Das Ergebnis der Nationalratswahlen vom 6. März hat eines deutlich gemacht: die These von den monolithischen Stammwählerblöcken 'der beiden großen Parteien ist offensichtlich unrichtig oder zumindest unrichtig geworden. Möglicherweise war sie immer falsch, nur ist das vielleicht weniger augenfällig gewesen, denn die in der Vergangenheit von Wahl zu Wahl nur relativ geringfügigen Änderungen der Bestandsmassen an Wählerstimmen, schienen diese These zu bekräftigen. Vorerst dürfte sie aber doch der Vergangenheit angehören. Es gibt in Österreich eine bedeutsame Anzahl an fluktuierenden
Langsam, aber offensichtlich umso unaufhaltsamer, beginnen die unliebsamen Mahner, die vielgeschmähten, belächelten „Theoretiker“, die seit Jahren auf die ungenügende österreichische Wirtschaftspolitik in Wort und Schrift hinweisen, recht zu behalten. Solangs die hohen Wachstumsraten der Wiederaufbauperiode manche wirtschaftspolitische Ungereimtheiten zwar nicht sanierten, aber doch verdeckten, konnte man sich schon einiges leisten. Nun ist das Wachstum langsamer geworden, und siehe da, die ersten bösen Wunden tauchen auf. Man spricht von Strukturschwächen, die dumme Phrase von der
Nach monatelangem hinhaltendem Debattieren einigten sich die beiden Regierungsparteien über das Budget 1963. Wie kaum eine andere politische Materie lassen Budgetverhandlungen den Zustand eines Staates erkennen. Gewiß, ein so eminent politischer Akt wie die Erstellung des Staatshaushaltes ist in der Demokratie in der Regel mit heftigen politischen Auseinandersetzungen verbunden. Das Ergebnis kann auch nichts anderes als ein Kompromiß sein, der verschiedenen Standpunkten gerecht zu werden versucht und Zielkonflikte einigermaßen ausgleicht. Es ist kein schlechtes Zeichen, wenn die Diskussion
Die gegenwärtige wirtschaftspolitische Situation in unserem Lande ist wenig befriedigend, beinahe täglich wird demonstriert, daß man entweder nicht imstande oder nicht willens ist, eine Wirtschaftspolitik zu treiben, die an die Stelle von Beschwörungsformeln und emphatischem Stabilitätsgerufe den nüchternen Sachverstand setzt. Die geballte Macht der Interessentengruppen ist vor der Wahl stärker denn je, und die Angst vor „wahltaktischen Fehlern“ lähmt die Handlungsfähigkeit.Die schleichende Geldentwertung hat sich beschleunigt, der Preis-Lohn-Spirale wachsen die Windungen rascher,
Jahre hindurch wurden Börsenberichte regelmäßig mit einer stereotypen Floskel eingeleitet, die auf den anhaltenden Aufschwung der Kurse hinwies; mit Genugtuung wurde häufig noch vermerkt, daß sich im Berichtzeitraum eine Entwicklung fortgesetzt habe, die man schon im vorigen Jahr für kaum noch steigerungsfähig gehalten hatte. Besonders stark haussierten die deutschen Aktienmärkte, aber auch die Wiener Börse wartete mit jährlichen Kurssteigerungsrekorden auf.Auf diesen Börsen galten die Aktien lange Zeit als unterbewertet und daher besonders billig. Spätestens im vergangenen Jahr
Vom 18. bis 22. September findet in Wien die Jahresversammlung der sogenannten „Bretton Woods Institute“ statt, des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Beide Institutionen, vor allem aber der Internationale Währungsfonds, stehen nur selten im Rampenlicht der internationalen politischen Diskussion, ihre Tätigkeit und ihr Aufgabenbereich liefern kaum fette Schlagzeilen. Ohne grobe Vereinfachungen lassen sich die Probleme, um die es geht, nur schwer populär darstellen. Das heißt aber nicht, daß es sich um Fragen von zweitrangiger Bedeutung handelt, im Gegenteil, ob die
Es wird schwerfallen, zu leugnen, daß wirrein ökonomisch gesehen, zur Zeit ein, wenn schon nicht goldenes, so doch zumindest silbernes Zeitalter durchleben. Das ist freilich eine Globalaussage, und es wird sicher eine ganze Reihe von Menschen geben, deren eigenes Schicksal diese Behauptung Lügen zu strafen scheint. Als Globalaussage besteht sie aber sicher zu Recht. Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte niemand zu hoffen gewagt, daß ein Zustand der Wirtschaft, wie wir ihn seit etwa einem Jahrzehnt durchleben, erreichbar und haltbar wäre.Nicht zuletzt wegen ihres Unvermögens, die
