Thomas Ruster zum Priesteramt: Katholische Gewaltenteilung
Der Dortmunder Dogmatiker Thomas Ruster skizziert eine radikale Neuerung des Priesteramts in der katholischen Kirche.
Der Dortmunder Dogmatiker Thomas Ruster skizziert eine radikale Neuerung des Priesteramts in der katholischen Kirche.
Ein Blick in die Debatten des deutschen Katholizismus zeigt: Immer mehr Stimmen, gerade auch aus der universitären Theologie, fordern mit wachsendem Nachdruck eine veränderte Gestalt von Kirche. Diese kirchenpolitische Großwetterlage hat faktische Ursachen: die personelle und intellektuelle Ausdünnung des Klerus, die signifikant rückläufigen Zahlen beim Gottesdienstbesuch und das dramatische Bewusstwerden des Ausmaßes sexualisierter Gewalt in der Kirche. Andere Gründe sind zumindest wahrscheinlich, etwa der virale Klerikalismus, das heißt ein ständisch strukturierter Hierarchiemissbrauch und spirituell verbrämte Machtverhältnisse.
Große Teile des Chors der Unzufriedenen kanalisieren sich nun im gerade begonnenen „Synodalen Weg“, einem Dialogprozess der deutschen Bischöfe mit ausgewählten katholischen Laien. Viele setzen Hoffnungen auf dieses ergebnisoffene Gespräch – andere zweifeln, ob dabei mehr und anderes herauskommen kann als aus ähnlichen früheren Versuchen. Jedenfalls wächst bereits die Ungeduld ob der altbekannten Weg-Metaphorik.
Nicht wenige der gegenwärtigen Probleme, so kann man vermuten, hängen mit der nicht vorhandenen Gewaltenteilung im System Kirche zusammen. Für eine solche plädiert nun ausführlich der Dortmunder Dogmatikprofessor Thomas Ruster (geb. 1955). Seine neue Studie empfiehlt eine katholische „Balance of Powers“ als Ausweg aus der Kirchenkrise und versteht sich zugleich als konkreter und leicht umzusetzender Umstrukturierungsvorschlag für die Leitungsstrukturen auf Pfarrei- und Gemeindeebene.
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