Nicht im Traum hatte ich mir vorgestellt, wie Paris die Kulturmetropole Europas, einen. Ausländer aufnehmen würde, der gar nichts von ihr erbeten hatte. Den feindseligen Artikeln, die Bernard Gavoty gleich nach meiner Ernennung in „Le Figaro“ veröffentlichte, gab ich keine große Bedeutung: Ich sah darin weiter nichts als die klassische Reaktion einer etwas chauvinistischen, konservativen Bourgeoisie. Daß ich dagegen einen nationalistischen Reflex bei der Linken auslösen würde, hatte ich nicht erwartet. Genau das geschah aber: bei meiner Ankunft machten alle Gewerkschaften derPariser
Bei einem Treffen der Grenzschutzabteilung Golani in der alten Kreuzfahrerstadt Akko rief David Ben Gurion, der alte Pionier des Zionismus und Ministerpräsident des Staates Israel, den Truppen zu: „Wenn feindliche Araber unser Land angreifen sollten, so werden wir sie in ihrem eigenen Land niederringen.“ Dieser Satz fiel kurz vor der Ausbootung des Außenministers Moshe Sharett und enthält das Programm der neuen Außenpolitik Israels, die nun Golda Meyerson anvertraut worden ist.West und Ost kümmern sich gleicherweise wenig um Israels Sicherheitsbedürfnis. Von der Organisation der
Am 7. August 195.5 ist in Kopenhagen der 6. Internationale Astronautische Kongreß zu Ende gegangen. Am gleichen Tage wurde in Genf die erste internationale Ausstellung für friedliche Verwertung der Atomenergie eröffnet. Das zeitliche Zusammentreffen dieser beiden Ereignisse ist ein Sinnbild dafür, wie weit es der Mensch des 20. Jahrhunderts gebracht hat. Die vereinigte Kraft des Atoms und der Rakete ist in seiner Hand — Wunschträume aus den Kindertagen der Menschheit sind Realität geworden oder stehen als nahe Wirklichkeit vor unseren Augen; die offizielle Ankündigung von Eisenhowers
Die Genfer Atomkonferenz, diese eltsame Mischung von Weltkonzil der Wissenschaftler, die unser aller Geschick in der Hand haben, und von Atom-Mustermesse — bereits zeichnet ich die Konkurrenz der Atomkraftwerklieferanten ab und hartgesottene Geschäftsleute träumen von Profitneuland — ist ausgeklungen. Für die nichtbeteiligte Weltöffentlichkeit haben die paar hundert Konferenzberichterstatter aus der Flut der über tausend Vorträge Dinge herausgepickt, die alles andere als dazu angetan waren, das anhebende Atomzeitalter nur im rosigen Licht des Fortschrittes zu sehen.Seit diesem
Zehn Jahre sind vergangen seit Polen die Verwaltung der deutschen Gebiete östlich der Oder und Neiße übernommen hat, über deren endgültiges Geschick erst ein Friedensvertrag entscheiden soll. Dieser juristische Tatbestand eines Provisoriums bleibt freilich Papier: Polen hat, 1945 von West und Ost gleicherweise ermuntert, diese Gebiete annektiert und als Woiwodschaften eingerichtet, sieht diese, seine historischen Gebiete, als Kompensation für die an die Sowjetukraine und an Sowjetweißrußland abgetretenen Ostgebiete an und fühlt sich als Staat auf der Europakarte um die entsprechende
Zum dritten Male seit dem Jahr seiner Gründung, 1948, haben in Israel Parlamentswahlen stattgefunden: richtige demokratische Wahlen mit richtigen demokratischen Ergebnissen, die die Meinung der Bürger des Landes zur Innen-und Außenpolitik widerspiegeln. Daß dies vor allem betont wird, hat seinen guten Grund: denn hätte man sich noch vor zehn Jahren nach dem Stande der Demokratie im Nahen Osten erkundigt, so wäre keine derart positive Antwort über das Funktionieren der Demokratie auf diesem historisch und biblisch unendlich bedeutsamen Stück Erde erteilt worden.Man braucht somit
