Im Jänner 1145 geschah im Kulmwald bei Oberwang ein Priestermord.
Das Opfer war der rheinische Reformabt des Stiftes Mondsee Konrad
Bosinlother. Über Motive und Täter besteht keine restlose Klarheit.
Mit der Wirtschaft soll man nicht wetten, denn im Falle des Verlustes wird die Niederlage zu teuer. Aber wenn von den heutzutage gängigen und auch berechtigten Forderungen nach Flexibilität, nach universeller Einsatzbereitschaft bis zur Beherrschung mehrerer Berufe, nach der Fähigkeit zum raschen Umstieg in unterschiedliche Aufgaben für Arbeitnehmer die Rede ist, so getraue ich mich voll auf ein Wett-Risiko einzulassen. Die Wett-Frage soll lauten: Wer beherrscht am besten die meisten Berufe und übt sie in täglicher Flexibilität aus? Ich wette auf Hausfrau-Mutter. Die Doppelbezeichnung
Die Frage, ob wir in Österreich Intellektuelle haben, stellte sich lange Zeit überhaupt nicht, weil sie unser Staats- und Gemeinwesen gar nicht vermißte. Was man nicht braucht, vermißt man nicht. Und da Österreich ohne Intellektuelle ganz gut funktionierte, weil wir ohnehin genug gescheite Leute haben, stellte sich auch die andere entscheidende Frage nicht: Wer oder was ist ein Intellektueller?Das Unklare der Definition rächt sich nunmehr als unverzeihliches historisches Versäumnis. Intellektuelle lassen sich nicht so ohne weiteres aus dem Boden stampfen, wenn man sie plötzlich
Bekannt geworden als Darsteller des jungen Kaisers Franz Joseph in
den Sissi-Filmen wirkt Karlheinz Böhm, Initiator der
Hilfsorganisation "Menschen für Menschen", seit vielen Jahren in
Äthiopien: ein beachtliches Hilfswerk in einem der ärmsten Länder
der Welt.
Daß der bevorstehende Tod einen prominenten Österreicher zur Feder greifen und seinen Zeitgenossen ein anklagendes, aufrüttelndes und enthüllendes Vermächtnis hinterlassen läßt, das geschah zu vorletzt bei Jörg Mauthe. Er starb an einer schweren Krankheit und ertrug sie wissend und tapfer und ohne Selbstmord. Der letzte und aktuelle Fall des Todes-Vermächtnisses des Kontrollbank-Vorstandsvorsitzenden Gerhard Praschak ist nur in der Art der schriftlichen und bewußt öffentlichen Demonstration damit vergleichbar. Praschak war gesund und begütert - soweit das bisher bekannt ist - und
Die Patina alten Gemäuers in der Festspielstadt kann täuschen. Die Katakomben von St. Peter sind keine urchristlichen Flucht- und Kulturstätten, das Felsengrab des heiligen Rupert ist ein ursprünglicher Aschenkasten, der romanische Kreuzgang ist spätmittelalterlich - und das Stift datiert gemäß Haustradition seine Gründung auf das Jahr 582, obwohl der Gründerabt Rupertus erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts nach Salzburg kam.Die Wissenschaft ist bemüht, die Widersprüche zwischen tradierten Meinungen und historischen Fakten zu klären. Immer mehr tritt dabei das Bild einer
Der älteste und wirkungsvollste Beitrag Österreichs zur Ge-brauchs-Asthetik ist das Augarten-Porzellan. Nach dem sächsischen Meißen ist die 1718 gegründete Manufaktur die traditionsreichste der Welt.In einem repräsentativ ausgestatteten Bildband wird wissenswerte und fachktmdige Information geboten - über die gar nicht immer so harmonische Geschichte des „Wiener Porzellans" und seine Dekore und Kermzeichen, über den Fabrikationsgang imd schließlich das Ambiente der Produktion im Augarten. Die Kenntnisse erhöhen die Freude an der Schönheit jener Stücke, die sich in manchem
Nach freundlicher Herrscherhuld klingt der Name des Zweiten Wiener Gemeindebezirks. Es war aber nicht der Babenberger, der die Vorstadt Am Werd so benannte, sondern der antisemitische Habsburger Leopold L, der sich hier 1669 ein eher trauriges Denkmal setzte und das jüdische Siedlungsgebiet gewaltsam, aber auf die Dauer vergeblich, christianisierte. Die Geschichte hat sich seither leidvoll wiederholt. Der Historiker Reinhard Pohanka erzählt die Bezirksgeschichte umfassend. Nostalgischer Verklärung weicht er standhaft aus. Doch das Werk ist ein Erinnerungsbuch und führt nicht bis in die
Matthäus rechtfertigt sein Evangelium gegen Fehlinterpretationen: Ich habe nur die Fakten berichtet, und überlasse es jedem, daraus Schlüsse zu ziehen.
