Zeitlupe und Zeitraffer sind als Stilmittel des modernen Films heute nicht wegzudenken. Daß am Anfang der Zeitlupentechnik ein .‘hochbegabter, aber im stillen wirkender steirischer Priester stand, wissen heute nur wenige: Es war der im obersteierischen Eisenerz geborene August Musger, der als Professor für Freihandzeichnen, Mathematik und Physik am Grazer fürstbischöflichen Knabenseminar im Jahre 1904 einen „Serienapparat mit Spiegelrad“ patentieren ließ und damit zum Pionier der Zeitlupentechnik wurde.Musgers Serienapparat mit Spiegelrad setzte dem bis dahin störenden Flimmern des
Während die Wiedergeburt Gerd Bachers als Tiger vom Küniglberg im vergangenen Herbst als besonders listvoller Haupt- und Staatsstreich Nummer 1 der Volkspartei gefeiert wurde, ist man sich heute in der großen Oppositionspartei nicht mehr so sicher, ob die ÖVP damals die Sozialisten oder sich selbst aufs Eis geführt hat.Nicht zu bestreiten ist jedenfalls, daß derzeit eine sehr ausgiebige Programmunlust die sommerlichen Gefilde durchstreift; nicht selten schlägt diese Unzufriedenheit - zumal in „schwarzen“ Kreisen - in eine AntiBacher-Haltung um. Wohl unter dem Motto: Bacher, der
Ein Kleinod für musikalische Feinschmecker ist die neue Schallplatte, die im Rahmen der bereits traditionellen Schielleite-ner (Oststeiermark) Barockabende gemeinsam mit dem burgen-ländischen ORF-Landesstudio produziert worden ist: „Mit Trompeten und Posaunen“ bringt vorwiegend Bläsermusik des 17. und 18. Jahrhunderts und ist ein interessantes Zeugnis der Musizierpraktik dieser Zeit.MIT TROMPETEN UND POSAUNEN, mit Werken von Henry Purcell, Johannes Pezel, Giovanni Battista Gordigiani, William Byrd, Melchior Franck und Heinrich I. F. Biber; Bläserkreis der Hochschule für Musik und
Selten gelingt es, sachliche und objektive Information gemeinsam mit persönlichem und Versöhnlichem Bekennertum in glaubwürdiger Form zwischen zwei Buchdeckeln unterzubringen: Fritz Bock, dem hervorragenden Österreicher, langjährigen Regierungsmitgüed und Architekten des österreichischen Weges im Rahmen der Europäischen Integration, ist ein solcher seltener Wurf gelungen.Er legt Rechenschaft über den im wesentlichen unter seiner Ministerschaft vorbereiteten Brük-kenschlag von der EFTA hin zur österreichischen EG-Politik, zeichnet pointierte Skizzen zur österreichischen
Der in London lebende Autor ist keiner jener in elfenbeinernen Türmen sitzenden Weltuntergangs-Prediger, die mit angeblich wissenschaftlicher Akribie eine totale Apokalypse herbeischreiben. Ronald Higgins sieht die Welt mit den Augen des Regierungsbeamten, des britischen Diplomaten, des führenden Journalisten (beim „Observer“), des freien Schriftstellers. Die Politik des modernen Pragmatismus ohne längerfristige Perspektiven erinnert ihn an ein Schiff, das im Ozean treibt, ohne Zielhafen, ohne Ankerplatz.Sechs tödliche Gefahren umlauern dieses Schiff, das wie weiland Noahs Arche die
Im Schatten des in seinen letzten Zügen liegenden Wahlkampfs hat die Länderkonferenz der „Gewerkschaft öffentlicher Dienst“ letzte Woche an einem heißen Gewerkschafts-Eisen gerührt: an der Urwahl. Erhoben wurde die Forderung nach Urwahl (Wahl auch der obersten Gewerkschafts-Gremien durch alle Mitglieder und nicht durch Wahlmänner) von der „Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter“ (FSG), die nur in dieser einen Fachgewerkschaft in der Minderheitsposition ist.Die im öffentlichen Dienst dominierende „Fraktion Christlicher Gewerkschafter“ (FCG) unter Bundesrat Rudolf Sommer
Für die meisten Politiker sind Belangsendungen zumindest nach außen hin belanglose Sendungen. Auch Josef Taus und Hannes Androsch meinten kürzlich, wenn es nur nach ihnen ginge, könnte man ruhig darauf verzichten.Eigentlich ist das gar nicht so verwunderlich: All jenen, denen wirklich die Mündigkeit des Bürgers am Herzen liegt und die sich für die Unabhängigkeit und Objektivität des elektronischen Monopolfunks gar so stark machen, müßte in Wahlzeiten die Schamröte ins Gesicht steigen. Die Unbarmherzigkeit, mit der wehrlose Zelluloidstreifen zu Belangsendungen zusammengezwungen
„Ich habe jetzt wieder vier Jahre geschwiegen.“ Mit dieser Formulierung meldete sich kurz vor dem Wahlkampf-Schlußpfiff jener Mann zu Wort, der 1966 mit seiner Regierungs-Mannschaft den Schritt von der Großen Koalition zur ersten Alleinregierung Österreichs gewagt hatte: Altbundeskanzler Josef Klaus.Was er seinen Zuhörern in Tuttendorf! bei Korneuburg am 26. April zu sagen hat, klingt sehr ernst: „Ich möchte die Frage beantworten, warum ich für eine Konzentrationsregierung eintrete: Wir haben derzeit einen Notstand. Es wird in der nächsten Periode vor allem um die Budgetsanierung,
„Jede bisherige Umstellungsphase des Bundesheeres hatte zwangsläufig große Probleme mit sich gebracht, die nie alle vorher erfaßbar waren, geschweige denn alle gleichzeitig gelöst werden konnten.“ Diese Worte stammen nicht von einem böswilligen Kritiker, der ausschließlich die Verteidigungspolitik der derzeitigen Regierung schlecht machen will. Im Gegenteil: Sie stammen von Generaltruppeninspektor Hubert Wingel-bauer, ausgesprochen anläßlich der Abschlußfeier für den 8. Generalstabskurs.Wingelbauer, der von Umstellungsproblemen- im Zusammenhang mit dem Ubergang vom Rahmenheer
Als eigenständige politische Kraft hat er in Österreich kaum eine Chance. Er ist aber modern, klingt gut, alle im Parlament vertretenen Parteien haben ihn auf die Visitenkarte geschrieben. Aber man traut ihm eher zu, Wählerstimmen zu fangen als etwa soziale Probleme zu lösen: Der Liberalismus österreichischer Spielart.Um dieses in Österreich unterentwickelte politische Pflänzchen und um viele andere Fragen ging es in einer Forumsdiskussion über „Christen und Liberale in politischer Konfrontation und Kooperation“. Teilnehmer: Univ.-Prof. Wolfgang Mantl, der sozialistische
Am Wochenende hat nun auch die Volkspartei mit ihrem „Österreich-Kongreß“ den offiziellen Startschuß für die achtwöchige Intensiv-Wahlkampfphase gegeben. Ähnlich wie die SPÖ hat auch die Volkspartei in den Tagen zuvor die endgültigen Kandidaten-Listen unter Dach und Fach gebracht. Unter den 364 Kandidaten finden sich zahlreiche Nachwuchs-Politiker, aber nur wenige von ihnen dürfen mit einem sicheren Mandat rechnen. Nach Frauen muß man überhaupt lange Ausschau halten.
