Die Mobilisierung aller Sinne ist im Gange. Denn gefälliger fürs Geschäft könnte der Mond nicht sein, der am 11. August des heurigen Jahres just um die Mittagszeit in die Strahlenbahn der Sonne tritt und diese total verfinstert. Das Naturschauspiel schlägt sich bis auf die Teller nieder, auf denen findige Köche eigene Dunkelgerichte servieren lassen wollen. In weniger kreativen Lokalen gibt es vielleicht eine Kerze oder eine Taschenlampe zum Essen. In Gmunden wird zum Anlaß ein eigenes "Finsternis-Bier" ausgeschenkt. Prost denn, auf unsere liebe Sonne!Der Fremdenverkehr jubelt. In den
Die Traditionen sind nicht tot. Im Gegenteil, als Rechtfertigung der Gegenwart im Gewesenen, als Punkt aus der Vergangenheit auf den sich eine Behauptung bezieht, ist die Tradition derzeit eine der lebendigsten rhetorischen Floskeln. Irgendwo im Schattenreich des Unbeweisbaren gibt es ihn, den vielgebrauchten Ausgangspunkt, das quasi Apriori der Talk-Philosophie und vor allem des politischen Tiefsinns. Da mag ein Interviewer noch so forsch fragen, der Befragte legt die Stirn in Falten und sagt dann: "Ich gehe davon aus, daß ..." Damit ist die Nachfrage abgekürzt und die Basis der Diskussion
Nach all den deprimierenden Nachrichten und Kommentaren über die Verarmung der Familien, die Geburtenrückgänge und die pharmazeutische oder medizinische Abtreibung werdenden Lebens sind die neuesten Trends geradezu erquickend. Es gibt wieder Mut zu neuem Leben, Freude an der Geburt von Kindern. Allein der Kalender ist der Anlaß.In Europa und Amerika hat in den letzten Wochen eine Art Wettzeugung eingesetzt. Ziel ist die Geburt eines sogenannten Millenniums-Babys. Wie eine auffällige Kennzeichennummer des Autos soll das Kind das Geburtsdatum 1. 1. 2000 tragen und womöglich zum
Aus unterschiedlichen Beweggründen werden heutzutage Wettbewerbe, Preiskrönungen oder sogenannte Rankings veranstaltet. Letzteres sind Listen bei denen es nur um die Ehre geht an möglichst vorderster Stelle zu stehen. Wer hält also den Welt- oder Nationalrekord an Umsatz, Export, Gewinn oder Produktion, wer hat die meisten, die freundlichsten, die tüchtigsten Mitarbeiter ? Hauben, Sterne und sonstige Symbole winken.Alles läßt sich zahlenmäßig oder durch Jury-Punkte vergleichen und bewerten. Arbeitnehmerfreundliche Organisationen bewerten auch Gesundheit, Familienfreundlichkeit oder
Haben Sie noch keines? Sie unwichtiger Mensch, Sie Nebochant, Sie Saboteur der drahtlosen Kommunikation! Die Dinger sind doch so billig, daß es sich nicht einmal auszahlt, wie in den Urtagen des Fernsehens eine Attrappe aufs Dach zu stellen, damit der Nachbar sie im Besitz des damals noch teuren Apparats wähnt. Oder wie in den Anfängen der Auto-Telefoniererei, als die Angeber einen toten Telefonhörer ans Ohr legten, um wichtige Gespräche vorzutäuschen. Heutzutage könnten Sie sich bestenfalls das Handy Ihres Minderjährigen ausleihen.Ach so, natürlich haben Sie eines. Dann zeigen Sie es
Es gibt zwei Möglichkeiten des sommerlichen Verzichts auf das Fernsehen. Die Katastrophen-Variante tritt ein, wenn die Überspannung eines Gewitterblitzes den Apparat beschädigt und die Reparaturwerkstätte gerade Urlaub hat. Die Wohltats-Variante tritt ein, wenn der sogenannte TV-Konsument selbst auf Urlaub ist und sich in seinem Ferienquartier vorher nicht erkundigt hat, ob im Zimmerpreis auch ein Fernsehgerät oder zumindest ein Raum mit gemeinschaftlichem Fernsehempfang enthalten ist. Zimmer ohne eine der beiden Möglichkeiten sind, wie erfahrene Vermieter oder Hoteliers versichern,
Ist euch, die ihr in Kellern und Hinterzimmern Präge- und Gußstempel zur kriminellen Münzenherstellung bereithaltet, eigentlich bewußt, welche Chancen mit der Einführung des EURO auf euch warten? Da die Gesetzesbrecher bekanntlich den Gesetzeshütern häufig um eine Nasenlänge voraus sind, nehme ich an, daß ihr die neuen und naheliegenden Möglichkeiten bereits erwogen habt und euch darauf einstellt.Die Vorderseite des EURO-Kleingelds ist EU-einheitlich und nicht gerade facettenreich geprägt. Die Rückseite prägt jeder der elf EU-Staaten nach seiner Fasson, das heißt mit dem
Erinnerungen sind ein Kapital, von dem man lange zehren kann. Unsere unglückliche Kaiserin Sissi ist ein gutes und derzeit aktuelles Beispiel dafür. Die Konkurrenz durch die ebenso unglückliche britische Prinzessin Diana wirkt dabei - falls der wirtschaftliche Terminus nicht allzu pietätlos ist - als Synergieeffekt. Hoheitliche Tränen erstarren da wie dort zum Souvenir in klingender Münze. Und wer in einer der letzten Versteigerungen gar ein mit originalem Augensekret benetztes Tüchlein erwerben konnte hat damit ein besseres Spekulationsobjekt als mit mancher fernöstlichen Aktie.Doch
Die Vielfalt täuscht. Die Macher und die Medien täuschen. In Wirklichkeit schrumpft unsere sprachliche Verständigung auf das Repertoire einer Zeit, die im Bilde ist wenn ihr der Einheitsbrei der Kommunikation aus Fertiggerichten aufgekocht wird. Wie sollte es auch anders sein? Weder Sender noch Empfänger von Botschaften können die Informationsflut ohne aufgeblasene Rettungsringe durchschwimmen.Sage keiner sie gingen nicht in die Tiefe! In den Bergwerkschacht tauchen sie. Wo einst die Knappen im Stollen werkten, nämlich "vor Ort", da befinden sich jetzt Politiker und Experten, wenn sie
Zeugniszeit ist. Zeit des schulischen Urteils über die Lernleistung des Sprößlings. Der Index familiären Unfriedens steigt mit dem steigenden Noten-Index. Sorgenfalten auf väterlichen Stirnen vertiefen sich, indes auf Geduld und Versöhnung bedachte Mütter die Tränensäcke bereithalten.Schlaue Politiker und Jungtürken in den Parteiorganisationen plädieren zu dieser Zeit gerne für die Abschaffung der Schulnoten, weil es ja wirklich nicht sein kann, daß nackte Zahlen den Geisteszuwachs eines Menschen ausdrücken.Die Frau Unterrichtsministerin wird ihre Psychologen an die Front