Das Wort als Werkzeug. Es verbindet auf unterschiedlichen Ebenen Poeten und Politiker, nähert sie bisweilen einander an bis zur Personalunion. In mehreren Kultur- und Sprachräumen waren dafür markante Beispiele zu verzeichnen. Auch in Österreich.Ist diese Tradition erloschen? Zu hoffen ist, daß er nicht der letzte in ihr sei: Hugo Schanovsky, geboren 1927. Er war ein Dichter, ehe er in die Politik ging, er blieb es als Bürgermeister von Linz, und er blieb es erst recht im politischen Ruhestand. Er war dabei stets mehr Volksbildner als Experimentator, er verschmähte Humor,
Kunst als absolute Forderung: des Künstlers an sich selbst und das Werk, niemandes Untertan, auch keiner wie immer gearteten und genannten Gesellschaft verpflichtet. Das reine Bild, der reine Klang, das reine Wort! Das Ornament - jede Verzierung, jedes Zugeständnis - ein Verbrechen für den, der an der Grenze des Schweigens und der Leere seinem Dämon die Idealgestalt des zu Schaffenden abringt. Alles andere ist Dilettantismus, Kitsch, Schlamperei, Gefühlskult! Kunst als gewaltloser Widerstand gegen den Lärm, den Konsum, den Betrieb und Kulturbetrieb der Zeit. Dies ist die Funktion, in der
Morgenland Abendland Weihrauch Myrrhe und Gold Die Knochen der Sterndeuter sollten nicht im deutschen Norden sie sollten hier begraben sein wo sie die Dreiheit der Kulte für den Einen Gott kündenUnter den achthundert Säulen mit rotweißroten Doppelbögen die Kreuzfahrerfarben erinnernd und in der aufgebrochenen Mitte die Kathedralmacht des Hauses Austria von Habsburg als iberische WeltgestaltungIn der größten Moschee Europas läuten die Weihnachtsglocken die Sehnsucht Israels weinend die Ankunft des Christkinds kündend die Größe Allahs ausrufend Vor dem dreifachen Namen beugen sich
Was ist in mir? Er hatte die Frage in seinem Leben bisher nicht gestellt -und jetzt begann sie ihn zu beschäftigen. Fast plötzlich. Sie war so stark, daß sie die anderen Fragen verdrängte, die zu stellen er Ursache hätte. Was also ist in mir?Am Vormittag, als er in die Personalabteilung gerufen wurde, der Ingenieur ihm deutete, vom Telefon hinter der Glaswand, als er die Drehbank abstellte, sich die Hände wusch und eigentlich schon alles wußte, außer diesem: Was ist in mir?Rudolf Klein, Dreher, 53, seit 1956 im Betrieb, Werkmeisterprüfung. Ein gelbes Karteiblatt. Die Sekretärin
Die Überflußgesellschaft hat den Mangel abgeschafft. Denn es darf ihr an nichts fehlen.Die Folgen für die Umwelt sind bekannt. Nicht nur in Form irreparabler oder reparabler Schäden. Auch in Form der Geringschätzung von Dingen und Werten, die zwar vorhanden sind und die zum Leben nützlich und notwendig wären, auf die aber zugunsten der grellen Masse verzichtet wird. Stimme und Anwalt des Geringgeschätzten regen sich erst allmählich.In der Literatur gehört die Lyrik zu den bedrohten Arten. Die wenigen Reservate, in denen sie noch lebt und brütet, schrumpfen zu austrocknenden
Der Heilige mit der Schlange begegnet dem Fremden, der, irrend, eine Paradies-Geschichte vermutet. Doch keine Eva zeigt sich - und der vermeintliche Adam steht herrisch im üppigen Faltenwurf und nicht im Lendenschurz des Gartens Eden. Es ist der heilige Paulus, dessen Attribut auf Malta die Schlange ist. Die Apostelgeschichte berichtet das Ereignis. Als Schiffbrüchiger kam Paulus auf die Mittelmeerinsel und bekehrte ihren römischen Statthalter Publius durch den Eindruck zweier Wunder, durch Krankenheilung und eigene Immunität gegen den Biß einer Viper.Uber die weite, sanft gegen die
Zunehmend gerät Wirtschaftsethik in Spannung und Widerspruch zur personalen Ethik. Und immer mehr stehen Unternehmer, die ethisch handeln wollen, einsam vor ihren Entscheidungen.
