Als vorletzte Opernpremiere war im Linzer Landestheater Dontzettis komische Oper „Der Liebestrank“ angesetzt. Aller Voraussicht nach dürfte diese Aufführung ein Kassenerfolg werden. Am Pult stand Otta-vio Ziino, ein bei uns recht bekannter, theaterbesessener Dirigent aus Rom, der Donizettis effektvolle und melodische Musik bis auf den Grund auszukosten verstand. Es gab echt italienisches Brio, feinst ausgewogene Schattierungen im wunderbar klingenden Bruckner-Orchester und ein Eingehen auf die Aktionen der Sänger, wie sie selten in der Weise zu finden ist. Auch der Chor, den Ziino
Der Spielplan des Linzer Landestheaters bietet viel Abwechslung; eine Barockoper durfte also nicht fehlen. Man wählte Händeis „Julius Caesar“. Federik Mirdita war für die szenische Realisierung verantwortlich: Man spürte bei seiner Regie wie der Bearbeitung Stilgefühl an den geradezu süffisanten Aktionen. Große Unterstützung fand er in Hannes Radier, der eine großstädtische Prunkausstattung beisteuerte. So waren eigentlich die wichtigsten Komponenten, die für die Aufführung dieses Werkes wesentlich sind, die Zeit, in der die Handlung spielt, die Zeit, in der die Oper entstanden
Das österreichische Filmmuseum veranstaltet int Rahmen der diesjährigen „Viennale“ eine Retrospektive, die dem spanischen Regisseur Luis Bunuel gewidmet ist (14. bis 20. März im Mittleren Saal der Wiener Urania). Luis Bunuel, vielfach als „Genie der Filmkunst“ bewundert, in seinem Heimatland als „Ketzer“ angefeindet, wurde am 22. Februar 1900 in Calanda (Ara-gonien) geboren und stammt aus einem Milieu bürgerlicher Wohlhabenheit; seine filmische Laufbahn begann der damals Siebenundzwanzig jährige bei Jean Epstein. Bald schloß er sich in Paris dem Kreis um Salvadore Dali an, der Gruppe der jungen Surrealisten
Die Gesamtaufführung von Wagners „Ring“ würde für Linz zum Opernereignis von Format. Zunächst war von den drei Verantwortlichen Kurt Wöss, Dirigent, Leo Meinert, Regie, und Heinz Bruno Gallee, Ausstattung, eine Konzeptton zurechtgelegt worden, die Achtung gebietet: Ekstatischer Schwung mit steilen Steigerungen und sensibles Klangempfinden kamen vom Pult her. Es gab aufregende Momente, die uns in Erinnerung bleiben werden. Das Bruckner-Orchester spielte, von Kleinigkeiten abgesehen, konzentriert.Ein bemerkenswertes Sängerensemble sorgte für Glanz: Allen voran Claude Heater, ein
Das Landestheater Linz eröffnete die neue Saison mit Mozarts „Don Giovanni“. An sich ein mutiges Unternehmen im Bezug auf die kurze Spanne, die uns von den Salzburger Festspielen trennt. Im großen und ganzen, das sei vorweg gesagt, konnte sich trotzdem die Aufführung sehen lassen.Der neue Bariton, Ladislaus An- derko, der genügend Eigenschaften für den eleganten Frevler, der ständig auf der Jagd nach neuen Erfüllungen ist und dessen Spannweite von nackter Brutalität bis zur eleganten Verführungskunst reicht, war mehr oder weniger der „rote Faden“ in dieser Aufführung. Er
Für viele erschien die Aufführung der Alban-Berg-Oper „Wozzeck“ am Linzer Landestheater ein Wagnis. Prof. Kurt Wöss riskierte es und gewann. Bei der Linzer Erstaufführung hatte die Musik Prioritätsrecht. Frederik Mirdita hatte sich beim Regiekonzept sichtlich von der Klangwelt Bergs inspirieren lassen. Der Expressionismus der Musik und der klare Realismus Büchners fanden eine synthetische Gleichberechtigung, obwohl seine dramatische Differenzierung mehr von der Musik beeinflußt kam. Sie war also realistisch einfach und psychologisch griffig. Auch Hannes Raders mit geringen Aufbauten
Das Linzer Landestheater pflegt seit langem Richard Strauss. Diesmal kam sein letztes Opernwerk „Capriccio” nach einem Buch von Clemens Krauss, eigentlich ein Konversationsstück für Musik, zur Aufführung. Es ist eine Oper über die Oper, eine lyrisch-dramatische Plauderei, ein Leckerbissen für musikalische Feinschmecker mit kammermusika- lischer Distinguiertheit. Kurt Wöss hat mit musikdramatischem Fingerspitzengefühl alle Feinheiten aus der Partitur herauskristallisiert und die Sänger mit dynamischer Sorgfalt geführt. Die Regie Federik Mirditas war durchaus locker und