Zu des „Schulfunks Mistblumen“ (Staberl in der „Kronen-Zeitung“) haben sich inzwischeneinige Dotterblumen gesellt, die bekanntermaßen in sumpfigem Gelände besonders gut gedeihen; neuerdings also auch wieder im ORF.Auslösendes Moment für das zum Valentinstag gerade rechtzeitige Auftauchen der Mist- und Sumpfdotterblumen war eine als „Schulfunksendung“ deklarierte Produktion des Landesstudios Steiermark: Den Jugendlichen wurde ein „Gedicht“ des „Dichters“ Gerhard Rühm aufgetischt, in dem sich eine auf den Rasen scheißende Tulpe noch am vornehmsten benimmt. Andere Blumen
Die Volkspartei wird sicher dankbar sein, daß in letzter Zeit die Diskussion um die Arbeiterabfertigung durch den Spruch der Verfassungsrichter und diverse Rechnungshof-Bomben „zugedeckt“ worden ist. Denn in ihrer Angst vor dem großen sozialistischen Wahlzuckerl hat sich die ÖVP die längste Zeit nicht zwischen Rechthaberei, hinhaltendem Widerstand und Flucht nach vorne entscheiden können.Der nun von Sozialsprecher Walter Schwimmer in wahl-kampfbedingter Einigkeit mit Wirtschaftssprecher Otto Keimel präsentierte ÖVP-Entwurf für einAbfertigungs-Sicherungsgesetz hat gewiß seine
Deutlicher als je zuvorführt der vorläufig noch unter der Budel gehandelte Rechnungshofbericht 1977 vor Augen, wie „hautnah“ die Parteien mit ihrem Schlagwort-Arsenal an der Front des politischen Alltags operieren:Im Bereich des Baupersonals der Post kommen auf einen Aufpasser nicht einmal zwei Arbeiter. Änderungsversuche werden von der Personalvertretung blockiert.Meint dies ein Inserat des ÖGB: ,flicht jeder Arbeitsplatz kann garantiert werden. Aber jeder, der arbeiten kann und will, soll Beschäftigung finden.“Nach Aufsichtsratsprotokollen und Zeugenaussagen hat ein
Daß ungeachtet der jüngsten personellen Weichenstellungen im Wiener Rathaus die Diskussion um eine bürgernahe und wirksame Stadtverwaltung weitergeht, ist als ein ermutigendes Zeichen zu werten.Albrecht K. Konecny etwa bemängelt in der „Zukunft“, daß durchaus naheliegende und realisierbare Ziele in der Gemeindeverwaltung den utopischen und langfristigen Perspektiven geopfert würden. Die „alte Handwerkelei“ sei sicher kurzsichtig gewesen, aber sie habe immerhin Benutzbares geschaffen, was Konecny von der modernen Wiener Stadtplanung nicht behaupten kann: Wien „wäre eine schöne
Vor der Nationalratswahl 1979 soll's keine Zuckerln fiir die Wähler geben. Weil die Kassen leer sind, nichts zum Verteilen da ist, heißt es.Man konnte die Wähler im letzten Moment doch noch mit einem Zuckerl überraschen: Durch Verzicht auf die primitivsten Auswüchse des Wahlkampfes, der angeblich 100 Millionen verschlingen wird.Etwa auf den Plakat-Wahlkampf. Er ist in den Augen vieler Wähler nicht nur primitiv, sondern auch komplett überflüssig.Daß die Politiker grundsätzlich so photographiert werden, daß sie möglichst wenig Falten und Runzeln im Gesicht haben und nicht, daß man
Als ,Meilenstein in der Geschichte des österreichischen Straßenbaus“ wurde letzten Freitag die Verkehrsfreigabe des 14 Kilometer langen Arlberg-Stra-ßentunnels gefeiert.Als Meilenstein in der Geschichte des ORF“ (in der Berichterstattung über Meilensteine) könnte man die Szene bezeichnen, die in der „Zeit im Bild 1“-Sen-dung vom Freitagabend in den Mittelpunkt gerückt wurde: Die Verleihung der höchsten Auszeichnung des Landes, Tirol an Bundeskanzler Bruno Kreisky, Vizekanzler Hannes Androsch und Bautenminister Josef Moser.Bemerkenswert war vor allem die (einzige) Frage, die der
Der ORF hat dieser Tage freiwillig 20.000 Schilling als Buße gezahlt, weil ein Filmausschnitt aus einer „Wir“-Sendung über eine Mutter mit ihrem behinderten Kind ohne Einverständnis dieser Familie in einer zweiten Sendung über „Das Recht auf den eigenen Tod“ verwendet worden ist.In diesem konkreten Fall ist die Rechtslage klar: Hätte der ORF nicht gezahlt, wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit nach 78 des Urheberrechtsgesetzes verurteilt worden, wonach Bildnisse von Personen nicht gezeigt werden dürfen, „wenn dadurch berechtigte Interessen des Abgebildeten“ verletzt
Der erste Band der .Edition Kaleidoskop' stellt in mancherlei Hinsicht eine Premiere dar: Vor allem die mehrdimensionale Skizzierung der Szenen (von der Politik über die Gesellschaft bis zu Kunst, Literatur, Wissenschaft reichend), aber auch die vielen Farbbüder ziehen den Leser in ihren Bann.Die unvergeßliche Reise, zu der eine Reihe angesehener britischer Historiker einlädt, führt an die interessantesten Fürstenhöfe Europas zwischen Karl dem Kühnen und Maria Theresia. Wir begegnen den Habsburgern ebenso wie denTudors, machen die Bekanntschaft von Peter dem Großen, Ludwig XIV. und
Vor fast genau einem Jahr starb in seiner Tiroler Heimat, nicht ganz achtzigjährig, der frühere österreichische Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg. Als Staatsmann zwischen Dollfuß und Hitler, zwischen Bürgerkrieg und Anschluß, zählt er zu den Schlüsselfiguren der österreichischen Zeitgeschichte: und damit auch zum Kreis der „gefährdeten Personen“, deren persönliches Handeln, Leben und Leiden von Geschichtsschreibern der Jetztzeit umgeschrieben und in die gewünschten Formen gepreßt wird. „Ein Requiem in Rot-Weiß-Rot“ ist das bewegende Zeitdokument dieser Tage, das Kurt Schuschnigg selbst zu Wort kommen läßt.
„Gerade wir wären schlecht beraten, wenn wir das Österreich von heute ohne seine Vergangenheit betrachten wollten“, erklärte Vizekanzler a. D. Fritz Bock dieser Tage.Josef Taus ist schlecht beraten. Als höchster Repräsentant einer Partei, die sehr wesentlich am Aufbau der Zweiten Republik beteiligt war, und deren weltanschaulicher Vorläufer die Geschichte der Ersten Republik geschrieben hat,, blieb er am 60. Jahrestag der Gründung dieser Republik stumm.Wo doch sonst die ÖVP nicht so mundfaul ist. Letzte Wocheteilte die ÖVP durch Josef Taus etwa mit: „Nur 30 Prozent folgten dem
Nach überraschenden Antworten auf brennende Zeitfragen rund um Terror und Anarchie sucht der Romanautor Ernst Brauner: Wiewohl einzelne Teilbilder einer wunderlichen Geschichte nachgerade täglich den Kriminalberichten der Tageszei-tungen entnommen sein könnten, so unrealistisch muten dann wieder Schlußfolgerungen und aufdringliche Monologe der Hauptfiguren an.„Der Bund“ handelt von Gewalten, von Linksextremen, Rechtsextremen, Faschisten, Sozialisten, Geistlichen, Intellektuellen, Waffennarren: Sie alle sind als träumende Utopisten oder nützliche Idioten im Banne der „Stimme der
„Bitte, lieber Gott - sag nein zu Zwentendorf!“ Mit flehentlich zum Himmelvater gerichteten Augen ruft das kleine Mädchen von der Plakatwand.„Betet mit uns für einen Nein-Ausgang der Volksabstimmung am 5. November“, ruft die Katastrophenhilfe österreichischer Frauen zwentendorf unwillige Mitchristen zum gemeinsamen Gebet vor die Mariazeller Muttergottes.Jesus Christus hat im AntiAtom-Wahlkampf bisher keine Wahlreden gehalten.Die Atom-Befürworter lassen die Kirche (vorläufig) im Dorf. Dafür greifen sie anderswo tief in die Lade:Sie setzen auf den Kinderkreuz-zug: Wer „Ja“ zu
