Mein Stubenältester in Dachau trug die Nummer 9, die ich in den ersten Tagen nicht genug anstaunen konnte; noch nie hatte mir eine Neun so viel zu sagen gehabt. Stammte sie doch von der ersten Numerierung, die zweite hat 1940 begonnen. Es gab nur noch drei oder vier niedere Nummern in Dachau, die niederste war 3; der sie trug, war wie jene anderen mit tiefen Nummern im Herbst 1933 bei der Eröffnung des „Etablissements“, also bei meinem Eintreffen vor achteinhalb Jahren, einer der seltenen Uberlebenden von damals.Mein Neuner war ein kleiner Mann von über vierzig. Er hatte ein
Meinen Freund, den bekannten Radierer und Holzschneider Karl Anton, hatte ich eine Reihe von Jahren nicht gesehen. Zuletzt war es in Salzburg gewesen. Mein Freund wohnte damals im Schloß Bürgelstein, wo später ein paar Jahre lang auch Hermann Bahr gewohnt hat, ehe er nach Mündien zog. In die Wohnung Karl Antons ging es von der Straße aus eben hinein, gegen den herrlichen Park zu lag sie zwei Stock hoch. In einem der sonnigen Zimmer hing ein großes Gemälde, eine ruhende Venus von Tizian. Vielleicht hat Karl Anton dieses Bild gegen den sogenannten Edelhof vertauscht, den er später in
In der Seestraße in München — genannt nach dem nahegelegenen Kleinhesseloher See im Englischen Garten — stand (und vielleicht steht) eine kleine Stadtvilla, in der sich wenige Jahre vor dem ersten großen Kriege mehrere zumeist recht junge Männer von Herbst bis Frühjahr zu all- montäglichen „philosophischen Abenden” getroffen haben.Dieses hübsche Haus mit einem Stockwerk und Mansarde, in einem mäßig großen Garten gelegen, war Eigentum und Wohnsitz Helene Böhlaus, der besonders um die Jahrhundertwende sehr geschätzten Romanschriftstellerin. Mit den Romanen „Das Recht der