In Jean-Paul Sartres frühem Werk waren es vor allem die Bühnenstücke, die ihn in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten über die akademischen und literarischen Zirkel hinaus populär machten. Sie transportierten Leuchtsätze des Sartreschen Existenzialismus in plakativer Lehrstückform und wie dieser waren sie zeitgebunden. Danach fanden sie nur noch selten den Weg in die Theater. Im Theater Gruppe 80 versuchte Regisseur Klaus Fischer eine Wiederbelebung des 1944 uraufgeführten Stückes "Geschlossene Gesellschaft". Es gelang ihm leider nicht, den Staub der Jahre abzuschütteln. Die
Des jungen Werthers und anderer Menschen Leiden. ImPulsTanz 2002.Unterschiedlicher könnte der Mensch als Zoon politicon, als gesellschaftliches Wesen, nicht gezeigt werden, als von Michael Laub im Volkstheater und Hans Van den Broeck im Museumsquartier im Rahmen von ImPulsTanz 2002. Laub und seine "Remote Control" koppelten Goethes "Leiden des jungen Werthers" mit Indiens berühmt-berüchtigten Bollywood-Soaps. Entstanden ist eine hinreißende, Kulturen und Genres übergreifende Herz-Schmerz-Collage, die mit hintergründigem Humor und Momenten berührender Ernsthaftigkeit Gefühle auf die
Wie die Kleinkunst aus dem Österreich der dreißiger Jahre im Exil noch einmal aufblühte . Eine Ausstellung über das Wiener Exilkabarett.Als am 12. Juni 1939 Viktor David Grünbaums "Refugee Artist Group" die Show "From Vienna" am Broadway herausbrachte, lenkte deren Erfolg den Blick der New Yorker auf eine sehr lebendige Kabarett- und Theaterszene, die im amerikanischen Exil die Tradition der Wiener Kleinkunst weitertrug. Regie führte Herbert Berghof, der in Wien als Schauspieler und Regisseur unter anderem in Stella Kadmons "Der Liebe Augustin" und im "Simpl" gearbeitet hatte. Mit dabei
Anne Teresa de Keersmaeker vertraut auf den Körper als Träger von Emotionen. Die Compagnie Rosas beim ImPulsTanz Wien.Die Abendsonne erhellt den Malersaal der TSG-Werkstätten im Arsenal. Laut scheppert die Metallstiege der Zuschauertribüne, wenn Anne Teresa de Keersmaeker und Cynthia Loemij hinunter in die ovale Bühnenarena stürmen und sich ihrer barocken Roben entledigen. In schlichten weißen Kleidern, mädchenhaft und ungeschützt in ihrer Fast-Nacktheit, beginnen sie, ihre Bahnen zu ziehen.Spielerisch leicht wirken die Bewegungsabläufe und sind doch von absoluter Perfektion. "Small
ImPulsTanz 2002: Die Schiene "8:tension" für junge Choreographen eröffnete das Festival, JéroÆme Bel zeigte im Hauptprogramm Tanz radikal reduziert.Bei "8:tension", der im Vorjahr installierten Programmschiene von ImPulsTanz gilt es, die "frühen Werke späterer Meister" zu entdecken. Das Risiko des Neuen, vielleicht Unausgereiften, ist inbegriffen. Arco Renz & Kobalt Works eröffneten die Performance-Reihe mit der Choreographie "Mirth" ("Fröhlichkeit") im Museumsquartier. Der deutsche Choreograph studierte bei Anne Teresa de Keersmaeker und arbeitete in Produktionen von Robert Wilson.
Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" bei den Sommerfestspielen PerchtoldsdorfNicht immer ist es nur das Wetter, das bei Freiluftaufführungen das Bühnengeschehen beeinträchtigt. Manchmal kommen auch noch andere Schwierigkeiten dazu. Wenn beispielsweise die Schauspieler Mikrophone tragen müssen und dabei auf eine unzulängliche Tontechnik angewiesen sind. Oder wenn sich am Spielort auch eine Ausstellung befindet, deren Eingang direkt neben der Bühne liegt, durch den während der Vorstellung Leute rein- und rausspazieren. Dann verliert, wie bei den Sommerspielen
Das Wiener internationale Tanzfestival "ImPulsTanz".Von 9. Juli bis 11. August bietet das Festival "ImPulsTanz 2002" mit rund 70 Aufführungen Gelegenheit, das breite Spektrum des zeitgenössischen Tanzes komprimiert zu erleben. Parallel ermöglichen 170 Kurse des "Workshopfestivals für Zeitgenössischen Tanz & Körperarbeit" einen intensiveren Zugang für TänzerInnen und Tanzinteressierte.Hier unterrichten in verschiedenen Leistungsstufen (auch für Anfänger) Tanzgrößen wie Ismael Ivo oder der südamerikanische Tanzstar David Zambrano und ChoreographInnen und TänzerInnen, die beim
Die Reihe "zeit_zone" im Rahmen der Wiener Festwochen.Wiener Festwochen: "zeit_zone" im Kasino am Schwarzenbergplatz: Fahles Scheinwerferlicht durchdringt kaum die Nebelschwaden und erhellt geheimnisvoll düstere Bilder: Gestalten, die zu schweben scheinen, Silhouetten, die gegen Wände ankämpfen oder umherirren, Lichtgitter, aus denen Hände ragen oder Frauen, die stumm Porträts - vielleicht vermisster Menschen - tragen. Arabisches Stimmengewirr, orientalische Klänge laden die Atmosphäre auf. Verständlich werden nur einige französische Textpassagen, die um die "Freiheit des Narren",
Franzobel-Erstaufführung beim Niederösterreichischen Donaufestival.Joseph II., Sohn Maria Theresias, war Aufklärer und Rationalist. Er schaffte die Leibeigenschaft und die Folter ab und baute 1784 mit dem Wiener Narrenturm das erste psychiatrische Krankenhaus Europas. Erstmals tauchte der Gedanke auf, Geisteskranke könnten geheilt werden. Die Wirklichkeit entsprach freilich dem damaligen Stand der Medizin. Das Tollhaus war eine reine Bewahrungsanstalt, in der die "Unvernünftigen" in Ketten gehalten und grausamen "Therapien" ausgesetzt wurden. Nach 1866 diente der Narrenturm als
Becketts "Glückliche Tage" am Wiener AkademietheaterEin Moment des Erbarmens beschließt Samuel Becketts "Glückliche Tage" im Wiener Akademietheater. Willie kommt auf Winnies Seite. Kriechend schleppt er sich zum Erdhügel in dem sie bereits bis zum Hals versunken ist, keucht ein letztes Mal ihren Namen, bevor er in sich zusammensinkt. Und in diesem ein Wort liegt alles, worauf sie gehofft hat: Liebe. Nur leise schwingt noch der Zweifel mit, Willie könnte es eigentlich auf die Pistole abgesehen haben, die immer noch neben ihr liegt. Edith Clevers Inszenierung spart, wie auch bereits Luc
"Da kommt noch jemand" von Jon Fosse im Volkstheater.Er - Wolfgang Hübsch - trägt einen zerknitterten Anzug. Der Hosenbund, unter den Bauch geschoben hält das flatternde Beinkleid. Die weißen Haare hängen strähnig über den Nacken. Er hat seine gute Zeit, wenn er je eine hatte, hinter sich. Das sieht man. Neben ihm wirkt sie - Birgit Doll -, obwohl auch nicht mehr jung, wie ein Mädchen, ein hilfloses Geschöpf in kurzem Rock und engem Pulli, staksig, vorsichtig in ihren Bewegungen.Gemeinsam haben sie ein altes Haus an einem einsamen Strand gekauft, um endlich "alleine beisammen" zu
