Meldungen von gewalttätigen Kindern und Jugendlichen lassen aufhorchen. Sind gewaltverherrlichende Filme und Videos (mit)schuld an dieser Entwicklung? Ja, meint der Regensburger Psychologe Helmut Lukesch im Furche-Gespräch.Die Ziffer rüttelte auf: Um ganze 32 Prozent sei im ersten Halbjahr 2008 die Zahl „krimineller Kids“ gestiegen, klagte die neue Innenministerin Maria Fekter (VP). Die bevorzugten Delikte: Vandalismus, Drohungen und Diebstähle. Exakt 3397 Kinder zwischen zehn und 14 Jahren hätten heuer bereits „amtsbehandelt“ werden müssen, erklärte Fekter – und dachte laut
Frühkindliche Sprachförderung steht im Zentrum politischer Debatten. Experten verweisen auf die Chancen von Mehrsprachigkeit.Sprache ist das Haus des Seins" - dieses Zitat Martin Heideggers stellte die diesjährige Internationale Pädagogische Werktagung Salzburg ihrem Programm voran. Tragende Begriffe, die noch nicht von populistischen Forderungen wie "Die sollen endlich Deutsch lernen", "Hier wird Deutsch gesprochen, alle anderen Sprachen wollen wir auf dem Schulhof nicht hören" in Frage gestellt wurden. Sprache als Haus des Seins scheint heute mehrere Etagen zu haben: Mehrsprachigkeit,
Die Erziehungswissenschafterin Renate Thiersch fordert die Aufwertung von Fremdsprachen.Die Furche: Sie wollen von der aktuellen Diskussion über Sprachförderung im Kindergarten das Etikett "nur Migrantenkinder brauchen Förderung" abtrennen. Warum?Renate Thiersch: Migrantenkinder sind eine völlig heterogene Gruppe, dahinter steckt eine Vielzahl von Schicksalen. Diesen haben wir mit sorgsamen pädagogischen und linguistischen Reflexionen und nicht mit blindem Aktionismus zu begegnen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, wie Sprachförderung im Kindergarten praktiziert wird; ein Beispiel: 40
Im Gespräch mit der furche fordert Klaus Firlei eine neue Gesundheitspolitik und kritisiert verdeckte Rationierungen, die bei der medizinischen Versorgung bereits auf der Tagesordnung sind.Die Furche: In Österreich haben Versicherte nach ASVG im Krankheitsfall Anspruch auf "Vollversorgung nach bestem medizinischem Standard". Wie verträgt sich dieser Anspruch mit den Reizworten von "Zwei-Klassen-Medizin", "Leistungskürzung" bzw. "Rationierung"?Klaus Firlei: Richtig, das österreichische System garantiert allen Versicherten die Bestbehandlung. Rechtlich hat also jeder Versicherte und
Wie können knappe Gesundheitsressourcen gerecht verteilt werden? - Experten diskutierten über Auswege aus dem Dilemma der Kostenexplosion und erhöhter Ansprüche der Patienten.Als Vertreter der Patientenanwaltschaft Kärnten ist Erwin Kalbhenn ein wenig irritiert. Daheim hat er aktuelle Fälle bearbeitet, bei denen angesuchte Leistungen der Gebietskrankenkasse nicht mehr genehmigt wurden. "Nein, nicht nur im Onkologiestadium. Manchmal macht sich das Einsparen schon bei der Bewilligung des Fahrtkostenersatzes, der Verlegung in ein anderes Krankenhaus bemerkbar. Die Defizite der
Jorma Lempinen, Präsident des Finnischen Schulleiterverbandes im Gespräch.Die Furche: Sie nennen Vertrauen als wichtigsten Wert in jeder Bildungsdebatte und betonen die Wertschätzung, die in Ihrem Land den Lehrern entgegengebracht wird. Was bedeutet es konkret, dass in Finnland, dem zweimaligen Pisa-Sieger, Lehrer als "Lichter der Gesellschaft" gesehen werden?Jorma Lempinen: "Vertrauen" ist der zentrale Begriff unseres Systems. Die Vertrauenskette beginnt beim Staat, der den Gemeinden als Schulträgern vertraut. Diese vertrauen wiederum den Schulen, gemeint sind die Schulleiter und Lehrer.
