Friedrich Hundertwasser aus Wien heißt eigentlich Fritz Stowasser (sto = russisch hundert). 1949, als er einundzwanzig Jahre wurde, hat er sich diesen Namen ausgesucht. Ich habe Hundertwasser 1950 oder 1951 in Wien kennengelernt. Etwas wie ein privater Mythos umgab ihn schon damals. Er war längere Zeit in Marokko und Tunesien gewesen, und er hatte seine ersten Bilder von dort mitgebracht. Sie waren ganz anders als die Bilder, die damals gemalt wurden, die geometrischen Abstraktionen und expressiven Gesten. Er stellte sie in der Strohkoffer-Galerie des Art-Clubs aus, einem winzigen
Die Wiener Schule des phantastischen Realismus ist — neben der Malerei Hundertwassers, die ihr nicht unmittelbar zuzurechnen ist — wohl die bedeutendste Manifestation österreichischer Kunst nach dem zweiten Weltkrieg. Sie ist der eigene und eigenartige Beitrag Österreichs zur modernen Malerei nach 1945.Wie im ersten Viertel dieses Jahrhunderts die Kunst der Klimt, Schiele, Gerstl, Kokoschka, Kubin und, wenn wir ihn hier mit nennen dürfen — Kupka in ihrer Mischung aus ornamentalem Reiz und psychologischem Scharfblick, aus formalem Glanz und gedanklicher Tiefe, aus skeptischer
Der Jäger ist gleichzeitig der Mensch von heute und von vor zehntausend Jahren. Beim Jagen rollt sich der ganze lange, lange Prozeß der Weltgeschichte auf und beißt sich in den Schwanz. Jose Ortega y Gasset, Ueber die Jagd
Hans Manndorff, ein junger Wiener Völkerkundler, war zweimal im Auftrag der UNESCO in Indien: einmal 1953/54 zur Erforschung der sozialen und kulturellen Voraussetzungen für landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte in den Dörfern der Drawida in Südindien; dann 1956/57 in Kalkutta und Bombay, wo er die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Bevölkerung studierte. In der Form eines Erlebnisberichts legt er nun die Ergebnisse seiner Untersuchungen vor — eine soziologische Studie von großer Eindringlichkeit. Man spürt hinter jedem Satz die erlebte Realität. Als „teilnehmender
Moderne religiöse Kunst. Kunstkalender, herausgegeben von Dr. Leopold Zahn. Mitarbeit an der Textgestaltung: Dr. Karl August Götz. Verlag F. H. Kerle, Wilhelm Rühling, Heidelberg. Preis 5.80 DM.In größerem Format als im Vorjahr, aber in der gleichen Ausstattung und mit derselben Sorgfalt betreut, erscheint wieder der Kalender „Moderne religiöse Kunst“. Wir möchten ihn in jedes christliche Heim wünschen, denn er trägt viel bei zum Verständnis der kirchlichen Kunst der Gegenwart; nicht nur durch die — zum Teil farbigen — Bilder, sondern auch durch kurze kunstgeschichtliche
„Wer im Marmorhaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.“ Roland RainerDIE PERSONEN: A, ein Mann, der die Entwicklung der Architektur kritisch verfolgt.L, ein Laie, der etwas gesunden Menschenverstand besitzt, aber nicht zuviel, so daß er nicht borniert wird und glaubt, über alles urteilen zu können, bevor er die Fakten kennt („Vorurteilen“).ORT DES GESPRÄCHS: Die Ringstraße.ZEIT DES GESPRÄCHS: En trüber Jännernachmittag 1958.DER ANLASS: Die hundertste Wiederkehr des Jahres, in dem der Abbruch der Basteien erfolgte. Es begann mit dem kaiserlichen Handschreiben, in dem es
