Salzburgs Theater und Musik in diesen letzten Wochen waren für es selbst eine einzige „Pietra di Perigone“, ein Edelstein der Prüfung. Und dabei war es nicht die Fülle der Gastspiele von auswärts, mit „Heinrich IV.“, „Penthesilea“ und dem „Leibgardisten“, nein: Es war die eigene Produktion des Theaters und des eigenen Orchesters.Dem L a n d e s t h e a t e r war es beschieden, einen glückhaften Einstand im Kleinen Haus, dem Kaisersaal der Residenz, zu feiern, einem nicht immer ganz wienerischen „A n a t o 1“ Schnitzlers in der Sprache, aber im Geist des verhalten
In Salzburg Theater zu spielen, gar Opern aufzuführen und Konzerte zu geben, ist weit heikler als anderswo. Nirgendwo mißt das Publikum und die Kritik an den Maßstäben von Festspielen so großen Formats wie in Salzburg. Das ist natürlich nicht gerecht. Besonders deshalb nicht, weil das Salzburger Theater- und Konzertleben auch finanziell sehr im Schatten der großen Ausgaben des Landes und der Stadt für die Festspiele steht.Diesem echten Routinier folgte in Doktor Helmut M a t i a s e k fast sein Gegentyp: mit dreißig Jahren der jüngste Intendant weit und breit, intellektuell
Wer Salzburg kennt, weiß nun schon, daß die Festspiele ausklingen. Noch immer sind die schmalen Gassen und die weiten Plätze der Altstadt voll von Fremden mit Photoapparaten und leider auch in Buschhemden und Shorts, in denen 6ie partout die Kirchen besuchen wollen, noch eilen Herren in Schwarz und Damen in kleinen Abendkleidern von ihren schwer errungenen Parkplätzen in die Festspielstätten. Aber die großen Auffahrten, das Abend-vergnügen der Salzburger als Zaungäste, sind vorbei, und das Wagenchaos der Mitwirkenden vor dem Festspielhaus hat ich •tark gelichtet. Dirigenten, Sänger,
Unter tief-blauem Nachthimmel über dem Residenzhof fand Mozarts „Entführung aus dem Serail“ statt. Beinahe nur das Bühnenbild ist vom Vorjahr geblieben. Und selbst dieses ist wesentlicher geworden. Karlheinz Haberland als Regisseur hat das Spiel gelockert, es scheint zuerst, als ob nur in den kleinen Dingen. Aber bald rundet sich eine neue „Entführung“, echtes Pathos wird fühlbar und zugleich Innerlichkeit der Menschengestaltung. Recht ungleich gut sind dagegen die Kostüme Liselotte E r 1 e r s. Erika K ö t h (Konstanze) bringt sehr viel reifen Ausdruck in Gesang und Spiel.
Ein revolutionärer „Figaro“, eine klassische „Iphigenie“, ein perfekter „Troubadour“, es scheint, als hieße heuer das Konzept: für jeden etwas.Die „Hochzeit des Figaro“ Mozarts ist vor allem durch Regie und Bühnenbild revolutionär. Mozarts Oper ist es sowieso. Gustav Rudolf Seilner versuchte es, den Aufstand des Menschen gegen die gräfliche Herrschaft in den Vordergrund der Komödie zu rücken. Es ist Sellners Verdienst, es nicht zu einem sozialen Drama umgefälscht zu haben. Die Bühnenbilder R a i f a e 11 i s stellen durchaus spanisches Rokoko dar und abstrahieren es
Da der Rechnungshof auch die Zahl der Premierenkarten beschränkte und darum den Tageszeitungen der Vorrang gelassen wurde, begannen für den Rezensenten der „Furche“ die diesjährigen Salzburger Festspiele mit dem „Jedermann“.Es war gut, dieses Kernstück 'des Salzburger Festes als seinen Auftakt zu hören und zu sehen. Die Gültigkeit des Wortes und des Dramas Hofmannsthals haben sich einmal mehr bewiesen. Diesmal fand die Premiere auf dem Domplatz statt, unter einem sonnenlosen Himmel und vor einer bis zum Schluß zuwartenden Reigenwand. Das Bühnenlicht war mit den Revuekostümen
Der Beitrag des Landestheaters zur Mozart-Woche in Salzburg mit „Cosi f a n t u 11 e“ war nicht der geringste unter den Beiträgen. Es hätte auch der Exklusivität der Internationalen Stiftung angestanden, diese Aufführung in ihr Programm zu nehmen. Letztlich entscheidet über eine künstlerische Darbietung nicht die Perfektion, sondern doch das spürbar schlagende Herz, nicht die Fein-schmeckerei der Festspielfans, sondern die objektive Erlebnisfähigkeit. Die Musizierkraft des Opernchefs Mladen Basic, die eigenständige Regie Heinz S c h a d e s (Gießen) und die sängerische und