Das Linzer Landestheater stellt als Aufführung im „Forum der Zeit” in den Kammerspielen Samuel Becketts „Endspiel” zur Diskussion. Es ist absurdes Theater in reinster Form. Die Personen des Stückes sind weder Individuen noch Typen, sondern Chiffren wirksamer Kräfte. Es gibt keine Dialoge, sondern nur auf einander abgestimmte Monologe. Als Beckett bei den Berliner Festwochen 1967 sein „Endspiel” selbst in Szene setzte, sprach er von einem „Spiel mit makabren Situationen als Schocktherapie gegen allzu unbekümmerte Saturiertheit”.Dabei übersieht Beckett, daß jede Therapie
Die neue Linzer Theatersaison begann mit Richard Wagners „Tristan und Isolde“, ein Wagnis an sich. Professor Kurt Wöss, der Wagnerverehrer» zeigte Mut, und das Ergebnis war recht befriedigend. Vom Pult her kam auch eine gültige Wiedergabe, bei der das Lyrische ebenso ausgewogen klang, wie die dramatischen Akzente. Das Bruckner-Orchester und der Chor unter Gerhard Geists Leitung waren ihm eifrige Helfer. Nicht so überzeugend dagegen fand man die Regie Gustav Dehardes, der die großen geistigen Spannungen', die dieses Drama enthält, vttel zuwenig verständlich machte. Die
Das Linzer Landestheater setzte seinen Ehrgeiz daran, knapp vor Saisonschluß eines der schwierigsten Werke Hindemiths, die Bekenntnisoper „Die Harmonie der Welt“, zur österreichischen Erstaufführung zu bringen. Eine Tat, die Beachtung und Anerkennung verdient. Hinde-mith entwirft, ähnlich wie bei „Mathis der Mater“, in dieser Oper ein Zeitgemälde, in dem Religionszwist, Machtintrigen, Abenteuerlust und Unsicherheit die, entscheidende Rolle spielen. Der große Astronom Johannes Kepler ist die zentrale Figur darin. Dem Mann des Geistes wird der Mann der Tat, Wallenstein, der
Am Linzer Landestheater ging mit allen Vorzeichen eines wirklichen Erfolges Rudolf Weishappels • Oper „Elga“ als szenische Uraufführung über die Bretter. Es sei vorweg gleich festgestellit: Weishappel experimentiert nicht, sucht nicht nach ausgefallensten Klangkombinationen, sondern schreibt schlicht und einfach, wie es ihm ums Herz ist, und das ist fürs Publikum. Dem Realismus des Stoffes, in Anlehnung an G. Hauptmann, der sich mit geradezu sengender Leidenschaft in dieser Oper präsentiert, angepaßt, findet Weishappel auf Anhieb einen ihm gemäßen Tonfall, der manchmal sogar noch
Die Linzer Konzertsaison eröffnete Kurt WöJ3 mit einem Sinfoniekonzert des Linzer Bruckner-Orchesters mit Werken von Bruckner (III. Symphonie), Lutoslawsky (Trauermusik) und Alban Berg (Violinkonzert). Das gut musizierende Orchester erwies bei allen drei Werken Klangkultur und innere Teilnahme. Wöß fand bei den so grundverschiedenen Klangwelten den richtigen Stil und eine ebenso starke Kontrastierung. Der Geiger Yjörg Pauk (Budapest) glänzte mit technischer Akkuratesse, Noblesse und Vitalität.Der Abend mit den Prager Sinfonikern unter der Leitung Zdenek Koslers mit Sascha Vectomov
Mit höchsten Erwartungen begann die Linzer neue Theatersaison mit Verdis monumentaler Oper „Aida“. Haben sie sich erfüllt? Nicht ganz. Außergewöhnliches kam nur von der Titelträgerin Eva Forgasc, die turmhoch über allen stand. Ihr dramatischer Sopran ist von erstaunlicher Durchschlagskraft, wird makellos geführt und erhält in den zarten Kantilenen seraphische Süße und ätherischen Wohlklang. Auch der profunde Baß Takao Okamaru (Oberpriester) ist für unser Theater ein ausgesprochener Gewinn. Was wir sonst noch zu hören bekamen war Mittelmaß. Günther Gützlav (Amonasro)
Alljährlich veranstaltet das Linzer Bruckner-Konservatorium Musikwochen der künstlerischen Vielfalt, die vom Land Oberösterreich großzügig unterstützt werden und Immer mehr Interessenten anziahen. Die Veranstaltungen gliedern sich deutlich in Konzerte mit ausgesprochenem künstlerischem Wert, zu denen das Eröffnugskonzert im Marmorsaal des Stiftes St. Florian mit Werken von W. A. Mozart, das Kammerchorkonzert im Steinernen Saal mit Werken von Monteverdi, Distier, David, Stadlmair, Mitter- gradner und Tischhauser und das Festkonzert im Kaisersaal des Stiftes Kremsmünster gehören.