Kreta, Mykene, Troja. Die minoische und die homerische Welt. Von Friedrich Matz. Reihe: Große Kulturen der Frühzeit. Herausgegeben von Helmuth Th. Bessert. 284 Seiten mit 114 Tafeln und einer Landkarte. Gustav-Kilpper-Verlag, Stuttgart. Preis 24.50 DM.In der Einleitung zu seinem Werk „Trojanische Altertümer”, erschienen 1874 bei Brockhaus in Leipzig, schrieb Heinrich Schliemann, er habe hier „eine neue Welt für die Archäologie aufgedeckt”. Daß hat er in der Tat getan. Seine romantische Begeisterung für die Dichtungen Homers ließ ihn an dessen Worte „wie ans Evangelium”
Alfred Kubin. Leben, Werk, Wirkung. Im Auftrag von Dr. Kurt Otte, Kubin-Archiv in Hamburg, zusammengestellt von Paul Raabe. 296 Seiten mit 137 Bildern, davon 36 auf Kunstdrucktafeln und vier auf Farbtafeln und einem Brieffaksimile. Rowohlt-Verlag, Hamburg
Theodor Heuss, der deutsche Bundespräsident, ist nicht nur ein universal gebildeter Essayist, der mehrere Bücher über Probleme und Persönlichkeiten der bildenden Kunst publiziert hat, sondern ein sehr charmanter und liebenswerter Mann — was, genau genommen, nur die natürliche Folge humanistischer Bildung ist. Seinen Vortrag „Zur Kunst dieser Gegenwart” begann er mit folgenden Worten: „Auch ein Mann in einem seriösen Beruf, etwa dem eines Bundespräsidenten, erlebt seine Stunden, wenn nicht des Leichtsinns, so doch der Leichtfertigkeit. Derlei ereignete sich, als ich vor einigen
Im übrigen: es entspricht nicht den Tatsachen, daß alle Barockkirchen mit zu kleinem Fassungsraum schon in nächster Zeit demoliert werden sollen.(Aus „Rascher durch MatzleinsdorfI.” in der „Furche” vom 16. Juli 1955.)Die alte Matzleinsdorfer Pfarrkirche, die inmitten der Wiedner Hauptstraße steht — ein Wahrzeichen des fünften Bezirkes —, wurde heuer 238 Jahre alt. Es ist nicht sicher, ob sie ihr 250jähriges Jubiläum erleben wird. Denn sie soll abgerissen werden. Pläne sehen hier die Südeinfahrt der Autobahn vor. Da glaubt man, daß die dem heiligen Florian, dem
Deutsche Lyrik und Prosa nach 1945. Auswahl und Nachwort von Otto F. Best. Verlag S. Fischer, Frankfurt a. M. 96 Seiten. Preis 1.80 DM.In der kleinen, so handlich wie geschmackvollen Reihe „Schulausgaben moderner Autoren” — einer freundlichen Vorstufe der „ewigkeitsschweren” Lesebücher —. legt Otto E Best, Lektor des Verlages S. Fischer., eine .wohltemperierte Auswahl. neuer Gedichte und kurzer Prosastücke vor. Mit lyrischen Beiträgen sind vertreten: Hans Egon Holthusen, Christine Busta, Paul Celan, Walter Hollerer, Wolfgang Bächler, Heinz Piontek, Ingeborg Bachmann, Günter
Meisterwerke gotischer Bildschnitzer. Kefermarkt und St. Wolfgang im Farbbild. Von Karl B arda c h z i. Verlag „Das Bergland-Buch", Salzburg- Stuttgart. Mit 3 5 Farbdrucktafeln nach Farbaufnah- meiį des Verfassers. 48 Seiten Text, Preis 95 S.Der Bergland-Verlag bringt eine Neuauflage von Bardachzis 1944 erstmals erschienenem Bildband über die bedeutendsten Altarwerke des Landes ob der Enns, die Hauptwerke eines hochbedeutenden Passauer Bildhauers bzw. des genialen Südtirolers Michael Pacher. Bardachzi versteht es wohl, volkstümlich in die Schönheit dieser „geflügelten Wunder“
Innsbruck, Anfang Februar 1957ES LOHNT SICH, in diesen Tagen nach Innsbruck zu fahren. Nicht nur wegen der herrlichen Schnee- und Schiausflüge, die die Umgebung Innsbrucks in dieser Jahreszeit zu bieten hat: sondern vor allem wegen einer Ausstellung, die seit einigen Wochen im Institut Franęais in der Karl-Kapferer-Straße 3 zu sehen ist. Prof. Dr. Maurice B e s s e t, der Leiter des Instituts, seit Jahren mit Le Corbusier eng befreundet, ist es gelungen, die erste Le-Corbusier- Ausstellung in Oesterreich zustande zu bringen. Spät, aber doch kann so die österreichische Oeffentlichkeit
