(Sommerspiele Grein; „Gefallene Engel" von Noel Coward). Manja/i die Konversation eines nicht unmusikalischen Sextetts von je drei Damen und Herren. Parliert wurde von Partnerschaft, Gleichberechtigung und etwas komplizierten zwischenmenschlichen Beziehungen.Die Publikumswirksamkeit des Stückes mit dem Reiz einer Seifenblase liegt in dem Ansporn der möglichst raschen Lösung einer Denksportaufgabe: Was ist eigentlich wirklich zwischen den Damen und Herren passiert?Ein undelikates Wort oder eine undelikate Geste fällt nicht - würde auch dem Stil des Raumes, wenn auch nicht unbedingt des
Heuer hat sich der Kirchenfunk besondere Mühe gegeben, zu den Kartagen Sendungen zu gestalten, die - mediengerecht und künstlerisch hochwertig - auch jene Menschen ansprechen, die noch nicht (oder nicht mehr) die Liturgie in der Kirche mitfeiern: eine der wichtigsten Funktionen des Kirchenfunks, wie sich immer wieder bestätigt.Im Mittelpunkt steht diesmal besonders der Karfreitag. Leid, Tod und Sterben - damit muß sich jeder Mensch auseinandersetzen.„Im Sterben ist noch Leben“ (22,20, FS 1): Peter Pawlowsky spricht mit einem „klinisch tot“ Gewesenen über dessen Eindrücke in jenen
Der neueste Bildband von Erich Lessing ist den „Traumstraßen durch Frankreich“ gewidmet. •Lessing photographiert nicht vordergründig, er schaut hinter die Oberflächen, ob er nun den Reiz einer Landschaft einfängt, die herrfichsten Kathedralen und Schlösser oder aus eigenwilligen Blickwinkeln Details von Kunstwerken zeigt. Die Auswahl ist subjektiv und muß es auch sein, wenn ein Künstler der Kamera am Werk ist. Farbessays nennt Les-singdie den einzelnen Landschaften gewidmeten Bildgruppen, und das sind sie wahrhaftig. Der Vergleich mit Dichtung ist bei Erich Lessing nicht zu hoch
Die zweite Sommerspielzeit der Gesellschaft für Musiktheater im historischen Universitätsviertel begann mit der Wiederaufnahme des geistlichen Festspiels „II Lutto delT Universo“ (Die Trauer des Universums) Kaiser Leopolds I. Ein bedeutendes Werk der Wiener Barockmusik, 1668 in der Hofburgkapelle um ein dort aufgestelltes Heiliges Grab uraufgeführt und mehrmals an Karsamstagen wiederholt. Seine Wiederentdeckung bestätigt sich auch im zweiten Jahr als glücklich. Die Musik von Kaiser Leopold, der ja nicht nur ein Musikhebhaber- und förderer, sondern ein wirklich bedeutender Komponist
„Wer zu Fuß geht, während sein Auto repariert wird, ist ein Trottel!“ So zu lesen in einer Werbeanzeige in den beiden auflagestärksten Wiener Tageszeitungen.Abgesehen davon, daß auch in der Werbung der Ton die Musik macht, stimmt die Tendenz dieser Anzeige nachdenklich. Hier wird der menschliche Egoismus in einer unguten Form angesprochen.Bitte, keine Mißverständnisse: natürlich soll jeder haben, was ihm rechtens zusteht, natürlich sind wir dankbar, in einem Rechts- und Sozialstaat zu leben.Aber muß man immer den Buchstaben des Rechtes bis zum letzten I-Tüpferl ausnützen? Oder,
Mit dem neuen Band in der Reihe „Die phantastischen Romane“ hat der Zsolnay-Verlag einen guten Griff getan. Es ist die Geschichte einer jung- verheirateten Frau, die an dem Tag, als sie mit ihrem Mann eine Urlaubsreise antreten soll, plötzlich in ihre eigene, freudlose Vergangenheit zurückversetzt wird: in die nüchterne Industrie- vorstadtwohnung, die sie mit ihrer schwierigen alten Tante teilt, in den ungeliebten Beruf mit gleichgültigen Bürokollegen. Sie weiß genau, was sie in der Zeitspanne zwischen damals und der verlorengegangenen Gegenwart erlebt hat. Diese Gegenwart wird nun
Sparta und die Machtkämpfe um Griechenland bilden den düsteren Schauplatz dieses historischen Romans. Die Heldin Dione, aus altem Fürstengeschlecht, aber als Waise von ihrer königlichen Tante gequält und mißbraucht, wird Mätresse und Dolmetscherin des Feldherm Lysandros und begleitet ihn auf seiner Reise nach Kleinasien zu geheimen Verhandlungen mit dem Perserprinzen Kyros, mit dessen Hilfe er seine und Spartas Vorherrschaft in Griechenland ausbauen will. Das ist der Auftakt einer tragisch ausgehenden Story, wie geschaffen als Filmdrehbuch für einen Monsterschinken; der