Selektion oder Integration? Bildungsexperten diskutieren über neue Bildungsmodelle ohne soziale Auslese.Früher einmal sprach man "vom Ernst des Lebens", wenn ein Kind in die Schule kam. Darauf folgte die Rede vom Spaß, den das Lernen mache bzw. machen sollte. Dann wurde es wieder Ernst, als man die durch das Schulsystem bedingte Sozialauslese in Österreich und Deutschland öffentlich benannte und Reformen forderte. Noch immer ist in beiden Ländern die soziale Herkunft der Schüler und Schülerinnen die bestimmende Koordinate des weiteren Bildungsweges."Ene, mene, muh und raus bist du! -
Etwas falsch zu machen, gilt nicht wirklich als erstrebenswert. Zugleich sind Fehler - und ihre Korrektur - unverzichtbare Bestandteile jedes Lernprozesses. Fritz Oser, Pädagoge an der Universität Fribourg und Referent auf der dieswöchigen 55. Internationalen Pädagogischen Werktagung Salzburg, bricht eine Lanze für das Irren - das so menschlich ist.Die Furche: Der Titel Ihres jüngsten Buches "Lernen ist schmerzhaft. Zur Theorie des Negativen Wissens und zur Praxis der Fehlerkultur" deutet darauf hin, dass Sie vom Mainstream des Lern-Flows, der Leichtigkeit des Lernens, nicht sonderlich
Der spanische Autor Benjamin Prado phantasiert und verwirrt von der ersten bis zur letzten Zeile.Wenn ein Erzählfaden von A nach B geschrieben wird, spricht man von linearem Erzählen. Benjamin Prados neuer Roman stammt aus einer anderen Erzählfadenabteilung: der Autor hält hier die einzelnen Stränge hoch, verwirrt sie vor den Augen der staunenden Leser immer neu und hält dabei Zwiesprache mit seinem imaginären Gegenüber.Gespräch mit LeserWas die Literaturwissenschaft unaufgeregt auktoriales Erzählen nennt, steigert der 1961 in Madrid geborene Schriftsteller zum kühnen Spiel.Das
Zeitgleich zur Diskussion über flächendeckende Auswahlverfahren an Österreichs Universitäten machte die Internationale Pädagogische Werktagung Salzburg Leistung zum Thema.Susanne Breit-Kessler rebellierte: gegen den Mainstream der Engherzigkeit, gegen das Postulat der unbegrenzten Machbarkeit, gegen die Vergötzung des leistungsfähigen Menschen in Schule, Arbeitswelt und Fortpflanzungsmedizin. "Lasst die Kinder in euch zu euch kommen", lautete demgegenüber das Plädoyer der Regionalbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der Ort ihrer rebellischen Kritik am "passenden
Das Interesse an Patientenverfügungen - also an schriftlichen Festlegungen, wie man bei geistiger Einschränkung behandelt werden will - steigt. Ein neues Gesetz soll für mehr rechtliche Klarheit sorgen.Der Wille, selbstbestimmt zu leben, führt konsequenterweise auch zum Wunsch nach selbstbestimmtem Sterben: das Lebensende ist als Gestaltungsbereich ins Bewusstsein der Menschen jeden Alters gerückt. "So möchte ich nicht enden", "Ich will am Lebensende nicht mehr leiden", "Das ist kein Leben mehr" - so klingen die Befürchtungen, am Ende des Lebens willenlos lebensverlängernden Maßnahmen
Arnd T. May vom Zentrum für Medizinische Ethik der Universität Bochum, über das Verfassen von Patientenverfügungen.Die Furche: Es gibt viele Muster für Patientenverfügungen. Welche Überlegungen stellen potenzielle Unterzeichner an? Welche Strategien empfehlen Sie?Arnd T. May: Man sollte sich Gedanken darüber machen, wie man in einer bestimmten Situation behandelt werden möchte. Das setzt voraus, dass man weiß, welche Situation eintreten könnte. Es ist sinnvoll, sich mit dem Hausarzt zu beraten, präventiv bzw. natürlich auch in jenen Fällen, in denen bereits eine konkrete Diagnose