Alle reden und schreiben über sie. Ich auch. Sie wissen schon, die neue Wunderpille gegen die Hemmschwelle. Die Versuchung, unter humoristischem oder medizinischem Vorwand eines der letzten Tabus ausgiebig zu bequatschen, ist einfach zu groß. Viagra heißt das pharmazeutische Marktnischenprodukt, welches beweist, daß wir von der Sättigung unserer Bedürfnisse noch weit entfernt sind. Zu jeder Zeit wurde übrigens noch immer die Antwort auf menschliche Nöte erfunden, vom Stickstoffdünger bis zur Atomenergie. Die Erfahrung macht bekanntlich klug, aber immer erst nachher. Und die Selektion
Der Wahrnehmung, dem Staunen, meinetwegen der altmodisch gewordenen Demut vor jeglicher Natur und Kunst, vor der schlichten aber schwer erklärbaren Schönheit, die uns immer noch umgibt, steht als Feind die Gewohnheit gegenüber. Nicht wie vermutet Unwissen oder blinde Zerstörungswut. Es ist nur ganz einfach der heute durch tausend Reize von Medien, Konsum und Werbung ermüdete Blick, der an der Statik des unverändert Schönen scheitert. Wo bleibt die Aktion, wo bleibt der Wirbel, der Skandal, das Unvorhergesehene und Neue? "Der Großglockner steht immer noch!" wäre eine völlig erfolglose
Der große Vorsitzende erkannte bekanntlich messerscharf, daß die Steigerungsstufe von Vertrauen die Kontrolle ist. Irgendwie muß aber die Kontrolle seiner Kontrolle entglitten und der Rückgriff aufs Vertrauen unkontrolliert gewesen sein. Lassen wir das, die Zeitgeschichte ist gelaufen wie sie läuft. Ungebrochen ist hierzulande immer noch die Faszination der Vorstellung, jeglicher Mißstand sei durch mehr Kontrolle in den "Griff" zu bekommen. Mißtrauen ist gut, Kontrolle ist besser! So die demokratische Variante.War schon die Freude der Lehrer, von ihren Schülern in welcher Form immer,
Wie kühl ist kühl? So zwischen fünf und 15 Grad Celsius nehme ich an. Eine genaue Grenze können nicht einmal die Meteorologen ziehen. Kühle ist Gefühlssache wie das Alter. Manche sind mit 50 Jahren schon alt, manche fühlen sich mit 80 jung."Kalt ist der Abendhauch", dichtete der Freiherr von Eichendorff an den Mond - und meinte die abendliche Kühle. Aber die Truhe mit etlichen Minusgraden oder das Lagerhaus zum Einfrieren heißen Kühltruhe und Kühlhaus, obwohl sich bei diesen Kühltemperaturen die angenehme Kühle aufhört. Kühl in der Assoziation sind die Frühlings- und
Wir sind ja abgebrüht mit Klerikal-Nostalgie, wenn wir wie wild auf die Zeit im Bild sind und dafür und davor die Turnübungen des Werbe-Zeitgeists zu sehen verdammt sind. Glockenklang und verfremdetes Halleluja sind schon verdächtig. Und da rennt er schon, der Pfarrer in Soutane und Birett, gierig nach Auto, Nudeln oder Zuckerln. Ein ganzer geistlicher Schwesternchor stürmt mit Pizza-Appetit heran. So heil wie in der Werbung ist die Kirche nie. Die Erfinder dieser Spots müssen einst glückliche Ministranten gewesen sein. Nehmen wir's gelassen und beklagen wir uns nicht, daß die Kirche
Wenn der Frühling kommt, wenn der Sommer kommt, erinnern Sie sich noch? Die Luft so blau, der Rasen so grün, und es blüht die Welt in den Gärten und Parks, und die Liebespaare vom vorigen Jahr schieben Kinderwagen mit den statistischen 1,37 Kindern und dem Sparpaket im Familienrucksack. Und die Kinderwagen vom vorigen Jahr werden zu Dreiradlern, die den alten Damen beinahe über die Zehen fahren. Der Generationenkonflikt ist programmiert, falls der Himmel nicht gerade in diesem Augenblick den Wolkenschleier wegzieht und die Sonne jeglichen Ärger aufsaugt. Das Paradies seliger Kindheit,
Zeiten der Verschwendung folgen Zeiten der Sparsamkeit. Wem sage ich das in Österreich? Etwa nur hier und heute? Sieben fette, sieben magere Jahre! Oder: Eine Zeit zu lachen und eine Zeit zu trauern. Jahrhunderte dazwischen, Jahrtausende seither. Bibelleser wissen Bescheid darüber, daß wir kein Sonderfall sind.Uber die Mechanismen des Sparstifts, der wie ein Pfeil aus dem Dunkel bald dahin und bald dorthin trifft, haben wir freilich in den letzten Jahren einiges gelernt. Es gilt daher, wachsam zu sein und sich zu wappnen. Nicht immer hilft das landesübliche Schutzschild mit der Aufschrift
Da staunt der an mancherlei Werbe-Events gewohnte Straßen-und Auslagenpassant. In einem Schaufenster der Wiener Innenstadt trompeten lange vor der stillsten Zeit des Jahres silberne Engel den rauschebärtigen Weihnachtsmännern ins kunsttannengrüne Ohr. Freuet euch, Weihnacht kommt bald!Um also Vermutungen und Unklarheiten zu beseitigen, sei hier die Erklärung dieser festlichen Frühgeburten erkundet und mitgeliefert. Man wisse, sagten die von verärgerten Fragern bestürmten Verantwortlichen, daß Weihnachten allemal noch am 24. Dezember ist und der Advent am 50. November begonnen
Höchste Zeit! Seit Leopold von Sacher-Ma-soch (1836-1895) hat kein österreichischer Schriftsteller einer psychischen Befindlichkeit seinen Namen leihen dürfen. Dabei haben unsere Autoren doch wirklich fleißig in den Tiefen der Seelen gebohrt. Nach Thomas Bernhard, der schmerzhaft bis auf den aus-triakischen Nerv vorgedrungen ist, wäre nun der Bernhardismus zu benennen.Der Termin ist günstig, denn Kunstkanzler Klima schickt sich eben an, dem Geißler der Nation eine großzügige Stiftung zu weihen. Die Bernhardisten leiden freilich unter dem Todesfluch des Testaments, welches ausgerechnet
Falls Plopper, Singles, Sof-ties, Coachies und ähnliche Organismen Ihrem anglizistischen Sprachschatz den Touch unaufhaltsamen Fortschritts geben, sollten Sie dem neuesten Trend Aufmerksamkeit schenken. Denn es hilft ja nichts „in” zu sein, wenn man nicht „up to date” ist.Also: die Slobbies kommen! Einerseits in Gestalt einer geistigen Bewegung als Slobby - und andererseits als deren Repräsentant Slobbist. Daß es sich um die Zusammenziehung von slow beziehungsweise slowly (langsam) und jener kaum zutreffend übersetzbaren Interessen-Druckgruppe Lobby handelt, erklärt alles.Ein
