Als George Saiko zu Weihnachten 1962 starb, war nur ein kleiner Kreis vom Rang dieses österreichischen Autors überzeugt. Saiko hatte noch wenigstens knapp vor seinem Tod die Genugtuung, durch die Verleihung des österreichischen Staatspreises von seinem Vaterland gewürdigt zu sein. Dann wurde es still um den legitimen Nachfahren in der glanzvollen Reihe österreichischer Epik von Musil, Broch, Kafka bis zu Gütersloh und Doderer.Es ist kaum zu glauben, aber Saikos Werk hat heute keinen Verleger. Niemand hat sich bis jetzt gefunden, um sein Hauptwerk „Auf dem Floß“, einen der wenigen
Bei der Lektüre der Gesamtdarstellungen der deutschen Literaturgeschichte aus den letzten Jahren kommt man gar nicht auf den Gedanken, eine solche Frage zu stellen. Hier sind die österreichischen Dichter neben den deutsch-schweizerischen zwar mehr oder weniger berücksichtigt, aber eingeordnet in einen gesamtdeutschen Entwicklungsverlauf. Die gemeinsame Sprachgrundlage mit Deutschland, der gemeinsame Buchmarkt, das vielfach gemeinsame literarische Leben — alles das hat zusammen mit der zunehmenden Kritik an einer landschaftlich und stammhaft orientierten Literaturgeschichte, deren
Hermann Hess* .Glasperlenspiel* versetztden Leser in ein Zeitalter Jahrhunderte nach dem unseren, in dem die Erkenntnisse, hohen Gedanken und Kunstwerke der Menschheit nicht mehr dem veränderlichen Leben einer schöpferischen Periode unterworfen sind, sondern zu unlebendigen und veränderungslosen Begriffen erstarrten. Sie sind nunmehr Gegenstände einer kontemplativen Betrachtung durch die Meister eines Geheimordens, die mit ihnen wie mit Glasperlen spielen, oder so, wie ein Organist auf einer Orgel die Töne erklingen läßt. Ihr Spiel umfaßt den ganzen Kosmos als intellektuellen Besitz,
Von einem Vertreter einer sehr geringschätzigen Meinung über das lesende Publikum im allgemeinen — es kann ein Kritiker, ein Verleger, aber auch ein Autor gewesen sein — wurde gesagt, daß die meisten Bücher ihres Wirksamen Buchumschlages wegen gekauft werden. Man müßte noch dazusagen: eines verlockenden „reißerischen“ Titels wegen.Wer ist noch nicht von einem Romantitel geradezu magisch gefesselt worden? Und legt es nicht gerade heute der Literaturmarkt darauf an, den Leser durch den Titel in seinen Bann zu schlagen, gleichsam zu verzaubern? Die Techniker in der Erfindung des
Wem noch nicht die Augen aufgegangen sind, dem genügt ein Blick auf den Zeitungsstand. Die Überschwemmung mit den Kitschromanheften, bis Ende des Jahres 1947 durch die Papierknappheit mühsam zurückgedrängt, hat heute Ausmaße angenommen, die zu einer kulturellen Gefahr werden. Die Ursache dieser Erscheinung liegt sicher auch in den Zusammenbrüchen kultureller und geistiger Natur, die dieser unglückselige Nachkrieg über uns verhängt hat. Aber sie sind es nicht allein.Den erkenntnismäßigen Zugang zu diesem Begriff vermittelt am besten ein psychologischer Aspekt. Es handelt sich um
Nodi immer leuchtet und fasziniert die farbige Welt de Erzählers Conrad Ferdinand Meyer, das rauschhafte Helldunkel seiner Balladen, seine „brokatene” Renaissanceprosa in ihrer adjektivarmen, meißelnden Knappheit, die blendende, fast schon kunstgewerbliche Einkleidungstechnik seiner Novellen. Hinter der glänzenden Fassade eines künstlerischen Raffinements, das in dieser Üppigkeit nur das 19. Jahrhundert hervorbringen konnte, verrät sich aber mehr als r— wie Meyer einmal von der Geschichte sagt — „eine Reihe schönster malerischer Kompositionen”.Man hat sehr richtig versucht,
„ ... Sie fragen, mit welchem Rechte ich so spreche, Doktor? Mit dem Rechte der Wahrheit, das Jeder, der sie redlich suchte und erkannte, ansprechen soll und darf, wenn er auch noch so gut weiß, daß seine Stimme gleich sein wird der Stimme in der Wüste; mit dem Rechte einer Frau, welche die Fehler ihrer Standesgenossinen einsieht and beklagt, die in ihnen den Funken wecken mächte, der einstens zu hoher Flamme aufgelodert und jetzt unter der Asche der Gewöhnlichkeit zu beglimmen droht, den Funken echten, edlen Stolzes, das herrliche Gefühl des eigenen Wertes — freilich ein Gefühl,