Für gehörige Bewegung in Österreichs gar nicht so sommerlicher Innenpolitik sorgte vor drei Wochen ein FURCHE-Interview mit Sozialminister Gerhard Weissenberg. Es ging um Fragen des Arbeitsmarktes: Ob durch eine Verkürzung der Arbeitszeit der drohenden Arbeitslosigkeit begegnet werden könne.„Ich glaube auch nicht, daß der ÖGB größeres Gewicht auf die weitere Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit, sondern eher der jährlichen Arbeitszeit legt“, gab der Minister vorsichtig zur Antwort. Mit seinen persönlichen Wunschvorstellungen hielt Weissenberg wohl aus gutem
Als Vorschlag zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit war den Vertretern von Gewerkschaft, Wirtschaft und Politik wohl noch keine Idee absurd genug, um nicht als Ei des Kolumbus präsentiert zu werden:Einmal soll die Arbeitslosigkeit durch pauschale Verlängerung der Schulzeit vermieden werden: Schüler bleib bei deinen Lehrern!Dann wieder sollen jene, die Arbeit haben, zugunsten der Arbeitslosen statt 40 nur 38 Stunden die Woche werken. Motto: Jeder schneidet eine Scheibe von seinem Schreibtisch runter. Für die Kollekte der Schreibtischlosen!Schließlich darf auch der Vorschlag nicht fehlen, die
Bleibt der passionierte Jäger schießfaul, steht seine moralische Bilanz auf minus“, schloß Kurt Dieman am 8. Juli seinen wöchentlich über das Hörfunk-Netz von Studio Niederösterreich des ORF ausgestrahlten Gastkommentar. Der Angesprochene war Vizekanzler und Finanzminister Hannes Androsch, gegen den SP-Mitglied Dieman eine Reihe von „Dum-Dum-Geschoßen“ richtete („wohlgeeignet, einen Politiker... bei lebendigem Leibe von innen her zu zerfleischen“), die zuvor vomAndrosch hat zwei Vorwürfe nicht entgegnet: Jenen, er habe (bereits als Finanzminister) an die Verstaatlichte ein
Jetzt haben wir den Salat: Lastkraftwagen an allen Grenzen, querstehende Sattelschlepper auf den wichtigen Durchzugsiraßen und als Draufgabe im ersten Gang dahinschleichende schwere Brummer. Österreich wird immer wieder hoch gepriesen ob seiner stabilen Wirtschaft und geringen Streikstunden. Kommt es aber einmal zu einer organisierten Aktion, dann vergreifen sich die Aktivisten nur zu leicht in der Tonart. Wenn sich die Frachter vom Finanzminister ungerecht behandelt fühlen, dann wären sie normalerweise des Mitgefühls aller Österreicher sicher. Steuern zählt niemand gerne, jeder meint
Die pharisäerhaften Saubermänner, die Richter über Vergangenheit und Zukunft, sind wieder hellwach. Jene, die sich dafür zuständig halten, ihre Mitbürger einzuteilen: in hervorragende, gute, durchschnittliche, weniger gute und miserable Österreicher.Selbst sind sie durchwegs hervorragende Österreicher. Österreicher der ersten Stunde sozusagen.Die Rede ist von den Sozialisten, die etwa nach Parteiveranstaltungen ihre erhobenen Fäuste ballen -zur optischen Untermalung der „Internationale“ und des „Liedes der Arbeit“. Schwurfäuste für Österreich, versteht sich.Nun sind die
Als ORF-Redakteur Rudolf Nagil-ler am Sonntag ÖVP-Obmann Josef Taus vorhielt, seine Partei und auch die Sozialisten seien in ihrem Verhalten in der Kernenergie-Diskussion „wahltaktisch determiniert“, sah man förmlich die zustimmend nickenden Köpfe der vor den Fernsehern sitzenden Österreicher. Weite Kreise der Bevölkerung ahnen bereits, was ihnen im kommenden Jahr blüht: Eine Wahlauseinandersetzung, die im Zeichen des Atom-Streits stehen wird.Das Verhalten der Sozialisten ist in der Frage Zwentendorf vielschichtig wie noch nie: Für praktisch jede mögliche Variante haben sie eine
„Wir brauchen, behaupte ich, nicht mehr Fachleute, sondern mehr Laien. Max Frisch sagt im gleichen Zusammenhang, daß ein Laie ein Mann sei, der sich in seine eigenen Angelegen-'heiten einmischt. In diesem Sinne glaube ich, daß wir bei der Fehlentwicklung unserer Städte nicht so ohneweiteres nur den Fachleuten und den Technikern, den Architekten und den Stadtplanem,, den Soziologen und Psychologen Vorwürfe machen dürfen. Die Laien <M die Bürger - haben sich zuwenig eingemischt.“Oder:„Der Stadtbürger wird zum Dauerläufer zwischen Wohnort und Kultur-, Kauf-, Erholungs-, Sport-,
Unter den besten Vorzeichen legte sich Bruno Kreisky unter das Messer der Chirurgen: Während seiner Absenz vom politischen Parkett werde ihm ohnehin nur das runde Leder aus dem fernen Argentinien die tägliche Show im Fernsehen abnehmen, wurde prophezeit.Kreisky habe genau gewußt, warum er sich ausgerechnet jetzt seine Steine aus dem Leib nehmen läßt, wurde versichert.Erlebt haben wir nun aber so etwas wie ein kleines österreichisches Wunder: es besagt nicht mehr und nicht weniger, als daß die heimische Innenpolitik doch nicht nur aus Bruno Kreisky besteht.Im Gegenteil'Zuerst ging in der
Den von der Rektorenkonferenz aufgelegten Ball (,JHi-veauverlust unter den Maturanten“) nahm die Schülerorganisation „Union Höherer Schüler“ (UHS) auf ihrem Bundestag am Wochenende in Salzburg auf: Nicht die Lehrer oder die Schüler sind demnach die Schuldtragenden, sondern zum einen die nach Ansicht der UHS völlig unzureichende Berufsberatung an den Schulen sowieanderseits die mangelnde Erziehung der Schüler zum selbständigen Arbeiten.Wer noch nicht allzu lange sein Maturazeugnis in Händen hält, kann sich vermutlich genau erinnern, wie die sogenannten Berufsberatungen, die von
Am 27. Mai wird der tatkräftige und selbstbewußte Mat-tersburger Richter Franz Sauerzopf aus den Händen von Franz Soronics ein schweres Erbe übernehmen: Die burgenländische Volkspartei. Nach einer monatelang geführten Soronics-Nachfol-ge-Debatte, der erfreulicherweise im Vergleich zu so manchen anderen Personalentscheidungen die üblichen Peinlichkeiten erspart geblieben sind, haben die schwarzen Königsmacher im Burgenland die Weichen gestellt.Daran, daß Franz Sauerzopf am 27. Mai mit großer Mehrheit neuer Landesparteiobmann und Günther Widder, der bisherige Bauernbund-direktor,
Viele Mitglieder der größten katholischen Akademikerorganisation Österreichs, des Cartellverbandes, sind gar nicht besonders unglücklich darüber, daß die in den letzten Wochen hitzig geführten Debatten über die Frage, ob der CV einen Anti-SPÖ-Paragraphen beschließen soll, möglicherweise in dieser Woche anläßlich der alljährlichen Cartellversammlung (diesmal vom 3. bis 7. Mai in Melk) enden werden wie das Hornberger Schießen: mit einem Kompromiß, der auf die Gültigkeit der bereits gefaßten Beschlüsse verweist, wonach zwar keine Partei für ein Mitglied des CV „verboten“,
Hedwig Pfarrhofer hat sich mit der vorhegenden Dokumentation über Friedrich Funder einer gerade für einen jungen Menschen reizvollen Aufgabe gestellt: Als Mitglied jener Generationen, die die vielen für alle echten Österreicher - freilich oft im Rückblick erst - finsteren Stunden in der ersten' Hälfte dieses Jahrhunderts nicht miterlebt haben, erzählt und analysiert sie den Weg eines großenPublizisten, der gleichzeitig ein großer und in vielen Dingen auch ein typischer Österreicher war.Freilich war es nur einer Handvoll Menschen vergönnt, eine so lange und so interessante Zeit - vom
