Die österreichischen Bischöfe, die sich am 20. und 21. September in Graz zu einer außerordentlichen Konferenz versammelten, um eine Stellungnahme zur Eheenzyklika Papst Pauls VI. „Humanae vitae“ auszuarbeiten, standen vor keiner leichten Aufgabe. Und sie dürfen gewiß auch die Überzeugung haben, daß sie sich diese Aufgabe selbst nicht leicht gemacht haben. Die mehrmalige Umtextierung ihrer Erklärung, auch auf Kosten der sprachlichen Geschlossenheit, ist ein Beispiel dafür. Auf der einen Seite stand die Tatsache einer päpstlichen Enzyklika, also eine authentische Äußerung des
JOHANNES XXIII.: VERMÄCHTNIS SEINES PONTIFIKATES: Authentische Ausgabe durch Michael C h i n i g o. 345 Seiten, 19.80 DM. Delpsche Verlagsbuchhandlung, München 1965. — JOHANNES XXIII.: ERINNERUNGEN EINES NUNTIUS. Verlag Herder - Freiburg-Basel- Wien. 132 Seiten.Wenige Jahre erst sind seit dem Tode Papst Johannes’ XXIII. vergangen. Eine seiner großen Unternehmungen, das Konzil, ist vor wenigen Wochen zu Ende gegangen. Was Johannes war, was er für die Kirche und für die Menschheit bedeutete, wird langsam sichtbar. Es ist verständlich, daß man sich dem einmaligen Phänomen dieses
Als Weinheber 193 5 seinen Gedichtband „Wien wörtlich” veröffentlichte, war er ein im gesamten deutschen Sprachraum bereits bekannter und geschätzter Lyriker, dem nach langen Jahren unver- _ standener und unbedankter Arbeit mit „Adel und Untergang” (1934) der Durchbruch durch die Mauer des Schweigens gelungen war. Als H. C. Artmanns Gedichtband „med ana schwoazzn dintn” im vergangenen Jahr beim Verlag Otto tyüller in Salzburg erschien, war der Name des Verfassers nur seinen Freunden bekannt und seine Gedichte nur von. gelegentlichen Vorlesungen und Rundfunksendungen. Heute hat
Das Wort Oesterreich hat heute in der Welt einen guten Klang. Heute wird vieles, was in Oesterreich versucht und gewirkt wird, mit Interesse, ja mit Sympathie betrachtet. Diese Sympathie ist so groß, daß sie den Oesterreicher oft verschämt und verlegen macht, weil sie in uns mehr Glauben hineinlegt, als wir selbst oft haben. Wer sich als Oesterreicher im Ausland in ein politisches Gespräch gezogen sieht, wird in neun von zehn Fällen anerkennende Worte, ja Bewunderung für die innerpolitische Stabilität Oesterreichs hören, er wird die Zusammenarbeit der Parteien in Oesterreich gewürdigt
Unter den 52 Kardinälen, die Ende dieser Woche in der Sixtinischen Kapelle in Rom zum Konklave zusammentreten werden, um den neuen Papst zu wählen, wird zum erstenmal seit Jahrhunderten kein österreichischer Kardinal sein. Kein Kardinal aus der Republik Oesterreich, aber auch kein Kardinal aus jenen katholischen Ländern, die bis 1918 das alte, größere Oesterreich bildeten. Die Kardinäle von Gran und Agram können nicht kommen, der Erz-bischof von Wien, der auch nach 1918 immer Träger des Purpurs war, ist nicht Kardinal. Noch vor ?5 Jahren, beim Konklave des Jahres 1903, hat Oesterreich
Der Spätsommer und der Frühherbst: das ist die schönste Zeit in Wien. Die Luft ist rein, wenn auch oft schon etwas kühl am Morgen und am Abend, die Sicht ist klar, vom Kahlenberg geht der Blick in solchen Tagen leicht bis zum Schneeberg, aber auch bis zu den Kleinen Karpaten, weit ins slowakische und ungarische Land. An solchen Tagen und unter solchem strahlenden Himmel ist die Donau wirklich blau, und die Stadt, die große Stadt, deren Konturen sonst in Dunst und Nebel schwimmen, bis zum Rande zu sehen.Ist es ein Wunder, daß die Besucher, daß die Gaste Wiens, die ja das ganze Jahr
Die Entwicklung der österreichischen Katholikentage seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts läßt sich in den Erinnerungen Friedrich Funders verfolgen. In diesen Katholikentagen spiegelte sich das Schicksal des alten Oesterreich wider: in seinen sozialen Forderungen, die gegenüber manchen auch heute noch vertretenen Programmen wahrhaft revolutionär wirken, das Elend und die Ausbeutung des Frühkapitalismus; in seinen Bemühungen um Wissenschaft und Presse, die geistige Zurückdrängung und die publizistische Inferiorität der Katholiken im liberalen Oesterreich, in seiner
Die Antwort des Heiligen Stuhles auf die Note der österreichischen Bundesregierung ist rascher erfolgt, als man eigentlich annehmen konnte. Die österreichische Bundesregierung hat bekanntlich in einer Note, die Anfang dieses Jahres in Rom überreicht wurde und die selbst wieder eine Antwort darstellt auf Anfragen des Vatikans aus dem Jahre 1956 (eine Antwort, zu der sich die österreichische Bundesregierung mehr als eineinhalb Jahre Zeit gelassen hat), erklärt, daß sie die Gültigkeit des Konkordates anerkenne. Gleichzeitig hat die österreichische Bundesregierung jedoch den Heiligen Stuhl
Was immer östlich und nördlich der österreichischen Grenzen passiert, sofort rasselt in Wien der Fernschreiber, sofort schrillt bei uns das Telephon: „Geben Sie uns, bitte, Nachricht " — „Sagen Sie uns, bitte, den Aufenthaltsort von " — „ . .. eine Agentur bringt folgende Nachricht was halten Sie davon?“ — „Warum bringen Sie nichts über die Verhaftung des Bischofs ?“ Und vielleicht sind dann unsere Kollegen aus dem Westen oder aus Uebersee verärgert, vielleicht halten sie uns für Schlafmützen oder gar für „Neutralisten", wenn wir ihnen von Wien aus antworten