Hinter dieser neuen Inszenierung des Linzer Landestheaters verbarg sich der Wunsch nach geschmackvoller, heiterer Opemkast, die dem Regisseur Gustav Deharde vortrefflich gelang. Die Gründe für dieses erfreuliche Ergebnis waren: zunächst die richtige Einstellung des Regisseurs zu Lortzings Buffokunst, die nicht durch Vergröberung, sondern Verfeinerung erreicht wurde, und ferner ein gutes Ensemble. An diesem Abend dominierten Liebe, Komik und Ironie. Als Bühnenbildner stand dem Regisseur recht geschmackvoll Wolfgang Cäsar zur Seite. Der Stil des Dekors war allerdings nicht ganz
Mit der Aufführung der Strauss- Oper „Elektra” hat das Linzer Landestheater seine künstlerische Aktivität klar demonstriert. Es gab bei dieser Aufführung einige außerordentliche Leistungen und keine, die negativ aus dem Rahmen fiel. Hugo von Hofmannsthal schrieb seinerzeit einen ausführlichen Kommentar zur Szenerie der „Elektra”. Sicherlich mit Recht haben Regisseur und Bühnenbildner sich nicht daran gehalten,, denn er war aus der Zeit geboren. Edwin Zbonek ging es in erster Linie darum, das düstere, schicksalhafte Geschehen um die Rächerin Elektra spürbar ausdrucks-
Linz führte im Sinne kultureller Begegnungen eine Polnische Woche durch, die mit Vorträgen, Austellungen, Filmen, Rundfunksendungen, dem „Theater der Hände“, Volks-tumsgruppen und Jazzmusik einen Überblick über das polnische Kulturschaffen van gestern und heute bieten sollte. Als Höhepunkt muß zweifelsohne der Beitrag des Linzer Landestheaters mit der Studioauf-führung der Tragifairce „Der Narr und die anderen“ von Jerzy Broszkiewicz und das Konzert der Krakauer Philharmonie mit polnischer Musik mehrerer Epochen gewertet werden, Broszkiewicz, Jahrgang 1922, zählt: neben Mrozek
Dank dem Zusammenwirken verschiedener glücklicher Umstände wurde der Auftakt zur neuen Saison des Linzer Landestheaters mit Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ zu einem Abend festlichen Glanzes. Natürlich ist die Besetzung der Titelrolle das Wichtigste, und daran fehlte es an diesem Abend nicht. Im Mittelpunkt stmd der Gast des Abends, Kim Borg, der sozusagen in Linz den Sachs erprobte und zum Sieg führte. Seine weiche, modulationsfähige Baß-Baritonstimme und sein tiefempfundenes Spiel erbrachten eine bewegende Studie des feinsinnigen, grundgütigen, aber auch humorvollen
Als vor 20 Jahren Dr. Wolfgang Steinecke im Jagdschloß Kranichstein bei Darmstadt die Ferienkurse für Neue Musik ins Leben rief, waren sie in erster Linie auf Information ausgerichtet. Da galt die Neuorientierung Strawinsky, Bartok, Hindemith und Schönberg sowie der zweiten „Wiener Schule“. Es begann also mit dem Neubarock, erreichte aber bald die Kompositionsweise mit zwölf aufeinander bezogenen Tönen, ging dann zu den weiteren Progressionen in der seriellen und punktuellen Musik über, um schließlich bei den Strukturen und Parametern für Dauer und Dynamik zu landen. Seit zehn
Die in ihrer weitgespannten Anlage dargebotenen Veranstaltungen des Bruckner-Konservatoriums des Landes Oberösterreich, die heuer zum Teil mit der Ausstellung „Die Kunst der Donauschule“ gekoppelt waren, wurden wieder zum größten Teil eine Uberzeugende Bestätigung der geleisteten musikpädagogischen Arbelt eines Jahres. Daß der Qualitätsanspruch nicht bei allen Veranstaltungen befriedigt wurde, brachte schon die Vielfalt des Gebotenen mit sich. Als besonders Imponierende Leistung war das Eröffnungskonzert in der Stiftskirche St. Florian anzusehen. Wilhelm Jerger, der musikalische