Im Linzer Kongreßsaal wird — nach einer Leseaufführung am 9. Februar im Jägermayrhof — am 24. Februar die von Gunter Waldek vertonte „Februar-Kantate" aufgeführt. Der Textautor schrieb dazu folgendes Geleitwort für das Programmheft.Das österreichische Bewußtsein hat ein kokettes Verhältnis zum Tod. Die Literatur ist reich an Beispielen. Mich ärgert das, aber ich entrinne ihm nicht. Der Tod denkt an uns, auch wenn wir nicht an ihn denken.Mit solcher Befangenheit sehe ich besonders jeden gewaltsamen Tod, der mir unerbittlich die Frage stellt: Warum war dieser ein Held und jener
Das Bild ist vergilbt, wie aus einer Illustrierten oder einem Plakat herausgerissen, es klebt an einer Hausmauer, von der der Verputz abblättert. Daneben ein Kreuz, darunter Blumen in einem Marmeladeglas. Wir fahren durch den Stadtkern von Palermo — und dies ist die Stelle, an der im September 1982 der Generalpräfekt von Palermo, Carlo Alberto Dalia Chiesa, erschossen wurde.Rote Brigaden, alte Mafia, neue Mafia - im „Todesdreieck“ vonSizilien tobt ein erbitterter Kampf der Untergründe, dem in den letzten Monaten fast täglich Menschenleben zum Opfer fallen. Wer sich den Banden
Hochverehrte Festversammlung!Wenn wir uns in einer Zeit des allgemeinen Wertzerfalls wieder auf die unvergänglichen Schätze unseres Volkes besinnen, ist es unerläßlich, darauf hinzuweisen, welche segensreiche Rolle das Nullbuch als die am weitesten verbreitete Form der Literatur in Österreich spielt.Wir haben die Bezeichnung Nullbuch gewählt, weil sie ähnlich wie Nullwachstum und Nulltarif der neuen Semantik entspricht und dem Nichtseienden die Begrifflichkeit hoch- gradiger Existenz verleiht. Das Nullbuch beseitigt die soziale Ungerechtigkeit zwischen privilegierten Leserschichten und
Obwohl es in Oberösterreich mindestens so viele Wiener gibt wie Oberösterreicher in Wien, demonstriert kein Verein ihre Anwesenheit, krönt kein Ball ihr gesellschaftliches Leben. Wiener zu sein in Oberösterreich ist also kein besonderer Status.Und während der Landeshauptmann von Oberösterreich alljährlich von Goldhauben und Trachtengruppen flankiert in die Bundeshauptstadt zieht, um dort seinen versprengten Landsleuten Trost und Labung der Heimat zu spenden, ja mitunter sogar mit Söldnern aus dem Bauernkrieg den Wiener Zentralisten eine mäßige Gänsehaut über den Rük- ken zu jagen,
Zum zweitenmal gab es im salzburgischen Rauris Literaturtage. Kulturpolitische Prominenz des Landes war angereist, Schriftsteller, Dichter und Hörer mit internationalem Flair, viel Kamera-Musik des ORF und ZDF. Das Rauristal, von wintersportlicher Konjunktur verschont und dafür mit Naturschönheit und unverdorbener Kommunikationsfreude gesegnet, hat auf Kontrastprogramm gesetzt und zumindest Publizität gewonnen. Schon spricht man von dem „Beispiel Rauris“, der Initiator Erwin Gimmelsberger will von ähnlichen Bestrebungen im ganzen deutschen Sprachraum wissen.
