Die Proklamierung des autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes am 12. September 1964 ist in der breiten Öffentlichkeit Österreichs kaum registriert worden. Es gab in Südtirol bis zu diesem Zeitpunkt die vier allgemein in Italien bestehenden Richtungsgewerkschaften, die CISL, CGIL: kommunistisch, und CISNAL: faschistisch und UEL. Im Jahre 1952 wurde der Südtiroler Gewerkschaftsbund (SGB) innerhalb der CISL mit dem Ziele gegründet, neben den italienischen auch die Südtiroler Arbeiter und Angestellten gewerkschaftlich zu organisieren. Tatsächlich wurden auch in den Jahren nach 1952 zirka
Noch sind an Österreichs Hohen Schulen Ferien. Nicht für die Studentenheime freilich, die auch heuer wieder Gäste aus aller Welt beherbergen, und auch nicht für den „Studentenvater“ Willibald Mayr, der am 11. Mai 1965 sein 65. Lebensjahr vollendet hat. Er hat sich, wie es seinem Charakter und Wesen entspricht, allen Ehrungen entzogen und sich mit seiner Gattin in den Gnadenort der Gottesmutter, Mariazell, zurückgezogen. Er ist von Beruf Elektroingenieur und absolvierte die Technische Hochschule in Wien und ist Ministerialrat in der Generalpostdirektion. Sein Lebenswerk liegt in der
Schon lange strebt man einen Vermögensausgleich innerhalb der Gesellschaftsschlichten an. Es geht darum, einen möglichst gerechten Ausgleich in der Vermögensbildung zu erreichen und damit möglichst alle Arbeitnehmer zu Eigentümern, in welcher Form immer, zu machen. Es wurde auch erwogen, gesetzlich die Vermögensbildung jener Volksschichten zu ermöglichen, denen es bisher nicht möglich war, Vermögen und damit auch Eigentum zu bilden.Erstmals tauchen bei uns Gedanken dieser Art in dem sogenannten Wiener Programm des ÖAAB 1946 auf. Wenn der Punkt 4 dieses Pro-grammes vom Recht auf den
Ich komme Ihrem Wunsch, zum Begriff „Linkskatholizismus“ Stellung zu nehmen, nur sehr zögernd nach, da man erst bei längerem Nachdenken über diesen Begriff daraufkommt, wie wenig man eigentlich dazu sagen kann, da auch sehr wenig dahintersteckt.Zunächst im allgemeinen. Ich halte den Begriff „Linkskatholizismus“ nicht nur für sehr unklar, sondern auch irreführend. Ein Mensch, der sich zum katholischen Glauben bekennt und versucht, nach ihm zu leben, kann weder links noch rechts stehen, sondern für ihn ist eine bestimmte Richtung vorgezeichnet. Ich halte es daher für ein
Seitdem freigewählte Volksvertreter im Jahre 1848 in Wien und in Kremsmünster über eine Verfassungsurkunde berieten, ist in Österreich um die Grundrechte gerungen worden. Liberalismus und das für Österreich eigene Nationalitätendenken beeinflußten das Werden der Grundrechte, wie Prof. Ermacora in seinem Werk „Handbuch der Grundfreiheiten und der Menschenrechte“ hervorhebt. Daß der Grundrechtskatalog aus dem Jahre 1867, also nunmehr fast 100 Jahre alt, mit seinen Wurzeln zum Jahre 1848 hin, noch heute in voller Wirksamkeit ist, hat in einem der politischen Kompromisse seinen Grund,
Bereits in der Budgetdebatte am9. Dezember 1959 habe ich darauf hingewiesen, daß es hoch an der Zeit ist, unser bestehendes Ratengesetz zu novellieren. Ich habe bereits damals meiner Sorge Ausdruck gegeben, daß die Verschuldung unserer Bevölkerung ständig zunimmt. Ich habe besonders die soziale Seite dieses Problems hervorgehoben und erklärte damals: „Das Ratengeschäft mit seinen verlockenden Anschaffungsmöglichkeiten bietet gerade für den willensschwachen Menschen den Anreiz zu wirtschaftlich nicht vertretbaren Käufen." Ich habe zur Überlegung gestellt, in das Gesetz eine
Die Einführung der technischen Verfahrensweise, die wir allgemein als „Automation“ bezeichnen, bringt primär eine Kostenersparnis hervor.Die Kostenreduktion, die vor allem eine solche der Stückkosten ist, kann man darauf • zurückführen, daß die menschliche Arbeitskraft weitgehend durch die neuen, weniger Kosten verursachenden Maschinen ersetzt wird und diese neuen Maschinen selbst in einer relativ kurzen Zeit eine größere Stückzahl hervorbringen als seinerzeit die händische Arbeit und Maschinen von geringerer Leistungsfähigkeit. Die Folge ist eine Reduktion der fixen Kosten je
Die christlichen Gewerkschaften und Arbeitervereine hatten in Oesterreich niemals die Bedeutung, als dies im Deutschen Reich der Fall war. Es mag eine Tragik Leopold Kunschaks darin gelegen sein, daß er die nach 1891 entstandenen christlichen Arbeitervereine in die damalige junge Christlich-soziale Partei Karl Luegers überführte, die aber später keine christliche Arbeiterpartei, sondern eine weitgehend bürgerliche Partei wurde. Daher kam es, daß sich in Oesterreich niemals mehr eine eigenständige christliche Arbeiterbewegung, weder gewerkschaftlich noch politisch, entwickeln konnte. So