Die in den letzten Wochen und Monaten spürbar kühler gewordene Auseinandersetzung um das Kernkraftwerk Zwebendorf wird nun ohne Zweifel wieder hitziger geführt: In der Sitzung desAtom-Unterausschusses ging es am Dienstag dieser Woche ausschließlich um die Frage der äußeren Sicherheit. Von seiten der Opposition bringt der ÖVP-Abgeordnete Fritz König diesbezüglich immer wieder die gleichen, für die Regierung derzeit aber unbeantwortbaren Fragen aufsTapet:Welche Alarmpläne gibt es für den Fall von Terroranschlägen auf das Kraftwerk Zwentendorf? Welche Vorkehrungen für den Transport
Rund 16,000 Jugendliche aus allen Windrichtungen wer-JL 1/ den sich heuer im Hochsommer in Kubas Hauptstadt Havanna ein Stelldichein geben: Die 11. Weltjugendfestspiele, diesmal mit der Losung „Für antiimperialistische Solidarität, Friede und Freundschaft“ haben gerufen. Was die Weltjugendelite, die sich fast ausschließlich auf kommunistische Organisationen beschränkt, unter der Parole „antiimperialistische Solidarität“ versteht, ist angesichts des Tagungsortes Havanna sowie der keineswegs friedvollen Präsenz der Kubaner auf dem afrikanischen Kontinent nicht schwer zu erraten:
Der weiß-grüne Landesparteitag der Volkspartei gestaltete sich am letzten Wochenende in mehrfacher Hinsicht zu einer Demonstration steiri-scher Stärke: Die 475 Delegierten bestätigten Landeshauptmann Friedrich Niederl mit 467 und LandesratJosef Krainer mit 437 Stimmen in überzeugender Form in ihren Funktionen als Lan-desparteiobmann bzw. geschäftsführender Lande-sparteiobmann.Aber auch die Anwesenheit der ÖVP-Spitzengarni-tur mit Josef Taus, Alois Mock und Erhard Busekstellte unter Beweis, daß Niederls Formel „Steirisch wählen, heißt eigenständig wählen“ (womit er andeutete,
„Trotz oder gerade wegen gelungener Lösungen im Bereich der Sozialpolitik wurden neue Erscheinungsformen sozialer Disproportionen sichtbar“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Anton Burghardt, geschäftsführender Obmann des auf sozial-reformerischem Gebiet immer wieder führenden Dr. Karl-Kummer-Institutes, auf der Katholisch-Sozialen Tagung 1978, die sich mit der „Neuen Sozialen Frage“ beschäftigte. Man konnte von der in Wien abgehaltenen Tagung den Eindruck mit nach Hause nehmen, daß die anläßlich dieser Tagung und schon zuvor von der FURCHE aufgegriffenen Problemstellungen sicher in
„Eigentlich habe ich mein Leben lang nichts gearbeitet. Ich will es weiterhin so halten“, versprach Noch-und-bald-schon-wieder-Präsident der Journalistengewerkschaft DDr. Günther Nenning im neuesten Neuen Forum seinen staunenden Verehrern. Allerdings hatte dieser Vorsatz Nennings nur recht kurze Beine: Er griff zur Schreibmaschine, pardon, er diktierte seiner Sekretärin einen Brief an die FURCHE. Günther Nenning bezieht sich darin auf die FURCHE-Kritik, auf dem Wiener Landestag der Journalistengewerkschaft hätten nicht wenige Jünglinge ihre Stimme abgegeben, „ohne dem zu
Zeichnet sich in der Auseinandersetzung rund um die Scheidungsreform nun doch knapp vor der Sperrstunde ein kleiner Silberstreifen am Horizont ab? Fast hat es den Anschein: Die Sozialisten reichen ein Papier herum, dem zu entnehmen sein soll, daß die Regierungspartei nicht halsstarrig sei, daß sie bereit sei, einmal selbst mit der Kirche, wenn schon nicht mit der Opposition ein Stück Weges zu gehen.Ursprünglich haben sich Christian Broda und Gen. dafür eingesetzt, daß nach fünfjähriger Frist jeder Ehepartner seine Koffer pak-ken kann; mit dem noch druckfeuchten Scheidungsdiplom im
Politikerprivilegien, Politikergehälter, Politikerautos haben stets dasselbe Schicksal zu erwarten (in Österreich zumindest): Sie sind Gegenstand von Neid, Mißgunst und Bauernfängerei.Einmal dominieren die Neider unter den Wählern, die dem Politiker jede einzelne Spesenrechnung vorhalten und von ihm erwarten, daß er seinen offiziellen Gast zur Würstelbude bittet.Ein andermal dominieren die Politiker, die aus dem Neidkomplex der Bürger offenbar politisches Kapital schlagen wollen.Ob es auch Politiker gibt, die ihr Privileg, ihr Vorrecht, in eigener Verantwortung auf das Maß zu
Österreichs Blutgruppe-0-Außenminister und Tolpatsch vom Dienst im Porzellanladen der internationalen Politik, Willibald Pahr, fällt nun die dankbare Rolle zu, etwas zu tun, was ihm kaum jemand verargen kann, etwas, wo er gar nicht viel falsch machen kann, obwohl er sich am Montag im Fernsehen in äußerst gewundenen Erklärungen zu Wort meldete: Er hat dafür zu sorgen, daß im Rahmen sehr genauer gesetzlicher Vorschriften innerhalb Österreichs und auch auf internationaler Ebene die entsprechenden Formalitäten für die Entsendung österreichischer Blauhelme in den Südlibanon ihren Lauf
Das Fortschrittskonzept der verflossenen Dekaden stößt an Grenzen. Die Sinnfrage steht wieder im Mittelpunkt der Diskussion: Was bedeutet erfülltesmenschliches Leben? Was heißt Lebensqualität? Nach dem vor fünf Jahren veröffentlichten Buch „Prognosen für Österreich“ legten nun die beiden Wissenschafter Christof Gaspari und Hans Millendorfer ihr neues Werk „Konturen einer Wende - Strategien für die Zukunft“ vor. Darin loten sie unser derzeitiges gesellschaftliches System nach seinen Schwachstellen aus, registrieren solche vor allem im außerökonomischen Bereich und reden
„Ein Bindeglied zwischen Menschen und Tschuschen... In Österreich holt man sich ja sogar noch aus Leichen Jubiläen...“ Gemeinsam mit anderen Podiumsdiskutanten stellt Chefredakteur Peter Klar vor den Teilnehmern - in der Mehrzähl noch studierende oder gerade fertig gewordene „Twens“ - des ÖCV-Se-minars „Das neue Österreich“ in Linz selbstkritische Reflexionen über Österreich an. In den Tagen zuvor sprach man über Geschichte und Politik der Ersten Republik, gab es Gespräche mit Persönlichkeiten, die damals „dabei waren“: darunter Karl Gruber und Franz ölah.Die
Mit seinem Interview in der Tageszeitung „Die Presse“ hat Österreichs mächtigster Doppelfunktionär Anton Benya wieder einmal auf ein leidiges Thema der österreichischen Innenpolitik aufmerksam gemacht: Benya warf in der Presse die Frage auf, wie eine VP-FP-Koalition „gegen eine starke Arbeiterbewegung regieren soll“. Befragt danach, ob er sich als Nationalratspräsident mit dieser Aussage nicht etwas weit vorgewagt hätte, ob er nicht in jedem Fall den Willen des durch die Abgeordneten repräsentierten Volkes zu respektieren hätte, meinte Anton Benya schlicht: Er habe diese
Nicht der legendäre Rütli-Schwur, der am Anfang der eidgenössischen Geschichte unserer westlichen Nachbarn stand, sondern der aus den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts stammende „Rüthi-Schwur“ der Vorarlberger Sozialisten macht der Bundesregierung schwer zu schaffen. Schwerer als sie zugeben möchte: Weil sich alle Vorarlberger Parteien stets vehement gegen die Planung des Kernkraftwerkes Rüthi im Rheintal, nahe der österreichischen Grenze und nahe dem rheintalischen Industriezentrum, auf die Hinterfüße gestellt haben, war es für die Vorarlberger Sozialisten sozusagen Pflicht, auch gegen Zwentendorf sturmzulaufen.