Das Aufwachsen in modernen Gesellschaften ist nicht leicht. Sabine Andresen, Privatdozentin am Pädagogischen Institut der Universität Zürich, hat den Problemen der Kinder und Jugendlichen nachgespürt. Ein furche-Gespräch über junge Menschen und ihre Emotionen.Die Furche: Sie beschäftigen sich mit der Bedeutung der Gefühle für die Konstruktion von Kindheit. Wie viel Gefühl braucht der Mensch, wie viel verträgt die Pädagogik?Sabine Andresen: Die Vorstellungen, die wir Pädagoginnen und Pädagogen uns von Kindheit machen, sind sehr emotionsgeladen. Kindheit ist mit dem Kontext
Der ORF "korrigiert" das Porträt der Halleiner Widerstandskämpferin Agnes Primocic.Im Jahr 1945 rettet die Halleinerin Agnes Primocic 17 Häftlinge aus dem KZ-Außenlager Hallein; erst 2000 ernennt sie die Stadt Hallein zur Ehrenbürgerin. Im Februar 2002 gibt es für die Widerstandskämpferin im vollbesetzten Halleiner Stadtkino standing ovations im Rahmen der Premierefeier des Video-Projektes "Agnes Primocic - Nicht stillhalten, wenn Unrecht geschieht": Menschen jeden Alters applaudieren, sind gerührt, gestärkt, wollen, dass diese Zeit nie wieder kommt. Am 5. Mai 2004 strahlt ORF2 dieses
Den Rauriser Literaturpreis erhielt Katja Oskamp für ihren Roman "Halbschwimmer". Darin erzählt sie von ihren Jugendjahren vor und nach der Wende in der ehemaligen DDR.Der Hamster meiner Kindheit hieß Rolf. Meine Eltern kauften ihn, weil ich ohne Geschwister auskommen musste." Katja Oskamp, 1970 in Leipzig geboren, beginnt ihre Geschichtensammlung unvermittelt, scheinbar unschuldig, mit gewollter Belanglosigkeit, um dann loszulegen.Das Oberhaupt der Nachbarfamilie Wiedemeyer, ein gut riechender und sich weich anfühlender Kuschelmann, heißt ebenfalls Rolf, und wenn Tanja, die
Inge Moraths Fotografien zeigen Venedigs Alltag.Der Fischer am Markt nahe der Rialto-Brücke, eine steife Personengruppe am Markus-Platz, die auf die Tauben herabblickt - gegenüber schließlich das Flügelgewirr, das Gurren lässt sich beim Umblättern nicht abstellen: so die Turbulenz im Bildband "Venezia" aus dem Nachlass der österreichischen Fotografin Inge Morath.Morath hat die Schwarz-Weiß-Fotografien der Szenen und Szenarien Venedigs im Herbst 1955 für das Buch "Venice observed" von Mary McCarthy aufgenommen. Die 1923 in Graz geborene Künstlerin zeigt, wie zeitlos Impressionen sind:
Das fotografische Lebenswerk Stefan Kruckenhauser.Das gedruckte Bild im Bildband, der viele BetrachterInnen erreicht, die Fotomontagen für den Österreichischen Schilehrplan - darin sah der Fotograf Stefan Kruckenhauser (1905-1988) das Hauptziel seiner fotografischen Arbeit. Waren seine Jugendfotos noch von der Ästhetik der Kunstfotografie der Jahrhundertwende geprägt, findet der Autodidakt bald seinen eigenen fotografischen Stil: "Das suchte ich in der Photographie: die Natur zu zeigen, wie sie ist. Allerdings letzten Endes natürlich doch gesehen durch mein Auge."Es ist der Blick eines
Rund 12.000 Menschen leben in Österreich mit Trisomie 21, mit der Diagnose Down-Syndrom. Welche Folgen hat dieser Befund für ihre Familie? Eine Tagung in St. Virgil Salzburg und ein Bildband haben dieser Frage nachgespürt.
