„INSTITUT DER FRAU“ steht in zierlichen schwarzen Buchstaben auf fliederfarbenem Grund. Die dunkelbraun lackierte Tür zu einer jener großen Wiener Bürgerwohnungen öffnet sich, in der früher einmal Kristallüster und Genrebilder gehangen haben mögen. Ein junges Mädchen in weißem Mantel sagt höflich: „Bitte, treten Sie ein, Frau Doktor kommt gleich.“ In dem einfach, aber gemütlich eingerichteten Arbeitszimmer von Frau Dr. Traute Volkmann liegt Mietze. der erklärte Liebling, am Fensterbrett und wärmt sich an den ersten Sonnenstrahlen des Tages. Der Atmosphäre des Hauses und
EIN MASSIVES BACKSTEINGEBÄUDE beherbergt die Werkstätten des Bundesdenkmalamtes, in denen ständig beschäftigte akademische Restauratoren unter der Leitung Doktor Zykans versuchen, der Gegenwart und Zukunft zu erhalten, was der Vergangenheit angehört. Aber nicht für Museen gilt es zu bewahren, sondern für das Leben. Jedes restaurierte Altarbild wird wieder in seine Kirche zurückgeführt. Jede Statue soll nach ihrer Wiederherstellung an den ihr angestammten Platz zurückgestellt werden, um so der Umgebung, aus der sie gewachsen ist, das gewohnte Gesicht zu geben.Im großen Saal für
12-UHR-MENSA. Unter dem Motto „Strömt herbei, ihr Völkerscharen“, kommen sie — Studenten aller Fakultäten, Sprachen, Rassen, Religionen, den Kopf angefüllt mit Leibnizschen Monaden, dem Verfassungsrecht der Ersten Republik, szenischen Problemen des mittelalterlichen Theaters, grammatikalischen Formen des Altfranzösischen — und den Mageij leer — kein Wunder. Wohlige Düfte ziehen ihnen entgegen. 4.50 Schilling an der Kasse, 3.66 Schilling im Abonnement, dafür den „Berechtigungsschein“ für ein ganzes Mittagessen. Irgendwo finden sie dann auch alle Platz. Zwölf Mädchen,
DER GROSSVATER WAR NOCH KAISERLICHER RAT, ein angesehener und reicher Mann. Er baute ein vierstöckiges Haus am Brillantengrund — eingerichtet mit den modernsten Maschinen vom Keller bis unters Dach. Hundert und mehr Menschen verdienten bei ihm ihr Brot. Der Enkel ist Diplomkaufmann, weitsichtig und mit der heutigen Marktlage vertraut genug, um einzusehen, daß es mit dem alten Drahtziehergewerbe zu Ende geht. Früher, als noch der gesamte Hof, der Hochadel und die k. u. k. Armee zu den treuesten Kunden zählten, wurde jede Woche ein „Stuck zugerichtet“ — das heißt, ein zehn Kilogramm
„ES WAR EINMAL...” Es mutet fast wie ein Märchen an, wenn man in einer Wiener Stadtchronik von Brunnen liest, in denen Wein statt Wasser floß. Es ist schon lange, lange her, zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als der Graben mehr und mehr zur Prunkstraße der Stadt wurde. 1526 hat man anläßlich der Wahl Ferdinand I. zum böhmischen König ein rauschendes Fest gefeiert, währenddessen man zur Belustigung der Wiener Bürger Brunnen aufstellen ließ, aus denen roter und weißer Wein floß. 1651 ist in einer Chronik zu lesen: „Zur Einbegleitung der Kaiserin Eleonore — Neu er- pauthe
ES IST NOCH FRÜH IM JAHR, und doch erinnert uns zuweilen ein wärmerer Windhauch, daß es Frühling ist. In den Wiener Parks leuchten die gelben Ruten der Forsythien. Die Zeit der Krokusse und der von duftenden Blüten übersäten Zweige' des Flieders ist nicht mehr fern. In den Glashäusern des Wiener Stadtgartenamtes und der Bundesgärten, in den Büros der Gartenarchitekten und in den Ateliers der Graphiker und Bildhauer herrscht bereit? Hochbetrieb. Der Gärtner geht mit Gummischürze und Gummistiefeln an den mit Beton umrandeten und mit Glas bedeckten Beeten entlang, gießt die noch