Wir klagen, wir weinen, wir raunzen, wir verkaufen himmelfahrend unser Gewand, welches die Motten des Pessimismus ohnehin schon zerfressen haben. Daß dieses schöne Osterreich nicht mehr lange steht, wäre zwar zu bejammern, aber noch zu verkraften, doch die ganze Welt geht ja demnächst unter und mit ihr der Kosmos, deren Mittelpunkt wir bekanntlich sind. Die armen Astronauten müssen irgendwo im untergehenden Weltraum cam-pieren, weil sie uns nicht mehr finden, wenn sie zurückkommen wollen.Der feuerspeiende Vulkan von Montserrat oder das Erdbeben von Umbrien, das sind nur die Vorboten des
Groß gefeierte Jubiläen bringen es an den schnellebigen Tag, ob einer der Gegenwart noch was wert ist. Nach zweihundert Jahren immerhin das Licht der Welt und der Musik für Franz Schubert, und nach hundert das Grabesdunkel für Johannes Brahms. Zweihundert hypothetische Lebensjahre für den Lieblingsdichter unserer Kaiserin Sissy, für Heinrich Heine, den die Deutschen wenigstens unverfälscht als den Ihren feiern können, soferne sie wegen Abkunft und Emigration nicht schon wieder hämische Zweifel hegen. Die unsterbliche „Loreley” hatte ja bekanntlich im sogenannten Dritten Reich kei
Nein, bitte nicht noch einen medialen Aufguß aus Tränen und Quotenspekulation! Wird sie denn auch künftig nicht in unbe-grapschter Erde ruhen können, die unglückliche britische Prinzessin in ihrem Inselgrab! Eine ganze gefühllose Welt, eine mit dem Image der Kälte befrachtete Nation hat an ihrem Tod ein gefühlsstarkes Herz entdeckt. Auch wenn die Medien mithalfen: das war weder angeordnet noch eingepeitscht. Die Feder des Zynikers ehre sie mit einer Schweigeminute! Auch Publicity lehrt manchmal beten.Obwohl die Medien des traurigen Anlasses, der Verurteilung der Sündenböcke und der
Vergeßlichkeit kann auch eine Gnade sein, wenngleich manchmal unangenehm und blamabel. Wer mit einer Frau an seiner Seite bedacht ist, hat es leichter. Schon ein flehentlicher Seitenblick erspart die Frage „Wer ist denn der?” - und schon flüstert das menschgewordene Langzeitgedächtnis den gesuchten Namen ins Ohr. Worauf jener anerkennende Gesichtsausdruck bei der Begrüßung des erkannten Namenlosen folgt, der es zu schätzen weiß, nach zwanzig Jahren sogleich mit Titel und richtigem Namen angesprochen zu werden.Solchen gesellschaftlichen Augenblicken des Gedächtnis-Triumphes steht
Srrrr, srrrr! Klatsch, klatsch! Srrrr! Danebengetroffen. Die Beule schwillt, rötet sich und juckt. Die zartgeflügelten Kampfgeschwader des Sommers landen im Dauerangriff ihre Treffer, blutsaugend, fluchauslösend. Ein Betroffener in seiner Mühsal schreibt sich hier den Ärger aus der Seele.Die ersten beiden wissenschaftlichen Informationen lindern zwar nicht den Juckreiz, befriedigen aber wenigstens den Wunsch nach Einsicht in die Ursachen. Die infolge der reichlichen Niederschläge entstandenen Pfützen und Überflutungen haben ein ideales Biotop für die Larven dieser blutsaugenden
Wenn zu Silvester 1999 die Sektkorken knallen, beziehungsweise die Energy-Drink-Dosen scheppern, werden viele Landsleute den Anbruch eines neuen Jahrtausends um ein Jahr zu früh feiern. Denn so wie ein Jahrzehnt mit dem zehnten und ein Jahrhundert mit dem hundertsten Jahr endet, so gehört auch das tausendste J ahr noch zum ablaufenden Jahrtausend. Das Jahr 2000 ist daher das letzte Jahr des 20. Jahrhunderts oder des zweiten Jahrtausends unserer an der Geburt Christi orientierten Zeitrechnung. Das 21. Jahrhundert und das dritte Jahrtausend bricht erst am 1. Jänner 2001 an.Wer freilich heftig
Die Metropolen der Welt haben ihre Reize solange man sie noch nicht alle besucht und besehen hat. Und da in den Zeiten wachsender Armut und Verwahrlosung immer mehr Menschen noch nicht alle Metropolen der Welt besucht und besehen haben, boomt der Städtetourismus. Es ist ja wie bei Währungen, Waren und Versicherungen: Erst der Vergleich macht sicher! In Wien zum Reispiel sind mehr Menschen auf der Straße als in Zürich, hingegen in New York mehr als in Wien und in Tokio mehr als in New York. Daraus lassen sich natürlich soziale und kulturelle Schlüsse ziehen. In Chicago sind die Häuser
Sind derweylen mit dero elysi-scher Extra-Post im austriaki-schen Salzburg angelangt, allwo sie wie alle Jahr ein sommerlich Festspiel inszenieren und meine Opera mit gemeiniglich Kurtzweyl würtzen und aufführen. Haben da wie ich schon gehöret allerley neue Instrument, so gar sonderlich tönen, derweyl selbige in ein elektrisch Kastel, genannet Computer, eingeführet und aus dem-selbigen fremdiglich herauskommen. Meine treffliche „Entführung aus dem Serail” ist eine seltsam Entführung ins Internet worden. Doch da sie dieselbe im Hofe der Ertzbischof-Residenz spielen und denselbigen
Da staunt der unsportliche, fromme Pilger. Ob in Fatima, in Altötting oder in anderen Gnaden- und Wallfahrtsorten, in den Votivkapel-len hängen da nicht nur die Krücken der geheilten Bresthaften und die vielen bunten Bilder, die von wundersamer Rettung und Dank für erhörte Bitten erzählen. Da hängen auch Boxhandschuhe und Fußbälle, manche davon verstaubt und vom Kerzenruß geschwärzt. Die Mutter aller Gnaden hat in ihrer Güte Tore gelingen lassen. Und der Sieg über die heimtückische Gegenmannschaft war das Werk ihrer huldvollen Fürbitte. Der FC n. n. weiß es ihr zu
Kürzlich hatte mich die Beparatur eines tropfenden Wasserhahns 1.000 Schilling gekostet, weil der Installateur jede begonnene Arbeitsstunde voll verrechnet und sein Experte eine beträchtliche Wegstrecke mit dem Auto zum Einsatzort zurückzulegen hatte.Seither verstehe ich, warum der Umfang jährlicher Pfusch-Leistungen in Österreich auf 200 Milliarden Schilling geschätzt wird. Ich wollte, als der Hahn neuerlich tropfte, diesen kriminellen Staatsschaden nicht vergrößern und kalkulierte zunächst, daß der Wasserverlust durch den undichten Hahn erst in etwa zwei Jahren 1000 Schilling