Sie plädiert für Erziehung zur Normalität: Sabine Stengel-Rutkowski, Professorin für Medizinische Genetik an der Ludwig-Maximilian-Universität München, im Interview.Die Furche: Sie raten Eltern von Kindern mit Down-Syndrom zu einer Erziehung zur Normalität. Wie soll das gehen?Sabine Stengel-Rutkowski: Das ist zugegebenermaßen schwierig, denn mit der Diagnose Trisomie 21 erhalten die Eltern die Prognose einer Entwicklungsverzögerung mit Krankheitswert und hören Zuschreibungen wie "geistige Behinderung". Diese Stigmatisierung beruht auf dem wissenschaftlich fragwürdigen Vergleich mit
Der Mythos von der guten Mutter setzt moderne Frauen heftig unter Druck.Die ideale Mutter hat immer Zeit, sie gibt und gibt und wird dennoch niemals leer. So steht es in Gedichten, in Poesiealben und auf Deckchen gestickt. Dieses Ideal hat sich auch tief im Bewusstsein heutiger Mütter festgesetzt, die um die Balance zwischen dem Wohl ihres Kindes und ihrem eigenen Glück, ihrem Recht auf Selbstverwirklichung, ringen. Die Freiburger Sozialpsychologin Herrad Schenk hat sich mit dieser mütterlichen Psychodynamik seit Jahren auseinandergesetzt und sie in ihrem Bestseller-Buch "Wieviel Mutter
Für 300.000 erwachsene Österreicherinnen und Österreicher bleibt das ABC - trotz Schulbesuchs - ein Buch mit sieben Siegeln:Sie sind funktionale Analphabeten. Vier Weiterbildungseinrichtungen wollen diese Lücken schließen.Die Zeitung bleibt ohne Sinn, die Gebrauchsanweisung ein Rätsel, das Buch ein Mysterium: Trotz bestehender Schulpflicht sind in Österreich 300.000 Erwachsene - drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung - funktionale Analphabeten: Sie haben Schwierigkeiten, Alltagstexte zu lesen, zu schreiben und zu verstehen. Ihre fehlenden Kompetenzen verhindern, dass sie im privaten
Übersteigerte Eifersucht, wie sie schon den Mohren von Venedig quälte, macht krank. In der Eifersuchtsambulanz der Innsbrucker Universitätsklinik für Psychiatrie finden solcherart Gepeinigte Hilfe.Der dreijährige Philipp fühlt sich seit der Geburt seines Bruders Felix beinahe unsichtbar: Alles scheint von dem schreienden Eindringling dominiert zu sein. Diagnose: Eifersucht. Wenn eine dritte Person in eine fest gefügte Zweierbeziehung eindringt, entsteht bei dem, der sich verdrängt fühlt, das Gefühl der Eifersucht: die Tochter ist eifersüchtig, als ihr Vater - seit Jahren von der
Eine Gebärdendolmetscherin führt durch die stille aber bewegte Welt der Gehörlosen.Deutschstunde: die Schulkinder erzählen von ihren Ferienerlebnissen. Eine Schülerin beschreibt die neue Waschmaschine, die Freude der Mutter über die Neuanschaffung. Vorsichtig und verhalten artikuliert das Mädchen seine Worte - plötzlich beginnt es sicher zu gestikulieren, Gebärden und Mimik ergänzen sich, die Geschichte und ihre Erzählerin werden lebendig.Diese für die Situation von Gehörlosen charakteristische Szene spielte sich vor 25 Jahren ab - die damals hospitierende junge Lehrkraft