Vor einigen Jahren noch sorgte die Nachricht, daß ein Agnostiker Botschafter beim Heiligen Stuhl werden wollte, für spöttisches Gelachter.Die Zeiten haben sich geändert: Ebenso wie die Zugehörigkeit zur berühmten Bluttgruppe Nuü ist heute die Marke „unzuständig und befangen“ nicht mehr gleichzusetzen mit gesellschaftlicher und politischer Disqualifikation. Im Gegenteil.Angefangen hat's recht harmlos mit Nicht-Autofahrer Erwin Lanc als Verkehrsminister - er war immerhin auch für die Bahn zuständig, und mit der darf jeder fahren.Als nächster Unzuständiger betrat Otto Oberhammer
Während Wiens Bürgermeistei Leopold Gratz erst vor weniger Tagen von Papst Paul VI. in Privataudienz empfangen wurde, um, wie die Volkspartei behauptet, im herannahenden Gemeinderatswahlkampf auch für die Katholiken ein geeignetes Propaganda-Photo bereit zu haben, brechen in der Bundeshauptstadt die alten Gräben zwischen SPO und Kirche bedauerlicherweise von neuem auf.Vor allem zwei Vorfälle sind es, die den ÖVP-Klubobmann im Wiener Rathaus, Fritz Hahn, veranlaßten, im Pressedienst seiner Partei zu erklären: „Wir fordern Bürgermeister Gratz als Wiener SPÖ-Obmann auf, endlich ein
Der Wiener Hochschulprofessor für Volkswirtschaft und Finanzwissenschaft Egon Matzner ist für die SPÖ eine gewinnbringende Investition in die Zukunft. Mit seinem neuen Taschenbuch „Wohlfahrtsstaat und Wirtschaftskrise“, das eine Sammlung der bei der Vorarbeit für ein neues SPÖ-Programm angefallenen Materialien darstellt, versucht er, gemeinsam mit Österreichs Sozialisten einen Ausweg zu finden: Einen Ausweg aus den drohenden Perspektiven eines staatlichen Vollstreckungssozialismus.Nicht überraschend für Matzner kommt seine diesmal ausführlicher formulierte These über die
Doppeldoktor Günther Nenning hat es wieder einmal geschafft: Auf dem Sektionstag der Journalistengewerkschaft für Wien, Niederösterreich und Burgenland wurde er mit 258 von 441 gültigen Stimmen in seinem Amt als Gewerkschaftsboß bestätigt. Gerold Christian, Gegenkandidat aus dem nichtsozialistischen Bereich, brachte es auf 146 Stimmen.■Daß Günther Nenning ein schlechter gewerkschaftlicher Verhandler wäre, ist mir in journalistischen Kreisen noch nicht zu Ohren gekommen. Im Gegenteil: Der nicht altern wollende Jüngling hat noch bei jeder Gehaltsrunde seinem Gegenüber an
„Mir wäre es lieber, wenn wir in irgendeiner konstruktiven Angelegenheit in der Zeitung genannt würden ... aber das kann man sich leider wirklich nicht aussuchen“, bedauert Karl Schön, seit Juni 1977 Präsident der größten Studentenfraktion, der österreichischen Studentenunion (ÖSU).Gemeint sind die neuerlichen Richtungskämpfe innerhalb der ÖSU, die schon in vergangenen Jahren immer wieder zu existenzbedrohenden Absplitterungen von der ÖSU geführt haben. Der aktuelle Konflikt innerhalb der ÖSU wird zwischen zwei zahlenmäßig etwa gleichstarken Gruppierungen ausgetragen: Die
Eine solche Zusammenkunft hätte es in den dreißiger Jahren nicht gegeben; die Mensxchen hätten offenbar doch aus der Geschichte gelernt. Zum Abschluß dankte der Redner dafür, daß er diese Erfahrung abermals machen habe dürfen.Der Redner war Bundeskanzler Bruno Kreisky, der wieder einmal vor Mitgliedern des Cartellverban-des das Wort ergriff. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Kreisky nicht wenige CVer damit überrascht, daß er vor ihnen über Patriotismus und die „gute alte Zeit“ (worüber sonst?) sprach.Diesmal sprach Kreisky, der sich offenbar die höheren Weihen nicht nur beiden
Der Spielhahnstoß (auf der Kappe) und das Edelweiß (am Kragenspiegel) waren die legendären Ehrenzeichen der altösterreichischen Hochgebirgs-truppe, deren drei Regimenter wohl zu den berühmtesten Truppenteüen der alten Armee zählten. Die Tiroler Landesschützen, denen Kaiser Karl am 16. Jänner 1917 den ehrenvollen Namen „Kaiserschützen“ verlieh, stellen ein gutes Stück altösterreichische Militärgeschichte dar. Der Autor schildert in diesem Dokumentationsbildband interessante Fakten der Tiroler Wehrgeschichte und der Tiroler Hochgebirgstruppen bis 1918. Alle Gefechte und
Diskussionen über die Verletzung von Menschenrechten sind in der österreichischen Öffentlichkeit -wenn auch noch nicht in der tagespolitischen Szene - in den letzten Jahren mehr und mehr heimisch geworden. Dieser Umstand ist insbesondere der Gefangenenhilfsorganisation Amne-sty-International zu danken, der, nach einer Phase abwartender Skepsis, Respekt und Anerkennung von allen Lagern entgegengebracht wird. Die bewußtseinsbildende Arbeit von Amnesty hat auch in Österreich erkennen lassen, daß ein bedingungsloses Eintreten für die Einhaltung der Menschenrechte in allen Ländern der Erde,
Zehn bis 15 Prozent der Gastarbeiter müssen heiter nach Hause fahren, beschloß der Arbeitsmarktbeirat, um die Arbeitslosigkeit 1978 zu mildern. Auch das ist eine Facette des Sozialstaates Österreich1: Die „Tschuschen“ werden abgeschoben, weil ihre Hilfe nicht mehr erwünscht ist.Was behaupten die Sozialisten in ihrem neuen Programmentwurf? „Sie wollen die Klassen beseitigen und den Ertrag der gesellschaftlichen Arbeit gerecht verteilen.“Wie oft haben die Sozialisten - zurecht - moniert, Industriekapitäne des 19. Jahrhunderts hätten nur den Wunsch gehabt, möglichst viele
„Nur sehr langsam, und immer wieder von mehr oder weniger schweren Rückschlagen unterbrochen, beginnen sich die Menschenrechte weltweit durchzusetzen. Auch in unserem Land sind wir da oder dort von ihrer uneingeschränkten Anerkennung noch merkbar entfernt.“ Diesen bemerkenswerten Satz schreibt Alfred Ströer, Präsident der österreichischen Liga für Menschenrechte, in der jüngsten Nummer von „Das Menschenrecht“, dem Organ der österreichischen Liga.Möglich, daß Alfred Ströer recht hat, es kann auch sein, daß er etwas überzeichnet. Kein Zweifel besteht aber darüber, daß in
Seit die linke Hand des Sozialismus Fristenlösungen und Scheidungsreformen durchboxt, während die rechte Hand den gutgläubigen Christen für ein Stück Weges dargeboten wird, ist es kein Wunder, daß das Verhältnis Christentum-Sozialismus in Diskussion steht. Zweifellos ist in den letzten Jahren die Frage nach dem Verhältnis zwischen Kirche und Volkspartei eindeutig zu kurz gekommen. Nach wie vor gilt die Volks partei in den Augen vieler Wähler als die Partei, die sich schützend vor die Interessen der Kirche stellt, wobei die Volkspartei selbst sich wiederholt von der Kirche im Stich gelassen fühlte, etwa in der Frage der Fristenlösung, auf der anderen Seite aber auch immer wieder versuchte, im Hinblick auf eine Steigerung des Wähleranteils einen Ausgleich zwischen christlichem und liberalem Gedankengut in ihrem Programm herbeizuführen.
„Das bewußte Handeln zur Befriedigung von Bedürfnissen, darüber hinaus als Teil der Daseinserfüllung des Menschen.“ Diese Worte finden sich in der Brockhaus-Enzyklopädie unter dem Stichwort „Arbeit“. Daß Arbeit in erster Linie und fast ausschließlich dem Broterwerb dient, daß immaterielle Ziele wie Daseinserfüllung oder Arbeitsglück (als Gegensatz zu Arbeitsleid) in der Praxis des Alltages so gut wie gar nicht existent sind, diesen Eindruck kann man angesichts der arbeitsteiligen, uniformierten und anonymen Produktionsweise des ausgehenden 20. Jahrhunderts nicht verwischen.In
Sofern die beiden Großparteien sich ausnahmsweise nicht in Prestigepositionen verbeißen, müßte eigentlich damit gerechnet werden, daß die seit bald zehn Jahren zum Thema Wahlrecht geäußerten kritischen Stimmen nun einmal in konkrete Beschlüsse münden. Was vor einigen Tagen bei einer Enquete auf Einladung des Junge-ÖVP-Ob- mannes Josef Höchtl von den Parlamentariern Schambeck, Neisser und Ermacora sowie von Klubsekretär Wittmann an gemeinsamen Wünschen, Vorstellungen und an gemeinsamer Kritik aufgetischt wurde, legt diesen Schluß nahe.Neben der Einführung der Briefwahl für
Kein Zweifel, das Land der Geschehnisse ist Österreich, die erfundene und doch wieder gar so realistische Szene ist die innenpolitische der siebziger Jahre, wie sie sich nur einem Insider darstellt Hier ist der schreibende Insider ein aus der Steiermark kommender Nationalratsabgeordneter, im „Zivilberuf’ Generalsekretär des Steirischen Herbstes, der sich mit viel Selbstironie auf offenbar tatsächliche Vorgänge in Parlament und Partei seinen eigenen Reim macht und dabei - leider im Gegensatz zur herkömmlichen Meinung, die Politik als etwas Sachlich-Langweüiges darstellt - auch den
Nach einer langen Zeit der Landflucht ist die Stadtfluchi zur Realität geworden. Diesen und andere kritische Sätze stellte Erhard Busek an den Beginn dei ÖVP-Symposiums „Urbanes Leben in Wien”. Das Resultat des Symposiums war ein erfreuliches: Nicht in dem Sinne, daß etwas Konkretei herausgekommen wäre, etwa ein detailliertes Kochrezept für eine möglichst schmackhafte Zubereitung des urbanen Lebens in der Großstadt Wien. Das Befriedigende am Resultat war vielmehr der geglückte Versuch, sich einmal in Politikerkreisen nicht nur mit der so vielen Menschen völlig unverständlichen
„Der Kongreß fordert die Berufsjournalisten auf, sich in den Dienst des Menschen in allen seinen Dimensionen zu stellen, durch Sicherstellung authentischer Informationen, Förderung des kritischen Geistes, größtmögliche Erleichterung der Verbreitung der Information, durch eine verständliche Sprache, ständige Sorge um die Ärmsten, Ermöglichung des Dialogs zwischen Zeitung und Lesern, Beteiligung des Lesers am Leben der Zeitung immer menschlichere Beziehungen mit den Lesern herzustellen!” Mit dieser Resolution schloß der 11. katholische Weltkongreß der Presse in Wien. Drei Tage lang diskutierten Journalisten und Verleger aus aller Welt über Probleme der Information und die Beziehung zwischen der Zeitung und ihren Lesern. Kpnkretes Ergebnis des Kongresses soll nun die Gründung eines Informationsund Dokumentationszentrums für die technische Beratung katholischer Zeitungen in der Dritten Welt sein.
