Der emsenauizeicnnung an diesem Dreikönigstag 1965 war recht unvollkommen Die Pilgerfahrt des Papstes in das Heilige Land trug die sehr menschlichen Merkmale der Improvisation. Seit Jahrhunderten war die Welt solche Bilder nicht mehr gewöhnt: einen schmalen, weißgekleideten Priester mitten in einer Menge von Schaulustigen, Gleichgültigen, Hysterischen, Sensationsgierigen, mit eiligen, fast hastigen Schritten zu Fuß gehend — nicht mehr über den Köpfen getragen wie ein Kultbild, nicht mehr in der selbstverständlichen Distanz großväterlicher Würde, die sogar noch vom Johannespapst
So glanzvoll das äußere Bild des III. Liturgischen Kongresses für das deutsche Sprachgebiet auch war, so reich und beglückend die einander ablösenden Erlebnisse von jedem der 2300 Teilnehmer empfunden wurden: die Veranstalter — unter ihnen federführend die Priester des Liturgischen Instituts Deutschlands in Trier — hatten es nicht leicht und machten es sich wahrhaftig auch nicht leicht.„Sitz im Leben“... nennt es die moderne, bisher vorwiegend evangelische Verkündigungstheologie. Und sie meint damit eine ganz elementare Frage, der sich dieser Kongreß zu stellen hatte und
„Eine Kirche unter dem Kreuz" — sc nannte Kardinal Döpfner in einer ergreifenden, aber von jeder Sentimentalität freien Abschiedspredigt vor seiner Abreise nach München seine inzwischen vom Schicksal der Spaltung betroffene Diözese Berlin. Sie steht stellvertretend für die Katholiken dei gesamten Sowjetzone.Etwa zur gleichen Zeit veröffentlichte die Vereinigte Lutherische Kirche Deutschlands unter dem Titel „Der Christ in der DDR“ eine sogenannte „Handreichung“ für die Protestanten im atheistischen Staat.Diese beiden Fakten, denen sich sehr viele andere an die Seite stellen
Unsere Zeit ist so ganz anders, als es jene Epochen der letzten zwei Jahr- tausende waren, in denen die bis- herigen zwanzig Konzile der Kirche stattfanden: Wir sind bei aller unserer sonstigen ungenierten Art, „Tabus” zu durchbrechen und kaum ein Thema von der offentlichen Erorterung aus- zunehmen, lange nicht so unbefangen wie die Menschen des ausgehenden christlichen Altertums, die die Kon- zilsthemen des vierten und ffinften Jahrhunderts — darunter die Frage der Wesensgleichheit oder Wesensahnlich- keit des Sohnes mit dem Vater — auf dem Fischmarkt erorterten und sich uber
Die katholischen Publizisten Österreichs hatten in der vorpfmgstlichen Zeit ihre Kollegen aus den deutschsprachigen Gebieten Europas zu einem Treffen ins steirische Grenzland, auf das bischöfliche Schloß Seggau eingeladen. An die neunzig Verleger und Journalisten aus sechs Staaten waren’ Zu den dreitägigen Beratungen ‘e’f schienen, die.,,zur, Gänze,, dem kimmenden II. Vatikanischen Konzil galten. Den drei großen, in fast dramatisch zu nennender Komposition aufeinander bezogenen Referaten, die dem bekannten Vorkämpfer katholischer Ökumene-Arheit, Dr. P. Thomas Saftory, dem Grazer
KARL MARX: WERKE. Band IIIl und 102 (Politische Schriften). Herausgegeben von Hans Joachim Lieber. Cotta-Verlag, Stuttgart 1960. Leinen. Preis pro Band 32 DM.Über die Methoden und Möglichkeiten, das nur sehr oberflächlich „System“ genannte Phänomen des Marxismus wissenschaftlich exakt darzustellen, ohne selbst in sein Denkschema zu geraten, ohne aber auch verständnislos „draußen” zu bleiben und am Wesen der Sache vorbeizugehen, wäre heute bereits selbst ein umfassendes methodisches Werk fällig. Die große Schwierigkeit liegt darin, daß sich die meisten nichtmarxistischen
„An die Gebildeten unter ihren Verächtern“ wandte sich vor eineinhalb Jahrhunderten der in seiner Zeit und Art große evangelische Christ Schleiermacher im Untertitel einer Schrift über die Religion. Man glaubte damals ohnedies schon alles über die Religion, insbesondere über die christlichen Bekenntnisse, zu wissen. Es hätte auch kaum als besonderes Zeichen von Bildung gegolten, über das Normalmaß hinausgehende Wiß- begierde zu verraten. Im schlechtesten Fall sahen die Generationen der Spät-aufklärung, an die sich Schleiermachers, die religiöse Romantik einleitende Schrift
