Er diente dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. und kämpfte dann unter den Fahnen des russischen Zaren Nikolaus IL gegen den österreichischen Kaiser Karl. Als Dreiundzwanzig-jähriger kämpfte er gegen die Rote Armee Trotzkys und als Fünfzigjähriger in den Armeen Stalins. Er diente der tschechoslowakischen Republik unter T. G. Masaryk und wurde als Offizier des Nachfolgers Masaryks, Edvard Benes, von den Sowjets unter Stalin gefangengenommen und interniert. Sechs Jahre später stellte er sich auf die Seite Stalins und gegen Benes. Er machte sich 1948 um die kommunistische Machtübernahme in Prag verdient und wurde drei Jahre nachher Opfer des siegreichen Regimes. Im Auftrag der Kommunistischen Partei posierte er als „Parteiloser“, aber erst 21 Jahre später, nach der Invasion seines Landes durch die Truppen des Warschauer Paktes, schilderte er diese Rolle dem Plenum des ZK der gleichen Partei, um nicht verstoßen zu werden. Er unterstützte Dubceks Reformen, aber er präsidierte auch der Liquidation des „Prager Frühlings“ und der Verfolgung seiner Anhänger. Er, Ludvik Svoboda, 1915 wegen seiner „außerordentlichen Deutschkenntnisse“ zum Gefreiten des k. u. k. österreichisch-ungarischen Infanterieregiments Nr. 81 befördert, später Armeegeneral, Präsident der „volksdemokratischen“ Tschechoslowakei und „Held der Sowjetunion“, ist nun, durch Krankheit amtsunfähig geworden, zurücktreten und hat die Präsdientschaft Gustav Husäk übergeben müssen, der seine führende Rolle in der KPC auch als Staatsoberhaupt beibehält. Volksdemokratischer Staat und kommunistische Partei sind damit auch in der Tschechoslowakei eins geworden.
Da gibt es ein Modewort, das benützt wird, um eine Manifestation jener unbestimmten Sehnsüchte auszudrücken, in denen sich das Unbehagen des unbehausten Menschen unserer Zeit offenbart: Nostalgiewelle. Doch genauer und bei Lichte besehen, ergibt sich, daß es bei dieser „Welle“ mehr um die kommerzielle Nutzung verschwommener Stimmungen geht, und die jeweils auf den Markt geworfenen Mittel zur angeblichen Nostalgiestillung bieten nur in den seltensten Fällen sachliche Information, präzise Analyse und treue Milieu- und Atmosphäreschilderung. Dies ist Grund genug, um sich über
Wenn am letzten Februartag 1974 der englische Wähler über das kommende Kräfteverhältnis im Unterhaus entscheiden wird, so bleibt es fraglich, ob er mit seiner Stimme direkten Einfluß auf jenen Notstand seines Landes ausüben kann, der ebenso durch eine Radikalisierung der Beziehunigen zwischen Regierung und Gewerkschaften wie auch durch rapid wachsende Arbeitslosigkeit, alarmierende Inflation, Dreitagewoche, radikale Sparmaßnahmen in der Energieversorgung, andauernden Wertverlust des Pfunds und einen mehr als düsteren Ausblick in die Zukunft gekennzeichnet ist. Ginge es nur um die
Was noch vor einigen Jahrzehnten ebenso nachsichtig wie leichtfertig als angebliche Skepsis krankhaft pessimistischer Gemüter lächelnd abgetan wurde, ist jetzt Gewißheit: die Hand am ölhahn — von wem gesteuert? — kann Europa in die Knie zwingen. Aber falls es noch einmal gutgehen sollte — wofür niemand garantieren kann —, bleiben die Aussichten trüb. 1980 wird der EWG-Raum kaum ein Drittel seines ölbedarfs aus eigenen Quellen decken können. Das Gespenst einer totalen Energiekrise — für eine hochentwickelte und technisch kopflastige Gesellschaftsstruktur gleichbedeutend mit der Möglichkeit einert letalen Existenzkrise — hat Utopia verlassen und seinen Schatten drohend auf eine in ihrer unbeschwerten Sorglosigkeit und kurzsichtigen Selbstsicherheit unübertroffene Gesellschaft geworfen.
Während so manche kommunistische Partei des Ostens und des Westens immer noch bemüht ist, die Schockwirkung von Chruschtschows Sturz zu verarbeiten und den monolithischen Charakter der Parteiführung zu wahren, wählten 294 Abgeordnete des Prager Parlaments am 12. November in traditioneller Einstimmigkeit erneut den ParteichefNovotny zum Staatsoberhaupt der Tschechoslowakischen Republik.In Prag geht man zur gewohnten Tagesordnung über mit dem beruhigenden Gefühl, den letzten Szenenwechsel im Kreml ohne jede Erschütterung überlebt zu haben: Keine einmalige Leistung der
anstaltet. Sie dauerte mehrere Stunden. Der Öffentlichkeit wurde darüber nichts mitgeteilt. Das Ergebnis der Begegnung, soviel dürfen wir nach unseren Informationen vermuten, war nicht allzu schlecht und darum eher günstig. Doch es gilt wieder sich vor allzu großen Erwartungen zu hüten.Sechs StreitpunkteSechs Hauptpunkte sind es, worüber derzeit zwischen Staat und Kirche des kommunistisch gelenkten Polen eine Einigung zu suchen ist. Davon ist einer durch die Macht der Tatsachen gelöst, und zwar in einem anderen Sinne, als sich das der Primas und Gomulka wünschen: keiner von ihnen kann
Während vor dem Lenin-Mausoleum, laut Berichten aus Moskau, sowjetische Bürger noch zaghaft, aber recht offen an politischen Diskussionen teilnehmen, der sowjetische Dichter Jewtu-schenko seine ungewohnt kühnen Gedichte unbeschadet weiterveröffentlicht, Ilja Ehrenburg für den verfemten Dichter Pasternak eintritt und sich in der Moskauer „Prawda“ verpflichtet, über die „Leiden der sowjetischen Schriftsteller während der dreißiger Jahre“ zu schreiben — verläuft im verläßlichsten aller Moskauer Satelliten, der Tschechoslowakei, eine Ent-Wicklung, deren praktische Auswirkungen