Schachspielen mit 200 Millionen gespeicherten Zügen kann der Computer bereits meisterhaft und siegreich gegen das Superhirn Kasparov. Aber beim „Boad Pricing” für ein paar tausend Autos, da gibt's noch Schwierigkeiten, die groß und teuer sind, daß sich der Aufwand nicht auszahlt. Deshalb obsiegen soziale Gerechtigkeit und In-dividual-Pickerl bis auf weiteres auf Österreichs Autabahnen. Wie käme denn auch ein Kilometerfresser, der ohnehin durch den Verkehr stark belastet und bestraft ist, dazu, auch noch dafür mehr zu bezahlen als der biedere Sonntagsfahrer!Eigentlich wollte ich
Wessen Brot ich ess', dessen Lied ich sing sagt ein mit aller Vorsicht schluckweise zu genießendes Sprichwort. Wobei „Brot", wie im „Vater unser", für alles Lebensnotwendige, wie im Sprichwort aber auch für Geld und allerlei Privilegien stehen kann. Das „Lied" hingegen steht auch für Rede, Artikel und Gutachten. Nicht, daß das alles lauter Lügen wären! Aber es hat eben jegliches Ding und Problem zwei Seiten - und im besagten Lied des im Brotlohn Stehenden neigt sich das Gewicht ganz zufällig ein wenig auf die Seite des Auftraggebers. Das ist gar nicht unmoralisch,
Wie das Schicksal so spielt. Oder der Zufall. Oder die vielgepriesene Flexibilität. Oder vielleicht doch eher die gute Beratung. Jedenfalls ging Herr Graumeier, ein rüstiger Fünfziger mit wenigen grauen Haaren, eines österreichischen Tages zu seiner Bank. Auf seinem Sparbuch lagen die Ersparnisse seines Lebens, einige hunderttausend Schilling. Und Herr Graumeier, der in den letzten Jahren die Währungs- und Wirtschaftspolitik seines Landes wenig verfolgt hatte, wollte sich die Zinsenerträge seiner finanziellen Lebensreserve gutschreiben und noch einige tausend Schilling dazulegen
Bitte stellen Sie sich in frauenfreundlichen Zeiten wie diesen und überhaupt unter zivilisierten Menschen folgende Szene vor: Da kommt ein weibliches Wesen mit allerlei Schnickschnack bekleidet daher-getänzelt und ein Mann reißt ihr grapschend das Zeug vom Leibe. Wie immer die Correctness heißen möge, außer in fragwürdigen Lokalen ist diese Situation nicht nur ungewöhnlich, sondern auch verboten, und gilt eindeutig als die vieldiskutierte „sexuelle Belästigung". Mit Becht haben sich die Frauen diese und andere Arten der Begrapschung mit Hilfe des Gesetzgebers verbeten.Und nun
Pfui, ich mag gar keine Fische!” nieint einer von denen, der am liebsten bei Mc Donalds mampft. „Die fischen doch den ganzen Ozean leer!” kommentiert ein Grünbewegter, und einer, der vom Angeln etwas zu verstehen glaubt, postuliert sehr bestimmt: „Das Netzfischen sollte längst überall verboten sein!”Solche Wortmeldungen aus einer Schulklasse stammen nicht etwa aus einer Umweltdiskussion über Fischereirechte oder Meeres-Ökologie, sondern von der Besichtigung einer Kirche, in welcher auf einem Altargemälde der reiche Fischfang auf dem See von Genezareth (Lukas 5/6) dar-, gestellt
Sucht- und ihr werdet finden!” Wenn auch nicht auf die Ostereier bezogen, so ist es doch ein göttlicher Bat. Ebenso wie dieser: „Werdet wie die Kinder!” Womit das ganze Eierbrauchtum vom heidnischen Fruchtbarkeitskult glücklich ins Christliche gewendet wäre und zu jener tugendhaften Beschäftigung wird, über deren Erfahrungen ich zu berichten habe.An einer suchfreudigen Kinderschar fehlt es in unserem Hause zu Ostern nicht. Und es herrscht an dem österlichen Feiertagsmorgen auch eine friedensfördernde Gerechtigkeit. Der eierlegende Osterhase bedenkt und beschenkt auch mich.
Österreicher sind Menschen mit starken kriminellen Neigungen und bedürfen der ordnenden und ihre Gesetzesübertretungen bekämpfenden Hand und Faust des Staates. Da für das gegenwärtige Jahr noch kein durchgehendes Motto feststeht, wird hiermit vorgeschlagen, es zum Jahr der Kontrollore und Inspektoren zu erklären. Dies einerseits, um Arbeitsplätze zu sichern und einem drohenden Beamten-Abbau vorzubeugen - und andererseits auch der Fülle neuer Verordnungen Nachdruck zu verleihen. Denn es ist ja gerade der private und häusliche, bisher viel zu wenig in staatlichen Augenschein genommene
Die wissenschaftliche Forschung Österreichs hinkt natürlich wieder hinterher, weil sie zu wenig gefördert wird. Die Rudgetmittel für die Propagierung und geplante Gesetzesregelung der häuslichen Arbeitsteilung wären ertragreicher in der Hormonforschung angelegt. Denn dann wüßten wir hierzulande schon längst, daß nicht etwa männliche Re-quemlichkeit oder gar Herrschaftsgehabe den müden Gemahl zur Ruhestellung nötigt, derweil die emsige Gattin kocht, putzt und den Nachwuchs erzieht. Der Schlachtruf „Halbe Halbe!” erinnert höchstens an Bier, wobei starke
Die Gründung und Entwicklung neuer Unternehmen ist bekanntlich eines und vermutlich das wichtigste Anliegen unseres neuen Bundeskanzlers. Denn es gilt ja, die heimischen Ressourcen im offenen Markt der Globalisierung kräftiger auszuspielen und „Made in Austria” zu Glanz und Ansehen in der Welt zu bringen. Clevere junge Leute sollen ihre wertvollen Jahre nicht mehr in brotlosen Studien verbummeln, sondern beizeiten Marktlücken entdecken, in die hineinzustoßen sich lohnt.Beispielsweise erlebt die aus der Tradition der Wach- und Schließgesellschaften entwickelte Aufstellung von
Ihre gehörige Tracht Medienprügel haben sie schon bekommen, die Minister und Beamten und die Mautgesellschafter und wer halt so alles unschuldig ist an dem Vignetten-Desaster für die österreichischen Autobahnen. Mittlerweile kommt allmählich Schwung in den Handel - und auf ein paar Wochen kommt es schließlich nicht an. Auch nicht auf die paar Millionen, die dem Fiskus entgangen sind, weil die Feiertags-Touristen ohne Pickerl heimgefahren sind. Wir haben dafür eine gute Nachrede. Oder ist das vielleicht keine originelle Fremdenverkehrswerbung, wenn die Leute im Sommer wiederkommen, um
