Hans, die Hauptfigur des Films „Koma“, lebt in einem Vorort Wiens. Er führt ein Leben, das einem Komazustand ähnelt. Nur scheinbar nimmt er daran teil. Er fährt Taxi, doch Fahrgäste sieht man nie. Seine Frau organisiert für ihn ein Geburtstagsfest, doch diesem bleibt er unentschuldigt fern. Hans hat ein quälendes Geheimnis, über das er nicht spricht. Bis er letztlich doch ausbricht. „Koma“ von Ludwig Wüst muss man schlicht als „verstörend“ bezeichnen. Mit radikal realistischen, niemals schönen Kamerabildern zeigt er fast dokumentarisch die Szenerie rund um die Hauptfigur. Es ist der innere Kampf eines vermeintlichen Normalbürgers, der es bei seiner Familie nicht mehr aushält und der eine andere Art von Leben braucht. Die minimal gehaltene Handlung schreitet nur langsam voran und vollzieht sich in einer Sprachlosigkeit, bei der das Zusehen schwer fällt. In seiner Kompromisslosigkeit des erbarmungslosen Draufbleibens erinnert Wüsts Film an die Arbeiten Michael Hanekes. „Koma“ ist mit Sicherheit schwere Kost, doch er liefert auch Anregung zur Diskussion.
Koma
A 2009. Regie: Ludwig Wüst Mit Nenad Smigoc, Claudia Martini. Verleih: Stadtkino. 82 Min.