Der als Verfasser einer Cervantes-Monographie rühmlichst bekannte Autor legt mit seinem Shakespeare-Buch einen „Führer zum Verständnis der Shakespearschen Dramen’ vor, der es „weiten Kreisen literarisch Gebildeter“ ermöglichen soll, Shakespeares Werk vom Standpunkt unseres Jahrhunderts zu überblicken. Dieser Aufgabe hat sich Rüegg mit einem gedanklichen und spiachlichen Elan entledigt, der bei Wissenschaftlern selten ist. Man kann Rüeggs Prosa wohl am besten dadurch charakterisieren, daß man ihr““ bestätigt, sie treffe stets den Nagel auf den Kopf. Ein solcher Effekt wird
Eine Familienchronik deT Dichterbrüder und ihrer Geschwister, der Schwestern Carla und Julia sowie des Verfassers. Zwischen den Geburtsdaten der beiden Brüder Heinrich (geboren 1871) und Thomas (geboren 1875) und dienen des Autors (geboren 1890) liegen 19 beziehungsweise 15 Jahre. Das ist für den Blickpunkt des Chronisten von entscheidender Bedeutung. Denn es ist der Jüngste der Familie, der das familiengeschichtliche Geschehen aus dem Abstand der Jugend auf seine Weise reproduziert, womit eine für einen Familiengeschichte Schreibenden vorteilhafte Distanz gegeben ist, die der Übersicht
Der eigentliche Gegenstand von Gregors Buch ist die Darstellung des großen geistigen Erbes Hauptmanns, das zu nützen zweifellos eine bedeutende Aufgabe sowohl für das Theater wie auch für die Forschung ist. E6 ist nur natürlich, daß dieses Buch eine Theaterwissenschafters das dramatische Werk des Dichters in den Vordergrund rüdet, wie es ja überhaupt die Ansicht des Verfassers ist, daß sich Hauptmann mehr in dramatischer als in epischer Form erfüllt hat. .Dieses Buch will den Beweis erbringen , 6agt der Autor, .daß unseT geistiger, dichterischer Reichtum um die Wende des
Herausgegeben im Aufträge des Bundesministeriums fOr Unterricht. Mittlere Ausgab , österreichischer Bundesverlag, Verlag für Jugend und Volk, Wien 1951. 274 Seiten
Ein großer österreichischer Dichter hat sein Volk das der Geiger und Tänzer genannt. Eine, wenn nicht d i e Repräsentantin österreichischen, besonders Wiener Tanzes ist Grete Wiesenthal. Ihr war es gegeben, das Beschwingte im Wesen ihrer Heimat sichtbar zu machen, all da6, von dem Musiker in Tönen, Dichter in Versen, Maler in Farben geträumt haben, zu verkörpern. Was Grete Wiesenthal von der «eltsamen, an Widersprüchen wohl nicht armen, aber dann doch immer wieder gewinnenden Stadt an der Donau geschenkt bekommen hat, das dankt sie ihr nun auch in Worten: mit dem Roman einer
Rene Grousset, Professor an der Sorbonne und Mitglied der Academie Francaise, steht heute in der vordersten Reihe der französischen Historiker. Dieses sehr lesenswerte Buch scheint zunächst nichts anderes zu tun, als den Gang der Weltgeschichte noch einmal zu berichten. Wie es. dies tut, macht seine Einmaligkeit aus: es stellt die west-östliche Verzahnung des Weltgeschehens dar, und man muß zugeben, daß heute, da die Welt von den west-östlichen Auseinandersetzungen bis zum Rande des Chaos dröhnt, just die Stunde gekommen ist, um unsere Schulbücherweisheit einer gründlichen Revision zu
Deutsches Literaturlexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Zweite, vollständig neu bearbeitete und stark erweiterteAuflage. Von Wilhelm Kosch. A. Francke,BernUnter der Fülle wertvoller Neuerscheinungen auf dem Gebiete der deutschen Literaturwissenschaft nimmt das jetzt in einer völlig neuen Gestalt erscheinende und um das Doppelte 6eines Umfangs erweiterte deutsche Literaturlexikon von W. Kosch einen hervorragenden Rang ein. Die nur durch eine großartige Arbeitsenergie zu bewältigende Fülle und Breite des Materials wurde hier zu einem Werk gesammelt, wie es keine andere
Ein Ensemble des Burgtheaters brachte Gerhart Hauptmanns Atriden-Tetralogie in einer zyklischen Leseaufführung zu Gehör. Das ist eine verdienstvolle Tat für das Werk, dessen Eckpfeiler, „Iphigenie in Aulis“ und „Iphigenie in Delphi“, während des letzten Krieges durch das Burgtheater aufgeführt wurden und dessen Mittelstücke, „Agamemnons Tod“ und „Elektra“, in Wien bis jetzt nur wenigen, die das Werk durch das Buch kennenlernen konnten, bekannt waren. Das vielschichtige Werk bedarf nach mehr als einer Richtung gründlicher Durchleuchtung. Es ruht auf chthoni-schem Boden.