Der Salzburger Theologe Wolfgang Müller navigiert durch Friedrich Heers gigantisches Lebenswerk -und spürt dabei Heers Vision des Christlichen nach.Der Publizist, Historiker und Kulturphilosoph - und Furche-Autor - Friedrich Heer (1916 bis 1983), in den sechziger und siebziger Jahren auch als "Linkskatholik" qualifiziert, hinterließ ein vielfältiges wie umfangreiches Werk - man mag es auch als Labyrinth bezeichnen. Bücher wie "Der Glaube des Adolf Hitler", "Gottes erste Liebe" oder "Kampf um die österreichische Identität" sind dabei weitaus bekannter geworden als seine Konzepte zur
Roman Polanskis Film "Der Pianist", der die Schrecken des Warschauer Ghettos in Bilder bannt, löst zur Zeit ähnliche Betroffenheit aus wie 1993 Steven Spielbergs "Schindlers Liste". Mietek Pemper war an der Erstellung dieser Liste, die 1.200 polnischen Juden das Leben rettete, maßgeblich beteiligt. Im Furche-Interview spricht er über seine Erinnerungen.Die Furche: Als Stenograf von Amon Göth, dem sadistischen Lagerkommandanten von Plászow, ist es Ihnen gelungen, gemeinsam mit Oskar Schindler und Itzhak Stern den Plan "Überleben durch Arbeit" zu entwickeln. Wie haben Sie Amon Göth
Der Kinder- und Jugendpsychiater Horst Petri über das Drama der Vaterentbehrung.Das Schlagwort "vaterlose Gesellschaft" regt Frauen wie Männer - also Mütter und Väter - auf. Aus unterschiedlichen Gründen. Horst Petri, Arzt für Neurologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychoanalytiker in Berlin, plädiert für einen besonnen Blick ohne Schuldzuweisungen und Anklagen auf das Chaos der Gefühle, das die Entbehrung des Vaters - durch Scheidung oder Tod - bei Kindern auslöst. Erst wenn Mutter und Vater das durch die Vaterentbehrung ausgelöste Trauma des Kindes wahrnehmen und nicht
Der Familienberater Jan-Uwe Rogge plädiert für das Ernstnehmen kindlicher Angsterfahrungen und präsentiertRobert liegt am Abend im Bett und ist sehr stolz: Heute hat der Fünfjährige seine ersten Runden mit seinem Rad ohne Stützräder gedreht. Er freut sich auf den nächsten Morgen: dann wird er im Hof ausprobieren, ob er das Radfahren nicht über Nacht verlernt hat. Doch mitten in seine Phantasien rumpelt Donnergrollen, der Regen schlägt gegen das Fenster und noch bevor der Blitz aufleuchtet, hat sich Robert unter seiner Bettdecke verkrochen. Er fürchtet sich, sein Erfolgserlebnis
Aktiv bis ins hohe Alter, aktiv im Urlaub und selbstverständlich überlastet am Arbeitsplatz. Plädoyer für das Ertragen des Nichtstuns im Zeitalter des Aktivismus.Der dreijährige Paul untersucht interessiert die Fernbedienung und deren Wirkung auf die Stereoanlage. Die 30-jährige Paula studiert vom Barhocker aus die "interessanten" Gäste des Bistros, die uninteressanten streift sie mit einem kurzen Blick. Die Tagesordnung der Sitzung hat Vera neugierig gemacht, der nichts sagende Monolog des Abteilungsleiters hingegen lässt die Sozialarbeiterin nach zehn Minuten gähnen. Die
Sie war eines jener menschlichen Versuchskaninchen, an denen der "Todesengel von Auschwitz", Josef Mengele, seine barbarischen Experimente vornahm. Heute plädiert sie für Vergebung: Eva Mozes Kor, Gründerin des Überlebenden-Verbandes "C.A.N.D.L.E.S.", im Furche-Gespräch.Die Furche: Wie viele Mitglieder hat "C.A.N.D.L.E.S" ("Children of Auschwitz - Nazi's Deadly Lab Experiments Survivors")?Eva Mozes Kor: 1984 hatte ich 122 Zwillingspärchen gefunden, die Mengeles Experimente überlebt hatten. Einige sind inzwischen verstorben. Zur Zeit hat der Verein 98 Mitglieder.Die Furche: Welche
