Fassen wir einmal das Leben und den Tod als je ein Gebäude auf! Das Leben, das der Tod noch nicht beendete, wäre das eine, das uns völlig unkenntliche „Nach dem Tod“ wäre das andere Haus. Wir stünden mit solcher Symbolik nicht isoliert da: unzählige Male schon wurde der Geburtsmoment als „Eingangstor“, als „Pforte“ oder als „Schwelle“ symbolisiert Man tritt in das Lebenshaus ein. Als Jugendlicher ersteigt man die vielen Treppenstufen in seinem Inneren. Als Alternder befindet man sich nicht mehr weit unterhalb des Dachfirstes. Mit dem Todesaugenblick wird das Haus
Vermag es in diesem Jahrhundert ein aufrichtiger schöpferischer Mensch, vermag es ein bildender Künstler, seinen Lebensgang, sein Erdendasein in Übereinstimmung zu wissen mit kosmischem, himmlischem Geschehen? Tausende, so glauben wir, rufen als Antwort: „Nein!“ Und selbst die Klügsten meinen: „Das konnte es noch in der Epoche der paracel- sischen Mystik geben, noch bei Rosenkreuzern, Alchimisten, Hermetikern. Aber heute? In der Periode der Atomspaltung? Der Mondraketenfahrt?“Doch jener Künstler, der von der „Verquickung seines Erdengangs mit dem Himmelsgang“ eindringlich
Als Ernst Fuchs, der Maler, vor nunmehr zehn Jahren zum katholischen Glauben fand, war zunächst das, was er nun malte, Bekenntnis. In der von ihm erworbenen malerischen Ausdruckssprache, aber auch in wenigem, was er damals als eine Art Kunsttheorie begrifflich zu formulieren begann, setzte jedoch sofort ein mächtiger Prozeß der Amalgamierung ein. Die Substanz dessen, was ihm erbmäßig, und was ihm persönlich, als genuine Begabung, mitgegeben war, drängte darnach, mit dem — als Gnadengeschenk erlebten — Gut des christlichen Glaubens zu neuen organischen Einheiten zu verschmelzen. Ein
KRITIK DER BILDENDEN KUNST DES XX. JAHRHUNDERTS. Von Heimo Kuch1ing. Schriftenreihe „Kontur”, Verlag Guberner & Hierhammer, Wien, 1962. 183 Seiten, 19 Abbildungen im Text.Unsicher und hilflos, ohne richtunggebende Maßstäbe des Bewertens, stehen vor den Skulpturen und den Malereien, die für das 20. Jahrhundert im Unterschied zu früheren Epochen wesentlich sind, noch Hunderttausende. Das äußerlich schlichte, ohne prätentiöse Ansprüche auftretende Buch Kuchlings leistet demgegenüber einen guten Dienst: es legt Richtlinien fest, die der Unsicherheit des Kunstbetrachters zu Hilfe
Heute ist allgemein die Meinung vorherrschend: innerhalb der abendländischen Geschichte könnten gelegentlich in Wallfahrtsorten, Einsiedeleien, in Zellen frommer Mönche übernatürliche Erscheinungen stattgefunden haben — doch nie hätten solche die weltgeschichtlichen Ereignisse intoniert: sei doch die Geschichte niemals etwas anderes als eine Stätte grausamer, nur kausalgesetzlicher, „eiserner“ Notwendigkeit. Und wenn Konzile weltgeschichtliche Entscheidungen trafen — dann natürlich nur im Rahmen des kreatürlichen menschlichen Vermögens. Und in der Tat kann die
Das ökumenische Konzil kann unter Umständen ein'en weltgeschichtlichen Einschnitt bedeuten; mit dieser Möglichkeit muß auch der Zweifler rechnen. Setzen wir einmal den Fall, das Konzil zeitige wirklich weltweite positive Ergebnisse. Gibt es dann trotzdem etwas zum Konzil Gehöriges, das auch dann gefährdet sein könnte? Ja: und zwar die Vorbereitungszeit. Man tut jetzt schon gut daran, darauf bedacht zu sein, daß dieses Vorstadium nicht später vergessen werde. Diese Vorbereitungszeit durchleben wir soeben. Sie dauert nun seit der ersten Bekanntgabe der Tatsache, daß das Konzil