EUROPÄISCHE ZEITENWENDE. Tagebücher 1835 bis 1860. Varnhagen von Ense und Friedrich Fürst Schwarzenberg. Ausgewählt, herausgegeben und eingeleitet von Joachim Schondorff. Verlag Albert Langen-Georg Müller, München 1960. 364 Seiten. Preis 16.80 DMNoch immer hat die rückschauende Geschichte die Akten über das 19. Jahrhundert nicht geschlossen. Dem hochgemuten Optimismus der Schillerschen „Ode an die Freude“, der das Saeculum einleitete, der Stafette der Fortschrittsgläubigkeit, die erst im Jahre 1914 jäh abriß und in der Hegel, Darwin, Marx und Spencer zu den glänzendsten
Selbst wenn sich der seinem großen Namen Ehre machende Herausgeber auch des sparsamen, aber prägnanten Begleittextes enthalten hätte: Die hier ' publizierten Quellendokumente sprechen nicht nur als Einzeltexte, sondern als ein Ganzes für sich. Knappe eineinhalb Jahrhunderte bilden den Zeitraum, innerhalb dessen alles, was in diesem respektablen Band vereinigt ist, in Deutschland nicht nur geschrieben und konzipiert, sondern auch mit heute unvorstellbarer Leidenschaft diskutiert und mit mehr oder weniger Effektivität verwirklicht worden ist. Welche Entwicklung aber hat die Politik in
DIE ACHILLESFERSE. Essays. Von Manes Sperber. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln-Berlin. 257 Seiten. Preis 15.80 DM. - DIE BLAUE BLUME DES WANDERVOGELS. Vom Aufstieg, Glanz und Sinn einer Jugendbewegung. Sigbert-Mohn-Verlag, Gütersloh. 407 Seiten. Preis 14.80 DM.
„Man sah und sieht die Eucharistie als ein Ende an. Man bemüht sich um eine mehr oder weniger gute Vorbereitung, man empfängt das Bußsakrament, und nun erlebt man die Ankunft des Herrn, die alles gutmacht. Eine solche Auffassung der Eucharistie gerät in eine gefährliche Nähe eines gewissen Sakramentalismus, la sogar einer gewissen magischen Auffassung. Die Gnade der Vereinigung mit Christus, die uns durch die Eucharistie geschenkt wird, muß vielmehr als ein Anfang gesehen werden... So wird die Eucharistie zu einem Pfingstmorgen, der die Glut des Geistes in uns aufbrechen läßt. Aus
Man kann fast von einer Gleichzeitigkeit im Geiste sprechen: dieses Buch muß im Konzept fertig gewesen sein, als Papst Johannes XXIII. im vergangenen Jahr das große bevorstehende Konzil ankündigte und die Wiedervereinigung der Christen als eines seiner wichtigsten Themen bezeichnete. Küngs Werk, das wir als die bisher bedeutendste und fundierteste Problemdarstellung zum kommenden Konzil im deutschen Sprachraum bezeichnen möchten, unterscheidet sich von manchem der Begeisterung oder der unmittelbaren Aktualität entsprungenen Traktat vor allem durch sein solide erarbeitetes
Karl Jaspers wird in diesen Wochen gut daran tun, eines Ausspruchs des großen Sören Kierkegaard zu gedenken. Auf dem Höhepunkt seiner grundsätzlichen Polemik gegen den dänisch-lutherischen Bischof Mynster, bei der er so gut wie allein gegen die „öffentliche Meinung“ stand, sagte er: „Daß ich recht habe, wissen alle, sogar Bischof Mynster.“ Und Jaspers wird auch den Nachsatz zur Kenntnis nehmen müssen: „Daß ich nicht recht bekommen werde, wissen ebenfalls alle, sogar ich selbst.“ Der heute in der Schweiz lebende Philosoph, neben Heidegger der bedeutendste Vertreter der
Schwer, ja unlösbar ist es, dem Erlebnis des 37. Eucharistischen Kongresses zu München, das mehr als zehntausend österreichische Katholiken, geführt von der Gesamtheit ihrer Bischöfe und begleitet von höchsten katholischen Repräsentanten unseres Staates, gewannen, in der Art eines um Vollständigkeit bemühten chronistischen oder chronologischen Berichtes gerecht zu werden. Achtzig offizielle oder halboffizielle Zusammenkünfte gottesdienstlicher oder versammlungsmäjli-ger Art haben in dieser Woche stattgefunden, ungerechnet die künstlerischen Darbietungen in Theater und Konzertsaal, ungerechnet die mehr oder minder spontanen Konvente kleinerer Gemeinschaften. Wenn es ein Gemeinsames gibt, dann ist es der stets — fast stets — im Auge behaltene Zentralpunkt des Herrenmahls, ist es der vor allem in den letzten fünf Tagen immer wieder beherrschende Aspekt der alles zusammenfassenden, überhöhenden gottesdienstlichen Feier.