Autographen bewahren den schöpferischen Augenblick.Musik und Dichtung" heißt eine kostbare Ausstellung des Salzburger Museums Carolino Augusteum im Ständesaal der Neuen Residenz. Über 50 der wertvollsten Originale der Sammlung Stefan Zweig und Martin Bodmer, Cologny-Genève, werden im schützenden Halbdunkel präsentiert. Darunter Autografen von Mendelssohn-Bartholdy, Liszt, Bruckner, Mahler, Strauss, Hindemith, Berg und Webern sowie von Napoleon, Grillparzer, Hölderlin, Nestroy und vielen anderen."Der wahre Autografensammler will von einer anderen Seite wie der Philologe, aber mit der
Spielbilderbücher im Salzburger Spielzeugmuseum.Bibliothekare und Bibliothekarinnen lieben Bücher und Menschen. Sie sammeln erstere, um zweitere zu erfreuen, zu unterhalten, ihnen einen besonderen Teil der Welt zu zeigen. Die Rede ist von der Kinderbuchexpertin und ehemaligen Bibliothekarin Hildegard Krahé, die ihre rund 300 "erlesenen" Exemplare umfassende Sammlung von Dreh-, Zieh- und Klappbilderbüchern dem Salzburger Spielzeugmuseum schenkte. Das früheste Exemplar stammt aus 1839, das jüngste wurde 2001 produziert: so ist der Gang durch die von Museumsdirektor Peter Laub konzipierte
Hajrija Hrustanovi´c lebt mit ihren beiden Kindern bereits einige Jahre in Österreich. Eines Tages, völlig unvorbereitet, holen sie angesichts aller erlittenen Verluste - ihrer großen Familie, ihres Dorfes und ihres Hauses - die Erinnerungen an ihre bosnische Kindheit und Jugend ein. Auf Bank-Kalendern schreibt sie in neun Tagen die Geschichte ihrer Verlorenheit auf. Sie ist nach Phasen tiefer Depression bereit, sich ihrem Unglück zu stellen. Ihre Niederschrift ist jetzt mit einem Vorwort von Karl-Markus Gauß, erschienen.Erschütternd auch die Geschichte von Herrn A. Er hat sich mit
Die Ausstellung "Inge Moraths New York" in der Salzburger Galerie Fotohof.Das Lama, das seinen Kopf aus dem Taxi hält, ist längst Legende. "Encounter near Times Square" lautet der genaue Titel dieses Fotos von Inge Morath, aufgenommen 1957 in New York. Diese Schwarz-Weiß-Fotografie gehört wie das Foto der Schminkklasse in einem Schönheitssalon der Fifth Avenue (1958) zu den meist publizierten Moraths. Große Teile ihrer New York-Arbeiten sind im Schatten weniger "Klassiker" hingegen unbekannt und unpubliziert geblieben; die Salzburger Brigitte Blüml und Kurt Kaindl halfen, diesen Schatz
"Wild dahinstürmender Wildbach. Schaumkronen, Gischt, Rauschen - bald wieder ruhig dahinfließend bis zum nächsten Hindernis. Wieder sich stauen, aufbäumen, schäumen - und wieder still dahinfließen. In welchem Stadium bist du?" Die österreichische Kinder- und Jugendbuchautorin Lene Mayer-Skumanz thematisiert hier das "Wildwasser" der Pubertät mit all seiner Kraft, Impulsivität und Ungezähmtheit.Dass sie auf ein Du hin schreibt, hat mit ihrer Zielgruppe, den jungen Firmlingen, zu tun. Der vorliegende Band zur Firmvorbereitung bzw. -begleitung ist die stark überarbeitete und neu