Seit einiger Zeit hängt in der Nähe des Gartenbaukinos, dort, wo einst der Eingang zu den Tennisplätzen war, eine Tafel: „Betreten des Baugrundes verboten!“ Und daneben eine andere, die den Namen zweier Baufirmen nennt, die hier bauen sollen.Tatsächlich aber wird nicht gebaut. Hinter dem Drahtgitter stehen ein paar kahle Bäume in den Winterhimmel und dahinter erhebt sich, in erhöhter Position, das Palais Koburg. So wird man auf ein Stück von Wien aufmerksam, das bisher beinahe ganz im Verborgenen lag. Und man wünscht sich, daß hier noch lange nicht gebaut wird. Am besten nie. Denn
„DIE STRASSE STEIGT, DIE FORSTEN FALLEN.” Mit diesen Worten’endet Friedrich von Gagerns berühmter Roman „Die Straße”, in dem er den Einbruch der Zivilisation und all der Uebel, die sie nach sich zieht, in die unberührte Bergwelt der Krain schildert. Ein Gefühl der Resignation liegt über dem ganzen Buch. Diese Gefühl der Resignation kann einen auch überkommen, wenn man in diesen nicht nur der Witterung nach trüben Tagen die Wachau belicht. Die Straße steigt, der ursprüngliche Charakter des Donauufers geht verloren, unerbittlich dringen die neue Zeit und der technische
Mit der Weihnachtsproduktion hat die Piper-Bücherei, die jährlich etwa 14 neue Bändchen vorlegt, den 102. Band erreicht. Dieses schöne Jubiläum sei zum Anlaß genommen, es wieder einmal zu sagen: Jedes dieser Bändchen ist eine kleine Kostbarkeit. Ob Erzählung, Gedicht, alte oder neue Kunst — immer wird in der Tradition dieses Hauses, in dem eine sorgfältig auswählende Hand am Werk ist, Wertbeständiges in allen Bereichen der Kunst gefunden und eine in sich abgerundete Publikation daraus geschöpft.An Prosa liegen jetzt als Neuerscheinungen vor: Drei Erzählungen von William F a u 1
Der kleine Roda-Roda-Band. Paul-Neff-Verlag. 225 Seiten.Vom , Neff-Verlag herausgegeben, liegt nun eine Auswahl der ausgefeiltesten Erzählungen Roda Rodas in einem Band vor. Ihr Schauplatz liegt zu-, meist in der alten Monarchie: im Donautal, zwischen Save und Theiß, an der Militärgrenze. Die in der ländlichen Gemeinschaft nebeneinanderlebenden Türken, Serben, Juden, Ungarn, Schwaben und Zigeuner • gehören ebenso der Vergangenheit an wie die alten Troupiers, jungen Kadetten, bärtigen Popen und verschmitzten Schweinezüchter, von deren großen und kleinen Schwächen Roda Roda hier mit
Mehrere Umstände spielten zusammen, um Cerams Buch „Götter, Gräber und Gelehrte“ zu einem Welterfolg zu machen: einmal unsere Zeitsituation mit ihren hunderterlei Organisationen, Mitgliedsbeiträgen, Vereinsabenden und all den technischen Errungenschaften der Zivilisation, die in uns den Wunsch nach dem ganz anderen, dem Einfachen, dem Archaischen wachrief, nach Hemingway, chinesischen Tuschzeichnungen und der versunkenen Welt der Antike; dann unser Streben, das Wissen der Welt in klaren Uebersichten geordnet zu sehen und damit die Uebermacht der stetig andrängenden Welt selbst
Beethoven-Zyklus. Zeichnungen zu Breunings „Erinnerungen aus dem Schwarzspanierhaus“ von Wilhelm T h ö n y. Herausgegeben von W'olfgang Schneditz. Druck und Verlag der Oesterreichischen Staatsdruckerei. 90 Seiten und 17 Tafeln.Hauchzart und doch das Titanische Beethovens ahnen lassend, sind die dreizehn Bleistiftblätter des Beethoven-Zyklus von Wilhelm Thöny (1888 bis 1949), die zusammen mit drei Radierungen des Künstlers zum gleichen Thema hier publiziert werden. Die Blätter entstanden nach 1923 in Graz. Beethoven war lebenslang der musikalische Umgang Thönys; immer aufs neue hat er
