Schon der bekannte Altertumsforscher Dr. Karl Lind hat bedauert, daß der mittelalterlichen Kirchenarchäologie zu wenig Beachtung gewidmet werde. Während man den für die Geschichte der Heimat gewiß äußerst wichtigen römischen Grabungen und Funden das größte Interesse entgegenbringt, läßt man mittelalterliche Forschungsergebnisse oft unbeachtet, so daß sie nicht selten der Vergessenheit anheimfallen. Im Jahre 1939 wurde am Stephansplatz durch einen Zufall die noch gut erhaltene Krypta der lokalhistorisch beachtenswerten Magda- lenenkirche zum zweiten-, wenn nicht zum drittenmal
Zwischen dem Bischofstor und einem Strebepfeiler der Nordwand des Stephansdomes in Wien ist ein Inschriftstein eingemauert, unter dem eine vergitterte, leere Mauernische auffällt. In der Nische sind Eisenteilcben an der Hinterwand zu sehen, die deutlich erkennen lassen, daß früher einmal daran etwas angebracht war. Glücklicherweise belehrt uns die noch gut erhaltene Inschrift, weldien Zweck die rätselhafte Nische hinter dem Eisengitter erfüllt hat:+ ihr + Menschen alsambt + gelaubt + in got + ont + behalt + christi + gebot + das die + beiden + nicht + habent + getan . sie . paten . an .
Die gelegentlich der gründlichen Wiederherstellung der Kirche von St. Ruprecht im Jahre 1935 vorgenommene kunst-archäologisdie Untersuchung hat festgestellt, daß die noch erhaltenen ältesten Teile dieses Baues, vor allem also der Turm, aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen und daß die Nordwand des Schiffes anscheinend noch architektonische Reste einer früheren Anlage enthält. Die Annahme, daß der Turm auf römischen Fundamenten und untere Mauern aufgebaut sei, weil an seiner Nordwand einige, kaum bemerkbare Fischgrätenmuster zu erkennen sind, ist Mythe und läßt sich