kasino schwarzenbergplatz, wien"Ich werde nicht mehr denken können. Ich werde nicht mehr arbeiten können". Die beiden Sätze gehören zu den beklemmendsten in Sarah Kanes letztem Stück "4.48 Psychose", das im Burgtheater im Kasino am Schwarzenbergplatz zu sehen ist. Aus ihnen spricht die Angst eines Menschen, der sein Überlebensmittel, die Kreativität, zu verlieren fürchtet und genau weiß, dass sich die erstickende Klammer der Depression weiter um ihn schließen wird.Sarah Kane, die 1999 Selbstmord beging, hinterließ das minutiöse Protokoll einer Krankheit. Es dokumentiert einen
Dialog der Kinder von Tätern und Opfern am Wiener Schauspielhaus.Reden wir nicht mehr darüber", war die Standardfloskel im Österreich der Nachkriegszeit. Ehemalige Nazis sahen ihr Gedankengut geduldet, die Opfer hatten noch nicht die Kraft, das Unfassbare in Worte zu fassen oder fanden keine Zuhörer. Wie wenig sich Geschichte und im engeren Sinne Familiengeschichte tatsächlich verdrängen lässt, kann man zur Zeit im Wiener Schauspielhaus erkennen.Die deutsche Autorin und Regisseurin Eva Diamantstein hat sich zwei Jahre lang mit der Rolle von Frauen als Täterinnen in der NS-Zeit
Nestroy-Collage "Gottlieb Schlicht" am Akademietheater.Gläserklirren, Klavierspiel. Eine Kindstaufe lässt die in Selbstmordgedanken versunkene Gestalt noch tiefer ins Grübeln kommen. Wie ironisch passend, dass ein Leben beginnt, wenn ein anderes sein Ende finden will. Sie steckt die Pistole ein. Der Lauf wippt grotesk in der Hosentasche. Es ist ein traurig-komischer Geselle und in allen Fasern eine Johann-Nestroy-Figur, die da vor dem Eisernen Vorhang im Wiener Akademietheater Bühnenleben gewinnt.Libgart Schwarz hat ihre Nestroy-Collage "Gottlieb Schlicht" im Alleingang zusammengestellt.
uhrenmuseum, wienEnde des 19. Jahrhunderts wurde die Welt erstmals in vierundzwanzig Zeitzonen unterteilt. In den neunziger Jahren orientierte sich ganz Mitteleuropa, auch die Österreich-Ungarische Monarchie, an der sogenannten "Mitteleuropäischen Zeit". Nur eine Stadt konnte sich nicht entschließen, die neue Zonenzeit einzuführen - und das war Wien."Es ist wirklich erstaunlich mit welcher Hartnäckigkeit hier der Amtsschimmel gewiehert hat", wundert sich Erhard Chvojka. Erst 1910, mit etwa zwanzigjähriger Verspätung, wurden in Wien die öffentlichen Uhren umgestellt. Der Historiker und
"Der blutige Ernst": Petschinka-Uraufführung in Wien.Fremdenangst gebiert Caritas und Hysterie. Eine Gesellschaft grenzt sich ab. Nur einen lässt sie ein, um sich wärmen am eigenen Akt der Nächstenliebe. Doch die Anwesenheit dieses Einzigen, Andersartigen setzt auch Instinkte frei. So etwa kann man Eberhard Petschinkas Mischding aus Sprechstück und Oper "Der blutige Ernst" im Casino am Schwarzenbergplatz verstehen. Sicher ist, der Autor hat ein politische Anliegen, doch das bleibt so diffus wie das ganze Stück.Damit wäre eigentlich alles gesagt, denn das Bühnengeschehen selbst erstarrt