In der letzten Juliwoche ftnd In Wien der XXIII. Internationale Kongreß für Wohnungswesen und Städtebau statt. Tausend KongreSteilnehmer aus 30 Staaten hatten sich in der Bundeshauptstadt versammelt, um die Probleme zu beraten, die sich aus der Fragestellung „Die Stadt und ihr Umland“ ergaben. In drei Plenarsitzungen und sechs Kommissionen wurde die systematische Umgestaltung des inneren und äußeren Stadtgefüges der Großstädte erörtert. Auf der Erde gibt es heute 770 Städte mit mehr als 100.000 und 60 mit mehrals einer Million Einwohnern. Die meisten von ihnen wucherten planlos emporund sind krank. Viele Stadtteile verfallen, da sie zwar die Lasten des Stadtbestandes mittragen müssen, aber kein prozentueller Anteil der Einnahmen auf sie entfällt. Auch Wien wächst planlos weiter. Am Rande des Wienerwaldes, im Süden der Stadt, an der Donau sprießen wilde Siedlungen hervor, die der Bevölkerung wertvolle Naherholungsgebiete wegnehmen. Die „Furche“ hat schon wiederholt auf diesen Uebelstand und die Notwendigkeit einer umfassenden Stadtplanung hingewiesen. Sie möchte in freien Abständen in den folgenden Nummern Fachleute zu den einzelnen Fragen zu Wort kommen lassen und wesentliche Perspektiven und neue Lösungsmög!ichkeifen aufzeigen. Die Redaktion
Auch zum Erkalten des ererbten Guten gehör, Mut und ein lebendiger Aufschwung der Seele; nichts erhält sich von selber, auch nicht das von den Altvorderen aus Stein und steinhartem Mörtel Aufgerichtete.Hugo von Hofntannsthal Wenn man der Sage glauben will, so hat die Blutgasse in der Inneren Stadt von Wien ihren Namen von einem furchtbaren Blutbad erhalten, das vor etwa 650 Jahren hier stattgefunden haben soll. Als zu Anfang des 14. Jahrhunderts der Templerorden auf Antrag König Philipps des Schönen von Friedrich dem Schönen aufgehoben wurde, sollen alle in Wien lebenden Tempelritter,
Kunst ist nicht eine Sache der Professoren, sondern der Liebhaber. Die größten Kunstkenner und Sachverständigen waren immer noch Liebhaber, die aus Freude an der Sache sich ihr Leben lang mit Kunst beschäftigten — mit Bildern lebten.Kurt Kusenberg, früher im Kunsthandel und auch als Kunstkritiker tätig (Kunstkritiker sind laut Lexikon kunstverständige Laien, die Werke zeitgenössischer Kunst deuten und bewerten), hat das entzückendste Buch über Malerei publiziert, das sich nur vorstellen läßt. Bücher über Kunst gibt es viele — ein solches wohl noch“, nicht. Wer über Kunst
Der Kirchenbau wird nicht durch die Forderungen der Zeit bestimmt, sondern durch das Wesen des Kultes. • Die Kirche ist das Haus Gottes in der Welt. Sie ist nicht bloß der Versammlungsort einer Gemeinde, sie ist vielmehr ein Haus, das dem Herrn gehört, nicht uns. Wir finden in Seinem Haus Zuflucht, eine Heimat inmitten der Welt. Das Wesen der Kirche, der Fcclesia, ist der Innenraum. So scheint es angebracht, daß heute keine großen Prunkbauten als Kirchen entstehen. Kirchenbau ist keine Prestigesache. Prunkbauten zu errichten, kann man getrost den Gewerkschaften, den Krankenkassen, den
Der Weg nach Hassi el emel. Von Herbert Zand. 172 Seiten. Donau-Verlag, Wien-München. Preis 48.50 S. — Der Aquarellsommer. Roman. Von Othmar Franz Lang. 318 Seiten. Preis 9.50 DM. — Aber das Herz schlägt weiter. Erzählung. Von Othmar Franz Lang. 72 Seiten. Reihe: Das Kleine Buch, Nr. 81. Preis 2.20 DM. — Beide: C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh.