Die Buchausgabe der „historischen Szene“ von Wolfgang Hildesheimer „Mary Stuart“, die im Dezember 1970 im Düsseldorfer Schauspielhaus ur- aufgeführt wurde, erlaubt und bewegt kritische Diskussionen auf zwei sehr verschiedenen Ebenen.Zu prüfen ist, ob der Angriff auf die Geschichtsphilosophie richtig und begründet ist und ob Hildesheimers Drama als Kunstwerk taugt. Die erste Frage stellt sich teilweise unabhängig von ihrem Anlaß. Sie umgreift den ganzen Komplex dessen, was heute als Entmythologisierung en vogue ist Soweit es dabei um weiter nichts als die gesunde Gegenreaktion auf
Einen Tag nach dem 500. Geburtstag Albrecht Dürers öffnete das oberösterreichische Benediktinerstift Lambach erstmals einen Blick in seine graphischen Sammlungen, die nach der Wiener Albertina und Gött- weig den dritten Rang in Österreich einnehmen können, aber leider wenig populär sind. Die Lambacher Sammlung wurde vor einem Jahrhundert von Koloman Fellner angelegt und wuchs auf 160 Klebebände an. Je ein Band mit Blättern Dürers und Rembrandts bilden heute den größten Schatz.Ein von dem Welser Rechtsanwalt und Kunstfreund Dr. Aubert Salzmann gegründeter und präsidierter Verein
Bilanzen müssen sein. Für Ämter, Gläubiger, Kunden und Zeitungen. Auch Zwischenbilanzen müssen sein. Camputer-output. Das Ziel ist die permanente Bilanz zur Zerstörung jeglichen Mißtrauens. Versteht sich, daß auch die Kunst Bilanz zu ziehen hat. Damit die Wirtschaft und die Gesellschaft wissen,’ ob sie noch kreditwürdig ist.Solches besorgt mit Gründlichkeit der Kulturkreis im Bundesverband der deutschen Industrie alle zwei Jahre mit seinem von Rudolf de le Roi, Hans Bender, Eduard Trier und Gustav Stein bearbeiteten stattlichen „Jahresring“.Der grundsätzliche Einwand gegen das
Der autobiographischen Pflichtübung des prominenten Schriftstellers entledigt sich Henry Miller in Form von Hörfunk- und Fernsehinterviews mit seinem Freund und Übersetzer Georges Beimont. Die Gespräche wurden gekürzt, montiert und mit Randbemerkungen versehen und bilden jetzt ein Buch, in dem der Reiz der spontanen Formulierung erhalten geblieben ist.Henry Miller ist kein tiefsinniger Autor, der in diesen Gesprächen etwa erst einen Schlüssel zu seinem Werk liefert. Der Kommentar unterstreicht, was der Leser längst ahnt. Millers Vorliebe dafür, sich möglichst von der schlechten Seite
Schreiben und Lesen in der Erzählsprache steht heute unter dem Fragezeichen der Mitschuld an der gesellschaftlichen Repression. Wenn Erzählungen wie die von Alfred Andersch nach ein bis zwei Jahrzehnten Literaturverschleiß neu aufgelegt werden, so erheben sie bereits einen relativen Anspruch des Bleibenden. Haben sie ein Recht dazu?Die Antwort der großen Erzähler ist glaubwürdig. Die Betäubung, die das Ästhetische der Erzählung ausübt, zielt nicht auf die Sanktion einer falschen Ordnung. Die Erzählung ist vielmehr eine List, um gegebene Dimensionen zu sprengen. Ivo Andrič
Die gruppendynamische Leitbild; funktion in der modernen deutschen Lyrik übt derzeit Karl Krolow aus. Er kann wahrscheinlich selbst nichts dafür und beansprucht die Autorität gar nicht, die man ihm gibt. Der Leser, Kenner und Freund seines Werks muß feststeilen, daß Krolow derzeit keinen Kulminationspunkt formaler Meisterschaft und inhaltlicher Dichte durchschreitet. In ihm und dem Zeitgeschmack kulminieren nur die Neigung zum Beiläufigen, eine Scheu vor dem Endgültigen und Gefügten. Diese Unsicherheit, in vielen Ländern und Völkern dieser Erde durch politisches und wirtschaftliches