Akademietheater, WienGleich einem Nebelschleier hebt sich dunkle Seide und der Blick fällt auf ein herbstliches Gräberfeld. Ein Mann (Paul Simonischek) lässt sich auf einer Bank nieder. Eine Frau (Annette Paulmann) kommt. Ein kurzes Zögern, dann ein Wiedererkennen. Die beiden haben sich einmal geliebt. Vielleicht träumten sie auch nur, dass sie sich hätten lieben können. Nun ist er verheiratet, hat einen Sohn. Lieben sie sich noch immer? Sie wissen es nicht. Wie im einemTraum verschiebt sich die Situation zu einer neuen. Vater (Wolfgang Gasser) und Mutter (Annemarie Düringer) des
Die Wiener Tanz-Szene projiziert all ihre Erwartungen in das neue Tanzquartier. Zugleich herrscht Angst, dass andere finanziell austrocknen.Eröffnung im Tanzquartier Wien: Künstlerinnen aus dem kosmos.frauenraum, dem Theater- und Kulturhaus in der Siebensterngasse nützen die Anwesenheit von Politikern und Presse um auf ihre miserable finanzielle Situation hinzuweisen. Kabarettreif offeriert der Wiener Choreograph Daniel Aschwanden Fettnäpfchen aus der Vergangenheit und Zukunft zur Betrachtung und stellt, nur scheinbar unschuldige Fragen. Etwa: Warum wurde in der Halle G, die von September
Rabenhof, WienIn den letzten beiden Jahrzehnten mussten Männer in "Eisenhans-Seminaren" den "wilden Kerl" in sich wiederfinden oder Frauen ihre weibliche "Wolfsnatur" entdecken. Mit der Erkenntnis "Männer sind anders, Frauen auch", schrieb sich unter anderen ein amerikanischer Familientherapeut in die Bestseller-Listen. Ein ähnlich schlichter Lebenshilfebeitrag zum besseren Verständnis zwischen den Geschlechtern, dafür etwas amüsanter ist Rob Beckers Komödie "Caveman", die den Weg in das Wiener Rabenhoftheater gefunden hat.1991 uraufgeführt, gelang dem kalifornischen Komiker mit dem
"Der Alpenkönig und der Menschenfeind" in Gutenstein.Seit Ernst-Wolfram Marboe die Raimundspiele in Gutenstein übernommen hat, hat sich einiges verändert. Die Aufführungen finden in einem ton- und lichttechnisch bestens ausgestatteten Zelt statt, die lokale Gastronomie ist ebenfalls stark vertreten und auch die Inszenierungen fallen opulenter aus. Der Intendant weiß, was sein Publikum erwartet und dieses wiederum weiß, was es bekommt. So darf auch Ernst-Wolfram Marboes heurige Inszenierung von Ferdinand Raimunds "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" auf ausverkauftes Haus bauen.Zu
"Leutnant Gustl" dort, wo Schnitzler diese Novelle schrieb.Als Arthur Schnitzler seine Erzählung "Leutnant Gustl" in der Weihnachtsnummer 1900 der "Neuen Freien Presse" veröffentlichte, warf man ihm vor, die Standes-ehre und das Ansehen der Armee geschädigt zu haben. Er verlor seinen Offiziersrang. Zu präzise hatte er den Nerv seiner Zeit getroffen und zu entlarvend spiegeln sich im Charakter des "Leutnant Gustl" die eng ineinander verschlungenen Kräfte, welche die Einheit des Vielvölkerstaates bedrohten: die Ängste eines nach oben strebenden Kleinbürgertum, Antisemitismus und
"Einen Jux will er sich machen" von Johann Nestroy bei den Festspielen Reichenau.Einen Jux will er sich machen" wird gerne als die liebenswürdigste unter Johann Nestroys Possen bezeichnet. Doch sie spiegelt auch die zynische Seite ihres Schöpfers. Zwei Seelen wohnen in der Brust seines Weinberls, der von "Jugend auf ans G'wölb gefesselt war", den "Sonnenaufgang nur vom Bodenfensterl, die Abendröte nur vom Bodenfensterl" kennend: jene der unterdrückten Kreatur, die wenigstens einmal aus ihren begrenzten Leben ausbrechen möchte und jene des sicherheitsbedürftigen Biedermeier-Bürgers, der