Um es vorweg zu sagen: die Mozart-Festwoche ruhte auf den Säulen ihres Anfanges und Endes. Manches Unerwartete wurde Erfüllung, manches Erwartete blieb ohne sie. — Die Woche begann mit einer vollendeten Matinee in Mozarts Wohnhaus, die Karl Heinz Franke mit seinem Mozarteum-Quartett und mit Hans Andreae am Hammerklavier zu einem Vormittag ursprünglichen, lebensfrischen und zugleich schmerzlich-verhaltenen Mozart formte. Es war ein Auftakt stilistisch sehr reiner Mozart-Kultur.Das Orchesterkonzert unter Bernhard Paumgartner setzte diesen Mozart-Stil ins Große gesteigert fort. Paumgartner
Im Rückblick auf die erste Hälfte der Theater- und Konzertsaison Salzburgs, erscheint die erste Opernpremiere als ein Wagnis, das musikalisch vollkommen, darstellerisch nur teilweise gelang: Beethovens „Fidelio“. Opernchef Mladen Basic, der etwa zur gleichen Zeit mit einer überzeugenden, bei aller Durchgeistigung der Werkerfassung dennoch großartig unmittelbaren Darstellung von Bruckners 4. Symphonie seine Spannweite bewies, dirigierte mit wachsender Überzeugungskraft und Deutungskunst einen „Fidelio", der in der eingeschobenen großen Leonoren-Ouvertüre seinen Höhepunkt
In sehr verschiedener Art gehen zwe Opernprenueren sozusagen auf Abwege: der Festspiele: die eine in der Inszenie rung, die andere im Opernstil; hie Mozarts „Entführung", dort Verdis „Si mone Boccanegra“.Mozarts „Entführung au dem S e r a i 1“ ist nun einmal ein Sing spiel und will es auch sein. Es hat dei Charme des Effekts in Spielhandlung um in der Musik. Und man sollte sich dazi bekennen, in der Regie und in der musi kalischen Führung. Hans Hartlebs Insze nierung sucht aber einen vom handfester Singspiel abwegigen Stil und findet siel am Ende nicht zwischen konzertanten
Die Salzburger Festspiele haben heuer an Spannung gewonnen. Die Eröffnung des neuen Hauses im Vorjahr hat teils zu Vorsicht gemahnt, teils trat das Künstlerische dadurch irgendwie in den Hintergrund. Heuer gab Mozarts „Idomeneo" festlicheren Glanz und „Jedermann“ in Gottfried Reinhardts interessanter Inszenierung ein Spannungsfeld der Diskussion. Und gerade die wiederaufgenommenen Opern haben, wenigstens was „Cosi fan tutte“ und „Rosenkavalier“ angeht, unleugbar an Feinheit und Intensität zugenommen.Mozarts „Cosi fan tutte“ wurde wegen der dringenden Erneuerung des
Am Dienstag abend tanzten die Fackeln im Geviert des Salzburger Residenzplatzes die Salzburger Festspiele 1961 ein. Die Salzburger und ihre Gäste umrahmten den fürstlichen Platz um den schönsten Brunnen Mitteleuropas als eine zweite, lebendige Architektur.In diesem „historischen Fackeltanz” zur Einbegleitung der Salzburger Festspiele 1961 und in manchen Jahren auch in großen Trachtenumzügen wurde die Verschmelzung der Spielfreude Salzburgs mit der Spielfreude i n Salzburg versucht. Daß es eine Salzburger Freude am Spiel aus dieser Stadt und Landschaft gibt, kann nicht leugnen, wer
Im Rahmen dei Wiener Festwochen kamen Schweizer und Franzosen zu einem kurzweiligen Gastspiel nach Wien. Im Volkstheater kehrte das Z u- richer Schauspielhaus mit Joseph Viktor Widmanns „M aikafer- K o m 6 d i e“ ein. Oskar W a 11 e r 1 i n, unvergessen auch in Wien, hat 1942 dieses 1895 geschriebene Stuck des Altoster- reichers Widmann erstmalig auf lie Biihne gebracht, mit noch sichtbaren Reflexen auf das eben auffliegende Schwarmervolk vor den Toren der freien Schweiz. Der aus Mahren stammende Widmann hat Roman- tik und Biedermeier, Verslein der Pliisch- zeit sinnend und traurig,
Nach den Höhepunkten der Mozart- Festwoche bot das Salzburger Theater 1 e b e n dem einen wie dem anderen Publikum zuerst Johann N e s t r o y s Zauberposse „L umpazivagabun- d u s“ in der Bearbeitung von L i n d t- b e r g und Weigel. Nimmt schon die Bearbeitung der Posse den schillernden Witz Nestroys, so verwandelte die Regie Adi Fischers den Witz dazu noch in die üblichen Operettenwitze, wodurch die Posse in ihren besten Phasen eher zum Märchenstück wurde. Die Bühnenbilder (Ady Fuchs) betonten dies noch durch ihren gemäldehaften Charakter.Problematisch bleibt in den heutigen, aus