„Irgendwo hört sich die Freundschaft auf, lautet im Katholischen Familienverband der Kommentar zur nunmehr eingeschlagenen harten Linie. Die Jahreshauptversammlung des Familienverbandes hat am Wochenende den Kontostand der österreichischen Familien nach siebeneinhalb Jahren SPÖ- Regierung kritisch überprüft und dabei festgestellt: Immer mehr öffentliche Aufgaben werden auf den Familienfonds abgewälzt, die Umstellung von Kinderabsetzbeträgen auf Direktzahlung ist für viele Familien eine trügerische Angelegenheit, das Sanierungspaket der Regierung und die darin enthaltene Umleitung
Unter den bösen Überraschungen, die Kanzler Bruno Kreisky und seine Schützlinge in das an die Familie Österreicher adressierte „Paket“ stopften, befindet sich klarerweise auch einige für die Familien— wie könnte es anders sein?Ein Sechstel jener Summe, die als Arbeitgeberbeitrag in den Familienfondsfließt, wird demnächst in Richtung Pensionsversicherung umgeleitet (ein Prozent, gemessen an der Lohnsumme). Ein Paukenschlag für die Familien, den man unter den vielen. Paukenschlägen der letzten Woche einfach überhörte. Ein Paukenschlag vor allem deswegen, weil die
Bruno Kreisky streckt wieder einmal seine väterlichen Hände aus: nach den „Liberalen” und den „Katholiken”, die mit ihm ein Stück des Weges gehen sollen-. Ein Stück Weges durch luxusbesteuerte Zahlungsbilanzdefizite, durch explodierende Staatshaushalte, durch behutsam auf geschaukelte (Kul- tur-)Kämpfe und sonstige (Klassengegensätze. Mit einem Wort: durch dick und dünn.Man weiß inzwischen, was von solchen gemeinsamen Wegstücken zu halten ist. Siehe Familienpolitik insgesamt; siehe Abtreibungsfrage im besonderen.Die Sozialisten haben in den letzten Jahren immer wieder
„L’ėtat c’est moi“, zu deutsch: „Was eine Demonstration ist, bestimme ich“, ruft entsetzt ein irritierter Gewerkschaftsbund, der seit einigen Jahren (soll heißen: seit 1970) die von ihm vertretenen Mitglieder selbst irritiert, indem er eigene Politik und Politik der Regierung gleichschaltet.Es lebe die Filzokratie!„Du und ich, die Wirtschaft sind wir alle“, hallt es aus den Reihen der Wirtschaftstreibenden zurück, die erstmals seit 1945 zu Transparenten, Lautsprechern und sonstigen Demonstranten-Requisiten greifen.Ist mit einer Radikalisierung der innenpolitischen Szenerie
Mit dem auf die Vielfalt derRefe- rate bezogenen Urteil, weniger wäre gleichzeitig mehr gewesen, würde man dem diesjährigen Forum Alpbach sicherlich nicht gerecht werden. Hervorragende Kapazitäten aus aller Welt waren ganz im Sinne der Gründer der unmittelbar nach Kriegsende entstandenen Hochschulwochen in das tirolische Alpbach gekommen, um neueste Entwicklungen und Strömungen, in Politik, Kultur, Wirtschaft, im Religiös-Sittlichen, in der Forschung und in anderen Bereichen des menschlichen Daseins darzustellen. Viele waren gekommen, zu sagen, was sie sich dachten.Aber vergleichsweise
Der Club 2 über ärztliche Kunstfehler brachte zwar in keiner Sach- frage auch nur die Spur einer Klärung, insgesamt bot er aber doch ein bemerkenswertes Bild vom Selbstverständnis nicht nur der heimischen Arzte: Enfant terrible vom Dienst, Werner Vogt, zugleich sympathisch und unsympathisch agierend, stellte die provozierende Kernfrage in den Raum: „Warum vertragen die Arzte sowenig Kritik?“In der Tat wird der Nicht-Mediziner kaum etwas kompetentes zur Streitfrage zu sagen wissen, ob die Operateure extreme Spezialisten oder allgemein ausgebildete Chirurgen sein sollen. Der deutsche
Die derzeitige Rechtslage sieht so aus:• Bei Unternehmungen, an denen der Bund finanziell beteiligt ist, sei es auch durch eine einzige Aktie oder durch einen geringfügigen Gesellschaftsanteil, ist der Rechnungshof grundsätzlich prüfungsbefugt.• Bei Unternehmungen, an denen die Länder oder Gemeinden beteiligt sind, ist eine Überprüfung aber nur dann vorgesehen, wenn entweder alle finanziellen Anteile einem Land oder einer Gemeinde zustehen oder wenn an der Unternehmung außer dem Land oder der Gemeinde ausschließlich Gebietskörperschaften finanziell beteiligt sind.Ein zusätzliches
Liberal ist:• Wenn ein gebürtiger Kärntner (Harald Irnberger), der seine deutschsprachigen Landsleute zu „Unpersonen” erklärt, ein früherer Funktionär der „Revolutionären Marxisten” (Georg Hoffmann-Ostenhof) und eiri Mann aus dem SPÖ-nahen Meinungsforschungsinstitut IFES (Mag. Dr. Kurt Traar) gemeinsam eine Zeitungsredaktion („Extrablatt”) gründen.• Wenn diese Zeitung einen ehrgeizigen, aber auf publizistischem Gebiet unerfahrenen Geldgeber (Karl Heinz Pfneudl) findet, sich die Freiheit nimmt, über die „Millionen der Kirche” sowie über den „Landesverrat”
Zur Erörterung des Themas „Wirtschaftliche Konzentration und Arbeitsplatz“ haben sich am Wochenende auf Einladung von ÖAAB-Chef Alois Mock christlichdemokratische Arbeitnehmer-Politiker aus ganz Europa in Wien zusammengefunden. Die Inhalte der niveauvollen Referate und Diskussionen lassen für die Zukunft der nichtsozialistischen Arbeitnehmer-Parteien wieder einige Hoffnungen aufkommen.So auch für Österreichs Volkspartei. Was anderes, als eine Arbeitnehmerpartei sollte denn die ÖVP sein?Die Rede war vom Phänomen der „Multis“, nämlich davon, daß zu starke wirtschaftliche
Für die Charakterisierung der Familienpolitik unserer Regierung ist vermutlich nichts zutreffender als das, was das Kind in Zukunft laut Steuerrecht ist: eine „außerordentliche Belastung“. Die von Androsch und Staatssekretär Karl vorgeschlagene Neuregelung zur Auszahlung der Familienbeihilfen ab 1. Jänner 1978 führt nämlich zu einer Abschaffung der Familie im Steuerrecht und damit in Teilen des öffentlichen Rechtes. In Zukunft werden Kinder also nur noch als „außerordentliche Belastungen“ vom Steuerrecht akzeptiert.Der Katholische Familienverband Österreichs, der vergangene
Der jüngste Banküberfall in der Salzburger City verdient es in mancherlei Hinsicht, eingehend gewürdigt zu werden:Da waren einmal die beiden Helden, die als notorisch-schwere Burschen erst kürzlich wieder aus der Haft entlassen worden sind. Wer will jenen Zeitgenossen gram sein, die von Resozialisierung, zumindest in der derzeit betriebenen Form, nicht viel halten? Wirklich ein bemerkenswerter Banküberfall.Die beiden Helden kamen also aus der Haft, wohnten in Leoben und bastelten geradezu unter den Augen der Polizei an ihren Bankplänen. Am Tag vor dem Überfall hatte die Leobner Kripo
Mit relativ wenig Geschrei ist nun auch die Wehrgesetznovelle vom Tisch. Lediglich den Jugendorganisationen war es Vorbehalten, gegen die Politik der „Erwachsenen” Einspruch zu erheben.Die Novelle bringt den Militärs die Möglichkeit von Zwangsverpflichtungen für Kaderübungen, da seit Jahren zweifelsfrei feststeht, daß unser Anfang der siebziger Jahre beinahe zu Tode novelliertes Heer zwar Axissicht hat, ein Heer der Reservemajore und Generäle zu werden, nicht aber ein Heer, das übereine ausreichende Zahl unterer Kommandanten zur Befehligung der Grundwehrdiener verfügt.Fest steht
