VERE HICCE M1LLENARIUS CODEX EST. — „Dies ist ein wahrhaft tausendjähriger Codex”, rief der päpstliche Nuntius am Wiener Hof, Giuseppe Garampi, aus (ehemals Präfekt des Vatikanischen Archivs), der 1777 zur Tausendjahrfeier in Krems- münster weilte, als ihm dieser kostbare Schatz des Stiftes gezeigt wurde. Seit diesem Ausruf wird jener älteste Codex Kremsmünsters einfach „Millenarius” genannt, ob- wöhl er doch inzwischen fast 200 Jahre älter geworden ist. Neben dem Tassilokelch und den Tassiloleuchtern gehört der „Millenarius” zu den bedeutendsten Schätzen dieses
Zahllos waren die Bucher, die iiber den Pacelli-Papst veroffentlicht wurden, als er noch unter den Lebenden weilte. Kaum hatte er diese Welt verlassen, da wurde auch an ihm jene selfsame Tatsache wahr, die sich beim Tode fast jedes Menschen offenbart: dab er rasch, uberrasch ver- gessen wird. Diese Mauer des Schweigens, die sich auch um den toten Pius XII. legte. wurde aber nun doch von einem seiner getreuesten Diener durchbrochen: durch Kardinal Tardini, den heutigen Kardinal- staatssekretar, einst Pro-Staatssekretar des Pacelli-Papstes, der schon dem Staatssekre- tariat angehorte, als
ÖSTERREICH UND DER VATIKAN. Von Friedrich Engel-Janosi. Band II: 1903 bis 1918. Verlag Styria, Graz. 420 Seiten, 12 Abbildungen.Professor Friedrich Engel-Janosi, der endlich nach so vielen Jahren der Abwesenheit nach Wien zurückgekehrte Ge- 1 ehrte, legt den zweiten Band seines Wer- , lies., über die Beziehungen zwischen Österreich und dem Vatikan der Öffentlichkeit vor. Er umfaßt die Pontifikate Pius’ X. und Benedikts XV., jene Zeitspanne also, die vom berühmten, zum letztenmal in der Geschichte ausgeübten Veto bei einer Papstwahl bis zum Ausgang des Weltkriegs reicht. Eine Epoche,
„Casca il mondo — die Welt zerbricht.“ Diese Worte, die der päpstliche Staatssekretär Kardinal Antonelli ausrief, als er die Nachricht von der Niederlage der Oesterreicher bei Königgrätz am 3. Juli 1866 erhielt, sind seither berühmt geworden, ohne daß allerdings der Formulierung dieser Worte immer eine genaue Aufmerksamkeit geschenkt worden wäre. Und doch verdient diese Formel eine besondere Beachtung. In seinem Erschrecken rief der Kardinal nicht aus „Eine Welt zerbricht“, sondern „D i e Welt zerbricht“. Für diesen römischen Kurienkardinal um die Mitte des 19.
Ignatius von Loyola. Von Heinrich Boehmer. Neu herausgegeben von Hans Leube. K.-F.-Koehler-Verlag, Stuttgart. 354 Seiten.Am 31. luli 1956 wird die Welt des 400. Todestages des hl. Ignatius von Loyola gedenken. Obwohl bereits Petrus Canisius knapp nach dem Tod des Heiligen den Wunsch nach Abfassung einer Biographie aussprach und seither zahlreiche Lebensbeschreibungen des Ignatius von gegnerischer wie auch befreundeter Seite erfolgten, so existiert bis heute ebensowenig die große Ignatius-Biographie wie es ein authentisches Bild des Heiligen gibt. Eine der vielen Phänomene, die diesen
Unter den vielen Erscheinungen, die heute das Leben der Tschechoslowakei umdrängen, machen sich Teuerung und Geldknappheit am ungebärdigsten bemerkbar. Vom Briefporto angefangen über Tramway und Eisenbahn bis zu den Lebensmitteln und anderen Gebrauchsgütern ist alles um hundert und mehr Prozent im Preis gestiegen. Gehälter und Löhne haben die Steigerung nicht mitgemacht, so daß das Geld vielen Haushalten knapp geworden ist, und diese Verknappung wird noch durch die Sperre aller Bankguthaben gesteigert. Nur Personen, die unter 1000 Tschecho-kronen Monatseinkommen haben, dürfen für
Ein Bahnhof im heutigen westböhmischen Industriegebiet. Es ist spät am Abend und die Schatten der Nacht beginnen sich langsam über die Landschaft zu legen. Die Schlote der Fabriken und die Fördertürme der Kohlengruben sind nur mehr undeutlich sichtbar. Im Hintergrund hebt sich dunkel vom Himmel das Erzgebirge ab, auf dessen Kamm jetzt wieder die alte historische Grenze 'zwischen Böhmen und Sachsen verläuft.Die Bogenlampen werfen ein mattes Licht über Bahnsteig und Schienen. Arbeiter und andere Leute kommen und warten auf Lokalzüge, die sie nach Hause bringen sollen. Mein Schnellzug
Vor 70 Jahren, am 4. Dezember 1875, wurde in Prag Rainer Maria Rilke geboren Kleine Adelspalais im müden böhmischen Spätbarock, Wappen und Heiligenbilder über den Portalen, durch die der flüchtige Blick des vorbeihastenden Großstädters das Grün von Gärten wahrnimmt, die, eingespart aus der steinernen Umgebung, völlig unbekümmert ein eigenes Leben führen; eine Kirche im josefinischen Stil, die eher einem Tempel gleicht als einer christlichen Kirche und in der sich der leidende Leib Christi über dem Hochaltar wie eine große Verlegenheit ausnimmt oder wie ein Hindernis, das zwischen