Er hat immer zu jenen gehört, die von sich kein Aufhebens machen, aber in ihrer Schaffenskraft kaum nachlassen und so bedeutend als Schriftsteller sind wie andere, auf die sich die zünftige Literaturkritik stürzt. Siegfried Freiberg ist ein Erzähler von Rang, wie seine Romane „Salz und Brot“, „Die harte Freude“ und „Ihr werdet sehen“ beweisen, der letztgenannte ein Werk, das Egon Schiele, zum Gegenstand hat und zu deuten versucht, tiefgründig, wie Freiberg es liebt, mit epischem Atem, eine echte dichterische Prosa. Dazwischen Novellen, fein pointiert, etwa „Felice“, auch
Die 7. „Alpenländische Begegnung der Schriftsteller“ fand in diesem Jahr in Belluno, dem Geburtsort Dino Buzzatis, statt, Buzzati selbst war am letzten Tag, der eine Zusammenkunft der Schriftsteller Vene-tiens mit den übrigen Kongreßteilnehmern aus Bayern, der Schweiz, Slowenien und Österreich mit einschloß, als Gast anwesend und hat dadurch wesentlich beigetragen, die „Alpenländische Begegnung“ gegenüber der Öffentlichkeit als eine wichtige zu betonen.Belluno als Ort der „Alpenlän-dischen Begegnung“ war nach Luzern, Innsbruck, Graz, München, Chur in Graubünden und
ES IST EINE HEITERE LANDSCHAFT, hier vor der Mündung des Inns. Ihre Auen mit dem Silbergewölk der Weiden und Erlen, wenn die Sonne das Laub trifft, die Weite des bayrischen Ufers mit Wiesen, Feldern und Wäldern, dahinter die Gebirgskette der Alpen. Und die vielen lieblichen Ortschaften hüben und drüben, mit den Zwiebeln ihrer Turmhelme — ein Bild des Friedens.Einst, zu den Zeiten der Römer, lief am rechten Ufer des Innflusses eine Straße nach Schärding und Passau. Sie war befestigt durch Burgen und Wachttürme, von denen man die Schiffahrt beobachten konnte. Auch Suben war ein
Es war einmal ein Mann, der hieß Ernst. Er war schon viermal vorbestraft und nach drei Jahren Strafanstalt in das Arbeitshaus eingewiesen worden. Hier führte er sich gut auf, arbeitete fleißig und wurde nach 18 Monaten vor der Zeit entlassen. Er war willig und wollte wieder ein ordentliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft werden. Aber vier Monate nach seiner Entlassung mußte er erkennen, daß ihn die Menschen nicht mehr wollten. Er arbeitete von früh bis spät und blieb bescheiden, aber sobald es aufkam, daß er im Arbeitshaus gesessen hatte, weigerten sich die anderen Arbeiter,
Es war die merkwürdigste Deutschstunde, der ich je beigewohnt hatte. Da saßen sieben Jungen im Alter von neun bis dreizehn Jahren, alle bis auf einen taub, alle aber, auch dieser eine, sprachbehindert. Sie übten einen Satz in den drei Zeiten Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft: Der Bauer hackt, der Bauer hat gehackt, der Bauer wird hacken.Das fiel ihnen nicht leicht. Der eine, der hörte, tat sich am leichtesten, Ja, sagte der Lehrer, er hat noch am stärksten das natürliche Sprachgefühl mitbekommen. Die Tauben sind für gewöhnlich Agrammatiker. Weil sie nicht hören, können sie das
Am Vorabend und während der Nacht hatte es dicht geschneit, und nun lag der Schnee schon hoch auf den Wegen und rundum im Park der Heilstätte. Auch tagüber setzte sich das Wintertreiben fort und schuf weihnachtliche Stimmung. Aber noch war Advent, die Zeit des Wartens, oftmals so innig wie die Weihnacht selbst. Das Menschenkind ist auf der Reise und bald werden Maria und Josef die Stätte suchen gehen, wo es geboren werden soll.In den Alpenländern hat sich für die letzte Adventwoche die Sitte des Herbergsuchens erhalten, und auch die geistlichen Schwestern, die in der Heilstätte den
Es war in der Höhe des Sommers. Da gingen wir den Hügel hinauf, du und ich, wir wollten uns die Kirche zur göttlichen Dreieinigkeit ansehen. Sie stand oben auf der kleinen Hochfläche, mitten unter Obstbäumen, die überall im Lande blühen, Frucht tragen und vor dem Winter absterben. Sie schenken den Gegenden ein liebliches Gesicht. Der Kirche gegenüber erhob sich ein Bau im selben Stil wie das Gotteshaus. Einst hatte er Waisenkinder beherbergt, später war er Pfarrhof geworden und Ruhesitz für manchen Kapitularen des nahen Stifts, das hier auch den Pfarrherrn stellte.Als wir bei der
An einem heiteren Frühsommernachmittag, nach Stunden, da ihn ein düsteres Gemüt, wie schon so oft in den letzten Jahren, geplagt hatte, ließ der Schulrat Adalbert Stifter die Lohnkutsche an seiner Wohnung auf der Unteren Donaulände vorfahren, den vier Wänden, die ihn wie ein Gefängnis dünkten, zu entfliehen. Die Ehefrau Amalie war ausgegangen, und so ließ er ihr ein Billett zurück, worauf er schrieb, daß er nach Kefermarkt gefahren sei, an den Standbildern des geliebten Schnitzaltars wieder frei zu werden von der heimlichen Last der Seele.Da fuhr er nun im abgedeckten Zweisitzer,