Oesterreichische Pioniere der Luftfahrt. Von Hans Löw. Verlag Waldheim-Eberle, Wien, 1953. 244 Seiten, 176 Bilder.Der k. u. k. Feldpilot, später Fluglehrer des Oesterreichischen Aero-Clubs, zuletzt deutscher Luftwaffenoffizier, Hans Löw hat auf Grund 30jähriger Erfahrungen in der Luftfahrt eine Geschichte der österreichischen Pioniere der Luftfahrt zusammengestellt, die besondere Beachtung verdient. Aus 154 Jahren, von 1784 bis 1938, sind alle in Oesterreich erzielten Fortschritte in der Eroberung der Luft aufgezählt und darunter finden sich Erst- und Höchstleistungen, die ihren
Um das Mitbestimmungsrecht wird heute viel diskutiert. Es wurde besonders von den Rednern des Gewerkschaftskongresses konkret gefordert, ohne daß näher erklärt wurde, was unter diesem Mitbestimmungsrecht zu verstehen ist. Das Mitbestimmungsrecht wurde erstmalig am Katholikentag in Bochum im Jahre 1949 gefordert. Daran hat sich eine sehr weitgehende Diskussion geknüpft, nicht etwa nur von Vertretern der Dienstnehmer, sondern auch von Unternehmerseite. Von dieser war es besonders Dinkelbach, Generaldirektor der Vereinigten Eisen- und Stahlwerke, der sich für die Durchführung des
Von katholischen Unternehmern Amerikas wurde soeben ein Handbuch unter dem Titel „Menschliche Beziehungen im modernen Geschäftsleben“ herausgegeben. Es ist interessant, feststellen zu können, wie weit einige katholische Unternehmer Amerikas in ihrer Einstellung zu sozialen Problemen fortgeschritten sind; sie erkennen, daß Verstimmung und offene Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern darauf hinweisen, daß die Arbeits- und Lebensbedingungen zwischen den Lohnempfängern, der Führung und den Eigentümern geändert und verbessert werden müssen. Sie erkennen weiter mit Recht,
In Brüssel wurde dieser Tage die Konferenz der Internationalen Christlichsozialen Vereinigung beendet. Diese Internationale ist aus der Notwendigkeit entstanden, der sozialen Verantwortung der führenden christlichen Kräfte aller Länder auf internationaler Basis zu entsprechen. Diese Internationale will nicht theoretisches Studium der sozialen Frage, sondern soziale Aktion. Sie will alle Möglichkeiten ausschöpfen, um in den offiziellen internationalen Einrichtungen den christlichen Standpunkt zur Geltung zu bringen und strebt deshalb auch danach, alle katholischen Kräfte zu
Unter den praktischen Versuchen zur Lösung der sozialen Frage nimmt das Experiment der Kupferhütte von Duisburg ein besondere Stellung ein. Eine Broschüre („Ein neuer Weg“, von A. Heinz, Verlag Aloys Herrn, Ratingen), die nunmehr die neuen Wege, die dort versucht werden, im System zusammenfaßt, verdient daher allgemeine Beachtung.Die 1876 als Aktiengesellschaft gegründete Kupferhütte beschäftigt rund 2700' Belegschaftsmitglieder. Ihr Bemühen um soziale Gerechtigkeit geht von dem Grundsatz aus, daß der Sinn jeder menschlichen Tätigkeit darin liegt, dem Menschen in geistiger und in
Der Begriff von den beiden Frankreich, vom wahren und dem Gegenfrankreich, gehört bereits zur festen Terminologie. Den Laizjsten erschien zu Beginn der dritten Republik das Frankreich der Menschenrechte und der Revolution, des fortschrittlich-republikanischen Regimes als das wahre Frankreich, welches gegen das Frankreich sogenannter göttlicher Rechte und des Anden Regimes die reaktionäre monarchistische Tradition zu bekämpfen hätte. Für den anderen Teil war das echte Frankreich dasjenige, das der revolutionären Anarchie ein Ende zu bereiten hatte, denn der die Tradition verneinende,
Noch nie in der Menschheitsgeschichte '..md die soziale Frage so im Vordergrund ?.ie seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Seitdem ist die Forderung nach ihrer Lösung nicht mehr verstummt. Die Ursache lag vor allem darin, daß die Gemeinschaften, die bis dahin bestanden haben, wie die Zünfte, die Gilden oder ähnliche Verbände, zerfielen, und der Mensch ohne Bindung ziellos und unsicher im Leeren umherirrte. Aber auch die Bindungen zu Kirche und Staat wurden lockerer oder hörten ganz zu bestehen auf. Der kleine Handwerksbetrieb, der ehedem noch'das Rückgrat der wirtschaftlichen