Was zeigt die zeitgenössische Literatur über das Leid? Sie ist voll davon, voller Hiobsbotschaften, Gleichnissen des Grauens, Zeichen des Unglücks, voller Qual und Rätsel. Düster und frostig ist ihr Humor, untergründig und galgensüchtig, brutal und geil. Eine Literatur, sollte man meinen, so recht geschaffen, um der Realität des Leidens beizukommen.Wirklich? Das ist die Frage. Denn merkwürdigerweise befaßt sich dieser moderne Weltschmerz sehr selten mit dem konkreten und ganz persönlichen Leid. Wo Leid zum Gefühl wird, hört die Literatur auf. Der Horror vor dem Sentimentalen ist
Es gibt Augenblicke im Leben und in der Geschichte, in denen sich die Abläufe konzentrieren. In einer Sekunde kann die Entscheidung des Jahrhunderts fallen. In einem Moment wird die Weiche des Schicksals gestellt. Von einem solchen Kulminationspunkt aus betrachtet, scheint alles Vorhergehende nur Vorbereitung, alles Nachkommende nur folgerichtige Erfüllung. Das Gewissen des Menschen, im alltäglichen Gebrauch durch vielerlei Einflüsse eingeengt und abgestumpft, scheint einzig für diesen Augenblick in seiner vollen Verantwortlichkeit geschaffen. Der freie Wille hat für diesen Augenblick
Nach der verdienten Beachtung, die Bulgakows wichtigste Romane beim deutschsprachigen Publikum fanden, erschienen nach und nach auch die Erzählungen und die früheren Werke. Im Rückgriff Ist die deutsche Edition nun bei dem ersten Roman des Autors angelangt, der In den Jahren 1923 und 1924 entstand. Die Tatsache, daß es sich diesmal um eine Lizenzausgabe des Volk-und-Welt-Verlages, Ost-Berlin, handelt, kann als Hinweis auf ein kaum systemkritisches Werk gelten. Der frühe Bulgakow hat noch nicht die Kraft des späteren Symbolisten. Die Geschichte der Famüie Turbin im Kiew des Jahres 1918
ABSCHIED VOM BÜRGERTUM. Essays und Reden von Werner H of m ann. Taschenbuch Nr. 399 der „edition suhrkamp“. 210 Seiten, DM 4.—.In Österreich ist der Autor zunächst vorzustellen: als Ordinarius für Soziologie und Direktor des soziologischen Instituts der Universität Marburg. Jahrgang 1922. 1969 verstorben. Die 23 Publikationen entstanden von 1962 bis 1969 zu aktuellen Anlässen. Der Autor stellte die Buchfassung kurz vor seinem Tode her. Grundhaltung und Stil bilden den durchlaufenden roten Faden. Formal sind diese Arbeiten mehr oder minder ausgedehnte Leitartikel. Das eigene
DIE ERSCHRECKENDE ZIVILISATION. Salzburger Humanismusgespräche. Herausgegeben von Oskar Schatz. Im Europa-Verlag,Wien— Frankfurt — Zürich. 273 Seiten. S 160.—.Rettet den Menschen! Nicht wie vordem vor Naturgewalten, sondern vor der Automatik eines von ihm selbst bereiteten, geduldeten, geförderten und autonom gewordenen gesellschaftlichen Systems. Der Schrei aus berufenem oder unberufenem Munde gellt mehr und mehr auf, zwischen Hochhäusern und Autobahnen, Reaktoren und „Paradiesen“ des Massentourismus, zwischen Werbemedien, Rüstungsindustrie und Sozialpolitik. Überraschend ist
BRIEFE AN EINE KATHOLIKIN. Von Kurt Tucholsky. Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg. 89 Seiten. DM 6.80.Im Jahre 1929 publizierte Marierose Fuchs, eine Sozialmitarbeiterin Carl Sonnenscheins, in der Berliner Zeitschrift „Germania“ eine Rezension unter dem Titel „Journalistik im Buch“. Zu den zeitgenössischen Neuerscheinungen, die sie darin bespricht, gehörte auch „Das Lächeln der Mona Lisa“, eine Sammlung von Glossen, Chansons und Feuilletons von Kurt Tucholsky. Die Rezensentin rühmt Stil und Scharfblick, rügt die destruktiven Tendenzen und wirft dem Dichter einen