Die Weihnachts-Ansprachen haben wir hinter uns. Feierlich waren sie und würdig. Der Mensch braucht solche Trostworte, auch wenn sie heuer ein wenig extrem waren. Einerseits mehr Wirtschaftsdaten, deren Wohltat uns etwas abstrakt erschien - und andererseits mehr Armutsdaten, und auch das keine Wohltat.Jetzt müssen wir nur die vorvorletzten Neujahrsansprachen dieses Jahrtausends noch bewältigen. Da wird es Zeit, langsam das Pathos eines Äons in die Stimme zu legen. Da gleichzeitig von solchen Ansprachen gute Allgemeinverständlichkeit erwartet wird, empfiehlt sich die Feststellung, daß es
Kennen Sie Christian Doppler? Nein, das ist nicht, wie Sie vielleicht meinen, der nach Leder und Tabak duftende grünbeschürzte Schuster in dem kleinen Laden um die Ecke, der die Arbeitsplätze der Schuhindustrie gefährdet, indem er sonst noch gebrauchsfähigen Schuhen eine neue Sohle verpaßte. Einen „Doppler” nannte man den Reparaturvorgang. Aber das ist längst Nostalgie. Heute kauft man ein Paar neue Schuhe. Doppler-Handarbeit ist viel zu teuer. Der selige Heinz Conrads hat dem Doppler Schuster längst den Abschied gesungen.Fragen Sie Ihren computermäßig und physikalisch gebildeten
Wahrscheinlich werden wir heuer Mitte Dezember die ersten Osterhasen in den Auslagen sehen, denn zwei Monate Vorweihnachtszeit hält ja kein Mensch mehr aus. Der Kommerz geht davon aus, daß in Zeiten des Sparpakets die Kunden immer kritischer werden und daher immer mehr Zeit zur Vorbereitung von Festen und Geschenken benötigen. Daher werden die Anlaufzeiten vorverlegt. Der Sommerschlußverkauf 1997 soll dem Vernehmen nach bereits im März einsetzen.Ich habe meine eigene Schuld-Hypothese für diese unromantische Entwicklung. Denn irgendwer und irgendwas muß doch schuldig sein. In den alten
Sterben ist teuer. Nicht der Abschied vom Leben an sich, sondern die folgenden Vorgänge der Bestattung, die ein relativ konkurrenzloses Geschäft sind. Die trauernden Hinterbliebenen, die häufig noch keine Erfahrung mit den Tarifen haben und in ihrer Verfassung auch nicht zu feilschen bereit sind, wundern sich später darüber, was es so alles kostet, einen geliebten Menschen halbwegs ehrenvoll unter die Erde oder in die Urne zu bringen. Die Österreicher, denen eine „schöne Leich” stets ein Anliegen war, dürfen sich da nicht lumpen lassen.Andererseits hat schon der kaiserliche
Um extravagante Wer-be-Ideen ist man in Salzburg nicht verlegen. Vor einigen Monaten stand da plötzlich ein blaues Reklame-Haus auf der Festung und ärgerte die Denkmalschützer. Dabei war alles rechtens: die werbende Bausparkasse hatte 8.000 Schilling Platzmiete bezahlt. Nach drei Tagen verschwand der ungewöhnliche Blickfang. Nur die Zyniker erwarteten, daß demnächst die Milka-Kuh auf dem Domplatz grasen würde.Indes geschah Unerwartetes. Das Airport-Center, ein Supermarkt im Stadtteil der bezeichnenderweise Himmelreich heißt, kürte vier bekannte und sympathische Salzburger ungefragt zu
Österreich liegt nicht am Balkan - und deshalb sind die hierzulande üblichen Bakschisch-Be-träge auch etwas maßvoller als jene Geschäftsanbahnungen, mit denen im Orient gerechnet werden muß. Aber immerhin: Ohne sogenanntes Trinkgeld öffnen sich auch hierzulande weder Ohren noch Augen noch Herzen. Die Bezeichnung „Trinkgeld" rührt dabei von der Annahme her, daß der damit Belohnte zwar ausreichend zu essen, aber nichts zu trinken hat, und daher sein Bier, sein Achterl Wein oder seinen Kaffee durch die Zulage gesichert werden müsse. Je nach der erbrachten oder zu erwartenden
Lachen ist bekanntlich gesund. Erstens körperlich, weil die Gesichtsmuskeln durch Gelächter heilsam massiert und entspannt werden. Und zweitens seelisch, weil Gelächter Depressionen vertreibt und das psychische Gleichgewicht fördert.Da aber heutzutage vielen Leuten das Lachen und die damit verbundenen gesundheitlichen Vorteile vergangen sind, gibt es Institutionen zum Wiedererlernen und zur Pflege des Lachens. In einem mehrtägigen Lach-Seminar kann der allzu ernste oder traurige Zeitgenosse vom zarten Lächeln bis zum wiehernden Gelächter seine Lachmuskeln trainieren. Ich war noch in
Festspiele zeigen nicht nur, was im Theater und Konzertsaal möglich ist, sondern auch, was durch eben diese Möglichkeit nicht möglich ist. Salzburg schlägt in dieser Beziehung in diesen Wochen die Bundeshauptstandt inklusive Claus Peymann um Längen.Möglich ist zum Beispiel, daß der Kugelblitz am Ende des „Sommernachtstraums" in Sekundenschnelle über die ganze Bühnenbreite der Felsenreitschule fährt, aber nicht möglich ist, daß er Direktoriumsmitglie-der, die schon wochenlang nicht mehr miteinander reden, mit einem kräftigen Theaterdonner zusammenschweißt. Der Hochsommer
Privatisierung ist angesagt, Ausgliederung aus der Staatswirtschaft. Leider ist die Privatisierung des Parlaments gescheitert, weil sich kein Unternehmen in der Lage sah, den Betrieb mit seinen hohen Personalkosten kostendeckend zu führen. Nur wegen dieser drohenden und dann doch nicht gelungenen Privatisierung sahen sich ja die Parlamentarier veranlaßt, beizeiten einen Zweitberuf anzunehmen. So ganz ohne sicheren Job will man ja doch nicht dastehen.Hingegen sind die Privatisierungsverhandlungen des österreichischen Bundesheeres schon weit gediehen. Unsere Streitkräfte sollen künftig als
In Österreich haben Haupt-und Nebenerwerbsgastronomen in den letzten Jahren bis zur Totalverschuldung auf Komfort gesetzt. Der Gast, so wurde den Zimmervermietern eingebleut, sei heute anspruchsvoll und wünsche selbst im Gebirgs-bauernhof ein gekacheltes Bad mit Sprudelzirkulation. Im Zimmer müsse TV-, Telefon-, Fax- und Internetanschluß vorhanden sein. Die Himmelbetten seien gesundheitsgeprüft, das Schlaffeld strahlungsfrei und der Blick auf die Bergkette unverstellt. Die Kost sei einerseits sehr preiswert, andererseits jedoch nach individuellem Geschmack und den Begeln der Nouvelle
Der Umgang mit Geld will gelernt sein. Größere ßeträge von Geld bestehen aus bunt bedrucktem Papier. Der Normalverbraucher beherrscht in der Regel nur den Griff von der Brieftasche auf den Ladentisch. Professionals von der Bank oder Post erkennt man am effektvollen Zählgriff, falls sie diesen durch Einsatz einer Maschine noch nicht verlernt haben. Ansonsten ist die hübsche Präsentation von Geld nur mehr bei Kellnern und Kassierinnen zu beobachten. Der Betrag, den sie präsentieren, ist immer kleiner als jener, den man ihnen gereichthat, siehe Wechselgeld.Wer aber beherrscht die Kunst,