Wie wenig monatelange Perso- naldebatten an den Grundfragen der österreichischen Landesverteidigung etwas zu ändern vermögen, zeigt die neue Veröffentlichung des früheren Kommandanten der Landesverteidigung sakademie, Mario Duič: Mit seinem Buch knüpft er fast nahtlos an jene brisanten Fragen an, die sich Anfang dieses Jahres in die ersten Bretter für den Sarg Karl Lütgendorfs verwandelten. Ebenso kann aber das Duič-Buch als Antwort auf die Veröffentlichungen des politisierenden Armeekommandanten Emil Spannocchi verstanden werden.Schon der Einband des Buches, das freilich nicht als
Spannungsgeladene Betriebsamkeit macht sich seit einigen Wochen in den Grazer Büros der einzelnen politischen Parteien bemerkbar: Das große Wettrüsten im Hinblick auf die spätestens in zehn Monaten stattfindenden Gemeinderatswahlen hat eingesetzt. Erdrutschartige Bewegungen von einer Partei zur anderen sind zwar nach den Aussagen der professionellen Meinungsbefrager nicht zu erwarten, doch könnte bereits die kleinste Mandatsverschiebung die Verlängerung der 1973 zwischen ÖVP und FPÖ getroffenen „Regierungsvereinbarung“ in Frage stellen.Wie erinnerlich, wählten vor vier Jahren die
Es ist bedauerlich für den heimischen Journalismus, bedauerlich für die östereichischen Zeitungsleser und ORF-Anhänger, insgesamt auch bedauerlich für das Niveau der österreichischen Innenpolitik: In den letzten paar Jahren nehmen zwei Dauerbrenner unangefochten j ex aequo den ersten Platz in der Gunst der Massenmedien ein: (Schmier-)Geldfragen und Personalfragen.Diese beiden Fragen kursieren in allen Variationen.Wieviel haben die Politiker den Journalisten geschmiert? Was verdienen die Politiker? Wieviel Aufsichtsratssitze haben sie, wieviel bringen die? Welche Schulden hat wer aus
Unter dem Titel „Gleiche Fö rderung für alle Familien“ bekommen ab 1. Jänner 1978 alle Familien pro Monat für ein Kind 880, für zwei Kinder 1800, für drei Kinder 2840 und für vier Kinder 3780 Schilling. Mit dieser Neuerung, die Finanzminister Hannes Androsch als soziale Großtat auf dem Sektor der Familienpolitik hinstellt, hat die Bundesregierung tatsächlich Sinn und Inhalt des 1955 in Kraft getretenenFamilienlastenausgleichsgesetzes pervertiert: Ging es vor mehr als 20 Jahren ausschließlich darum, eine „Umverteilung“ von kinderlosen Steuerzahlern auf kinderreiche Familien
Bundeskanzler Bruno Kreisky hat nun wegen des im Styria-Verlag erschienenen Buches „Kreisky und seine unbewältigte Gegenwart” durch seinen Anwalt beim Grazer Straflandesgericht Privatanklage erhoben. Die wegen Presse-Ehrenbeleidigung erhobene Anklage richtet sich gegen den. Verfasser des Buches, den holländischen Journalisten Martin van Ame- rongen, gegen den Übersetzer des holländischen Textes, den Styria-Ange- stellten Gerhard Hartmann, und gegen „unbekannte Täter”.Und das sind die inkriminierten Stellen:• Der Autor nimmt in einem Interview mit Kreisky Bezug auf die
In Österreichs Bundesländern sprießen seit einiger Zeit Kabel-TV- Gesellschaften aus dem Erdboden, deren aufregende Aktivitäten sich zumeist auf die Abfassung eines Gesellschaftsvertrages beschränkt haben. Einzig in der Steiermark, deren Landeshauptmann Friedrich Niederl seit je gegen die Aushöhlung des föderalistischen Prinzips durch die Regierung auf die politischen Barrikaden zu steigen bereit ist, will man nun einen Schritt weitergehen: Da sich beim ORF in nächster Zeit punkto Regionalisierung kaum etwas rühren wird und da im Falle, daß sich doch etwas rührt, dank Heinrich
Um die Würde des Amtes zu schützen, berichten die Zeitungen, hat der Regierungschef Israels seinen Posten zur Verfügung gestellt. Ministerpräsident Yitzhak Rabin hatte gemeinsam mit seiner Frau Leah in den Vereinigten Staaten ein den devisenrechtlichen Bestimmungen seines Landes widersprechendes Konto unterhalten. Der zurückgetretene Ministerpräsident muß nun fast 30.000 Schilling Strafe bezahlen, seine Frau muß sich noch vor einem Gericht verantworten.Das Vergehen Rabins als „Kavaliersdelikt“ abzutun, wäre eine Verharmlosung, doch ist es sicher kein Delikt, das nach ■
Mit der Vorlage eines 8-Punkte- Programmes hofft Junge-Ö VP- B undesobmann Josef Höchtl einen Beitrag leisten zu können, daß das Gespenst der Jugendarbeitslosigkeit jetzt bald selbst arbeitslos wird. Eine Meinungsbefragung unter Österreichs Junioren (14 bis 24 Jahre) hatte zuvor die Politiker alarmierende Ergebnisse zutage gebracht: Die Hälfte der Befragten befürchtete, selbst einmal von der Jugendarbeitslosigkeit betroffen sein zu können, 68 Prozent hielten es für die vordringlichste politische Aufgabe der Jugendarbeit, alles zur Sicherung und Erhaltung der Arbeitsplätze von
Für die Strategie der Parteien nicht uninteressante Ergebnisse brachte eine unter Federführung von Juso- Chef Albrecht Konecny in der zweiten Novemberhälfte 1976 durchgeführte und nun im „Journal” der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft veröffentlichte Erhebung unter 1728 erwachsenen Österreichern (849 Männer, 879 Frauen) zu Tage. Thema der Untersuchung: Die irrationalen und bedrängenden Ängste der Österreicher, die die Österreicher „offenbar auch politisch lenken”.Aufschlußreich erscheinen die Ergebnisse im wirtschaftlichen Bereich, zumal Aussagen zu den Themen
Sofern das stimmt, was man ihm immer wieder in den Mund legt, sollte SPÖ-Stadtrat Resch, der in den fünfziger Jahren die Geschicke des Rathauses lenken half, zum Säulenheiligen der Wiener Sozialisten erklärt werden: Resch soll die Diskussion um ein Kanalbauprojekt einmal mit der durchaus treffenden Bemerkung garniert haben, man könne doch das viele Geld nicht in den Erdboden eingraben, denn „des sieht man ja net”.Das Vermächtnis ihres Stadtrates haben die Wiener Genossen bis heute hochgehalten. Seit 1970 wird auf Wiener Boden ein gigantisches Bauprojekt nach dem anderen begonnen,
In das schwarze Imperium am Mino- ritenplatz brachte Unterrichtsminister Leopold Gratz 1970 die ersten „roten Tupfen”. Den Personalvertretem im Ministerium soll er gesagt haben: Erst wenn es 50 : 50 steht, können wir weiterreden. Inzwischen ist der burgenländische Parteisekretär Fred Si- nowatz in das Haus am Minoritenplatz eingezogen und hat die Beamten fühlen lassen, daß die Zeit der ÖVP-Re- gierung vorbei ist. Inzwischen ist die Personalrochade des Jahrzehnts über die Bühne gegangen, und in den führenden Positionen des Ministeriums sieht man die letzten „schwarzen
Wir haben die Kirchenbeiträge steuerlich berücksichtigt, wir zahlen jährlich viele Millionen für die Religionslehrer.So ungefähr lautet die wie aus der Pistole geschossene Antwort von Sozialisten, wenn man sie über ihr Verhältnis zur Kirche befragt. Kommt die Sprache dann auf die Familienpolitik, wie neulich im Kummer-Institut, reagieren sie ähnlich: Sozialisten haben die Kinderbeihilfen erhöht, Sozialisten haben die Geburtenbeihilfe erfunden, sie haben die Heiratsbeihilfe erfunden, Sozialisten haben das Verschwenden, oh pardon, das Verschenken der Schulbücher eingeführt,
