Das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms ist eine Fortsetzung der gewaltigen geistlichen Chorwerke aus der barocken und klassischen Epoche. Dieses Werk gleicht jedoch, im Gegensatz zu dem katholischen Totenamt, das eine Fürbitte für die Ruhe der Entschlafenen ist, einer aufrüttelnden Predigt, die in eine Verherrlichung der göttlichen Majestät ausklingt. Die Worte, die Brahms frei aus der Hl. Schrift gewählt hat, sind voll Weisheit und Güte und sollen uns aus dem Dasein voll Mühsal hinlcnken zu himmlischen Freuden. Der Komponist hat die musikalische Ausdeutung der Bibelworte unter
Das kunstvolle szenische Geflecht der Handlung in der Mozart-Oper „Le nozze di Figaro" mit dem- starken politisch-satirischen Einschlag wurde in diesem Jahr aufgelockert und die heiteren Verwirrungen stärker in die Bahn der italienischen Büffa gelenkt. Während die szenische Darstellung zum Ursprung, zur Büffaoper, .zurückkehrte, ließ das Bühnenbild, das noch im vergangenen Jahr in den Entwürfen von Alfred Roller eine wunderbare Verbindung mit den besten Zeiten der Festspiele hergestellt hatte, in seiner jetzigen Gestaltung von Caspar Neher die Übereinstimmung mit dem Stil der
Nur bei einigen Opernwerken anerkennen wir bedingungslos das Weihevolle in der Kunst, nur wenigen nahen wir uns mit solcher Ehrfurcht wie dem Musikdrama „O rpheus und Eurydike“ von Christoph W. Gluck. Vielleicht haben wir diese Empfindungen, weil hier gezeigt wird, daß die Musik und das Schöne die Macht besitzen, den Sieg über die Schrecknisse des Inferno zu erringen. Dieser Gedanke ist ja so tröstlich in einer Zeit, in der die Menschheit noch immer zitternd an der Pforte des Inferno steht. Die klagende Sehnsucht des Orpheus ist die Seele der Menschheit, die erschüttert durch die
Salzburgs einziges Orchester hat sich im Laufe dieser Saison mit großem Idealismus bemüht, ein der Festspielstadt würdiges Niveau zu erreichen. Es ist auch durch die Wahl eines ständ n Dirigenten, der präzise Erziehungsarbeit durchführte, gelungen, eine Steigerung an Exaktheit und Klangschönheit zu erreichen. Nun kämpft das Mozarteumorchester mit materiellen Schwierigkeiten, nicht nur weil eine allgemeine Konzertmüdigkeit eingesetzt hat und Geldmangel die Safe leert, sondern weil es selbst bei ausverkauften Häusern keinen Reinertrag erzielen kann. Dem Orchester werden aber fast gar
Die Salzburger Filmwoche hatte im Gegensatz zu den großen internationalen Filmwettbewerben keine fachmännische Jury für die künstlerischen Wertungen. Vielmehr war es den Zuschauern selbst überlassen, auf Stimmzetteln die Filme zu beurteilen. Bedauernd muß zunächst vermerkt werden, daß russische und neue deutsche Filme nicht vertreten waren, wodurch kein umfassender Eindruck vermittelt werden konnte.Den Auftakt bildeten die im Technicolor- verfahren hergestellten amerikanischen Filme „Blut und Sand”, „Ernte des Sturmes” und „Das Phantom der Oper”. Vom ersten Augenblick an
Es ist nahezu unverständlich, daß das Mozartorchester es ablehnte, sich im Rahmen des Neuaufbaues wieder als Orchester des Mozarteums unter der Leitung seines früheren Förderers zu konstituieren, sondern es vorzog, als selbständiger Veranstalter aufzutreten. Mancher Fehlschlag, manche Mißgriffe in der Wahl der Dirigenten und des Programms wären dem Mozarteumorchester so erspart geblieben. Zwar hat man in der letzten Zeit eingesehen, daß besonders die Dirigentenwahl für die Weiterentwickung von größter Wichtigkeit ist, aber immer wieder spürt man das Fehlen einer fürsorglich
„Die oberste Wirklichkeit des Theaters ist das Verhältnis zum Publikum.“ Es beherrscht das Theater auf geheimnisvolle Weise, indem es seine Wurzeln nährt. Und wie der Boden manchmal den Samen Lebenskraft verleiht, zu anderen Zeiten aber „anbaumüde“ ist, so verhält sich das Publikum zu theatralischen Darbietungen. Die heutige Krise des Theaters, die — noch stärker als nach dem ersten Weltkrieg — eine geistige Krise des sdiöpferischen Theaters und des Publikums ist, verschärft sich in gleichem Maße, als die Hoffnung auf eine baldige Klärung der vergifteten Atmosphäre, in