„Der allmächtige Dollar, jener Gegenstand allgemeiner Vereitrung rund Anbetung.Washington IrvingVor rund elf Jahren untersuchte eine amerikanische Kommission in Europa die Möglichkeiten für eine Steigerung der Verkäufe europäischer Erzeugnisse in den Ländern der westlichen Hemisphäre, vor allem aber in den USA. Es ging um die Frage, was man tun könnte, die europäische „Dollarlücke" zu schließen, um Europa Gelegenheit zu geben, mehr Dollar zu verdienen. In dem Bericht der Kommission wurde darauf hingewiesen, daß die Dollarlücke ein grundlegendes internationales
Noch immer besitzt das Gold in den Augen vieler Menschen einen geradezu magischen Nutzen oder, wie der berühmte britische Nationalökonom J. M. Keynes formulierte: „Vielleicht kommt aber auch Aberglaube hinzu, denn das Gold hat immer noch das Prestige seines Geruches und seiner Farbe“ (J. M. Keynes, ein Traktat über die Währungsreform, München 1924). Seit undenklichen Zeiten gilt Gold als Tauschobjekt, Wertmesser und als bevorzugtes Wertaufbewahrungsmittel. Vor allem diese Funktion hat es für viele behalten, und wenngleich die Neigung zur Goldhortung vielleicht etwas geringer geworden
Von Zeit zu Zeit, in der Regel, wenn die Erstellung eines Budgets schwierig zu werden beginnt, wird davon gesprochen, daß es nützlich wäre, da und dort mit Subventionen aufzuhören oder sie doch gehörig einzuschränken. Gegenwärtig werden Stimmen laut, die gerne den sogenannten Milchpreisausgleich, der immerhin mit mehr als 800 Millionen Schilling im Budget veranschlagt ist, zumindest etwas verkleinern wollen. Die Argumente, mit denen Pro und Kontra zu Feld gezogen wird, sind immer die gleichen. Der Milchpreisausgleich sei unbedingt nötig für die Kosumenten; er sei gefährlich und
Erst in den letzten Jahrzehnten, nicht zuletzt unter dein Eindruck und Einfluß der politischen Entwicklung, haben sich Wissenschaft und Politik intensiver mit dem Problem des Wirtschaftswachstums auseinandergesetzt. Freilich wurde auch schon früher die Bedeutung des Wachstums für eine Volkswirtschaft anerkannt, aber für die klassische Wirtschaftstheorie, die sich vor allem mit der Preisbildung auf den Märkten unter den Bedingungen der vollkommenen Konkurrenz* befaßte, war das Wirtschaftswachstum insofern kein Zentralproblem, als die Ansicht vorherrschte, daß der freie Wettbewerb mit
Schon die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Ländern mit gleichen Wirtschaftssystemen werfen andauernd dornenreiche politische oder wirtschaftliche Probleme auf. Der Schluß liegt nahe, daß Wirtschaftsbeziehungen zwischen Volkswirtschaften mit verschiedenen Wirtschaftssystemen mindestens ebenso dornenreich sind. Hier halten wir schon mitten in den Fragen des Osthandels. Die wirtschaftspolitische Diskussion in Österreich über dieses Thema krankt daran, daß die Grundprinzipien einer Zentralverwaltungswirt-schaft offenbar nicht deutlich genug bewußt sind und daher häufig mit
Die Staatskassen sind leer, eine Vorstellung, die den meisten Österreichern gelinde Schauer über den Rücken jagt; auch solchen, die der Wirtschaftspolitik eigentlich näherstehen und wirtschaftliche Zusammenhänge besser überschauen sollten. Der Bund hat kein Geld, es wurde offenbar schlecht gewirtschaftet, daher scheint Gefahr im Verzug zu sein. Der Trugschluß der Verallgemeinerung feiert fröhliche Urständ...Es stimmt, der Staat hat wirklich kein Geld. Er ist sogar in recht argen finanziellen Nöten. In Österreich wurde, wie in den meisten Staaten der westlichen Welt, versucht, eine
Der Vorschlag des Generalsekretärs der Volkspartei, Dr. Withalm, der Bund möge einen Teil der Anteilrechte der verstaatlichten Böhler-Werke A. G. in Form von Volksaktien verkaufen, um mit dem Erlös einen zu gründenden Kulturbautenfonds zu speisen, hat den innenpolitischen Grabenkampf wieder etwas belebt. Die sozialistische Abneigung gegenüber allem, was mit dem Gedanken der Volksaktie zusammenhängt, äußerte sich in einer ebenso unsachlichen wie geschickten Replik auf den Withalm-Vorschlag, nämlich, den Böhler-Werken würden durch einen Verkauf von Aktien aus dem Bundesbesitz
