Amerika ist beunruhigt: Die Japaner kaufen nicht nur eine Firma nach der anderen auf, sie beginnen auch zunehmend, sich für US-Universitäten und „think tanks" zu interessieren. Denn während die Japaner auf dem Sektor der angewandten Technik den Amerikanern eine Nasenlänge voraus sind, hinken sie im Forschungsbereich beträchtlich hinterher.
Das Revolutionsjahr 1989 hat den Roma Osteuropas zwar kein besseres Leben beschert. Doch nun können sie ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Und sie tun es auch! Wie Schwammerl nach dem Regen schießen Parteien und Vereine aus dem Boden. Die Roma wollen nicht länger Objekte politischer Launen anderer sein.
Das Agrarkombinat „Slusovice" in Ostmähren galt vor der Sanften Revolution als Modell für die „böhmische Perestrojka" (siehe Furche 48/1989). Inzwischen wird das Kombinat verdächtigt, in kriminelle, fast mafiose Machenschaften verstrickt zu sein. Auch andere landwirtschaftliche Genossenschaften stecken in der Krise.
Asylanten und Gastarbeiter verleihen Europa zunehmend das Gepräge einer „multikulturellen” Gesellschaft. Zugleich stellt sich die Frage, ob die bisher praktizierte Assimilation der Zugewanderten tatsächlich die beste Form der Integration ist. Oder sollten wir unsere Vorstellung von „Heimat” als einem geschützten Lebensraum aufgeben?
Die Heping-Spielzeugfabrik in der südlichen Provinz Kwang-tschung ist ein Musterbetrieb mit steigenden Exportquoten. Während die Chinesen Maschinen und Gebäude stellen, liefern die Franzosen Know-how und Design. Bereits 40 Stunden nach der Erstellung eines neuen Modells in Frankreich läuft in Heping die Produktion an. Drei Tage später steht das neue Kuscheltier in einer Vitrine in Hongkong. Die Designmuster kommen nach Heping perTelefax. Fax-Geräte sind zwar seit der Studentenrevolte verboten, aber die Behörden drük-ken beide Augen fest zu: Der Steuertopf wird von den
Jana Klasova muß zum Augenarzt. Ein grauer Schleier trübt die Sicht. Sie braucht keinen Krankenschein, stattdessen nimmt sie -vorsichtshalber - ein Packerl „MeinT'-Kaffee mit. Weil die Ärzte in der Tschecho-Slowakei, wie überall in Osteuropa, für einen Hungerlohn schuften, müssen die Patienten zusätzlich einen Obulus entrichten. Naturalien (westliche Spezialitäten) werden dabei bevorzugt.Nach dem Fallen des Eisernen Vorhangs ist Bewegung in den Gesundheitssektor gekommen: Junge Arzte und Krankenschwestern wandern in Scharen nach Österreich, Deutschland und die Schweiz aus. Laut
Im Persischen Golf treiben Millionen Liter Rohöl, vom Irak als „Kriegswaffe" eingesetzt. Die Experten stehen dieser gigantischen Umweltkatastrophe ratlos gegenüber. Auch ölfressen-de Bakterien können hier nicht helfen, die Entwicklung scheint noch unausgereift.In den USA gibt es derzeit 200 Firmen, die sich mit dem Einsatz von Mikroben zur Beseitigung von Müll und Schmutz befassen. Die Forschung hat auf diesem Sektor in den letzten fünf Jahren intensive Recherchen unternommen. Kein Wunder: müssen doch jährlich 30 Milliarden Dollar für die Abfallbe-'seitigung ausgegeben werden;
Sind Atomkraftwerke ein notwendiges Übel? Die CSFR-Regierung glaubt (noch) daran. Ängste vor störanfälligen AKWs wie Bohunice werden als unbegründet abgetan.
Tschechen und Slowaken versuchen auf je eigene Weise den wirtschaftlichen Neubeginn. „Prager Zentralismus" macht die Slowaken noch immer mißtrauisch wie in alten Zeiten.
Bis vor kurzem war Erdöl in der Sowjetunion billiger als Mineralwasser. Dementsprechend sorglos ging man mit dem Rohstoff um. Das slowakische Wochenblatt „Slobod-ny Piatok" berichtete unlängst, daß auf dem sowjetischen Militärflughafen nahe dem Heilbad Sliac beim Auftanken der Maschinen täglich Hunderte Liter von Kraftstoff im Boden versickerten. Die Erde ist bis in eine Tiefe von 15 Meter verseucht. Inzwischen wurden schon mehr als hunderttausend Kubikmeter Erde entsorgt.Das sowjetische Territorium wird von einem Netzwerk an Pipelines in der Gesamtlänge von 300.000 Kilometern
Horrende Preise, verdächtige Händler, Geschrei, Schmutz: Das Wissen der Sowjetbürger über den freien Markt basiert auf dubiosen Erlebnissen am Kolchos- oder Schwarzmarkt:
1991 läuft der Antarktisvertrag aus. Was wird dann aus diesem (relativ unberührten) Kontinent? Ein Weltpark oder ein auszubeutendes Rohstofflager? In Chile verhandeln derzeit 38 Nationen.
Vierzig Jahre lang waren Bür-» ger Osteuropas unter oftmals dramatischen Umständen nach Westeuropa geflüchtet. Viele fühlten sich ein bißchen als „Helden", wenn sie es endlich geschafft hatten. Und die Strategen des Kalten Krieges im Westen taten noch das ihrige, um diesem Gefühl Nachdruck zu verleihen.Nun, nach dem Ende des Kalten Krieges und der Solidarität der sozialistischen Brüderlichkeit werden die Länder Osteuropas selbst mit Flüchtlingswellen konfrontiert. Deren Behandlung läßt aber stark zu wünschen übrig. Diesen Flüchtlingen fehlt das Heldenflair; sie sind
Die sowjetische Landwirt-
schaft liegt am Boden.