Der Tiger sitzt nicht mehr im Tank. Vermutlich war es dort auch zu ungemütlich für ein prächtiges Baubtier. Er ist in die freie Wild(Auto)bahn entkommen und rennt dort zur Freude unserer fossilen Vorräte mit den vierrädrigen Wildsäuen um die Wette. Und weil er das so flott kann, hat ihn die Computer-Animation gekidnappt. Tu den Tiger in die Tasten! Ein Doppelleben somit. Keine Sorge für die Erhalter seiner Art.Das wäre ein Lichtblick. Doch, ach, hinweggerafft hat es dafür das fliegende Roß. Zuviel Mobilität, Überzüchtung, Rückführung in den Dichterhimmel, wo es ursprünglich das
Ballett ist eine schöne Kunst. Allein durch körperliche Bewegung auszudrücken was die Grenzen der Sprache erreicht oder übersteigt, ist ein staunenswertes Wunder der künstlerischen Kommunikation. Obwohl ich also durchaus ein Bewunderer des Balletts bin, leide ich bei meiner Begeisterung. Gewisse körperliche Bra-vouren, für die es Fachausdrücke gibt, deren ich nicht mächtig bin, bereiten mir beim bloßen Anblick Schmerzen. Ich empfinde Angst um die Partnerin, die der Tänzer so schwerelos durch die Luft schupft - und mir tun alle Knochen weh, wenn ich die Verdrehungen der Gliedmaßen
Es ist ein böses Gerücht und sollte daher auf keinen Fall für die Wahrheit gehalten werden, daß Zebrastreifen, schnelle Autos und Fast food nur erfunden wurden, um die österreichische Sozialversicherung durch Verringerung der statistischen Lebenserwartung zu sanieren. Von einem Erfolg dieser ohnehin nur geargwöhnten Maßnahmen kann ohnehin nicht die Rede sein.Die Österreicher freuen sich ihres Lebens statistisch 72,5 Jahre, die Österreicherinnen werden hingegen 79,0 Durchschnittsjahre alt. Über die 6,5 Jahre, die unseren Damen mehr an irdischen Freuden gegönnt sind, darf spekuliert
Es sind längst nicht mehr die Stones, die rollen. Auf acht kleinen Radeln, die in eine schlittschuhartige Kufe eingebaut sind, gleitet der neue Stadt- und Sportneurotiker dahin. Die Apparatur heißt Blades, die Rollmenschen heißen Skater. Und mit den Rollschuhen von Anno dazumal hat das moderne Bewegungsmittel ungefähr soviel zu tun wie die hölzernen Stemmschwung-Brettln mit den raffiniertesten Snowboards von heute.Roller-Skating hat hingegen den Sozial-Touch egalitären Lebens-Stils. Keine Prinzessinnen, sondern die graue Emanzipation, die den Beserl-park am Stadtrand zum Centrai-Park
Mit Worten", meinte Mephistopheles, „läßt sich trefflich streiten, mit Worten ein System bereiten!" Zu Zeiten des Weimarer Geheimen Rates und noch zwei Jahrhunderte danach ist das so richtig und aktuell wie vieles aus des großen Dichters Mund. Aber heute stimmt es fast nicht mehr. Denn die Systeme heutzutage werden mit Zahlen bereitet- und wer keine Zahlen für seine Worte zur Hand hat, der steht im Verdacht, sich keine Gutachter und Meinungsforscher leisten zu können.Wer indes gegen nicht zu knappe Gage seine Probebohrung in die Volksmeinung niederbringen läßt, der erntet
In den Wochen, in denen der letzte Schnee schmilzt und die ersten blühenden Frühlingsboten die erwachende Sonne grüßen, reibt sich Meister Petz den Winterschlaf aus den Augen. „Rin ich ein sogenannter Problembär?", fragt sich brummend unser pelziger Freund.30 Rraunbären sollen in Osterreich - so der WWF - in den nächsten Jahren friedlich in unseren Wäldern leben. Um das sicherzustellen, gibt es nun ein Rären-Management. Der kostenmäßige Argwohn, den schon das Wort erweckt, ist berechtigt. 14 Millionen Schilling werden nötig sein, um die Raren zu „managen", nicht ganz
Die Freude ist flüchtig und selten, zumal heutzutage. Auch wenn große Unternehmen und Medien zur ständigen Freudenbeschaffung existieren und der freudlosen Gesellschaft ihre wirkungslosen Freuden-Injektionen verabreichen.Was bereitet denn überhaupt noch Freude? Was die Meinungsforscher da so herausfinden sind die sogenannten kleinen Freuden, von denen wir insgeheim zehren: das Aufblühen der Schneeglöckchen, das Lächeln eines Kindes, das Wiederfinden eines verlorenen Gegenstandes, ein anerkennendes Wort, ein blinkender Sonnenstrahl.Irgendwann und irgendwo freilich muß es auch die ganz
Der Test ist die Psychoanalyse des kleinen Mannes. Unsere inneren Abgründe, die bekanntlich der Sigmund Freud aufge-stierlt hat, lechzen nach dem Lot des Tests. Es geht ja da nicht nur um den Alkoholgehalt der Atemluft im Röhrl. Angeblich blasen da manche sogar mit Genuß hinein, einerseits um sich die Anerkennung als nüchternes Unschuldslamm zu verdienen, andererseits aber auch, weil es sie interessiert, ob ihnen so ein mechanisch-chemisches Gerät auf die Schliche ihrer Zeche kommt. Die Realität ist, daß sogar ein verweigerter Test ein Test ist. Denn wer den Test flieht, hat ihn nicht
Ein rechter Künstler verachtet den Markt und folgt unbeirrt seinem Genius. Der rechte Künstler darbt daher und genießt die Früchte seines Schaffens entweder gar nicht oder nach seinem Tode.Da solche Aussichten verdrießlich sind, gibt es nur sehr wenige rechte und echte Künstler. Heutzutage, so weiß der Künstler, soferne er zu Leb-y zeiten leben will, daß nicht die Kunst, sondern der Markt immer recht hat. Es gilt daher, den Markt zu beobachten und zu bedienen, sich seinen Erfordernissen anzupassen. So entsteht und lebt der erfolgreiche Künstler. Wer ohne Kunst ist, werfe den ersten
Der Weihnachtsmann sei nichts anderes als ein vergrößerter Gartenzwerg - und dieser sei ohnehin als Männlichkeitssymbol längst entlarvt. Falls es noch eines Beweises bedürfe: Eine weibliche Form wird weder als Weihnachtsfrau noch als Gartenzwergin akzeptiert. Wie denn überhaupt dieser ganze Festkreis von unterschwelligen Manneskulten unterwandert ist. Man müßte unseren Chnstbaum mit all seinem Schmuck einmal bei Sigmund Freud auf die Couch legen. Ein gewaltiger Mann steht da im Weihnachtszimmer, mit allen Würden der Macht angetan. Weiblich sind nur die Kuchen und Kekse, die süßen
