu uns spricht, heute bei uns ist als unser Meister und Herr, als unser Bruder, der uns zu Geschwistern vereint. Und indem die Kirche, sie allein, uns Jesus Christus gibt, ihn in der Welt lebendig anwesend sein läßt, ihn im Glauben und Beten der Menschen allzeit neu gebiert, gibt sie der Menschheit ein Licht, einen Halt und einen Maßstab, ohne den sie nicht mehr vorstellbar wäre. Wer die Gegenwart Jesu Christi in der Menschheit will, kann sie nicht gegen die Kirche, sondern nur in ihr finden.

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