Vielleicht ist die Stunde nicht mehr fern, da die Fragen der Kultur und des Geisteslebens ernstlich in den Mittelpunkt der Staatsräson rücken. Die Entwicklung des Wohlfahrtsstaates hat ihre natürlichen Grenzen, und die Jagd nach dem Lebensstandard beginnt sich zu erschöpfen. Dem wirtschaftlichen Hoch steht ein nicht zu übersehendes kulturelles Tief gegenüber, und an dieser Diskrepanz leidet im Unterbewußtsein das innerpolitische Klima unseres Staates.Aber auch die außenpolitische Situation Oesterr.eichs verlangt immer dringender ein weitreichendes und großzügiges kulturpolitisches
Kein Vogel singt in Moll. Ein heiterer Roman von Beverley N i c h o 1 s. Wolfgang-Kriiger-Verlag,Hamburg. 295 Seiten. Preis 9.80 DM.Daß man aus der Tatsache, daß jemand ein Haus kauft und dieses von den geschmacklosen Einrichtungsgegenständen seines Vorgängers befreit und nun stilgerecht adaptiert, eine wirklich amüsante Erzählung machen kann, beweist jn diesem Buch Beverley Nichols. Neben allerhand Käuzen lernt man, ohne es zu merken, ein Kapitel Wohnkultur kennen, etwas, was man heute wieder mehr pflegen sollte. Daß dieses Buch ein Engländer geschrieben hat, ist nicht verwunderlich
Moselfahrt aus Liebeckummer (und andere Novellen). Von Rudolf G. B i n d i n g. Oesterreichische Buchgemeinschaft, Wien 1954. 335 Seiten.Mit Recht steht die „Moselfahrt aus Liebeskummer“ an der Spitze dieser kostbaren Novellensammlung (vor: „Opfergang“, „Waffenbrüder“, „Angelucia“, „Coelestina“, „Unsterblichkeit“), da sich hier alles „Klassische“ in Binding, die Hintergründigkeit der Aktion und das glasklare Gespinst einer makellosen Sprache, zu einer vollendeten Einheit finden.Letzte Sommertage. Roman von Kate O'B r i e n. Deutsch von Josef Ziwutschka.
Suleiman der Prächtige, der „Großtürke", Eroberer von Belgrad, Ofen und Rhodos, eine der bestimmenden Persönlichkeiten des sechzehnten Jahrhunderts, steht in einer Reihe mit Karl V. — staatsmännisch und militärisch hoch über Franz I. und Heinrich VIII. Weit gesteckte Pläne des Kaisers sind an der politischen Gegenwirkung, an der Schlagkraft von Suleimans Flotten und Heeren gescheitert. Eine Persönlichkeit von solcher eigenständigen Kraft, Herr eines Imperiums, das von der spanisch-afrikanischen Gegenküste bis an die Grenzen der österreichischen Erblande reichte, hineingestellt
Moritz von Schwind, Silhouetten aus Baden. Herausgegeben von Edwin Rollett. Druck und Verlag der Oesterreichischen Staatsdruckerei, Wien. 12 Seiten Text und 32 Tafeln. In Mappe. Preis 38 S
Nicht nur als Pendant und Ergänzung zu Leopold Nowaks im gleichen Verlag erschienenem Buch über Joseph Haydn, dem es in Anlage und gediegener Ausstattung brüderlich gleicht, ist dieses Buch von Bedeutung. Die Entdeckung dieses „vergessenen“ Meisters hat neben dem musik- und kulturhistorischen einen eminent erzieherischen Wert als Beispiel und Vorbild bescheidener Einordnung in gegebene Verhältnisse und deren Meisterung ohne den Zug zu ihrer Zerstörung! sowie als Beweis, wie Außerordentliches aus der Ordnung unbeirrbarer, stärker und sicherer erwächst als aus dem Umsturz. Es ist das