Es bedarf eines guten Orientierungssinnes, sich im Gestrüpp der europäischen Integration zurechtzufinden. Die Idee des Zusammenschlusses wird durch egoistische, kleinliche, berechtigte und ungerechtfertigte Forderungen und Ansichten beinahe verschüttet. Die Franzosen sind mit der EWG zufrieden, von der sie nur Vorteile haben. Wenn es zu einer großen Freihandelszone gekommen wäre, hätten sie etliches abstreichen müssen, daher waren sie dagegen. Die Briten hingegen klügeln immer neue europäische Lösungen aus, die ihre Commonwealth-Präferenzen nicht gefährden, mag sein, daß bei ihnen
Es hat nicht an sachlich fundierten kritischen Stimmen gefehlt, die den Bundesvoranschlag für 1960 als unrealistisch bezeichneten und darauf hinwiesen, daß das Budgetdefizit wahrscheinlich höher werden wird als vorgesehen (präliminiert mit rund 1,1 Milliarden Schilling). Aber der Zauber des antizyklischen Konzepts, das, wie offiziell erklärt wurde, mit dem Budget 1960 weitergeführt werden sollte, war offenbar stärker als die Realität. Es ist nun zwar möglich, die Wirklichkeit eine Weile zu vergessen, aber unmöglich, sich über sie hinwegzusetzen. Die jüngsten Ankündigungen über
Das Institut für Sozialpolitik und Sozialreform beschäftigte sich in seiner jüngsten gewerk- schaftskundlichen Tagung mit einer Idee, die von den Vertretern der christlich-sozialen Tradition als Beitrag für eine Milderung und Entgiftung der sozialen Spannungen angesehen wird, von den Vertretern des sozialdemokratischen Lagers aber bisher mehr oder minder heftig abgelehnt wurde, dem Miteigentum an den Produktionsmitteln. Das Thema der unter dem Vorsitz von Univ.-Prof. Dr. August Knoll stehenden Tagung lautete: „Das Miteigentum als Ordnungsfaktor der modernen Industriegesellschaft.“ Der erste Tag brachte interessante und aufschlußreiche Referate zweier Gäste aus der Bundesrepublik Deutschland: Dr. S. Herrmann aus Wiesbaden referierte über Entwicklung und Formen des Miteigentums im europäischen und überseeischen Ausland, und Dr. Rupprecht D i 11 m a r von der Deutschen Angestelltengewerkschaft aus Hamburg sprach über „Die Diskussion über das Miteigentum in der Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erstellung des Budgets löst in den meisten demokratischen Staaten des Westens konfliktreiche innenpolitische Diskussionen aus. Das Charakteristikum der Budgetdebatten sind die vielfach skurrilen, ja manchmal abstrusen Ansichten über die einzuschlagende Fiskalpolitik. Von der atavistischen Meinung, ein ausgeglichener Staatshaushalt sei in jeder Situation das Nonplusultra finanzpolitischer Kunst, bis zur naiv-neokromanatischen Vorstellung, nach der ohne Rücksicht auf reale Gegebenheiten die öffentliche Hand eine Aufblähung der Ausgaben zur Befriedigung aller nur möglichen Bedürfnisse
Jede Nationalwirtschaft unterhält wirtschaftliche Beziehungen zu anderen Nationalwirtschaften und ist daher mit anderen Wirtschaftsräumen mehr oder minder stark verflochten. Die Gesamtheit dieser über die Grenzen hinwegreichenden Wirtschaftsbeziehungen nennen wir Außenwirtschaft. Selbst Großstaaten legen, nicht nur aus politischen Gründen, Wert auf einen regen Außenhandel und einen funktionierenden Kapitalverkehr, obwohl sie leichter als die meisten anderen Staaten Autarkie wünsche in die Tat umzusetzen vermögen. Denn auch für Großstaaten bringt die Außenwirtschaft Vorteile und
Im Jahre 1955 wurde in Messina von den Außenministern der sechs Montanunionstaaten der Plan gefaßt, einen gemeinsamen Markt zu schaffen, in dem es keine gegenseitigen Zölle und quantitativen Handelsbeschränkungen mehr geben sollte, sondern nur noch ein einheitliches Zollsystem gegenüber Drittländern. Der Beitritt, so wurde beschlossen, sollte allen OEEC-Staaten offenstehen, das Projekt in zehn bis fünfzehn Jahren verwirklicht sein. Auf einer außerordentlichen Sitzung der gemeinsamen Versammlung der Montanunion in Brüssel im Jahre 1956 wurde der Gemeinsame Markt als vollständige