Es ist etwas mehr ab ein Jahr her, daß wir an dieser Stelle anläßlich der Bundespräsidentenwahl die schicksalschwere Frage stellten, ob in Deutschland unter Adenauer eine Entwicklung möglich ist, die zu einer echten Vertiefung und Verankerung der Demokratie beiträgt. Es ist nicht so. sehr der Jahrestag, der uns noch einmal diese Frage vor Augen führt, als vielmehr zwei Ereignisse der letzten Wochen: die Bundestagsdebatte um die deutsche Außenpolitik und das Ende der Deutschen Partei, womit das Kabinett Adenauer endgültig ein Kabinett der CDU/CSU geworden ist.Der Bonner Korrespondent
Wer bisher geglaubt hatte, die Sprache Goethes zu sprechen, der wurde zu Beginn dieses Dezenniums recht unsanft aus seiner Träumerei geweckt. Denn Deutsch erwies sich in diesen Tagen nicht mehr sosehr als die Sprache der Gebildeten. Es schien vielmehr die Sprache einer Elite des Ungeistes geworden zu sein. „Juden rausl“, dieses ungeistreiche Wort stand auch da, wo seit Jahrzehnten kein Bürger jüdischer Abstammung aufgetreten war, und es war auch da zu lesen, wo sonst kein einziges anderes deutsches Wort die Auszeichnung besitzt, in aller Öffentlichkeit zu prangen. Es wurde in doppeltem