Als am Freitag, dem 13. April — wahrlich einem „schwarzen Freitag“ —, in den Nacht-und frühen Morgenstunden das Gebäude der Wiener Börse durch Feuer vernichtet wurde, sanken Millionenwerte in Schutt und Asche. Vier Millionen Gulden hatte seinerzeit der Bau des Prunkgebäudes gekostet, das Theophil Hansen in den Jahren 1874 bis 1877 erbaut hatte und das — eine Ironie des Schicksals — bereits unter Denkmalschutz stand. Der Schaden, der jetzt durch den Riesenbrand verursacht wurde, wird auf 100 Millionen Schilling geschätzt.Viel wäre zu dieser Brandkatastrophe, der größten, die
Architektur memchbezogen. Von Architekt Dipl.-lng. Dr. techn. Kurt Auckenthaler. Schriftenreihe der oberösterreichischen Landesbaudirektion, Nr. 12. 208 Seiten. Mit einer Tabelle und 77 Abbildungen. Oberösterreichischer Landesverlag, Wels, o. J. Preis 76 S.Ein seltsames Buch! In einem Landesverlag, in der Schriftenreihe eines Amtes, erscheint ein Buch, dessen geschmackvolle und höchst moderne Gestaltung, vom Schutzumschlag bis zum Zusammenspiel von Text und Abbildungen, nicht nur für die von Aemtcrn herausgegebenen Publikationen beispielhaft sein könnte. Ein menschbezogenes Buch in einer
Im Kielwasser des Odysseus. Von Göran S c h i 1 d t. Verlag F. A. Brockhaus, Wiesbaden. 334 Seiten. Mit 33 Abbildungen nach Aufnahmen des Verfassers. Aus dem Schwedischen übersetzt von Siegfried K i e-nitz. Preis 14 DM-Göran Schildt, ein schwedischer Journalist, kaufte sich 1947 Daphne, eine in Finnland gebaute Ketsch von sechseinhalb Tonnen, und segelte mit ihr ins Mittelmeer, in dem er seither Sommer für Sommer Reisen unternimmt — zusammen mit seiner Frau und einer kleinen Lambretta, die dem jungen Ehepaar Abstecher an Land ermöglicht. Die hier geschilderte Reise führt von Lavagna
Athen, im März Der Erzbischof von Zypern wurde vom Gouverneur der Insel verhaftet und fortgebracht. Mit ihm teilten drei seiner Getreuesten, alles hohe geistliche Würdenträger der griechischorthodoxen Kirche, sein Schicksal. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von der Verhaftung des Erzbischofs auf der Insel, die Kirchenglöcken begannen überall zu läuten — Wenige Tage später wurden die vier Verhafteten hingerichtet. Vierhundert andere Griechen kamen bei dem Blutbad ums Leben.Das war vor 13 5 Jahren, während des Freiheitskrieges Griechenlands gegen die Türkei, Die ganze
Gemeinsam mit den Namen K r o 1 o*w und Hans Egon Holthusen wird in letzter Zeit immer wieder Heinz Piontek genannt; in wenigen Jahren hat er sich seinen Plate im Dreigestirn der deutschen Lyrik der mittleren Generatron (der heute Dreißig-und Vierzigjährigen) gesichert. Bisher liegen zwei Publikationen von ihm vor; „Die Für t“ (60 Seiten, broschiert, Preis 3.20 DM) und „Die Rauchfahne“ (72 Seiten, Leinen, Preis 4 DM), beide im Bechtle-Verlag, Eßlingen, erschienen. Heinz Piontek begann mit Naturlyrik, die offenbar an Wilhelm Lehmann geschult war. Die kurzzeiligen, prägnanten Verse
Athen, Ende Februar Der Staatsstreich fand nicht statt. In der Nacht nach dem Wahltag telephonierte George Papandreou, der Führer der vereinigten Oppositionsparteien, mehrmals mit dem Innenministerium. Nachrichten waren ihm zu Ohren gekommen, daß seine Gegner einen Militärputsch planten. Das war zu einem Zeitpunkt, als er auf Grund der vorliegenden Wahlergebnisse stimmenmäßig klar in Führung lag und mit einer Mehrheit von 10 bis 20 Sitzen im Parlament rechnen durfte. Aber man beruhigte ihn. Seine Befürchtungen seien unbegründet — ebenso unbegründet aber waren auch seine Hoffnungen,
