Wer an die Lektüre dieses umfangreichen Lebensromans geht, tut gut daran, seine eigene Umgebung möglichst zu verdrängen. Schauplatz ist Trinidad, der Inselstaat vor der Nordküste Südamerikas. Die Handlung spielt in den Familien hinduistisch-indi-scher Nachfahren von Sklaven, die Zuckerrohrplantagen bebauten.Religiöse, familiäre, finanzielle, soziale und soziologische Probleme werden in epischen Breiten geschildert. Wohl prophezeit der Pandit bei der Geburt des Helden, Mohun Biswas, Unglück, das auch eintritt — aber die Wege dahin sind kaum nachvollziehbar.Damit sei keineswegs gesagt,
Max Brod, meist in Verbindung mit Franz Kafka genannt, um dessen Werk er sich unvergängliche Verdienste erworben hat, wird als Schriftsteller wiederentdeckt. Der Insel-Verlag macht seine Bücher zugänglich.„Der Meister" - und „Tycho Brahes Weg zu Gott" - sind großerzählte Romane. Das biblische Buch liest sich wie ein Apokry-phon. Die jüdische Welt des Heiligen Landes zur Zeit der römischen Unterdrückung wird wie ein Erlebnisbericht geschildert, aus der Sicht des „odysseischen" Griechen Meleagros.Die Faszination, die von Meister Jeschua ausgeht, ist von Buchbeginn an
Da hat man sich der gewöhnlichen Rezeptformel bedient: Man nehme! Man nehme also alle Ra- decki-Bücher, entnehme diesen: dies und das, rühre alles durcheinander — denn mit einiger Sicherheit ist anzunehmen, daß schon etwas daraus wird.Dazu kommt eine gute Titelidee, denn einen Namen muß diese Windbäckerei wohl bekommen: „Weisheit für Anfänger“. Denn „Anfänger“ sind immer potentielle Käufer.Auf diese Weise entstehen solche Bücher.Natürlich gibt es da viel Unterhaltsames. Wäre auch traurig, wenn nicht. Ein Zitat: „Der Westen macht Reklame für den Gebrauchsartikel, der
„Kommissar" Grieser, vom Literaturdezernat, Spezialist im Aufdecken von Handlungsschauplätzen in aller Welt, der kürzlich sein Tätigkeitsfeld auf Urbild-und Modell-Opfer erfolgreich ausgeweitet hat, schloß eben die Verhörakten, aufgenommen bei Dichterwitwen.Hinter jedem dieser 24 Interviews ist eine individuelle Fragemethode erkennbar, die auf profunder Fallkenntnis beruht. Da ist nicht Literatur aus zweiter Hand erfragt; da ist der menschliche Aspekt wichtiger. Auch, oder vor allem dort, wo Unglück das Glück überwog. Musen oder Nicht-Gefährtinnen: welch eine Fülle von
Ein skurriler Spuk: da wird ein Großvatertagebuch aus dem Ersten Weltkrieg mobilisiert. Prag ersteht. Der Großvater: Kanonenkonstrukteur und Oberst; die Großmutter: berühmte Opernsängerin. Ein italienischer Im-pressario, Spionage, zwei Tote, die munter weiterleben, k. u. k. Intrigen und vieles andere mehr…Das Buch steht in der Tradition der slawischen Literatur. Man denkt mitunter an Hašek. Aber man wird nicht so recht froh mit dem Roman. Es ist viel Schießpulver zusammengetragen, aber es fehlt der zündende Funke, um die Kanone zum Losgehen zu bringen. Schade.Ota Filip.
Der Autor ist Paleolinguist, ein Gelehrter also, der sich zur Erforschung der Sprache bis zu den Anfängen des menschlichen Daseins zurückbegibt: Jahrhunderttausende zurück. Das erscheint zunächst befremdlich.Aber die lesenswerten Erklärungen machen plausibel, daß, im Vergleich mit vielen hundert Sprachen und Dialekten — darunter auch sehr primitiven — eine Wortrückführung auf archetypische Silben möglich ist.So kommt der Autor auch zu der gewagten Behauptung „Sprache entstand zu einer Zeit, nur an einem Ort, innerhalb einer kleinen Gruppe früher Menschen. Seine Beweise bietet
James Baldwin erweist sich in diesem umfangreichen Roman als ein Meister im Verknüpfen der verschiedenartigsten Schicksale.Sein „Ausgangsmaterial“ ist eine Negerfamilie in New York. Hauptperson in dieser Saga ist, neben dem (immer wieder vortretenden Erzähler, dessen jüngerer Bruder Arthur, der aus einer Gruppe von Gospelsängern zum großen „Soul Emperor“ wird und der auch das Ende eines solchen nimmt: als Drogentoter in einer Londoner Bedürfnisanstalt.Bis dahin aber verknüpft er das Schicksal dieser Familie mit einer zweiten, deren Tochter eine kinderleuchtete Predigerin ist,
Wer bei dem Buchtitel „Bronnen“ an Arnolt denkt, geht weit fehl. Der in Salzburg geborene Autor Michael Springer taufte so den Ort seiner Handlung, eine kleine Stadt in dem Fantasiestaat Freiland.Da trifft der Held, Mathäus Seebaum, seine Urlaubsbekanntschaft, Anna. Hier erlebt er in ihrer Nähe eine Menschengemeinschaft. Er beginnt eine bescheiden erfolgreiche Journalistenkarriere - und wird dabei mit der bitteren Realität der Umweltfragen, der dabei auftauchenden Spannungen und Gemeinsamkeiten zwischen Industrie und Politik konfrontiert.Springer entwickelt prächtige erzählerische
Milo Dor ist passionierter Virginiaraucher. Vielleicht hat das jene bundesdeutsche Kritikerin, die auf dem Schutzumschiag zitiert wird, veranlaßt, den Autor einen „Schlawiner“ zu nennen. Was immer sie mit dieser Bezeichnung meint - Milo Dor ist ein solcher nicht. Er ist ein echter Wiener. In Budapest geboren, im Banat aufgewachsen, Jüngling in Belgrad - und dann nahm ihn eben Wien gefangen! Gefangen in vielfacher Wortbedeutung. In dieser Hinsicht sind die in diesem Buch gesammelten Erzählungen „Gefängnisprotokolle“ - erlebte und erdachte.„Hier, auf der Ringstraße,