Was ist Rom? Woran denke ich, wenn ich das Wort „Rom“ höre? Das habe ich mich oft gefragt. Und mehr oder weniger weiß ich es auch. Ich denke an ein großes rötliches Gesicht, das Ähnlichkeit hat mit den Schauspielern Sordi, Fabrizi, Anna Magnani. Dessen Ausdruck beschwert und nachdenklich ist von der Auswirkung gastrisch-sexueller Belastungen. Ich denke an braune, schlammige Erde, einen weiten Himmel, wie eine aus dem Leim gehende Opernkulisse, in violetten, schwarzen und silbrigen Farbtönen — was tröstlich ist, weil Rom keine Grenzen kennt für senkrecht aufsteigende Gedankenflüge. Rom ist eine horizontale Stadt aus Wasser und Erde, hingebreitet, und darum eine ideale Plattform für die Phantasie. Die Intellektuellen, die Künstler, die immer in Reibung leben zwischen zwei Dimensionen — zwischen Wirklichkeit und Vorstellung —, finden hier den richtigen und befreienden Anstoß für ihre geistige Arbeit, abgesichert durch eine Nabelschnur, die sie in der Realität verankert.