Die Historiker proben den Aufstand. Denn längst werden von ihnen statt der Geschichtsbilder für Schul- und Fotobücher Antworten auf die österreichische Identität verlangt. Herr und Frau Österreicher möchten Antwort auf die Fragen: Wer will mich? Wer bin ich? Ein Opfer oder ein Täter?Die Historiker sind honorige Leute und graben auch in der jüngeren Vergangenheit mit dem Spaten der Wissenschaft. Das braucht seine Zeit. Und nicht jeder Fund läßt sich wie ein Grabungshorizont gleich auf eine' ganze Schicht anwenden. Opfer oder Täter, Unschuld oder Schuld sind persönliche
Haaatschschiii! Der Long- und Bestseller unter den Zivilisationskrankheiten hat wieder Saison. Kein Mensch erklärt den Schnupfen zur Krankheit des Monats, er ist es einfach, er behauptet seinen Platz auf den ungeschriebenen Popularlisten der Befindlichkeitsstörungen seit Jahren, er steht dabei an der Spitze, Haaatschschiiih!Der Schnupfen ist dabei gar keine echte Krankheit, der Schnupfen ist ein Zustand, eine Art umgekehrte Psychosomatik, das heißt der Körper beeinträchtigt die Seele. Der Verschnupfte ist auch psychisch krank, sein Sensorium ist nicht belastbar, sein Frust ist
Unsere Denkmäler, Palais und Kirchen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Seit dem Jahr der Denkmalpflege und des großen Umdenkens zugunsten des altehrwürdigen Kulturbesitzes haben wir viel Geld in saubere Fassaden, regendichte Dächer und sandgestrahlte Figuren aufgewendet - und gehofft, daß sich Geld und Gesinnung in profitabler Umwegrentabilität niederschlagen. Die Touristen aus aller Herren Länder eilten auch wissens- und erlebnisdurstig herbei, ließen sich Geschichte und Kunst erklären, belichteten ihre Filme, packten ihre Jause aus und bestiegen ihre Autobusse. So war
Pick As, Herr Verkehrsminister! Wenn ein österreichischer Autofahrer, der fallweise auch die Schweizer Autobahn benützt, auf Austrias Highways weiterfahren will, hat er künftig schon vier Pflichtpickerln auf seinem Fahrzeug. Wenn aber zum Nationalitäten- und Sicherheits-Überprüfungspickerl noch die Erin-nerungs- und Renommierpickerln kommen, welche da künden vom Aufenthalt in Taormina, der Passage des Armelkanaltunnels, der Weinlese in Südtirol und der Grazer Wechselseitigen Versicherung, ganz abgesehen von der Liebeserklärung an den Heimatort und einem höflichen Verhaltenshinweis
Was bleibt vom Sommer? Der Wespenstich ist abgeschwollen, die Sonnenbräune allmählich verblaßt, das T-Shirt mit Palmen verwaschen, die Fotos eingeklebt und die Badehose verstaut. „Was bleibet aber stiften die Dichter”, meinte Hölderlin, womit er die poetische Erinnerung aufwertete, zumindest ihre Verklärung, auch wenn sie für den persönlichen Gebrauch noch nicht endgültige Formen angenommen haben sollte.Es „bleibet” zum Beispiel bis zu ihrer späteren Übertünchung eine Serie von heidelbeerfarbenen Fingerabdrücken an der Wand. Wie die archaischen Felszeichnungen in
Der Preis einer Ware, so lehrt es die Nationalökonomie, ist nicht identisch mit dem Wert. Vielmehr bestimmen Angebot und Nachfrage auf dem freien Markt, was die Ware kostet. Und der freie Markt gilt nach allen Erfahrungen mit staatlichen und sonstigen Eingriffen immer noch als das kleinere Übel. Eine anbetungswürdige Schutzgottheit aller Freiheiten ist er allerdings nicht.Solch lehrhaftes Pathos memoriert der Konsument auf der Suche nach Brigitte Ederers EU-Spartausender im rauschhaften Gang durch die Sortimente der überquellenden Kaufkathedralen. Um die Vorteile herauszufinden und
Zu den Dingen, die Frauen (normalerweise) nicht haben können, gehört der Bart, der nach Ansicht der Firmen, die Produkte zu seiner Beseitigung produzieren, das Beste am Mann ist. In dieser Behauptung schwingt allerdings unterschwellige Geringschätzung, denn Männer haben, auch wenn sie in der Geschichte heute schlechter wegkommen als früher, doch auch Besseres hervorgebracht als Barte. Vielleicht hat der Bart deswegen Demonstrations-Charakter. Irgendwas Geschlechts-Spezifisches sollte ja doch sein!In einer Wohlstandsgesellschaft, in der alles käuflich ist, ist der Bart nur sehr bedingt
Osterreichs EU-Landwirte sind frustriert. Ihr Milchgeld ist 'längst sauer - und ihre Kühe sind auch beleidigt, weil 40 Prozent der Kinder meinen, sie hätten ein lila Fell. Zenz und Mirli blicken betrübt muhend in eine ungewisse Zukunft. Doch sage niemand, daß der innovative Geist des Alpenvolks nicht auf Ausweg sinnt. Es müssen nicht bloß Bio-Erdäpfel für den Feinkostladen Europas sein. Auch das Vieh ist nicht mehr das Vieh von gestern.Das Vieh-Abenteuer hat viel exotischere Dimensionen. Ausgerechnet im Nationalpark Hohe Tauern, wo die erhaltenswerte Natur so viel behördlichen Schutz
Vater Staat macht sich Sorgen, in diesem Falle berechtigte und ehrliche Sorgen. Wohin sind die Zeiten, da einer freudig dem Briefträger entgegenfieberte, unter mancherlei belanglosen Prospekten ein persönlich adressiertes Schreiben empfing und glücklich darüber war, daß da ein Mensch in der fernen oder nahen Welt an ihn gedacht und ihm ein paar Zeilen geschickt hatte.Doch halt! Sind etwa Blümchen auf dem Umschlag? Ist der Absender auf dem Kuvert mysteriös? Fühlt sich der Brief voluminös an? In die freudige Erregung mischt sich, finsteres Mißtrauen säend, die Stimme des
Warum die Zulagen, welche Funktionäre fürs Essen und Trinken und als eine Art Schmerzensgeld fürs Nichtzuhausesein erhalten, ausgerechnet Diäten heißen, das wissen vermutlich nur die Apotheker, die über unerwünschte Nebenwirkungen informiert sind. Was da bei so manchem Geschäftsessen verzehrt wird, entspricht ganz und gar nicht meinen Vorstellungen von Diät. Da schon eher die Geste des Finanzministers, der die Spesenritter auf halbe Kost gesetzt hat. Womit sich die Rechnung unter Geschäftsfreunden noch immer ausgeht: Jeder zahlt die Hälfte und setzt sie von der Steuer ab.In