Trauriger Sonntag Just Johann Strauß' heiterer Operettendreiakter "Eine Nacht in Venedig" machte den Premierensonntag zum traurigsten in Oberösterreichs Theatergeschichte. Die FPÖ-Volksbefragung über ein Musiktheater im Lande hat ein Nein ergeben und unwillkürlich auf die Stimmung des Abends gedrückt. Wie die meisten Aufführungen hätte jedoch auch diese ein zeitgemäßes Haus verdient.Man spielt die prägnantere, gestraffte Berliner Originalfassung mit Dialogen von Brigitte Heusinger und Robert Tannenbaum, dessen Inszenierung auf der klassizistischen Bühne von Peter Werner in
Im 40. Jahr ihres Bestehens wurden die Sommerspiele Melk gewissermaßen ausquartiert. Der Gartenpavillon des Stiftes, zur Zeit in die Landesausstellung integriert, wird renoviert. Gotthold Ephraim Lessings "Nathan der Weise" (uraufgeführt 1783) ist in der Donauarena am Fuße der Stiftsaltane zu sehen. Die regenbedingte Verschiebung der Premiere auf diesen Donnerstag (20. Juli) versucht Intendant und Regisseur Nikolaus Büchel gelassen zu nehmen. Stimmungstötende Ersatzstätten möchte er seinem Publikum nicht zumuten.Mit Lessings Plädoyer für Toleranz intensiviert er die jahrelange
Hertha Kräftner war eine der vielversprechendsten literarischen Hoffnungen der Nachkriegszeit. Als sie sich 1951 das Leben nahm, war sie gerade 23 Jahre alt. Der Schweizer Autor Jürg Amann hat nun der burgenländischen Autorin ein dramatisches Denkmal gesetzt, das im Theater Gruppe 80 zur Uraufführung kam. Seine Elegie für und nach Hertha Kräftner mit der Gedichtzeile "Weil immer das Meer vor der Liebe ist" als Titel setzt sich ausschließlich aus Gedichten und kurzen Prosatexten der Autorin zusammen. Chronologisch ausgewählt vermittelt sich berührend das Bild einer Frühvollendeten,
Pünktlich zum Todestag Eva Brauns am 30. April 1995 am Hamburger Thalia-Theater uraufgeführt, kam das Stück "Fräulein Braun"des deutschen Autors Ulrich Hub nun im Wiener Theater im Künstlerhaus zur österreichischen Erstaufführung. Eine "Spurensuche im Zentrum des Hurrikans", ein Blick auf eine "an sich intelligente Frau", die fast eineinhalb Jahrzehnte Hitlers Geliebte war, "Tiefenschärfe" und die Herstellung eines sensibilisierenden Bogens zur Gegenwart waren angekündigt. Wenig davon wurde erfüllt.Das Stück bietet eine Fülle Biographisches: "Fräulein Braun" hatte einen
Emotional ein stabiler Typ, hätte ihn seine Entlassung kaum erschüttert, erinnert sich gelassen ein ehemaliger Projektleiter und eine unerschütterlich Selbstbewußtsein hervorkehrende Ex-Managerin erzählt schmunzelnd vom Karibikurlaub, der durch ihre Kündigung ermöglicht wurde. Doch ihre Gelassenheit zerbröselt so unaufhaltsam wie jene der anderen arbeitslosen Führungskräfte aus Urs Widmers Realsatire "Top Dogs", die derzeit im Wiener Theater in der Drachengasse zu sehen ist.Basierend auf Interviews mit Betroffenen erzählt der Schweizer Autor von jenen, die es bis zu den Schalthebeln