Was macht die Erziehung von Buben so schwierig? Wo liegen die Herausforderungen in der vaterlosen Gesellschaft? In seinem neuen Buch sucht Jan-Uwe Rogge nach Antworten.In Werbespots ist noch alles beim alten. Brav gescheitelte, kleine Mädchen mit langen Haaren werben für sanftes Haarschampoo, während kleine Buben ihre Hosen und T-Shirts bei Sport und Spiel verdrecken und damit glaubhafte Werbeträger für das allerbeste Waschmittel abgeben. Die sanftere Variante davon ist der kleine Tollpatsch, der sich und seine Kleidung mit Essen bekleckert. Auch er entlockt den Konsumenten ein Lächeln:
Ob Amokläufer Robert Steinhäuser, Sexualmörder Jack Unterweger oder Briefbomber Franz Fuchs: Sie alle reagierten - wenn auch höchst unterschiedlich - auf nicht verkraftbare Kränkungserlebnisse.Das zeitliche Zusammentreffen stimmt bedenklich: Just am Tag des Erfurter Amoklaufs, dem 26. April, referierte der Psychiater Reinhard Haller über jene psychodynamischen und lebensgeschichtlichen Einflüsse, die Menschen zu Tätern machen. Den Fokus hatte Haller freilich nicht auf (den ihm noch unbekannten) Robert Steinhäuser, sondern auf zwei Verbrecher gerichtet, durch deren Seelenanalyse er
Julius Deutschbauers Bibliothek der ungelesenen Bücher.In Öffentlichen Bibliotheken fiebern die Bücher den Lesern und Leserinnen entgegen; Gespräche drehen sich um Leseerfahrungen oder sind es Leser-Erfahrungen? Über Bücher, die man nicht gelesen hat, spricht man nicht: entweder tut man so, als habe man sie doch gelesen und zitiert mutig aus Rezensionen oder man schweigt. In diesem Wertekanon fällt die "Bibliothek der ungelesenen Bücher" von Julius Deutschbauer zwischen alle Regale. Seit 1997 ist Julius Deutschbauer (1961 in Klagenfurt geboren, seit 1983 in Wien lebend, dort
Helmut Newtons irritierende Aktfotografien im Salzburger Rupertinum.Es irritiert nicht die vollkommen schöne Nackte, es irritieren auch nicht deren schwarze High-Heels. Die Störung des Gewohnten ist das weiße Telefon, das die Frau in der Hand hält. Tatsächlich: keine Werbung, weder für Tampons, noch für Handynetze, noch für teure Schuhe. Was mit der Einladungskarte beginnt, setzt sich in der Ausstellung "Sex & Landscapes" im Salzburger Rupertinum selbst fort: Spiel, Inszenierung, Ironie, die angestachelte Lust der Betrachter und Betrachterinnen, Details zu dechiffrieren."Eines meiner
Kinder sind der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft, sagt die Kindheitsforscherin Donata Elschenbroich in ihrem neuen Buch über den Bildungs- und Erlebnishorizont der Siebenjährigen.Menschen sind Wesen, die nicht nur geboren werden, sondern noch zur Welt kommen müssen." So lapidar beginnt Donata Elschenbroich ihre Einführung in das "Weltwissen der Siebenjährigen". Damit steckt sie vorweg ab, dass sie keinen weiteren Ratgeber zur Förderung von Kleinkindern verfasst hat, dass sie die Kinder nicht isoliert von Gesellschaft, Mitwelt und Bezugspersonen betrachtet. Außerdem