Angebaut wird genug, doch
durch schlechte Qualität
und verdorbene Lagerbe-
stände landet ein großer Teil
der Ernte im Schweinestall.
190.000 Skodas rollen jähr- lich vom/Fließband des tschecho-slowakischen Au- towerkes. Das marode na- tionale Aushängeschild soll mit westlichem Know-how konkurrenzfähiger werden.
Die Kosovo-Albaner schik-
ken ihre Söhne zum Geld-
verdienen ins Ausland.
Mußte es früher ein ausran-
gierter Mercedes sein, wer-
den jetzt die Devisen in Fir-
mengründungen gesteckt.
Die Macht haben sie in vielen
Ländern bereits abgegeben
.Schwererfällt der Abschied
vorn Parteibesitz.
Osteuropas Kommunisten
haben Angst vor „Vergesellschaftung"
ihres Eigentums.
Schlamperei und Husch-Pfusch
gelten als Erbkrankheiten der so-
wjetischen Wirtschaft. Nur die
Rüstungsbetriebe arbeiten effizient.
Sie sollen auch jetzt die Produktion
von Konsumgütern ankurbeln.
Die russischen Frauen erhalten zum Muttertag keine Veilchen. Nach fünf Jahren Perestrojka hat Ninotschka keinen Grund zum Jubeln. Die Zeitungen sind zwar, dank Glasnost, sehr interessant geworden. Doch - welche Hausfrau hat Zeit zum Lesen? Laut Statistik stehen die Sowjetbürger 75 Mil-liarden Stunden pro Jahr vor den Geschäften Schlange. Das ent- spricht der jährlichen Arbeitszeit von 35 Millionen Beschäftigten. Und wer steht Schlange? Meistens die Frauen.Nina, Lehrerin in Moskau, kann das Wort „Perestrojka" schon nicht mehr hören: „An diese Perestrojka glaube ich nur, wenn Gemüse
Mit dem Übergang zur Markt - Wirtschaft gewinnt auch in der Tschechoslowakei das Schreck- gespenst „Arbeitslosigkeit" an Sub- stanz. Schon beginnen die Betriebe überflüssiges Personal abzubauen, der Kampf um den Arbeitsplatz hat begonnen. Die Redaktionen der Medien werden mit Leserbriefen bombardiert, die eine Abschiebung der zahlreichen Kubaner, Vietna- mesen und Angolesen, die sich in Böhmen und der Slowakei als Gast- arbeiter verdingen, fordern. Tenor der Klage: „Ich bin ohne Arbeit. Ich, ein Bürger dieses Landes!" Das Band der amtlich verordneten „Brü-
„ Hier wird die Reinheit der russi- schen Erde geboren / Hier liegen die Wurzeln der russischen See- le...", heißt es auf dem Gedenkstein bei der Wolgaquelle. Die Poesie täuscht, ein Nachruf wäre passen- der: Die Wolga, mit 3.520 Kilome- tern der längste Fluß Europas, er- stickt im Dreck.Früher legte das Wasser die Strek- ke von Rybinsk, am Oberlauf, bis Wolgograd (Stalingrad) in 30 Ta- gen zurück. Jetzt dauert die Reise fast eineinhalb Jahre. Neun gewal- tige Staudämme sperren den Lauf. Hunderttausende Hektar an frucht- baren Schwarzerdeböden wurden der Überflutung
Marx und Lenin, die Pro-
pheten eines irdischen Pa-
radieses, haben sich geirrt:
Die These vom „Absterben
der Religion" im Sowjetreich
wurde nun auch amtlich -
statistisch - widerlegt.
Vor Tschernobyl kämpften alle Sowjetrepubliken um den Bau von milliardenschweren, prestigeträchtigen Kernkraftprojekten. Heute geht die Angst vor atomarer Verseuchung um.
Kaum lag ein neues Jahr so offen vor uns wie das eben begonnene. Die Aufbrüche im Osten haben so viel vorgege- ben, was nun eingebracht wer- den muß. Das ist eine ungeheu- re Herausforderung für alle.Eine Herausforderung für die Menschen in den freigeworde- nen Ländern selbst. Der Um- gang mit der Freiheit muß erst erlernt, eingeübt werden. Auf- bau in Freiheit verlangt ande- re, oft nicht geringere Opfer ais Durchhalten in Unfreiheit. Gemeinsam gegen ein verhaß- tes Regime zu opponieren, schafft schneller Einheit als mit Andersdenkenden Verantwor- tung teilen zu
Die Angst vor den Türken
treibt die Bulgaren derzeit
auf die Straße. Dabei haben
sie nicht einmal genug war-
me Strümpfe und Schuhe.
Die Wirtschaft des Landes
steht vor dem Bankrott.
Wirtschaftlich hat Nicolae Ceausescu sein Land bereits ausgeblutet. Eine Folge davon ist die totale Verwüstung der Umwelt. Rumänien versinkt in Hoffnungslosigkeit und Apathie.
Gorbatschow nannte jüngst die Nationalisten in den Teilrepubliken „Feinde der Perestrojka“, denen man Einhalt gebieten müsse. Endet der Nationalitätenhader in einer Schießerei?
Die Machthaber in den Staaten des realen Sozialismus dürfen sich fürchten - nicht so sehr vor den NATO-Rake-ten als vor der Generatio-nenablose: Osteuropas Studenten emanzipieren sich.