„Die Kuttur unserer Zeit wird in der Zukunft nickt nach Kathedralen und Palästen beurteilt werden — sondern nach der Qualität der \olks-xuohnungen.“ Arch. Oskar Pay er, „Soziale Wohnkultur“ (Ausstellung: „Die Frau und ihre Wohnung“)Die Gemeindebauten sind der Stolz der Gemeinde Wien. In den 25 Jahren, in denen Gemeindehäuser in großem Stil gebaut wurden, also von 1919 bis 1934 und von 1945 bis heute, sind mehr als 100.000 Wohnungen entstanden — eine wahrlich imponierende Zahl. Noch einmal so,viele werden gebaut werden müssen, damit der herrschenden Wohnraumnot wirklich
Am Saum des Herbstes. Erzählung von Edwin A r n e t. 62 Seiten. Die kleinen Bücher der Arche im Verlag „Die Arche“, Zürich.Eine Erzählung aus ländlicher Umwelt, an der wir ihre Schlichtheit und Präzision schätzen. Eine seltsame Geschichte verbindet den unsteten, unheimlichen Knecht Pell, die Dienstmagd Marie, „die es mit den Nerven hat“, den verschlossenen Gutsbesitzer Margoler und seinen Verwalter, der diese Geschichte erzählt. An zwei, drei Stellen stehen Reflexionen über das Schreiben: „Da leeres Papier in der Nähe lag, nahm ich es zur Hand, und in diesem Augenblick
Am Saum des Herbstes. Erzählung von Edwin A r n e t. 62 Seiten. Die kleinen Bücher der Arche im Verlag „Die Arche“, Zürich.Eine Erzählung aus ländlicher Umwelt, an der wir ihre Schlichtheit und Präzision schätzen. Eine seltsame Geschichte verbindet den unsteten, unheimlichen Knecht Pell, die Dienstmagd Marie, „die es mit den Nerven hat“, den verschlossenen Gutsbesitzer Margoler und seinen Verwalter, der diese Geschichte erzählt. An zwei, drei Stellen stehen Reflexionen über das Schreiben: „Da leeres Papier in der Nähe lag, nahm ich es zur Hand, und in diesem Augenblick
Vorbemerkung: In diesem Aufsatz werden einige harte Worte gesagt. Es ist notwendig, daß sie einmal offen ausgesprochen werden.Von zwei Punkten aus betrachtet, gefallen uns die Gemeindebauten xnicht: 1. von außen; 2. van innen.Was an den Gemeindebauten von außen stört, ist, daß sie alle, ob sie nun in Meidling oder in Floridsdorf, inmitten einer Häuserzeile oder in einer in sich geschlossenen größeren Anlage stehen, immer nahezu gleich ausschauen — so, als wären sie alle nach den Plänen eines einzigen Architekten erbaut, der auf eine einzige Form des Gemeindewohnhauses eingeschworen
Kunstgeschichte ist Geistesgeschichte.Eine Geschichte der Malerei ist Geistesgeschichte, bezogen auf ein Handwerk: auf ein edles und großes Handwerk. Denn Kunst ist die sinnliche Gestalt des Geistes, seine Erscheinungsform im Bilde. Seine £e-staltgebung aber ist ein Handwerk. Es gibt kein Handwerk, das ohne Geist auskommen könnte.Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert der Eisenbahn und des Biedermeier, des bürgerlichen Wohlstandes und der Demokratisierung, des satten Liberalismus und des Industrieproletariäts, der Stillleben und des Pessimismus.Die Kunst des 19. Jahrhunderts war, soweit
Österreicher als Erforscher der. Erde. Notring-Jahrbuch 1956. 160 Seiten, 70 Tafeln und 1 Karte. Verlag des Notringes .der wissenschaftlichen Verbände, Wien. Preis 60 S.„Aus dem Ertrag dieses Jahrbuches wird die österreichische Wissenschaft gefördert“, steht auf der Titelseite des Bändchens. Das allein wäre schon Anlaß genug, es zu kaufen. Zum ersten Male aber hat der Notring in diesem Jahrbuch eine in jeder Hinsicht ansprechende Publikation zustande gebracht, die auch als Uebersichts- und Nachschlagewerk über die Forschungsreisen großer Oesterreicher selbständige Bedeutung hat.