GESPENSTER FÜR DEN ALLTAG. Geschichten von Karel Michal. Aus dem Tschechischen von Marianne Pasetti-Swoboda. 96 Seiten, broschiert, DM 7.80. — KRIEGERDENKMAL GANZ HINTEN. Prosa von Guntram Vesper. 100 Seiten, broschiert, DM 5.80. Beide im Verlag Carl Hanser, München.Was bedeutet Realität für einen modernen Erzähler? Etwa ein feststehendes sprachliches und sachliches Gefüge, in welches sich die Erfahrungen des Irrealen einbauen lassen. Die Realität muß dabei so tragfähig sein, daß die Geschichte nicht zusammenbricht. Prosa, die nach solchen durchaus zu akzeptierenden Überlegungen
KÖNIG UBV, UBU HAHNREI, VBU IN KETTEN. Komödien von Alfred Jarry. Aus dem Französischen von Marlies und Paul Partner. 156 Seiten, broschiert. Verlag Carl Hanser, München. DM 7.80.Der Ahnenkult des Surrealismus hat wieder einen Vorläufer, Erfinder und Pionier für den deutschen Sprachraum entdeckt. Alfred Jarry, 1873 bis 1907, schrieb 1891 sein Stück „Ubu Roi“ als Umarbeitung eines szenischen Ulks, den ein Mitschüler über einen monströsen Physikprofessor verfaßt hatte. 1896 wurde die Komödie im Pariser Theatre del'Oeuvre uraufgeführt. Der Erfolg bestand in einem Skandal. Das
LITERARISCHE PORTRÄTS. Von Hans Reisinger. Herausgegeben von Ulrich K. Dreikandt. 42. Ver-öffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Verlag Lambert Schneider, Heidelberg. 203 Seiten. DM 18.50.Hans Reisinger — nomen est omen im tiefsten Sinn des Sprichworts — begegnete 1909 in Florenz Ernst Barlach, der ihm erstmals einen Lyrikband Walt Whitmans, die „Grashalme“, zeigte. Der Funke der Begeisterung zündete. Reisinger, dessen Schaffen als Romancier, Lyriker und Biograph begann, wendete sich der Nachdichtung zu und ging vor allem mit Walt Whitman in das
FICTION. Von Martin Walser. Suhrkamp-V erlag, Frankfurt am Main. 83 Seiten. DM 10.—. DREI UHR ANGST. Von Uwe Brandner. Reihe Hanser Nr. 30. 134 Seiten. DM 5.80. PLANET NEWS, GEDICHTE. Von Allen Ginsberg. Reihe Hanser Nr. 24. 94 Seiten. DM 5.80. Beide im Verlag Carl Hanser, München.Jeder muß mal. Auch ein Kritiker. Dreimal. Diesmal. Darf vielleicht nicht. Soll aber. Kotzen. Was denn sonst? Der Gesundheit zuliebe. Natürlich die Gesellschaft. Kann mich. Soll mich. Establishment im Darm. Raus damit. Dann wieder Diwan. Straße. Reklame. Auto. Stachus. Lauter Kloaken. Ein Kotgemälde. Na
Themen haben ihre Stile. Die neue Welt der Politliteratur spült manches an die Oberfläche, was lange schon auf dem Grunde des Vergessenseins lag. Der polemische Stil blüht wie zu Zeiten der Aufklärung. Und man schreibt wieder „offene“ Briefe. Vielleicht ist das eine Spielart des politischen Feuilletons. Der ästhetische Schnörkel und eine Prise Humor sind auch eine Aufwertung des gedruckten Wortes vor den optischen Und akustischen Massenmedien. Offene Briefe kann man nicht dramatisieren. Ist es nur ein Zufall, daß ein Wiener Verlag mit der ersten Taschenbuchreihe „Offene Briefe“ auf den deutschen Markt geht? Hat nicht Österreich zu dieser Form seine Affinität? Oder ist diese Annahme zu widerlegen, weil sich unter den ersten sieben Bänden kein österreichischer Autor findet?
