Wenn heute,ein Jahr nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, der die geistige Einheit Europas zu' erschüttern drohte, von Wien aus bereits die Fäden zu den geistigen Zentren des Auslandes gesponnen werden und führende Persönlidikeiten des internationalen Kulturlebens wieder nach Wien kommen, um hier vor einem Forum geistig aufgeschlossener Menschen zu sprechen, so ist dies nicht zuletzt das Verdienst der österreichischen Kulturvereinigung. Mit einem wagemutigen Optimismus ist die Vereinigung darangegangen, ein großzügiges Programm von Veranstaltungen zu entwerfen, die dem Wiener
Die österreichische, die Wiener Wirtschaft vor allem, hat eine schwierige Probe bestanden. Die Wiener Exportmusterschau, die am 7. Mai eröffnet -wurde, wurde zu einem ehrlichen Erfolg. Sie zeigte schöpferische Initiative und einen trotz aller Schwierigkeiten und Verluste ungebrochenen Lebenswillen. Ja, dies ist das Entscheidende der Wiener Exportmusterschau, die als die erste Wiener Nachkriegsmesse anzusehen ist. Wien hat neuerlich seine Fähigkeit bewährt, seine hohe Geschmackskultur dank der angeborenen Gabe der Improvisation auch aus schlimmen Lagen erneut hervorgehen zu lassen.Als ein
Vor fünfzig Jahren erschien in der englischen Zeitschrift „New Review'* ein Aufsatz „La conquete allemande. Essai sur l'expansion germanique“ aus der Feder eines jungen, fünfundzwanzigjährigen Franzosen, der bei aller Überspitzung in der Formulierung doch eine erstaunliche Fähigkeit verriet, wesentliche psychologische Zusammenhänge des Völkerlebens zu erfassen. Der Autor war Raul Valery, einer der feinsten Geister des modernen Frankreich. Zwei Jahrzehnte vor dem ersten Weltkrieg sah der französische Beobachter einen unüberbrückbaren Gegensatz zwischen den Völkern des Westens
Es hat in den letzten Wochen manche Erstaufführungen gegeben, aber wenige Theaterereignisse. Das Burgtheater brachte im Redoutensaal Goldonis „Diener zweier Herre n“, nach dem Regiebuch Max Reinhardts und mit Hermann Thimig als Truffaldino, heraus, ein Stück ursprüngliches Theater, das uns verstehen läßt, wieso Goldoni viele Jahrzehnte hindurch der Liebling des theresianischen und josephinischen Wien sein konnte. Der „Diener zweier Herren“ hat nicht die Bedeutung des „Lügners“ etwa, in dem vor einem Jahrzehnt Hermann Thimig in der Burg einen seiner größten und verdientesten
Echte Kultur umfaßt alle Lebensgebiete, auch den wirtschaftlichen Bereich.- Wie ein Volk produziert, die Qualität seiner industriellen Erzeugnisse, die Methoden seiner Landwirtschaft, alles dies kann ebensosehr die Stufe seiner Kultur zeigen wie etwa die Literatur oder das Theater. Man denke nur zum Beispiel an die Entwicklung Däne-marks im vergangenen Jahrhundert. Überspitzt könnte man sagen, daß die moderne dänische Kultur auf zwei Grundlagen beruht: auf den Volkshochschulen und auf der hervorragenden Qualität der dänischen Butter. Die dänische Landwirtschaft hat den Wohlstand,
In einer Zeit, die uns gelehrt hat, in welche Abgründe Haß, Neid, Herrschsucht und schrankenloser Egoismus führen können, ein Buch det, warmen verstehenden Gefühls von Mensch zu Mensch, in der doktrinären Leidenschaftlichkeit unseres Jahrhunderts ein zartes Band-vom Ich zum Du, in der moralischen Wüste eines verglimmenden Weltbundes, ein Wegweiser in eine bessere Zukunft, das ist Ferdinand Kögls „Die fröhliche Freundlichkeit“ (Verlag F. Speidel, Wien). In kleinen, gedanklich und sprachlich eindrucksvoll geformten Skizzen sucht der Dichter Wege aufzuzeigen, die die Menschen trotz
In den letzten Wochen haben innerhalb der größten sozialistischen Parteien des europäischen Kontinents, in dtt französischen sozialistischen Partei und in der deutschen Sozialdemokratie, Auseinandersetzungen stattgefunden, die es verdienen, sorgsam beobachtet zu werden. Geht es doch bei diesen inneren Parteikämpfen um die Frage, ob eine proletarische Einheitsfront gebildet werden soll oder nicht, ob zwischen Sozialisten und Kommunisten eine Zusammenarbeit, ja ob eine Verschmelzung beider Gruppen erfolgen soll. Ohne Zweifel handelt es sich dabei um ein sehr ernstes Problem, in
„Mit dem Einbau in den modernen Großstaat der österreichisch-ungarischen Monarchie verschwindetseit 1850 die eigenstaatliche Entwicklung der früheren Länder, die jetzt nicht bloß die Person des Herrschers allein, sondern . eine allgemeine Staatsverfassung und ein einheitlicher Wirtschaftsraum miteinander verband. Die Landesgeschichte im engeren Sinne schließt daher mit dem Jahre 1850 ab. Trotzdem ist es bezeichnend, daß sich die ahen österreichischen Länder noch immer als die geeignetste Grundlage für deninnerstaatlichen Aufbau erwiesen, da der stets mehr vordringende
Durch die Schlegel-Tiecksche Übersetzung gleichsam zu unserem Besitz geworden, ist die Dichtung Shakespeares aus unserem geistigen Sein nicht mehr wegzudenken. Shakespeare wird von uns wie ein eigener Dichter empfunden. Und es ist eine Welt von gewaltiger Weite und Tiefe, ein-wahrer Kosmos, der uns in den Tragödien und Komödien des Briten entgegentritt, und das Neben- und Miteinander von Reife und Naivität in Shakespeares Werken läßt sie uns als eine Welt des Wunderbaren empfinden, als ein Märchen vom Dasein, in dem alle menschlichen Leidenschaften und Konflikte sub specie aeternitatis
Der schwedische Literarhistoriker, Publizist und Soziologe Fredrik Book, bei uns vor allem durch sein Buch über „Das reiche und das arme Schweden“ bekannt, hat durch seine Andersen-Biographie, die unter dem Titel „Das Leben des M ä r ch e n-dichters H. C. Andersen“ in deutscher Sprache noch während des Krieges in der Schweiz erschienen ist (im Verlag Fretz & Wasmuth, Zürich, 241 .Seiten und 16 Bilder), die Literaturgeschichtschreibung um ein wahres Meisterwerk bereichert. Andersen ist keine Gestalt, die nur Dänemark anginge, er ist auch nicht allein ein Märchendichter für