Vor einem Jahr erinnerte eine Ausstellung des Österreichischen Kulturinstituts in Prag daran, daß der heutige Präsident der Tschechischen Republik, der Autor und einstige Dissident Vaclav Havel, in der Zeit seiner politischen Unterdrückung, seine künstlerische Heimat am Wiener Burgtheater hatte. Der damalige Direktor Achim Benning brachte bis 1986 Havels wichtigste Stücke zur Uraufführung. Unter Claus Peymann verschwanden sie nahezu vollständig aus dem Spielplan. Der nach dieser Saison Abschied nehmende Burgtheaterdirektor brachte Havel ebenso wenig Interesse entgegen wie die meisten
Etwa zwei Kilometer hinter der Roma-Siedlung im burgenländischen Unterwart verwandelt sich für die nächsten Wochenenden ein längst zugewachsener ehemaliger Sandbruch in den Spielort für ein Theaterprojekt, das sich wohltuend von sommerlichen Komödienspektakeln abhebt. In einer Koproduktion des Vereines Roma Oberwart und des Offenen Hauses Oberwart (OHO) hat dort der burgenländische Autor und Regisseur Peter Wagner mit Roma-Jugendlichen, Musikern und Theaterkünstlern ein altes rumänisches Zigeunermärchen inszeniert."Die Schwarze Kaiserin" ("I kali tschasarkija") ist eine Variante der
Es gibt Stücke, da wird eine Rezension zum Akt der Menschlichkeit gegenüber potentiellen arglosen Theaterbesuchern, die ihre Abende besser verbringen könnten. Solches gilt für das im Wiener Akademietheater uraufgeführte "Irendrama" "Die Blinden von Kilcrobally" von George O'Darkney. Daß der deutsche Dramatiker Jörg Graser sein Werk unter diesem Pseudonym ankündigte, mag als Gag gedacht gewesen sein, warum er sich dann doch noch enttarnte bleibt ein Rätsel. Seinem Namen fügt er damit kein Ruhmesblatt hinzu.Inspiriert von Sean O'Casey bis James Joyce, den Naturalisten der grünen
Das Wiener Schauspielhaus feiert sein zwanzigjähriges Jubiläum mit einer Uraufführung eines Telefonsexmusicals. "Hotline to heaven" nennt sich der Musicalspaß, für den Barbara Spitz verantwortlich zeichnet. Die Autorin, die vor einigen Monaten bei ihrer ersten Lesung des Stückes Jubelstürme erntete, hat diesmal nicht nur inszeniert, sondern steht auch als Schauspielerin und Sängerin auf der Bühne. Günter Brödl hat ihren Text aus dem Englischen übersetzt und unter den Namen der Songschreiber befindet sich neben Dana Gillespie, Adrian Large und David Malin auch jener der vielseitigen
Luigi Pirandellos 1930 in Berlin uraufgeführtes Stück "Questa sera si recita a soggetto" - "Heute abend wird Stegreif gespielt" verursacht längst keine Skandale mehr und ist in Luca Ronconis Inszenierung im Wiener Ronacher auch nicht "ein Sandsturm von Langeweile", wie es damals ein Kritiker launig formulierte. Im Gegenteil, in Coproduktion mit dem Teatro die Roma entstanden, gehört das Verwirrspiel um Realität und Illusion, Erfindung und Wirklichkeit zu den Höhepunkten der diesjährigen Wiener Festwochen. Pirandello hat seine Novelle "Eleonora addio", eine leidenschaftliche Geschichte
Schüchtern beugt sich der blondgelockte Jüngling über seine daniedergestreckte Angebetete, ach wie seelenvoll richtet sich sein Blick aus schwarzumrandeten Augen Richtung Publikum, und wie machohaft unbotmäßig gebärdet sich der Rüpel auf der anderen Seite der Bühne. Nie werden die beiden Liebenden unter solchen Umständen zueinander kommen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, hier wird nicht über eine Soap-Opera berichtet, sondern über Peter Grubers Bearbeitung von Heinrich von Kleists "Penthesilea" im Wiener Künstlerhaus. Der Regisseur konnte sich bloß nicht zwischen der tragisch