Also bitte, lieber Herr Sprachpfleger, der Sie tadelnd und vergeblich den Zeigefinger outen, dieses modische outen ist vielleicht superaffengeil, aber ganz so neu ist das nicht. Wenn in längst vergangenen Jugendtagen, als der Sport noch etwas mit körperlicher Bewegung zu tun hatte, einer von der übereifrigen Mannschaft das Spiel über die Begrenzungslinie des Feldes hinaustrug, dann schrie der Fetzenlaberl-Chor: „Out! Out! Out!” Auf diese Weise unterstützte damals der Sport die multikulturelle Verständigung. Denn out und corner waren Vokabeln, die wir schon kannten, ehe wir sie
Was dem Bundespolitiker die Besteuerung des Weihnachts- und Urlaubsgeldes ist, nämlich ein existenzgefährdendes Thema, das ist dem Kommunalpolitiker die Beseitigung von Hundekot und die Dezimierung der Tauben. Altbürgermeister Zilk auf der Höhe seiner Popularität und Selbstdarstellung konnte sich noch leisten, was in vorgezogenen Vorwahlzeiten für seinen Nachfolger ein selbstzerstörerisches Risiko wäre: laut vorzudemonstrieren, wie eine in anderen Großstädten bewährte mobile Hundkotbeseitigungsmaschine in Wien funktioniert hätte. Außer Belustigung ist davon nichts geblieben. Mit
Einer muß der Chef sein. Autorität hin oder her! Darüber könnte sich sogar die heutige Welt verständigen. Die Erfahrung zeigt, daß es mancherlei Wege an die Spitze von Großorganisationen gibt. Demokratiebewußtsein bevorzugt einen Wahlvorgang, der nicht erst in der Stunde der Wahl nach den Wünschen des an die Spitze Strebenden gemodelt wird, sondern der schon vorher seine Satzungen und sein Gremium hat. Keiner soll sich selbst inthronisieren!Was die Päpste anlangt, hat unsere Kirche ihr Lehrgeld seit Avignon bezahlt und seither noch einiges Kleingeld dazugelegt. Kein Kritiker, der
Unter Madonnen, Engeln und Heiligen aller Art, Kerzenständern, Kruzifixen, Betschemeln und Weihrauchfässern in einer Ecke des Doro-theums ein seltsamer Gegenstand, über dessen Herkunft und Gebrauch viele Betrachter erst nachzudenken hatten. Ein Beutel aus purpurnem Samt, kunstvoll mit Ornamenten und einem Christus-Monogramm golden bestickt. Der obere Rand des Beutels in eine sorgfältig geputzte, ziselierte Messingdose gefaßt, die oben einen Einwurfschlitz trägt. Am unteren, spitz zulaufenden Ende des Beutels ein Glöckchen. Der Beutel mit der Dose in einer Achse gelagert, die von einem
Sportler sind ja einiges gewohnt, vor allem wenn sie sogenannte Profis sind. Kein bekleideter Körperteil, auf dem nicht ein Signet und ein Markenname steht, damit der Sieg viele zahlende Väter hat. Schi- und Bennfahrer sind üppig drapiert, bei Schwimmern zum Beispiel ist die Dekoration etwas schwieriger. Vielleicht entwickelt bald einer ein Verfahren, mit dem man die Beklame auf die nackte Haut tätowieren kann. Vorübergehend allerdings, denn welcher Schwimmer will denn sein Lebtag als Werbeträger ins Bett steigen? Ein anderes Problem ist die häufig beworbene Zigarettenmarke, die der
Sieger im Liebeswettbewerb der Kuschelwesen ist weltweit noch immer die Reprise des alten Nurmi, der Nullproblembär Teddy, in frühen Ausführungen ebenso museumsreif wie auktionsergiebig. Haariges Signal der Spezial-versteigerung bei Christies in London: 1,9 Millionen Schilling für einen neunzigjährigen Teddy, hingeblättert vom Spielzeugfabrikanten Sekiguchi, der den pelzigen Veteranen ins Zentrum seines Teddybären-Museums stellen will, welches er heuer in Tokio eröffnet. 700 Teddybären aller Größen, Altersstufen und Proviniencen hat Herr Sekiguchi für sein Vorhaben zusammengekauft.
Wenn sie „Europa” hören, verstehen die Salzburger nur Bahnhof. Das hängt damit zusammen, daß gegenüber dem Hauptbahnhof der Mozartstadt ein Hochhaus-Hotel aus den wilden sechziger Jahren steht, welches den zukunftsweisenden Namen „Europa” trägt.Mit viel Beton und Eloxal verströmt es den anheimelnden Charme der Nachkriegs-Gründerspekulation, der sich über das ganze Viertel verbreitet und dem per Bahn anreisenden Fremden das Kontra-Image einer ehedem fürsterzbischöflichen Kulturstadt entgegenschleudert. Kein kunstbeflissener Fremdenführer, der das schon von Humboldt gerühmte
Das kommt von der Diskriminierung des Lateinunterrichts: Wer weiß hierzulande schon, was ein Millennium ist? Eine Strafe, ein Hohlmaß oder ein Lottogewinn? Die Meinungsforscher werden es schon noch herausbekommen. Mehrheiten jedenfalls für den richtigen Tip werden sich kaum finden. Am schlimmsten ist, daß manche das Millennium für eine Einrichtung oder Erfindung der EU halten und fragen, ob dadurch das Bier teurer oder billiger wird. So überfordert ist jene Bevölkerungsschicht schon, welche die Parteien gerne die Basis nennen, die neuerdings auf unsicheren Füßen steht. Und selbst die
Die Markt-Strategen wissen und versichern es: Unsere Redürfnisse sind noch lange nicht „ausgereizt”. Es gilt noch unendlich viel zu erfinden, zu erzeugen und zu vermarkten. Die „Marktlücken”, die es zu füllen gilt, sind wie gefährliche Krater oder Rombentrichter auf den Wegen unseres Wohlstands, die uns daran hindern, noch schneller und komfortabler in die Zukunft zu reisen. Solche Unebenheiten müssen ausgefüllt werden.Daß die Frau erst zur weiblichen Schönheit wird, wenn sie derselben mit geeigneten Färb- und Duftutensilien gewissermaßen den letzten Schliff gibt, das wußte
Kennen Sie schon den neuesten österreichischen Adventbrauch? Unser aller moralisches Vorbild übt ihn überzeugend — und wir machen es der Regierung nach: Wir sparen!Es muß ja nicht gleich das multi- funktionelle Feiergerät mufei sein, mit dem wir den häuslichen Aufwand rationalisieren. Mit mufei ließe sich schon zweckmäßig beginnen. Das patentierte Gerät ist als Allerseelenlicht, Adventkranz und Christbaum nacheinander verwendbar. Dann kann man es total ab-brennen und als Silvester-Feuerwerk verwenden, sich die Asche als Faschingsmaske ins Gesicht schmieren und die unverbrannten