Theater in Moskau, Leningrad und KiewWährend meines Aufenthaltes in Moskau waren zwei Premieren das Tagesgespräch: Bert Brechts „Dreigroschenoper“ im „Dramatischen Stanislawski-Theater“ und Gozzis „Prinzessin Turandot“ im „Wachtangow-Theater“. Diese Tatsache enthält für die heutige Situation des Theaters in der UdSSR viel Charakteristisches, denn bei beiden Aufführungen handelte es sich im Grund um bereits historisch gewordene Ereignisse, die nur unter den besonderen russischen Verhältnissen solch ein Aufsehen erregen konnten. Brechts „Dreigroschenoper" war seit dem
Alte und neue Kunst in BulgarienT) rofessor Dimitrow lehnt sich lächelnd in seinen Fauteuil zu-* - rück und meint in fließendem Deutsch: „Ja, die Ausstellung bulgarischer Kunst aus 2500 Jahren, die ich zusammengestellt habe, hat den Westen wieder auf unser Land aufmerksam gemacht. Paris, Rom, Wien, München waren die einzelnen Stationen, und wir verzeichneten einen enormen Besuch.“ Dimiter Dimitrow, Direktor des Archäologischen Museums in Sofia und Ordinarius an der Universität, hat gleichzeitig die wissenschaftliche Oberleitung über alle Ausgrabungen in Bulgarien. „Wissen Sie, wir
Um die Jahreswende wurde im Palais Wilczek in der Herrengasse zu Wien eine „Ö sterreichische Gesellschaft für Literatur“ eröffnet. Das schöne Barock-palais hat seine literarische Tradition: Hier wohnten nicht nur Grillparzer und Eichendorff, sondern im Haus der als Mäzene bekannten Familien der Grafen Szecheny und Wilczek verkehrten die meisten Persönlichkeiten des kulturellen Wiens im 19. Jahrhundert. Gründer und Vorsitzender der neuen Literaturgesellschaft ist der unseren Lesern durch zahlreiche Beiträge in. der „Furche“ bekannte Dr. Wolfgang Kraus, der neun Jahre lang als Cheflektor bei angesehenen Verlagen tätig war und seit 1956 als Kritiker und freier Schriftsteller in Wien lebt. Wir bringen nachfolgend den Text der Eröffnungsansprache. Die Redaktion der „Furche“
Man hat in der CSSR so deutlich wie in keinem anderen Satellitenstaat das Gefühl, daß hier ein Parteiplan mit technischer Präzision verwirklicht wird. Um so mehr überrascht die verhältnismäßig große Freizügigkeit auf dem Gebiet des Theaters. Man konnte in Prag sehr viele wesentliche Stücke aus dem Westen sehen, beinahe scheint nur Warschau darin noch weiter zu sein. Zu den stärksten Erfolgen zählten Arthur Millers „Der Tod des Handlungsreisenden" und Osbornes „Entertainer", beide im Nationaltheater. Von Anouilh gab man „Die Lerche“, „Antigone“, „Das Rendezvous in
im Westen kennt man von der in Rumänien entstandenen Literatur seit dem Kriegsende so gut wie nichts. Zwar haben einige rumänische Emigranten in den letzten eineinhalb Jahrzehnten viel Aufsehen erregt, wie etwa Eugene Jonesco, Constantin Virgil Gheorghiu, Petru Dumitriu und Vintila Horia — als Religionshistoriker schätzt man Mircea Eliade —, doch von den in ihrer Heimat verbliebenen Autoren ist kaum irgendeine Kunde durch den Eisernen Vorhang gedrungen. Natürlich ist es überaus schwierig, sich während eines nicht allzulangen Besuches ein auch nur annähernd klares Bild von der
Man wird heute in Bukarest und auch weiter im Osten, in Konstanza, mit einiger Überraschung feststellen, daß die deutsche Sprache ausreicht, um sich verständlich machen zu können. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen heute in Rumänien deutsch sprechen oder zumindest verstehen, ganz abgesehen von den Gebieten Banat und Siebenbürgen, wo nach wie vor Deutsch als Muttersprache besteht. Die rumänische Volksrepublik ist auch an die Lösung des Problems ihrer Minderheiten mit erheblichem Raffinement herangegangen, indem man nach dem Schockeffekt der Kriegszeit und unmittelbaren
„Was unsere Lage hier besonders kennzeichnet“, sagte mir ein rumänischer Intellektueller, „ist, daß man hier Geduld gehabt hat.“ Diese Feststellung wird bei genauerem Einblick in das kulturelle Leben, aber auch bei der Untersuchung der sozialen Probleme, durchaus bestätigt. „Um die wichtigen kulturellen Persönlichkeiten“, so versicherte mir mein sehr kompetenter Gesprächspartner, „bemühte sich der Parteichef Gheorghiu- Dej selbst, er versuchte in langen persönlichen Unterredungen mit den Dichtern, Künstlern, Wissenschaftlern für jeden einzelnen Fall einen Weg zu finden.
Als ich mich vor wenigen Monaten in Polen aufhielt, war es ohne weiteres möglich, mit jedem beliebigen Schriftsteller vollkommen privat nach einem Anruf vom Hotel aus zusammenzutreffen und sehr freie Ge- ] spräche zu führen, die von keinerlei Angst des Gesprächspartners überschattet waren. Man sprach sich auch über heikle Probleme recht offen aus und dokumentierte gerade damit, daß dem Wort in diesem Land tatsächlich ein beachtenswertes Maß an Freiheit gegeben ist. In Ungarn, so war nach einer erheblichen Reihe von Begegnungen mit verschiedensten Schriftstellern und Persönlichkeiten
Will man sich in Ungarn kompetent über die Buchproduktion informieren, so muß man sich an das Kulturministerium wenden. Denn sämtliche Verlage sind natürlich Staatsverlage, und der Generaldirektor aller dieser Unternehmen ist ein Regierungsfunktionär, übrigens eines sehr hohen Ranges. Wir sitzen einem erstaunlich jungen Menschen gegenüber, vielleicht E— 'drtSfßlg. :Ėr' stammt aus Siebenbürgen, spricht fließend eine .ganze Menge Sprachen, ist' Doktor- den Pariser Sorbonne, von vielseitiger Bildung, gewandt, sachlich, ganz der neue Typ des östlichen Managers in der Periode des
Teden Abend spielen in Budapest fünfzehn Theater, darunter zwei Opernhäuser für insgesamt viertausend Personen, und ein Operettentheater. Alle neun Vorstellungen, die ich sah, waren so gut wie ausverkauft. Die Karten sind billig, und so vergißt man eben gern für ein paar Stunden den keineswegs erfreulichen Alltag, dies um so leichter, als die Aufführungen, soweit wir selbst feststellen konnten, zum guten Teil ein sehr eindrucksvolles Niveau zeigten. Der Spielplan der beiden Opernhäuser enthält viel italienisches Repertoire, aber auch Wagner — „Holländer“, „Tristan“,