Erst vor kurzem hat die Nachricht, daß Wolfgang Liebeneiner zur Regieführung des „Österreich"-Films ausersehen wurde, das Projekt eines abendfüllenden Spielfilms über Österreich erneut in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gerückt. Man erinnert sich an die Grundintention dieses Unternehmens, daß Österreich gleichsam selbst Hauptakteur dieses Filme sein soll, und wieder wird das Problem, wie das Dokumentarische, das der Film ja zweifellos enthalten muß, mit der Spielhandlung dramaturgisch zu verknüpfen sein wird, lebhaft erörtert.Der Begriff „Akteur ist nun in erster
Wer auf einem Globus das Territorium Österreichs sucht und schließlich mit der Bleistiftspitze das winzige Fleckchen zwischen dem 45. und 50. Breitegrad umkreist, mag sich wohl wundern über die unverhältnismäßig große Popularität eines Landes, dessen politische und wirtschaftliche Potenz in einer Zeit der Weltreiche und Machtblöcke, für die öffentliche Meinung ebenso wie für die Staatsmänner dieser Kategorien bedeutungslos und uninteressant erscheinen muß. Die Erklärungsversuche von der großen und noch heute einflußreichen Vergangenheit bis zum bekannten neuralgischen Punkt im
„Zersprengte Generation“: so lautet die Diagnose, die heute der Jugend unserer Tage gestellt wird. Ein lakonisches, ein erschreckend lakonisches Urteil. Die Beweise sind schnell zur Hand. Sie reichen von den Gesundheitsausweisen der Magistrate, von den steilen Kurven der Jugendkriminalstatistik über das viel diskutierte „Abseitsstehen“ der Jugend von allen öffentlichen Interessen bis zur Vereinsamung des einzelnen und einer als innere Gehemmtheit, Weltflucht oder Lethargie gedeuteten Zurückhaltung der schöpferischen Kräfte in ihr. Das Problem dieser Jugend, dieser zutiefst
Was auch immer gegen einen von offizieller Seite angeregten künstlerischen Wettbewerb eingewendet werden kann: die auf ihn hingerichtete Programmatik der Arbeiten, ihre notwendige Einpassung in den geforderten Rahmen, die Abhängigkeit ihrer Bewertungen von einer verschiedensten Einflüssen ausgesetzten Jury, hat wohl bei dem Literaturwettbewerb der österreichischen Jugend, der 1946/47 vom Bundesministerium für Unterricht durchgeführt wurde, nur beschränkte Gültigkeit. Ist doch sein unmittelbares Ziel weniger in der Hebung bisher unbekannter Schätze zn erkennen als vielmehr in der
Die Jugendbuchproduktion kann heute wohl dem verantwortungsvollsten Arbeitssektor des österreichischen Verlegers zugezählt werden. Mag man Mißgriffe in anderen Sparten noch kritisch hinnehmen, hier darf auf keinen Fall gesündigt werden! Die dominierend erzieherische Mission des guten Jugendbuches ist im höchsten Sinne nach wie vor anzuerkennen. Und doch! Das alte didaktische Buch muß einer lebendigen, modernen und zeitnahen Lektüre weichen, die der Jugend unserer Tage etwas zu sagen hat, die ihr als Freund und Berater zur Hand geht und dort ergänzend oder vermittelnd auftritt, wo die
Im Prunksaal der österreichischen Nationalbibliothek wird gegenwärtig eine Ausstellung gezeigt, die ein beredtes Zeugnis gibt für die unermüdliche stille Sammel-, For- sdiungs- und Betreuungsarbeit, die Jahr für Jahr über politische Not- und Krisenzeiten hinweg von diesem bedeutenden Kulturinstitut im Dienste der Wissenschaft und der Volksbildung geleistet wird. Sie läßt Fülle und Reichtum der Bibliotheksammlungen erkennen, deren Bedeutung weit über die Grenzen unseres Landes reicht und überall dort genannt werden muß, wo österreichische Kultur sich als integraler Bestandteil