Johannes Poethen ist Lyriker, Journalist und ein guter Kenner des Mittelmeerraumes. Daraus resultiert ein Essayband über Griechenland, mit sehr viel Einfühlung geschrieben und durch Lyrik und Übersetzungen griechischer Dichtung aufgelockert. Poethen faßt den Zauber griechischer Landschaft, der den Besucher aus dem Norden so fasziniert, in sehr gescheite Bilder zusammen, wobei er den großgriechischen Raum einbezieht. Es sind die extremen Landschaften, die den Autor anziehen: die Berge des Olymp, die wechselvolle Geschichte Kretas und Zyperns mit ihren dunklen Spuren, das Rätsel Troja und
Die Jugend sucht heute bei der Berufswahl vor allem zwei Dinge: Sicherheit und Erfolg, verbunden mit entsprechendem Einkommen und Prestige. Diese Aussage ist provokant übertrieben und verallgemeinert, aber die vielzitierte Leistungsgesellschaft stellt die wäg- und meßbaren Spitzenleistungen gegenüber den vielen nicht im Licht der Öffentlichkeit stehenden Tätigkeiten so sehr in den Vordergrund, daß es niemanden verwundern dürfte, wenn es allgemein so wäre.Jedenfalls sieht es in der Wirklichkeit so aus, daß die Möglichkeiten, den echten (oder illusionistischen) Traumberuf zu
Christliche und islamische Autoren geben eine wissenschaftlich fundierte und doch allgemein verständliche und handliche Zusammenschau der heutigen Situation zwischen den beiden Religionen und der Möglichkeiten eines Dialogs. Es ist der erste Band einer Reihe „Islam und westliche Welt”, die nach dieser Einführung weitere Detailfragen untersuchen will.
Der Süddeutsche Verlag bringt zwei Romane von Oskar Maria Graf in neuer Ausgabe heraus. Warum auch mit verändertem Titel, ist nicht ganz klar. Jedenfalls ist es verdienstvoll, daß diese literarische Zeitkritik wieder zugänglich ist.O. M. Graf hatte die Gabe, Dinge so zu erzählen, wie sie zwar nicht gewesen sind, aber hätten sein können. Das Buch „Die gezählten Jahre“ (erste Fassung 1936 unter dem Titel „Der Abgrund“) ist die fiktive Geschichte der Familie eines Münchner Sozialdemokraten, zugleich aber ein echter Beitrag zur Geschichte der Sozialdemokratie zwischen Weimar und
Die Proteste amerikanischer Frauenvereinigungen gegen die Unterrepräsentation der Frauen in der Regierung Carter lenkten einmal mehr das Augenmerk auf die Situation der Frau - auch in Europa. Besonders hervorgehoben wurde der Umstand, daß Frauen in höchsten Positionen unter- und in niedrigen überrepräsentiert sind, in die mittleren Ränge aber ganz besonders schwer gelangen. Diese für Frauen kaum übersteigbare, auf dem Weg nach oben schon sehr tief unten aufgerichtete Hürde verhindert den beruflichen Aufstieg von ungezählten Millionen Frauen in allen Industrieländern der Welt. In der
Der deutsche Journalist Karl Heinz Janssen zieht in seinem neuen Buch interessante Parallelen zwischen der deutschen und der chinesischen Geschichte und zeigt Verbindungswege auf: vom Besuch des chinesischen Vizekönigs Li Hung-Tschang bei Bismarck bis zu den Reisen der bundesdeutschen Politiker Franz Josef Strauß und Helmut Schmidt nach Peking. Deutsche Offiziere waren als Militärberater Tschiang Kai-scheks einst entscheidend an den chinesischen Machtkämpfen beteiligt.Die von ihm geschilderten Ereignisse sind voller Dramatik und das Buch liest sich spannend wie ein Roman. Es ist bestens
Hector Berlioz’ „Große Totenmesse” (entstanden 1830) wurde in Wien zum ersten Mal aufgeführt: eine grandiose, aber doch in der Wirkung eher theatralische Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Jüngsten Gericht; die liturgischen Texte sind stark subjektiv verändert. Ein musikalisches Monsterwerk in Fortissimo mit einem Riesenorchester und 210 Chorsängern, sehr expressiv in der Klangwirkung (und eigentlich seiner Zeit weit voraus), das an die Ausführenden hohe Anforderungen stellt. Leif Segerstam am Dirigentenpult war hier in seinem Element, das ORF-Orchester und vor allem der Chor