Auf überwachsenen Pfaden. Von Knut Hamsun. Festungsverlag, 1950 (Lizenzausgabe für Österreich mit Bewilligung des Paul-List-Verlages). 212 SeltenDas umstrittene Buch ist, das muß betont werden, keine politische Verteidigungsschrift. Wer etwa erwartet, Hamsun befasse sich darin mit Politik, der wird enttäuscht. Wer den Dichter Hamsun darin sucht, wird ihm, zwar blasser und müder als in früheren Wer-kn, dennoch leicht wieder begegen. Es ist das Buch eines alten Mannes, Lava eines ausgebrannten Vulkans. Mit Wehmut spricht es auf diesen kalten Seiten von der Resignation eines dem
Das Buch stellt eine Neufassung des bibliographischen Anhanges dar, den der Verfasser der Literaturgeschichte von Scherer-Walzel (1918—1928) beigab. Aus diesem seinerzeit schon gut eingeführten bibliographischen Anhang ist nun ein für jeden Germanisten unentbehrliches Handbuch geworden, das die Geschichte des deutschen Schrifttums, dem Gange der Literaturgeschichte folgend, tatsächlich bis zu einer gewissen Vollständigkeit bibliographisch erfaßt. Die große Materlal-fülle, die in den einen Band aufgenommen werden mußte, hat die Gestaltung des Druckbildes etwas beeinträchtigt, das
In einem kleinen Orte Niederösterreichs starb einige Jahre nach dem ersten Weltkrieg, der Öffentlichkeit unbekannt, der wohl bedeutendste christliche Denker unseres Landes, Ferdinand Ebner. In einem kleinen Orte Tirols lebt heute, einige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, der Öffentlichkeit unbekannt, die wohl bedeutendste christliche Denkerin, die in unserem Land weilt, Annie Kraus. Schwere und Not des Lebensweges, einsames Ringen um das Werk — mehr noch verbindet diese beiden Menschen, deren Schaffen Labsal und Trost den „Stillen im Lande“ zu gewähren vermag, allen jenen, die wider
Wenn hier auf diese Ausstellung und die Leitgedanken ihrer Veranstalter besonders aufmerksam gemacht wird, dann geschieht es deshalb, weil diese große und monumentale Schau in zehn Räumen wert ist, von vielen Besuchern gesehen zu werden. Das hat mit Goethe-Vergötzung nichts zu tun. Die Einstellung des einzelnen Menschen zu Goethe ist nicht Gegenstand dieser Schau, sie bezweckt auch keine Propaganda für den Geist Goethes. Die Ausstellung verfolgt zunächst einen viel einfacheren Zweck: zu unterrichten, den Besucher mit der Vielfalt von Goethes Leben und Werk bekanntzumachen. Wenn es ihr
Die Babenberger und Österreich. Von Karl Lechner. 1 Stammtafel und 1 Karte. Verlag Der Bindenschild, Wien.In der Hochflut von Werken, die uns die letzten Jahre zur österreichischen Geschichte bescherten, befanden sich nicht wenige Monographien über die Zeit der Babenberger, das österreichische Hochmittelalter. Die Arbeit aus der Feder des niederösterreichisdien Landesarchivars nimmt unter ihnen du di Gediegenheit der wissenschaftlichen Grundlage wie durch Klarheit der Formulierung einen besonderen Platz ein. Entsprechend dem ureigensten Forschungsgebiet des Verfassers stehen Siedlung;-
