Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor -seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und Schauspieler, ein böhmischer Musikant - das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt - und - und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven, und der Gutenberg, und der Matthias dann kam würzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradttion
Es war gar nicht nötig, daß man etwas gegen die Gewaltherrscher, es genügte schon, wenn man nichts für sie getan hatte. Uber die politischen und rassischen Prinzipien hinaus genügte es, daß man ihnen nicht paßte. Daß man anders roch als sie.Und in diesem Augenblick war man vogelfrei, das heißt, einer Vernichtung ausgesetzt, welche viel schlimmer ist als die des Todes. Die Angst, mit der die Diktatur ihre Untertanen in Schach hält, ist ja keineswegs die Todesangst. Ein Mensch, der in einer Zeit des Umsturzes dagegen ist, muß damit rechnen, getötet zu werden, und das wäre für mein
Es gab damals ebensowenig eine Festspiel- wie eine Literaturpreisinflation. Es gab Bayreuth, es gab Salzburg. Im übrigen ließ man alte Burgruinen und Kirchenportale noch in Frieden. Nur in Heidelberg wurden, von Gustav Härtung inspiriert, in den späten zwanziger Jahren Sommerfestspiele veransaltet, die einen modernistischen Qualitätscharakter hatten: erste Berliner Schau* Spieler der damals führenden Generation, George, Klopfer, Palenberg, Gerda Müller und viele andere traten dort in kühnen Inszenierungen auf, zu denen der geräumige Schloßhof und der prächtige „Bandhaus-Saal“ den idealen Raum hergaben. In kurzer Zeit hatten diese „Heidelberger Festspiele“, die sich ganz auf Schauspiel beschränkten, den Ruf einer ungewöhnlichen, progressiven Veranstaltung und wurden von den Senioren der deutschen Literatur, wie Thomas Mann und Gerhart Hauptmann, gefördert, besucht und durch Ansprachen eingeleitet.
Festspiele finden wir heute an vielen Stätten der Welt, besonders im alten Europa. Fast könnte man sagen: Wo man hinspuckt, ist im Sommer ein Festspiel. Dies hat gewiß mit jener phänomenalen Errungenschaft zu tun, welche man den „Tourismus“ nennt.Wo sollen die großen Cars mit ihren Reisegesellschaften hinfahren, wenn es in Rom zu heiß ist, in Griechenland zu politisch, und in Venedig zu sehr stinkt?Da ist die Kultur immer noch ein neutrales und appetitliches Reiseziel, sie unterhält ihre Gäste, und nährt ihren Mahn.Als man in Salzburg, vor einem halben Jahrhundert, zum ersten Mal
Alexander Lernet-Holenia ist der Caballero, der Lordsiegelbewahrer, der Grandseigneur unter den Dichtern seiner Generation. Er ist, auch wenn er nicht von Minne singt, den großen Troubadours zuzurechnen, welche die hohe Schule ihrer Kunstübung mit ritterlicher Haltung verbanden — der letzte vielleicht, für dieses Jahrhundert und einige andere. Lernet-Holenia ist ein ritterlicher Poet. Ritterlich nicht so sehr durch die Wahl seiner Gegenstände, welche häufig, nicht ohne Schwermut, aber auch nicht ohne Ironie, die Lebensart und die Formen einer vergangenen Standeswelt widerspiegeln —
Wer in den ktztvergangenen Jahrzehnten, zurück bis in die „zwanziger Jahre“, irgend etwas mit dem Wiener Burgtheater zu tun hatte, dem ist der Name Erhard Buschbeck unvergeßlich. Offiziell hieß er wohl früher „Dramaturg“, später so etwas wie Direktionsstellvertreter oder Vizedirektor — aber ob er nun dem Theater mit seinem dramaturgischen Wissen und Feingefühl oder bei dem delikaten Vorgang der Besetzung, des richtigen Einsetzens der Schauspieler und der richtigen Repräsentation eines Stückes, mit seiner Menschenkenntnis oder seiner überlegenen literarischen Bildung und
Dichten und Leben sind nicht wie Traum und Wirklichkeit verschieden oder verschwistert, auch nicht wie Feuer und Rauch oder Kohle und Diamant, sondern sie stehen in einem viel engeren, fast untrennbaren und kaum darstellbaren Verhältnis der Kongruenz und der Doppelgestalt. Sie spalten sich manchmal und gehen wieder ineinander ein, so wie auf einem vorher geschilderten Weg der Körper sich selbst verlassen, neben seiner eigenen Hälfte hergehen und wieder mit ihr verschmelzen konnte.Immer stärker wird mein Bedürfnis, die Dinge und die Erscheinungen, die Welt und die Mitmenschen, von allen
Wenn In unserem Landhäuschen in Henndorf bei Salzburg ein Huhn oder eine Ente geschlachtet werden sollte, dann mußte die Nachbarbäuerin, die Riedermüller-Mariedl, herüberkommen und die blutige Arbeit tun, denn die Köchin weigerte sich und der Hausverwalter, ortsamtlicher Totengräber von Beruf, verabscheute es, ein Geschöpf vom Leben zum Tode zu bringen.Ich selbst ging gelegentlich Rebhühner oder Fasanen schießen. Sie fielen — falls ich traf — von Schrotkörnern durchbohrt in die herbstlichen Stoppeln, und wenn der Hund sie apportierte, waren sie fein säuberlich, fast ohne ein