„BONJOUR, MONSIEUR!“ Es klang eher beißend, getragen von dünner Ironie. Ich wollte revoltieren gegen diesen die französische Höflichkeit ad absurdum führenden Polizisten, der — allzu bürokratisch — mich der Erregung öffentlichen Ärgernisses bezichtigte und daraus wohl eine Gefährdung der französischen Nation folgerte. Denn wie sonst wäre es zu erklären, daß man einen die Bequemlichkeit einer harten Bank auskostenden „Nobelclo-chard“ störte und ihn, den Romantiker, mit Nüchternheit strafte — in Paris, am Montmartre?Über mich gebeugt, wartete er nun die Reaktion
RIO DE JANEIRO. Scheinbar selbstzufrieden wie ein finanzkräftiger Börsenmakler — bei nur 32 Cruzeiros in der Tasche — und mit dem müden Lächeln eines Siegers, den die eingegangenen Risiken zum Erfolg geführt haben, passierte ich die Hafenzollkontrolle. Stand ich doch am Ende einer mehrmonatigen Autostoppfahrt, die mir die Schönheiten der Neuen Welt gezeigt, aber auch die mannigfachen Arten des Gruseins beigebracht hatte. Vorbei an lärmenden Gepäckträgern, die Wie ein Heuschreckenschwarm auf die mit Koffern, Hutschachteln, Vogelkäfigen und Blumen bestückten Reiselustigen
UM ES NICHT BEI HOCHFLIEGENDEN Phantastereien bewenden zu lassen, die der Romantitel „Exodus“ mit sich bringt, wollte ich — NichtJude — aus der Anschauung des Unvoreingenommenen die Wiege kennenlernen, der dieser Zauber entspringt.Von diesem Gedanken beseelt, ging ich in Haifa an Land, beehrte bis Tel Aviv einen Taxichauffeur und enterte dort den Wüstenautobus, um nach zweistündiger Fahrt im Kibbuz Dvir zu landen. In liebevoller Weise nahm sich sogleich der „Empfangschef“ meiner an, um mir, dem „Greenhorn“ in Sachen Kibbuz, die ersten Gehversuche beizubringen beziehungsweise
DIE BEIDEN STÄDTE ELAT UND AKABA — LETZTERES MIT dem Hauch des legendären Lawrence of Arabia umgeben — stehen einander wie feindselige Fischer an den Gestaden des Roten Meers gegenüber. Fast scheint es, als sollten die Fluten der See die Araber einerseits und die Israeli anderseits in Schach halten oder zumindest Abkühlung der oft aufgebrachten Gemüter bringen. So feindselig nun einer der Gegner dem anderen auf der Ebene der Politik ins Auge blickt, so freundlich werden auf dem Schwarzmarkt die Hände geschüttelt, Menschen- und Haschischschmuggel mit besonderem Eifer abgewickelt.Elat
VOM STANDPUNKT AUSGEHEND, daß man als junger Mensch nichts verlieren, aber alles gewinnen kann, packte ich — allen Pessimisten zum Trotz — meinen Rucksack, um eine viermonatige Amerikareise zu starten. Von der genauen Reiseroute machte ich mir nur eine vage Vorstellung, da ich von meinen früheren Fahrten wußte, daß man dies als Tramp am besten dem Zufall überläßt und nicht starrköpfig im vorhinein das tägliche „Plansoll“ errechnet. Eines stand jedoch fest: New York als Ausgangspunkt und Rio de Janeiro als Ziel. Das Dazwischen legte ichIn den Schoß einer höheren Macht. Ein