Alles will heute kontrolliert werden: die Gesundheit, das Glück, die Liebe. Im Leben etwas einfach nur "geschehen lassen" ist fast schon eine verlernte Kunst.W er sich im Programm "schöner, reicher und glücklicher" einmal eingeschrieben hat, der findet in der sogenannten Ratgeberliteratur sein tägliches Trainingspensum. "Diese Ratgeberliteratur ist ein extremer Ausdruck des Machbarkeitsmythos' und -wahnes. Dahinter steht das Bedürfnis, alles im menschlichen Leben kontrollieren zu können, auch das Unkontrollbierbare.", diagnostiziert die Sozialpsychologin Herrad Schenk. "Durch
Der ("schrecklich deutsche") Begriff Heimat weckt noch immer unterschiedlichste Erwartungen und Erfahrungen. Zehn Thesen der Psychologin Beate Mitzscherlich skizzieren, wie Heimat heute auf unterschiedlichste Weise erfahren wird.Heimat ist mehr als der Ort, der sich mithilfe geografischer Koordinaten beschreiben lässt. Menschen äußern sich unbefangen zu "Heimat", erzählen von Wegen, Wäldern, von Kindheit und Wärme. Heimat ist dort, wo man sich aufhängt, sagt Franz Xaver Kroetz. Die Psychologin Beate Mitzscherlich hat sich mit "Heimat" auseinandergesetzt und stellt fest: es gibt nicht
Hier bin ich! Aber wer bist Du? Unausgesprochene Probleme zwischen Eltern und Kindern bewirken häufig den Eindruck "Irgendetwas stimmt nicht zwischen uns". In St. Virgil Salzburg plädierte der Däne für die "Gleichwürdigkeit" von Kindern und Erwachsenen.
Die Internationale Pädagogische Werktagung vom 17. bis 21. Juli in
Salzburg widmet sich ganz dem Thema "richtige" Erziehung - für die
meisten Eltern inzwischen ein höchst anstrengender Balanceakt.
Die Bergbäuerin Barbara Passrugger hat sich was getraut in ihrem Leben. Sie hat sich ihre "späte Freiheit" im Schreiben und Erzählen geholt. Heute macht die 90jährige anderen Menschen Mut zum eigenen Leben und zum Anderssein.
In ihrem neuen Buch "Herrin im eigenen Haus" beschreibt die
Psychologin und Psychotherapeutin Julia Onken, warum viele Frauen
immer noch an ihren Fähigkeiten, Talenten und Begabungen zweifeln.
Kinder ab 10 Jahren haben keine Ausrede mehr, wenn es ums Lesen
geht. Jetzt gibt es "Harry Potter" - einen Bestseller in
Millionenauflage, mit unzähligen Fanclubs bereits im Internet
Geschichten, die auch Erwachsenen gefallen.
Schon Babys brauchen einesichere, liebevolle und vorallem ruhige
Umgebung. Viele Eltern müssen allerdings inunserer hektischen Zeit
erst lernen, mit sich und ihren Sprößlingen geduldig zu sein.
Der Autor stellt hier 13 Spannungsfelder im Zusammenleben von Müttern, Vätern und Kindern in vielen Fallbeispielen dar. Die drei großen Kapitel des Buches tragen beruhigende Überschriften: "Alle Tage wieder", "Die Kunst der Balance in Beziehungen" und "Gelassenheit in allen Lebenslagen". Rogge animiert hier keineswegs zur Anarchie; er regt vielmehr an, Erziehung als gestaltende Kraft zu erkennen, die auch manchmal chaotisch sein kann. Trotz der Lektüre mehrerer Erziehungsratgeber trödelt der Nachwuchs noch weiter, die Mutter setzt Grenzen und überschreitet sie selbst, weil ihr der
Dicke Luft im trauten Heim: Papa ist unpünktlich, Opa nervt, die
Kinder trödeln schon wieder. Ein neues Buch von Jan-Uwe Rogge gibt
"13 Überlebenstips für Familien".