„Christliche Bewährung.“ Dokumente des Widerstandes der katholischen Kirchen in Deutschland 1933 bis 1945. Von Ferdinand S t r o b e 1. Verlag Otto Walter, Ölten, Schweiz.Wenn die Tagesereignisse sich überstürzen und Welle auf Welle an die Menschheit heranbrandet, dann ist die Stunde des Standhaltens gekommen. In dieser Situation zeige sich die innere Kraft und der oft verborgene Lebenskern. Als die Kirche in Deutschland sich bewähren mußte und manche Fassade gewaltsam zerschlagen wurde, da ging es um das Letzte, und sie mußte ihre Lebenskraft beweisen. Diese Probe trat nicht nur an
Das Burgtheater spielt jetzt Schiller „Jungfrau von Orleans“. Wie gleich hinzuzufügen ist, mit großer Wirkung. Das dialektische Problem dieser „romantischen Tragödie“ ruht in der virtuosen Verknüpfung der Kantischen Sittenlehre mit der Heiligenlegende und dem nationalen Pathos der Freiheitskriege. Wenn es auch mehr von außen gesehene Symbole des katholischen Glaubens sind, die Schiller auf die Bühne bringt, so liegt das Werk doch schon stark auf der Linie der katholischen Dramatik Calderons. Im Grunde geht es um die Frage des Glaubens an die innere Sendung und um die Störung
Das Akademietheater eröffnete seine heurige Spielzeit mit Nestroys „Unverhofft“. Man bekam nicht so sehr den scheinbar harmlosen (wie er gewöhnlich gespielt wird), wie den nachdenklichen, ja den Pessimisten Nestroy zu sehen. Die für ihn charakteristische Mischung der grotesken Steigerung des Komischen ins Kolossale, mit Witz und Desillusion kam in dieser Aufführung gut heraus. Ganz im Gegensatz zu der gemüthaften Dramatik Raimunds zielt ja Nestroy darauf ab, wie alle Satiriker, den Menschen zu entlarven und die Verhüllungen, die er um seine „Lebenslügen“ geworfen hat,
Man hört oft von einer „Stifter-Renaissance“ sprechen, da sich mitten im chaotischen Zusammenbruch des ersten Weltkrieges das freundliche Licht der Dichtung Adalbert Stifters zu einer Leuchtkraft entzündete wie nie zuvor. In den Finsternissen jener Kulturkatastrophe erwies sich gerade Stifter als ein Dichtet von starker seelenheilender Wirkung. Der große, fast erstaunliche Einrluß, den besonders der „Nachsommer“ ausgeübt hat und noch immer ausübt, mag nicht zuletzt seinen Grund darin haben, daß die Menschen dieser Dichtung unser genaues Gegenteil sind.Paul Valery hat in einem
Das Burgtheater brachte als letzte Neuinszenierung Lope de Vegas Schauspiel „D as Dorf in Flammen“ in einer neuen Übersetzung Franz Wellners zur Aufführung. Ein Abend .des historischen Interesses. Wann immer die klassischen Spanier auf dem Theater unserer Zeit auftauchen, sie sind voll sprühenden Lebens, voll drängender Aktion, voll einer gänzlich unklassizistischen Propaganda im Dienste einer staatlichen oder religiösen Idee. Im Gegensatze zu Calderons „Propaganda fidei“ ist Lope eine politische Natur. Lopes „Dorf in Flammen“ wurzelt in der staatlichen Einigung Spaniens