Es „weihnachtet“ schon sehr in unseren Geschäftsstraßen. O Tannenbaum, wie hell sind deine Lichter, lange, ehe wirklich der Weihnachtsabend da ist. Weihnachtsengerln, Weih-nachtssternderln, Weihnachtsmänner - alles strahlt in tausendfachen Serien farbenfroh. Zwischen Luxusartikeln und Gebrauchsgegenständen, Lebensmitteln und Brillantenschmuck -überall dasselbe.Ob das alles wirklich den Umsatz so sehr hebt? Nichts gegen einen guten Geschäftsgang. Die Zeit der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der drohenden Arbeitslosigkeit braucht ihn notwendiger denn je. Wir alle freuen uns über
J£pj meine, daß die Jugend immer irgendwie ein Spiegelbild der Erwachsenen ist. Bei allem Generationengegensatz — die Jungend muß sich ja ihre Welt suchen und formen an den Gegebenheiten, die sie vorfindet, an den Maßstäben, die die Älteren ihr vongesetzt haben.Warum ist denn unsere Jugend so verweichlicht? Warum klagt man in den Schulen, daß die Kinder nicht mehr turnen wollen,daß sie die Wandertage schwänzen? Liegt nicht die Wurzel darin, daß die Kinder in einer Zeit körperlicher Bequemlichkeit, ja Bewegungsfeindlichkeit aufwachsen? Wir wollen alle längst möglichst wenig
Ein gutgebauter Thriller — oder eine Utopie, die morgen schon Wirklichkeit werden kann? Das Thema „Umweltverschmutzung“ liat die Phantasie des Autors angeregt. Man nehme: einen riesigen, vollbeladenen Supertanker (320.000 Tonnen), ein Geheimkommando, bestehend aus Idealisten, gewinnsüchtigen Abenteurern und natürlich auch ^in paar hübsche Mädchen, und dazu die Mafia, nationale und interstaatliche Politik — was kann da noch schiefgehen, um ein spannendes Buch daraus zu mixen? Das heißt: schiefgehen könnte allerhand, wenn nämlich die 320.000 Tonnen Rohöl wirklich ins Mittelmeer
Die moderne Physik ist für viele immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Doch ist es notwendig, darüber mehr als ein paar Schlagworte zu wissen, um das naturwissenschaftliche Weltbild unseres Jahrhunderts wenigstens in seinen Grundzügen zu verstehen. „Humanistisch“ Geschulte haben es da gegenüber den „Realisten“ etwas schwerer. Um so wertvoller ist eine Einführung in die Problematik der Physik, wie sie dieser „Querschnitt der Forschung“ (so der Untertitel des Buches) darstellt.
ICH frage mich wirklich, was Olympische Spiele heute eigentlich noch sollen, da es keinen echten Amateursport mehr gibt und nur mit einem Riesenaufwand ein Riesenspektakel betrieben wird.In Montreal werden in diesen Tagen die XXI. Olympischen Sommerspiele eröffnet. Nach einer Serie von Skandaler. wurden die gigantischen/ Sportanlagen e/rstaiunlicbenweise doch noch rechtzeitig fertig — aber um wel-chen Preis? Die Stad Montreal hat sich finanziell -vollkommen ruiniert, für die Bauten, die man nicht mehr verwenden kann, wurden immense Summen aufgewendet. Die Anlagen sind mit allen Finessen
Durch unglückliche Nationalismen verzerrte „Feindbilder“ sitzen tief. Aber wir wissen doch zu gut, wie sehr etwa der Geschichtsunterricht an den höheren Schulen auch heute noch von dem abhängt, was (und wie) der betreffende Lehrer selbst im Laufe seines Studiums historisch sehen und denken gelernt hat.24 der Vorträge, die bei den gemeinsamen Tagungen österreichischer und italienischer Historiker in Innsbruck und Venedig gehalten wurden, liegen nun in einem Band gesammelt vor. Er umfaßt die Zeit von 1815 bis zur Gegenwart, wobei insbesondere die Südtirolfrage von ihren historischen
ICH meine, daß der Schutz der Minderheiten — der Slowenen in Kärnten, der Kroaten im Burgenland — eine vordringliche Sache geworden ist, die endlich gelöst werden muß, und zwar vom rein menschlichen ebenso wie vom rechtlichen Standpunkt. Menschlich gesehen, muß jeder Österreicher die glei-chen Rechte haben, vor allem auch das Recht auf Bewahrung seiner Sprache und Kultur. Und rechtlich ist die Frage der Minderheiten im Staatsvertrag geregelt, so daß es darüber hinaus keiner Minderheitsfeststellung durch eine Sprachzählung bedarf.Wie wollen wir denn glaubwürdig für die Rechte der