Der herbe Atem des Frühlings schlug dem alten Mann entgegen, der unbeholfen aus dem Abteil kletterte. Er wartete mit gesenktem Kopf auf den Pfiff der Lokomotive, das Zischen unter den Rädern, das Rattern des weiterfahrenden Zuges. Erst als sich der Rauch in blauen Schleiern über den Feldern verflüchtigt hatte, sah er wieder auf, lächelte scheu und hob die Arme, als wolle er die Steppe umfassen, die sich weit und ohne Grenzen nach allen Seiten hin dehnte. Der Zug war verschwunden, und die Stille brachte wieder das Knistern des Windes im trockenen Schilfgras neben den Gleisen näher, den
Obwohl der Gregorianische Kalender den Julianischen schon seit Jahren ersetzte, kümmerten sich die orthodoxen Bauern der Moldau nicht darum und feierten ihre Heiligen so, wie es der althergebrachte Brauch vorschrieb: 13 Tage später. Das führte zu mancherlei Ärgernis. Sogar die jüngeren Leute, die bei der Einführung der neuen Zeitrechnung noch gar nicht geboren waren, bezeichneten sie als „gottlose Neuerung“.An einem Tag im März, dem neunten dieses unguten Monats, der mit seinem Schneeregen und flüchtigen Sonnenstrahlen nicht mehr ganz zum Winter und noch nicht zum Frühling
Das kleine Kloster lag auf halber Höhe des Berges, wo sich erste Tannen zwischen Buchen und Birken mischen, und der Pfad, der durch den Wald hinführte, war wenig getreten.Ein paar Mönche führten dort ihr weitabgewandtes Leben mit Gebeten und Liturgien zu Ehren Gottes und der Heiligen. Sie nährten sich von Beeren, Pilzen und wilden Früchten. Das Klopfen des Schlagbretts und zitternd schwaches Glockengebimmel tönten, wenn der Wind aus der Richtung des Klosters wehte, bis hinab ins Tal, zu den Dörfern am Altfluß. Die Bauern nahmen ihre Pelzmützen — oder im Sommer die runden Filzhüte
In der Karwoche ritt der alte Pope von Comarnic auf einem Esel über die Hügel, um den Leuten in den entlegenen Dörfern die Beichte abzunehmen. Sein Erscheinen bedeutete das baldige Ende der Fastenzeit, der Nächte voller Aberglauben und bösem Wirken. Gott sei es gedankt! Jetzt hob der Winter seine kalte Schneedecke von den Bergwiesen, Parinte Nicoara brachte die frohe Kunde des Auferstehungsfestes !Die Kinder liefen ihm ein Stück Weges entgegen und beobachteten, wie der Esel, den er als Tragtier benützte, langsam zwischen den Krummföhren herantrottete. „Er kommt! Der Parinte kommt!“
Der alte Pope des rumänischen Gebirgsdorfes betrachtete kopfschüttelnd sein Meßgewand. Es war fadenscheinig, die Goldfäden längst herausgefallen, die leuchtenden Farben verblaßt. So konnte er bald nicht mehr vor seine Gemeinde treten, um das Wort Gottes zu verkünden. Die Bittprozessionen bei Wind und heißer Sonne haben dem Gewand so zugesetzt, das Einsegnen der Gehöfte neulich am Dreikönigstag, dachte er und seufzte.Bittprozessionen mußten jetzt hastig und heimlich besorgt werden, wenn der Milizposten betrunken im Wirtshaus saß oder gerade aus dem Dorf gegangen war. Andere