Am vergangenen Wochenende hätte die SPÖ die Chance gehabt, anläßlich der Bundesdelegiertenversammlung der „Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus” (ACUS) den Dialog zwischen den Christen und den Sozialisten auch für den Gegenverkehr zu öffnen. Das Gegenteil passierte: SP- Zentralsekretär Blecha („ … ich komme gerade vom Bundeskanzler, weil der möchte ganz genau wissen, was sich in der ACUS tut…”) Umriß drei- oder viermal, mit verschiedenen Worten, immer wieder das gleiche Ziel der Arbeitsgemeinschaft: „Sie ist die Plattform für das Gespräch zwischen
Mit der Reformdiskussion rund um das heimische Krankenversicherungswesen beschäftigt sich die jüngste „Kurzstudie” der Sozialwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft (SWA). Die sehr ins Grundsätzliche gehende Studie lehnt die Abschaffung der herkömmlichen Krankenscheine als Allheilmittel für die Kassensanierung ab, warnt vor drohenden Tendenzen eines „allumfassenden Gesundheitsdienstes” und regt schließlich eine noch liberalere Handhabung der freien Arztwahl sowie insbesondere die Einführung eines Selbstbe- halts an.„Die Abschaffüng des Krankenscheines ist keineswegs der
„Ihre Leser wissen kaum, wes Geistes Kind das Produkt ist, das sie sich täglich oder wöchentlich vor Augen halten - ihre Besitzer lieben den ruhigen Weg des steten Aufstieges, und ihre Konkurrenten verlieren in aller Stille die Leser und die Nerven: Das ist die katholische Presse in Österreich.”Die katholische Presse in Österreich, Wie sie die „Arbeitsgemeinschaft für staatsbürgerliche Information” in ihrer jüngsten TOP-Nummer zeichnet, muß man freilich hinzufügen.Für die, die es nicht wissen: TOP ist ein Informationsblättchen, das beharrlich seine verwandtschaftlichen
„Klaus-Taus-aus”, kolportierte die sozialistische Wahlkampfmaschine im Frühherbst 1975 nach Schleimers Autounfall. Kommentatoren von unabhängigen Zeitungen wandelten anfangs dieser Woche dieses Motto offenbar in „Klaus - Taus - Applaus” um und spendeten dem vor TV-Publikum mit Journalisten diskutierenden Chef der Volkspartei spontanen Beifall.Josef Taus, diesmal in salopper Kleidung, zeigte erstmals Ansätze oppositioneller Angriffsfreude. Sozialistischen Journalisten stolperte ÖVP-Taus nicht mehr über die primitivsten Fallstricke, ja er trat zur Gegenwehr an und verteilte auch ein
Demokratie ist bisweilen eine Sache von Angebot und Nachfrage: Wenn den demokratischen Gepflogenheiten entsprechende Mitsprache und Mitentscheidung von der Minderheit nicht nachgefragt wird, dann müßte die Mehrheit eigentlich auf den Kopf gefallen sein, wollte sie von ihren Einflußmöglichkeiten - die nicht immer Einfluß rechte sind - freiwillig etwas abtreten. Das war der markanteste Eindruck, den man von der vom Kummer-Institut veranstalteten „Ge- werkschaftskundlichen Tagung” am vergangenen Wochenende mit nach Hause nehmen konnte.Diese Erkenntnis, die für das Gewissen so manches
Tausende österreichische Familien müssen ihre Haushaltsausgaben neu überdenken. Mit Jahresbeginn 1977 ist erstmals das eingetreten, was nach wie vor viele Steuerzahler für ein von bösen Buben oder gar von der Opposition an die Wand gemaltes Gespenst halten: Die jüngste Lohnrunde brachte zwar Lohnerhöhungen, die knapp über der Inflationsrate (1976 - 7,3 Prozent) lagen, was aber nur eine rein optische Angelegenheit ist. Denn die Lohnerhöhungen werden auf die Bruttobezüge berechnet. Bedenkt man aber, daß die Sozialversicherungsbeiträge in den mittleren Einkommenskategorien um rund 15 Prozent stiegen, bedenkt man weiters, daß auf Grund der progressiven Lohnsteuer für erhöhte Löhne die Steuern nicht proportional, sondern geometrisch steigen, dann weiß man auch: Reale Einkommenseinbußen sind längst an der Tagesordnung, Hannes Androsch beginnt, am Lebensstandard der Familie Österreicher herumzuknabbern.
„Sie können kommen mit einem Behandlungsschein, telephonisch geb’ ich keine Auskünfte, Ihnen hab’ ich kernen Brief geschrieben, ich weiß gar nicht wovon Sie sprechen“, sprudelt die aufgeregte Stimme mit leicht slawischem Akzent am anderen Ende ins Telephon. Die Stimme meldete sich unter der Telephonnummer der Wiener Ärztin Dr. Mihaela Radauer, der in diesen Wochen ein Disziplinarverfahren der Ärztekammer ins Haus steht, weil sie unter bundesdeutschen Arzt- kollegen für die in ihrer Wiener Ordination durchgeführten Schwangerschaftsunterbrechungen („Ihr Honorar bleibt
Es ist ein Paradoxon des zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts: Flugzeugentführungen, Menschenraub, politische Erpressungen, Banküberfälle en gros und andere kriminelle Be- . gleiterscheinungen unserer rasanten technischen und zivilisatorischen Entwicklung stehen auf der Tagesordnung und dennoch ist nicht zu leugnen, daß es ganz klare, verschieden- . artig motivierte gesellschaftliche Strömungen gibt, die dem Ruf nach mehr Sicherheit mit Mißtrauen, wenn nicht sogar ; mit Feindseligkeit gegenüberstehen. In einer Zeit, in der das Bedürfnis nach Sicherheit größer denn je ist, scheint das Gebäude der kollektiven, staatlichen Sicherheit der allmählichen Demontage preisgegeben.
Auf den FURCHE-Artikel vom 4. Dezember, der unter dem Titel „Vor Streit um Wiener Kindergartengesetz“ erschienen war, flatterte nun eine erfreuliche Stellungnahme des Leiters des Wiener Jugendamtes, Dr. Walter Prohaska, in unsere Redaktion. Darin bringt er zum Ausdruck, es sei nicht daran gedacht, wie in unserem Bericht befürchtet, entsprechend einer Stellungnahme der Wiener Arbeiterkammer zur Novellierung des Kindergartengesetzes (exakt: Kindertagesheim-gesetz) auch den Zielparagraphen zu ändern und damit die Erziehung „nach religiösen Werten“ herauszustreichen.Die Wiener
Erpresserische Terrorgangster versuchten auch heuer, dem Weihnachtsmann das ihm zustehende öffentliche und private Interesse streitig zu machen. In Deutschland wie in Österreich. Dort entführten sie einen millionenschweren Industriellensohn, der auch tatsächlich die fetteste in der gesamten Entführungsgeschichte bisher kassierte Lösegeldsumme eintrug. Hier überfielen sie eine Bank, schössen einen Polizisten nieder und ließen gähnend leere Tresore hinter sich. Eine Gangsterin kam freilich unter die Räder (der Justiz), und prompt fand sich auch schon der nächste Ganove, der mit ihr
Als es im Jahr 1971 um die Wahl des Bundespräsidenten ging, meinten in Österreich so manche geringschätzig: „Den Waldheim kann man so nicht wählen, bei der UNO hat er's ja auch zu nichts gebracht...“. Heute ist Waldheim ein bereits zum zweiten Mal gewählter Generalsekretär dieser Organisation mit einem Vertrauen ausgestattet wie kaum ein Generalsekretär vor ihm. Freilich läßt sich einwenden, daß Kurt Waldheim nur deswegen in New York so beliebt ist, weil er sich unentwegt bemüht, es womöglich allen gleichzeitig recht zu machen.
Im Trubel der letzten Tage ist es untergegangen: Irgendein „Kopf-schüßler“ von der Arbeitgeberseite hat an einem Tabu gerührt, hat im Zusammenhang mit der Einführung des vierwöchigen Mindesturlaubes ab Jänner 1977 die provozierende Frage gestellt, ob sich denn unser Land das Risiko erlauben kann, die Schraube der sozialen Wohltaten immer enger zuzudrehen. Und ob sich Österreichs Wirtschaft bei erst kürzlich verminderter Arbeitszeit weiterhin den europäischen Rekord an Feiertagen leisten kann.Verständlich, daß diese Wortmeldung sogleich den Gewerkschaftsbund auf die Barrikaden