Am Wochenende sollen 45.000 Touristen aut dem Flugplatz von Palma angekommen sein. Mit 450 Flugzeugen. Massentransporte aus skandinavischen Ländern, aus England, Frankreich, aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. In der Mehrzahl junge Leute, deren Ergiebigkeit die Reisekommerzgesellschaften erkannt haben. Sonderbare, ärmlich gekleidete Gestalten aus England, Auswanderern ähnlich. Spleen oder insulares Selbstbewußtsein, das nicht erst mit Äußerlichkeiten um Ansehen werben muß? Anders die neureichen Jugendlichen aus Deutschland! Gekleidet, als wären sie Blumenkinder, Hippies. Aber
Verehrte Freundin! Wir liegen seit einigen Tagen in Mombasa, und es wäre an der Zeit, mein Versprechen einzulösen und Ihnen eine Schilderung meiner Fahrt zu geben. Gern würde ich Ihnen von dem langen Weg, den wir von Rijeka aus, über Port Said, durch den Suezkanal nahmen, gern .würde ich Ihnen von Aden berichten und von der Überquerung des Äquators, aber eine Begebenheit, die mich zutiefst erschüttert, drängt sich in den Vordergrund. Auf unserem kleinen Frachter war außer mir noch ein zweiter Fahrgast, ein Mann von sonderbar scheuem Wesen: 37 Jahre alt, in einem kleinen Ort der
Sie war ein kleines, zierliches Mädchen, einer Puppe ähnlich, von der Art sie viele besaß und ebenso gerne als auch ernsthaft mit ihnen spielte, so daß die oft genug nur sehr dünne Scheidewand, die Geschöpfe und von Menschen Nachgeschaffenes trennt, sich mitunter zu verflüchtigen schien, wie eben jetzt, da ihre sehr junge und zarte Mama bei der Kassa des Spielwarengeschäftes, in dem sie gerade eine neue, weißgekleidete Puppe gekauft haben, steht, um diese zu bezahlen, während die vormittägige Sonne, so oft ersehnt in den grauen und kalten Winterwochen, die in der Stadt, in der die
Israel. Es ist Nacht. Wir überfliegen Tel Aviv. Die Lichter der Stadt blinken wie farbiges Geschmeide. Am Flugplatz ein Wiedersehen mit einem alten Freund aus der Zeit, da Wien noch seine Heimat war. Die Fahrt aufwärts nach Jerusalem. Im Scheinwerferlicht gespenstisch die leichten (allzuleichten!) Panzerwagen der jungen Israeli, die — tollkühn im Kampf um ihr Land — hier verbluten mußten. Kränze schmücken die Trümmer wie stumme Klagen. Ich wohne bei P. im Marokkanerviertel. Das orientalische Haus, dessen alte Gewölbedecken von europäischer Zivilisation durchschnitten werden, weil
Ich sah ihn an einem warmen Vorfrühlingstag auf einer der dem Seeufer nahen Bänke sitzen, das eine Bein steif von sich gestreckt, ein Mann nahe der Sechzig und zur Fülle neigend. In seinem aufgedunsenen Gesicht beängstigten mich die nach unten gezogenen Mundwinkel, die mehr als die übliche Resignation des Alters auszudrücken schienen. Die unter dicken, geröteten Lidern versenkten Augen blickten stumpf und gleichgültig und ohne Ziel. In seiner linken Hand hielt er eine ausgebrannte, kurze Pfeife, die rechte fehlte. Der Arm mit dem rosigglänzenden Stumpf lag auf dem runden Knie des
Also sprach der einfache Mann von der Straße: „Wenn der Maler X vom Maler Y behauptet, dieser sei ein lächerlicher Nichtskönner, und umgekehrt der Maler Y das gleiche vom Kollegen X sagt, oder wenn der Bildhauer Z ernstlich die Meinung vertritt, es gebe außer ihm keine künstlerische Potenz im Lande — dann, verehrter Herr, gehe ich eben lieber zu einem Fußballmatch, wo ein Goal ein Goal ist und die Spielregeln bekannt sind.“ Worauf der schlichte Mann den Finger grüßend zum Hutrand hob und sich mit einem Lächeln empfahl. Dieses Lächeln war nicht ganz ohne Spott und gleichzeitig
Nachzügler der Stilentwicklung werden heute gerade so weit sein, sich zur schlichten Einfachheit und glatten Fassade zu bekennen. Was noch vor wenigen Jahrzehnten Kampfruf war und fanatische Forderung der vorwärtstreibenden und -strebenden Neuerer, ist Allgemeingut geworden. Jene aber, die heute voranschre'iten, vermögen nun wieder zu differenzieren. Früher galt es, die Verlogenheit eines Dekors, die Sinnlosigkeit eines unorganisch gewordenen Ornaments, die unlogische und destruktive Überladung ungeordneter Reißbrettarchitektur zu überwinden. Erst mußte Ordnung gemacht werden, der
Es wäre unrecht, würde man den geschmackbildenden Einfluß, den Plakate ausüben, unterschätzen. Ist doch diese „Galerie auf der Straße“ neben dem Übermaß photographischer Bildreportage heute ein maßgebender (im wahren Wortsinn!) und zwangsweise „bildender“ Faktor geworden und übt also einen „erzieherischen“ Einfluß aus. Zum Guten ebenso wie zum Schlechten. Weis früher einmal durch das Auge des Malers gesehen und von ihm nach den Gesetzen der Kunst zum Bilde gestaltet wurde, wird heute durch das Objektiv der Kamera gesehen oder wird bildhaft durch die oft nur allzu
Der geringe Rest eines fast als pflichtgemäß zu bezeichnenden Optimismus hat sich in ein Fragezeichen geflüchtet. Romantischer Zukunftsillusionismus und weinerliches Zurücksinken in die Vergangenheit können nicht die Herzen der Verantwortungsbewußten, nicht die Herzen der zum Leiden berufenen Künstler und auch nicht die Herzen der hilflosen Hilfsbereiten beruhigen. Nur die nüchterne Wirklichkeit des gegenwärtigen Zustandes gilt es zu erkennen, auszusagen und zu belegen. Nicht um die mildgestimmten Herzen der Inaktiven, der Gernewollenden in wehmütige Schwingungen zu versetzen, nicht
Es muß immerhin eine ganz besondere Leistung gewesen sein, auch damals, vor fast 2000 Jahren, die der berühmte und als namengebender Stammvater aller späteren Kunstförderer anzusehende Cil-nius Maecenas vollbracht hat. Denn, wie wäre es sonst verständlich, daß nach ihm bis auf den heutigen Tag Menschen— mit mehr oder weniger Recht — sich Mäzene nennen oder so genannt werden? Oder vielleicht nur mehr in den Wunschträumen der Künstler lebendig sind? — Ja, Cilnius Maecenas, anscheinend ein Mann, dem seine königlichen etruskischen Ahnen und die Kontinuität eines von Generationen
Demaskierungen solle man vermeiden, so meinte einmal ein Mann, dem nachgesagt wurde, daß er zu leben verstehe. Aber s ist nicht jedermanns Sache, ein Leben zu führen, in dem man sich etwas „vormacht“ —und„vormachen läßt“... selbst dann nicht, wenn man auf diese Art in den Ruf eines Lebenskünstlers zu geraten vermag und als ein solcher bewundert wird. Denn es ist nicht jedermanns Sache, Illusionist zu sein. Gewiß: der Zustand der Illusionslosigkeit wird allgemein als etwas Schreckliches, Be-trüblidies und Trauriges angesehen. Welche Huldigung der Lüge, welche Manifestation der