Als dritte musikalische Premiere wurde im Linzer Landestheater Webers „Freischütz“ gegeben. Mit dieser überaus populären Volksoper bemächtigte sich das Theater der Romantik so ganz und gar. Man erwartet deshalb einen Abend vielfältigster Stimmungen und von Visuellen her zerfließendes Tageslicht, Mondscheinglanz und düsteres Waldesgruseln. Phantastisch, seltsam fröhlich und wunderbar innerlich sollte dieser Abend sein. In Linz war von dieser Art Romantik wenig zu spüren. Bruno Gallees Bühnenbildern fehlte jede Farbintensität und poesievolle Stimmung, sie erinnerten vielmehr an
Die 26. Internationalen Musikfestwochen in Luzern waren nicht nur ein Bekenntnis zur Tradition, sondern ließen auch die zeitgenössische Musik zu ihrem Recht kommen. Es schienen eine Fülle von Namen auf, die in Luzern noch nicht geläufig waren; es gab neue Entdeckungen, neue Töne und Uraufführungen. Neben dem Schweizer Festspielorchester, das diesmal Antal Dorati, Istvän Kertėsz und Ferdinand Leitner dirigierten, waren noch die Wiener Philharmoniker mit Karajan, Böhm und Zubin Mehta zu Gast. Als Attraktion galt das einmalige Gastspiel des Pittsburgh Symphony Orchestra unter seinem
Als letztes Sprechstück in dieser Spielzeit bringt das Linzer Landestheater in den Kammerspielen ein Stück in sieben Bildern, „Cäcilie oder ein Schultag” von dem Niederösterreicher Ernst Wurm. Er errang mit einigen Romanen und Hörspielen Erfolge, doch seine Liebe zum Theater ist eine Liebe mit Hindernissen. In seiner „Cäcilie” fehlt es nicht an guten Ansatzpunkten, nicht an echten Problemen. Das Stück krankt vielmehr an deren Vielzahl, die er nicht zu meistern verstand, die ihn auch in der Setzung von Akzenten wie in der Gestaltung der Personen unsicher machte. Die Titelfigur
Von der Stadt und vom Land auffallend heftig gefördert, von beiden Koalitionspartnern gleichermaßen mit Wohlwollen überhäuft, fristeten die Grazer Sommerspiele 1964 vier Wochen hindurch ihr reichlich farbloses Dasein. Zwei Sätze Egon Hilberts sollten den Grazern zu denken geben: „Das Außerordentliche allein rechtfertigt Festspiele” und „Festspiele sollen mehr sein als die Summe der Konzerte und sonstigen Veranstaltungen: Festwochen müssen ein Profil haben!”Es ist nicht zu leugnen, daß die Grazer Sommerspiele, die sich zwar nicht mehr „Festspiele” nennen, es letztlich aber
In den Kämmerspteles des Linzer Ländestheaters wird 'öMrziSit Carlo Goldo-nis Charakterkomödie „Der Lügner“ aufgeführt. Dem Dichter kommt In der Entwicklung des europäischen Theaters als Kämpfer gegen die commedia dell'arte und für die Charakterkomödie nach dem Vorbild Molieres eine wesentliche Bedeutung zu. Verließ er doch eher seine geliebte Vaterstadt Venedig und ging nach Paris, als daß er seinen Kampf gegen die Stegreifkomödie und ihre Vorkämpfer Pietro Chiari und Carlo Gozzi aufgab. Die Linzer Aufführung wird vom Dramaturgen des Theaters, Dr. Fritzdieter Gerhards, auch
Fast gleichzeitig mit dem Burgtheater (v^. iFjirphf lüpilRM) sbraöhtei^afliZmzer Laji$e,stlmtejti mtPi Sbflfc.esiwwc-.Iubi 1 äum dessen Tragödie.„Macbeth“. Die Schwierigkeiten dieses grandiosen Dramas wurden unter der Regie von Ernst Ernsthoff trotz ehrlichen Bemühens und des Einsatzes guter Schauspieler nicht völlig gemeistert. Die geschlossene Konzeption des Dramas zerfiel. Ernsthoff vermochte die Darsteller trotz guter Einzelleistungen nicht zu einer packenden Gesamtleistung zu verbinden. Dazu trugen auch etliche Fehlkürzungen bei. So strich er die erste Szene des 4. Aktes mit
Das Linzer Landestheater brachte außer der bereits 1933 in Düsseldorf erfolgreich uraufgeführten Oper „Die Rosse“ Winfried Zilligs neue, 1962 entstandene Oper, „Das Verlöbnis“, heraus und setzte hiermit die Reihe interessanter Opernaufführungen fort. Beide Kompositionen sind nach Richard-ß[7-iinger-Dichtungen entstanden. Während in den „Rossen“ der Einbruch der Gegenwartsentwicklung in die urtümlich bäuerliche Welt — personifiziert durch Roßknecht und Maschinenhändler — zur Tragik wird, ist die Ubersteigerung des erotischen Moments, die zur nackten Ekstase führt und