Das Anliegen der Tanz-Programmdirektorin Hortensia Völckers sind nicht spektakuläre Premieren, sondern langfristige Entwicklungen. So eröffnete keine Neuschöpfung das Tanzgeschehen der Wiener Festwochen, sondern ein Gastspiel des Frankfurter Balletts mit drei kurzen Tanzstücken des großen Erneuerers und Reformers des klassischen Balletts, William Forsythe. Der von Völckers, neben Meg Stuart, auserkorene ständige künstlerische Begleiter bis ins Jahr 2000 zeigte vor begeistertem Publikum die 1997 entstandene, von den schwerelosen Figuren des Barockmalers Giovanni Battista Tiepolo
Als Claus Peymann Peter Handkes "Publikumsbeschimpfung" 1966 am Frankfurter "Theater am Turm" herausbrachte, gab es Tage, an denen es zu Tumulten kam und Zuschauer die Bühne stürmten. Seitdem ist viel Zeit vergangen und der einst schockierende Text längst ein Klassiker. Der revolutionäre Elan von damals, mit dem der junge Peter Handke das Ende des konventionellen Theatergeschehens - die Vortäuschung von Wirklichkeit - mit aufklärerischem Habitus ausrief, läuft heute eher in Gefahr, antiquiert zu wirken. Außer man begegnet, wie im Akademietheater, dem Glücksfall einer zeitgemäßen
Assoziativ nach allen möglichen Richtungen schweifend wuchern die Gedanken, philosophische Höhenflüge wechseln mit Banalitäten, griffige Sprüche mit vagen Andeutungen und am Ende fügt sich in Katharina Rieses "Ein Stück von mir", das am Plafond des Wiener Volkstheaters zur Uraufführung kam, alles zusammen.Zwischen Bügelbergen, Staubsauger, Topfpflanze, Reisetasche und einer langen Reihe von Schuhen putzt, ordnet und schlichtet hier einen Abend lang eine Frau namens Anna Horvath. Philosophin und Autorin, wie die Verfasserin des Stückes selbst, will ihr beim großen Aufräumen vor
Ein Ballettabend aus dem Reich der Bildhauerei, der Kunst der Skulptur: Peter Breuer hat Auguste Rodins Plastik "Der Kuß" genommen, um im Salzburger Landestheater die Geschichte einer Liebe, einer Ausbeutung, eines Abschiebens in das Irrenhaus zu erzählen, die Geschichte von Camille Claudel und Rodin.Camille, selbst eine hochbegabte Bildhauerin, im Schatten Rodins stehend, der ihrer, nach einer Zeit stürmischer Liebe, überdrüssig wird, verzweifelt. Die Familie Claudel nimmt die Abwendung Rodins wegen einer anderen Frau, was Camille schier in den Wahnsinn treibt, als Anlaß, die
Im Hamburger Schauspielhaus uraufgeführt, feierte nun Werner Schwabs "Eskalation ordinär" am Wiener Schauspielhaus seine Österreichpremiere.Wenige Zeit vor Schwabs Tod 1993 entstanden, entstammt das in manchem unfertig erscheinende Stück seinem Nachlaß. Wäre dem Autor mehr Zeit geblieben, hätte er es wahrscheinlich überarbeitet. Was zur Verfügung steht, ist trotzdem unverkennbar ein Schwabsches Sprachfeuerwerk. Christian Stückl hat seinen respektlosen Blick darauf gerichtet, kräftig umgerührt und seine Leuchtfunken in grauslich lustige Sphären hochgewirbelt. Wo der Autor die