Die Säulen der griechischen Tempel wurden nicht erst Jahre nach ihrer Fertigstellung kan-nelliert, ihre Kapitelle nicht erst nachträglich verziert. Kein perikleisches Gesetz schrieb vor, daß nach Vollendung eines Bauwerkes zwei Prozent für die notleidenden hellenischen Künstler ausgeworfen werden müßten. So hatte die Kunst nur eine Chance: von Anfang an mit dabei zu sein, oder aber sich auf ihr eigenes Gebiet zu beschränken. Als spätere Zutat, als Zuckerüberguß über ein Bauwerk war sie nicht denkbar.Auch die Figuren an den gotischen Domen wurden nicht an den Plätzen, die der
Die wichtigste Lyrikpublikation des Jahres 1955, das wir nun ganz überblicken können, ist sicher das dritte Gedichtbändchen von Christine Biiiti, „Lampe und Delphin“, das in der so ansprechend ausgestatteten Reihe „Neue Lyrik“ des O 11 o - M ü 11 e r - V e r I a g e s, Salzburg, erschienen ist. An Christine Bustas Gedichten bewundern wir immer wieder die Einfachheit der Aussage und die enge Verschlingung jahreszeitlicher Geschehnisse mit Leben und Lieben des Menschen. Hier wird der Mensch wieder ganz hineingenommen in eine heilende Schöpfung, in der alle Wesen nahe dem Ursprung
Piper-Bücherei: Band 74: Max Beckmann, der Zeichner. 48 Abbildungen. Auswahl und Einführung von Erhard Göpel. — Band 75: Faanz Marc, Botschaften an den Prinzen Jussuf. 16 achtf:rbige Aquarelle und mehrere Schwarzweißvignetten. Mit einem Geleitwort von Maria Marc und einem Essay von Georg Schmidt. — Band 78: Emil Preetoriu. Sprache der Kunst. Aphorismen. Mit 28 Wiedergaben ostasiatischer Kunst and persischer Miniaturen. — Band 80: Christian R o h I f s, Blätter aus Ascona. 16 Tempera-Arbeiten. Mit einem Geleitwort von Helene R o h I f s und einem Essay von Paul Vogt. — Band 85: Tarquinia. Wandmalereien aus etruskischen Gräbern. 16 Farbtafeln nach Aufnahmen von Walter Dräy er. Einführung von Manimo Pa 11o11in o. Band 88: Hieronymus Boich, Garten der Lüste. 53 Tafeln. Einführung von Han Rothe. — Verlag R. Piper & Co., München. Preis: Bildband 2.50 DM, farbiger Bildband 3.50 DM
I.Wer nicht nur Zeitungen, sondern auch die illustrierten Zeitschriften zu lesen versteht, dem wird in letzter Zeit die geradezu beängstigende Zahl der Autowitze aufgefallen sein. Während in den vorderen Abschnitten der Illustrierten die Tendenz vorherrscht, möglichst vom Alltag abzulenken, erlauben,sie es sich auf dem Umschlag, die echten Zeitprobleme — wenn auch nur in heiterer, verniedlichender Form — zu streifen. Da sieht man also Zeichnungen, in denen ein Paar in Abendgarderobe seinen Wagen in einer langen Reihe auf einer Landstraße geparkt hat; er sagt zu ihr: „Liebling, zur
Renoir sagte einmal: „Die Malerei ist ein Handwerk wie die Tischlerei.“ Das haben, in ähnlicher Form, sehr viele Künstler gesagt, und gerade die bedeutendsten. Daraus spricht nicht nur Bescheidenheit, sondern vor allem Anständigkeit. Die Malerei ist eine Kunst, die unsere Sinne anspricht, sie ist sinnlicher als die anderen Künste. Sie geht vom Material aus. Wenn Kunstkritiker sprechen, fabulieren sie meist. Wenn Maler sprechen, reden sie vom Material; von der Staffelei, von der Leinwand, vom Pinsel, von den Farben, von den Formen, wie Picasso das gemacht habe und Leonardo jenes.