Bern, im MärzIm Zeitalter der gewaltigen Rüstungsnotwendigkeit steht auch in der Schweiz die Armee immer wieder im Mittelpunkt politischer und budgetärer Erwägungen. Während der beiden furchtbaren Weltkriege dieses Jahrhunderts hatte die — auf dem Milizsystem aufgebaute — Schweizer Wehrmacht, die so gut wie das ganze wehrfähige Mannsvolk bis zum 60. Lebensjahr und die Frauen im freiwilligen Hilfsdienst umfaßt, glücklicherweise keine Gelegenheit gehabt, ihr Können zu beweisen. Doch war ihre Rolle als potentielle Kraft unbestritten, und militärische Fachleute der westlichen Welt
Die Ereignisse des 15. und 16. Februar in der idyllischen Schweizer Bundeshauptstadt, die Inbesitznahme der „volksrumänischen“ Gesandtschaft durch ein Häuflein exilrumänischer Patrioten, sind in ihren Auswirkungen und ihrem internationalen Widerhall noch lange nicht verklungen. Was sich aber hier abspielte, war ein Stück Krieg im Dunkel, Krieg der Emigranten und Widerstandskämpfer, verwoben mit dem Krieg der Geheimdienste und Agenten in Feindesland.Der Ueberfall war ohne Zweifel gründlich vorbereitet, strategisch und taktisch. Zumindest eine Person von der volksdemokratischen
Die Jugenderziehung in der Tschechoslowakei geht von zwei Dogmen aus: der Nachwuchs des Staates muß politisch verläßlich sein — das ist das ideologische Dogma — und er muß so ausgebildet werden, daß er vom Staat dort eingesetzt werden kann, wo der Staat ihn braucht— das ist das praktisch-materielle Dogma. Ideologie und Praxis spielen dabei unaufhörlich ineinander: diese Verflechtung ruft freilich auch einen ebenso verflochtenen Widerstand hervor, der als seine sichtbaren Resultate in der gesinnungsmäßigen Ablehnung des volksdemokratischen Systems und in der praktischen Revolte
Die Sudetendeutschen im Exil — etwa zwei Millionen in der westdeutschen Bundesrepublik, 800.000 in der Sowjetzone und 200.000 in i Oesterreich — sind besser organisiert als die anderen nationalen Emigrationen der Nachkriegszeit. Obwohl es auch unter ihnen die mißlichen Erscheinungen der Emigration mit dem erschwerten Kampf ums Dasein, mit dem gegenseitigen Neid der Individuen und der Gruppen gibt, verfügen sie dennoch über eine gemeinsame Instanz, um die sie beneidet werden — die „Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen“ in München. Diese Arbeitsgemeinschaft,
Im Rahmen seiner alljährlichen internationalen Stüdienwochen in der oberbayrischen „Wies“‘, dem Oertchen mit der schönsten Barock-Wallfahrtskirche der Welt, hat der „Hochschulring der Ackermann-Gemeinde“ in diesem Herbst eine Reihe von Referenten mit klangvollen Namen und eine große Hörerschaft zur Bearbeitung und Erforschung der Probleme des Kommunismus versammelt.Zwei Russen und zwei hervorragende Kenner der russischen Probleme waren für dieses Sachgebiet aufgeboten worden: Hermann A c h m i n o w, 1941 aus Rußland emigriert, der gegenwärtig als freier Schriftsteller in
Bern, im NovemberIm Kalten Krieg zwischen den Demokratien und den kommunistischen Staaten hat sich im Laufe der letzten Jahre ein merkwürdiges Phänomen ergeben. Während die totalitäre Diktatur Moskau-Prags den in der Tschechoslowakei verbliebenen Sudetendeutschen — die man mit den deutschen Partnern der Mischehen auf eine halbe Million schätzt — die seit dem Zusammenbruch Hitler-Deutschlands annullierten Sprachenrechte wieder gibt, ist die in der demokratischen Front des Westens stehende tschechoslowakische politische Emigration in ihrer Mehrheit nicht geneigt, die
Man soll die menschlichen Institutionen so wenig wie die Menschen selbst nach dem äußeren Schein beurteilen. Das hätte wohl beiläufig der gute Lafontaine gesagt, wenn er, wie nun wir selbst, gesehen hätte, daß zwei Minister für auswärtige Angelegenheiten nicht imstande sind, sich über den Namen, das Antlitz und — man möchte fast sagen — das Geschlecht eines Kindes zu einigen, das unter ihren Auspizien soeben zur Welt gekommen ist. „Der Rat der Zehn ist die erste europäische Regierung“, rief Graf Sforza aus. „Der Rat der Zehn wird keineswegs eine Art europäisches