Die Verhaftung und Hinrichtung von Sophie und Hans Scholl im Februar 1943 war der Anfang vom Ende der Studentenbewegung "Weiße Rose". Im Bemühen um gelebtes Christentum sah sie sich verpflichtet, gegen die Unmenschlichkeit des NS-Regimes - passiven - Widerstand zu leisten. Der aus der ehemaligen DDR stammende Komponist Udo Zimmermann schrieb über die "Weiße Rose" zunächst ein dokumentarisch orientiertes Opernwerk und später ein Musikstück, das der inneren Befindlichkeit der Geschwister Scholl in der letzten Stunde ihres Leben nachspürt.Letzteres brachte nun die Musikwerkstatt Wien im
An die leider manchmal zutreffende Erkenntnis, daß das Gegenteil von "gut" "gut gemeint" ist, erinnerte die Uraufführung von "In Theben und anderswo", einem Stück des 1996 verstorbenen niederösterreichischen Autors Kurt F. L. Strametz im St. Pöltner Stadttheater.Zunächst tritt eine zutiefst humane Gesinnung in der dramatisierten Version des Antigone-Stoffes zutage. Hier hat eine strenge Zensur Autoren in Theben zum Schweigen gebracht und der Diktator Kreon bestimmte Bücher verboten. Antigone setzt sich über das Verbot hinweg und liest öffentlich aus einem Buch ihres verstorbenen
Die Tourneeproduktionen, die der deutsche Musicalproduzent Wolfgang Poksch im Wiener Ronacher vorbeischickt, sind stets begleitet von Lobeshymnen über die vorangegangenen Gastspiele. "Ein perfektes Spektakel" (BZ Berlin), "hinreißend besetzt" (Die Welt), "atemberaubend" (Hamburger Abendblatt) und ähnliche Superlative schmückten diesmal die Ankündigung von Leonard Bernsteins Musical "West Side Story" und ließen Unterhaltsames erhoffen. Was Alan Johnsons, der berühmten Broadway-Inszenierung von Jerome Robbins nachgestellte Wiederaufbereitung als Gastspielauftakt allerdings bot, war der
Im letzten Jahr blickte die europäische Opernfachwelt verstärkt nach Wien und begann sich einem Phänomen zuzuwenden, das ihr Interesse weckte, gilt die Bundeshauptstadt im Ausland doch noch immer als Hort der Traditionspflege und konservativen Opernbetriebs. Abseits vom gewohnten Staatsopern- wie dem kulinarischen Volksopernprogramm hatte sich, zunächst kaum beachtet, eine Freie Opernszene etabliert, die mit hochprofessionellen und niveauvollen Produktionen zeitgenössischer Opernwerke kräftige Lebenszeichen von sich gab und gibt.Es ist eine kleine Handvoll Gruppen, die zwar nicht
Daß aus drastischem Klamauk und plakativ ausgemalter Ironie gleichsam wie von selbst ein lebendiges und unterhaltsames Theatererlebnis sprieße, scheint derzeit bei der szenischen Umsetzung der Adalbert Stifter Novelle "Die Narrenburg" im Wiener Theater Brett die seltsame Annahme der Beteiligten, insbesondere von Regisseur Luvik Kavin zu sein. Manches in der Inszenierung verrät Humor, wenn zum Beispiel des Autors Landschaftsbeschreibungen, von denen Peter Rosegger schwärmte, sie seien "gleichsam mit den Pinsel gemalt", mit ausschweifender Gestik auf: rechts "Wald!", links "Wald!" reduziert
Adi Hirschals erfolgreiche Ausflüge in die "entern Gründ" von Wien, "Strizzi-Lieder" und "Oide Hawara", sind so mit dem Bild vom Künstler als Streuner durch die Randbezirke der wienerischen "Seele" verschmolzen, daß jedem neuen musikalischen Programm einfach bestimmte Erwartungen vorausgehen. Schwer vorstellbar ist ein Abend mit dem "Wiener Strizzi" ohne jenen Hauch der immer ein bißchen raisonnierenden Gemütlichkeit, die stets vorgibt, harmlos zu sein, überraschend, wenn der Künstler völlig neue Facetten seines Könnens vermittelt, wie zur Zeit im Wiener Rabenhof.Dort präsentiert