Im Jahre 1945, einige Monate nach Kriegsende, als große Teile der „Inneren Stadt“ noch in Schutt und Trümmern lagen, veröffentlichte Architekt Professor Josef Hoffmann — zu diesem Zeitpunkt schon längst zur Institution geword-den — .einen Aufsatz, in dem er forderte,, man möge die Situation , ausnützen und aus dem ersten Wiener Gemeindebezirk kein modernes Stadtzentrum machen, sondern ihn möglichst in seiner ursprünglichen Gestalt — die' gerade zwischen den Trümmern wieder sichtbar wurde — erhalten. Man möge die Innere Stadt zu ■ einem Bezirk vornehmer Restaurants
Eine Straße durch das Marchfeld würde auf keinerlei Schwierigkeiten stoßen. Es wäre gleichgültig, ob sie einige Meter weiter links oder rechts verläuft, ob sie sechs oder acht Meter brek ist. Das Marchfeld ist groß, und für die Anlage einer Straße werden allein Gründe der praktischen Notwendigkeit und Rentabilität eine Rolle spielen; Rücksichten anderer Art werden (abgesehen von der Schonung gewisser Grundstücke) nicht zu nehmen sein.Die Wachau aber ist eng, und es ist keineswegs gleichgültig, wo und wie eine Straße durch sie gebaut wird. Die Wachau ist eine alte
Moselfahrt aus Liebeckummer (und andere Novellen). Von Rudolf G. B i n d i n g. Oesterreichische Buchgemeinschaft, Wien 1954. 335 Seiten.Mit Recht steht die „Moselfahrt aus Liebeskummer“ an der Spitze dieser kostbaren Novellensammlung (vor: „Opfergang“, „Waffenbrüder“, „Angelucia“, „Coelestina“, „Unsterblichkeit“), da sich hier alles „Klassische“ in Binding, die Hintergründigkeit der Aktion und das glasklare Gespinst einer makellosen Sprache, zu einer vollendeten Einheit finden.Letzte Sommertage. Roman von Kate O'B r i e n. Deutsch von Josef Ziwutschka.
Die Lehrlinge zu Sais. Von Novalis. Mit 51 Zeichnungen von Paul Klee. Benteli-Verlag. Bern. 112 Seiten.Das ist eines der kostbarsten Liebhaberbücher, das je gedruckt worden ist — vielleicht ist es ein wenig esoterisch und sehr wahrscheinlich wird es nur wenige geben, die den vollen Reiz dieses sauberen Längsbandes auskosten werden, den Reiz, der in dieser fast kühnen Zusammenstellung eines; roman-tisch-hermeneutischen Prosagedichtes mit den klaren Zeichnungen. Klees, des Modernen, liegt. Und doch „stimmt“ diese Kombination. „Hätte man ... nur erst einige Bewegungen, als Buchstaben
Den „Planern“ der handlichen, hübsch ausgestatteten und billigen Serie „Bücher des Wissens“, die der S.-Fischer-Verlag für 1.90 DM anbietet, fällt immer wieder etwas Neues und Interessantes ein. Nach Piaton, Freud und Huxley erschien vor kurzem eine von Reinhold Schneider besorgte Auswahl aus Briefen, Gesprächen, Studien und Vorträgen P a s c a 1 s, die natürlich auch einen Teil der „Pensees“ enthält. (S. 128 bis 231.) In normalem Druck würde diese 270 Seiten umfassende Pascal-Anthologie einen stattlichen Band ausmachen. Reinhold Schneider hat aus dem gewaltigen Oeuvre
Europäisches Reisebuch. Von Kasimir Edschmid. Mit 24 Textillustrationen nach Zeichnungen von Erna Pinner. Paul - Zsolnay - Verlag, Hamburg. 350 Seiten.An Edschmids Europäischem Reisebuch überrascht weniger die Vielfalt des gebotenen Stoffes — das alte Europa ist an Sehens- und Erlebenswürdigkeiten wirklich nicht arm —, sondern die abwechslungsreiche Art, in der er geboten wird. Fast jede der vielen Reisen Edschmids — die hauptsächlich durch Südeuropa gingen — wird uns durch einen netten Einfall erschlossen. Da ist der sehr private Brief an einen Freund, der die
Herz in der Kelter. Gedichte. Von Wilhelm Szabo. 104 Seiten. Preis 29 S. — Opferholz. Gedichte. Von Michael Guttenbrunner. 88 Seiten. Preis 29 S. — Beide: Verlag Otto Müller, Salzburg.
Oskar Loerke: Gedichte. Auswahl und Nachwort von Hermann Kasack. 120 Seiten. 1954 —Oskar Loerke: Die Abschiedshand. Letzte Gedichte. 150 Seiten. Beide: S. Fischer Verlag, Berlin und Frankfurt am Main