Den Reigen der Orchesterkonzerte eröffnete wieder Edwin Fischer, der zugleich als Solist am Flügel ein einmaliger Nachschöpfer der Mozartschen Musik ist. Das leidenschaftlich erregte Klavierkonzert in d-moll (KV 466) und das wundervolle in c-moll (KV 491), das in den beiden Ecksätzen dunkle Affekte bevorzugt und in dem die Dämonie des Künstlers ihre ureigenste Sprache spricht, wurden von Fischer mit emphatischer, man kann sagen: mit beethovenscher Geste interpretiert. Die sanfte Stimmung der Mittelsätze erhielt durch die gefühlswarme Wiedergabe romantischen Schimmer. Die
Als Mozart-Stadt ist und bleibt Salzburg ein Schnittpunkt des europäischen Musikgedankens. Es ist von dieser Stelle aus schon mehrmals darauf hingewiesen worden, daß gerade das Mozarteum, die traditionelle und 'weltbekannte Pflegestätte der Musik, eine künstlerische Leitung erfordert, die, unbeeinflußt von parteilichen Interessen und frei von bürokratischen Hemmungen, ihre Aufbauarbeit durchführen kann. Hofrat Dr. Bernhard Paumgartner, der nach Beendigung seiner musikwissenschaftlichen Arbeiten in der Schweiz sich wieder als Generalintendant ganz der Führung des in vielen Stellen
Die Französische Revolution mit ihren Leidenschaften und tragischen Freiheitsbestrebungen war schon im Jahre 1794 der Vorwurf zu großen Opern. Andre Gretry, der französische Komponist, der um die Wende des 18. Jahrhunderts starken Einfluß auf die weitere Operngestaltung in Frankreich ausübte, hat unmittelbar unter dem Eindruck der Revolution vier große Musikdramen komponiert: „Joseph Barras“, „Callias“, „Denys le tyrann“ und „La fete de la raison“. Sie sind aber rasch wieder verschwunden, es waren Gelegenheitswerke„ die, aus dem unmittelbaren Erlebnis des Geschehens
Wenn man Max Reinhardt, den Schöpfer einer neuen Theaterepoche, den modernen Regisseur schlechthin, mit wenigen Worten schildern will, kann man es nicht besser, als mit einigen Sätzen aus der Rede, die Hofrat Dr. Ernst Lothar bei der Max Reinhardt-Feier im Sender „Rot-Weiß-Rot“ gehalten hat: „In dem Leben des Österreichers Max Reinhardt, das zu früh und zu dunkel zu Ende ging, war der Traum die Dominante. Doch das Einzigartige an diesem Mann, der bis zum letzten Atemzug so leidenschaftlich von der Vollkommenheit träumte, lag darin, daß er die Macht besaß, seine Träume zu
Wir haben in der kritischen Betrachtung über die Schauspiel- und Opernaufführungen der diesjährigen Salzburger Festspiele bereits darauf hingewiesen, daß es wohl meisterhafte Darbietungen gab, daß das Niveau trotz der außerordentlichen Schwierigkeiten, die sich im Kleinsten wie im Großen immer wieder entgegenstellten, erstaunlich hoch war und daß, trotzdem verschiedene zeitbedingte Schwächen aufschienen, der Gesamteindruck befriedigen konnte. Das gleiche läßt sich allgemein auch von den musikalischen Veranstaltungen sagen. Vieles trug festlichen Charakter, vieles ließ saubere,
Der Festspielgedanke ist uraltes Erbgut, in der Antike geboren, immer wieder in neuer Form erstanden, um schließlich im Theater des Barock ' eine grandiose Verschmelzung von Wort, Ton und Farbe, ein gegenseitiges Durchdringen von Dichtung und Musik zu erreichen, die* den Alltag zum Fest wandelte. Unsere Sehnsucht nach diesem Barpektbeater blieb jahrelang ungestillt. Aber gerade die äußere Unrast der Welt drängt uns zu einer Verinnerlichung, die sich auch im Theatergeist offenbart. Der alpenländische Bauer holte in Notzeiten seine alten religiösen Spiele hervor, um in ihnen Trost zu
Die Salzburger Festspiele 1946 können künstlerisch noch keine großen Überraschungen bringen, es sind auch keine Welterfolge zti erwarten, dazu war die Zeit der Vorbereitung zu kurz, und vor allem Hemmnisse, die die gesamte Welt einschnüren, wirken sich zutiefst auf die Gestaltung der Festspiele aus. Trotzdem wurden alle Kräfte zusammengefaßt, damit Österreich in diesem Monat seinen unbeugsamen Lebenswillen auf kulturellem Gebiet erweisen kann.Mit Recht wird Max Reinhardt als der wiedergeborene Barockregisseur bezeichnet, so wie Hugo von Hofmannsthals Schaffen aus dem letzten Ausklang
Die kulturelle Visitkarte einer Stadt ist ihr Theater. Es gibt große Städte, deren Kulturbedürfnis so gering ist, daß sich nie ein vollwertiges Theaterleben entwickeln kann, während manchmal Orte, die vorher höchstens ein geographischer Begriff waren, durch Aufsehen erregende, bahnbrechende Vorstellungen einen unsterblichen Namen in der Theatergeschidite errungen haben; so wurde zum Beispiel Mannheim zu einer Zeit, da es kaum 46.000 Einwohner zählte, zum Inbegriff deutscher Theaterkunst. Salzburg verdankt seinen Ruhm als Kunststadt zwei glücklichen Umständen: Mozarts Genius, der Stadt