Glücks-Verlangen und Lust-Streben sind dem Menschen angeboren, sind vielleicht das Relikt eines paradiesischen Urzustandes, von dem die Sehnsucht geblieben, die Erfüllung aber verspielt ist. Auch das Gehirn, das Depot der Erfahrungen, ist dem Menschen angeboren. Er müßte, zumindest in reiferen Jahren, wohl wissen, was es mit dem Glück auf sich hat. Notwendigenfalls kann er das auch bei einigen klugen Denkern nachlesen. Was er täglich liest, das sind aber nicht die Werke jener Einsichtigen, deren Bände die Verlage ins Defizit treiben, sondern die Offenbarungen einer Werbewelt, die uns
DER ANDERE PROZESS. Kafkas Briefe an Felice. Von Elias Canetti Nr. 23 der „Reihe Hanser“. Carl- Hanser-Verlag, München. 128 Seiten, kart., Preis 5.80 DM.
TAGE- UND WANDERBÜCHER 1953 bis 1960. Von Karl Kerenyi. Verlag Albert Langen, Georg Müller, München-Wien. 463 Seiten. DM 36.—.Der Umgang mit der griechischen Antike prägt oft einen eigenen, unverkennbaren Menschentyp. Maturazeitungen witzeln bisweilen darüber. Dennoch bleibt dem Außenstehenden der Eindruck, daß es etwas ganz Großes dst, welches Menschen von hoher Geistigkeit so zu erfassen, zu fesseln und zu durchdringen vermag. Von den Möglichkeiten männlicher Zeitflucht ist es sicher eine der elegantesten. Wobei Karl Kerenyi nicht unrecht hat, wenn er vermerkt: „Das
Bürgerlichkeit, Konservativismus, Establishment: Steigerungsformen für veraltete, saturierte und verachtete Systeme, Begriffssündenböcke für das Unbehagen einer neuen Gesellschaft an ihrer eigenen Vergangenheit. Sie können auch als Beweis und taugliches Demonstrationsobjekt für den raschen Wechsel und die Verquerung der ideologischen Fronten dienen. Der“ Wiener Publizist Roland Nitsche nimmt dazu in einem neuen Sachbuch Stellung. .
Karl Bednarik, österreichischer Schriftsteller, Jahrgang 1915, Analytiker und Kritiker der Industriegesellschaft, mit dem Roman „Omega Fleischwolf“ einsamer Sozialrealist, als Essayist auf soziologische und sozialpsy-ehöloglschehemen sperfälisieW („Der Jiroge Arbeiter'.-.n der Konsumfront“, „Die Programmierer“, ,JMe Lerngesellschaft“), legt ein neues Sachbuch über ein Phänomen vor, welches uns heute täglich begegnet und der Deutung bedarf: „Die Krise des Mannes.“ Von der konservativen Anarchie Ernst Jüngers, bei der der Autor einst ansetzte, haben sich Denken und Stil BeÜnariks längst entfernt. Der nüchterne Prognostiker nimmt durch einen Beigeschmack des Wiener Feuilletonismus jene sympathischen Züge an, die vielen modernen Sachbuchautoren fehlen
DIE TRAUMSCHACHTEL. Von Karl Heinrich W a r r e r 1. 30 Selten. Otto- Müller-Verlar, Salzburg. S 68.—. — DIE FLUSSPIRATEN. Von Hans P. S c h a a d. 30 Seiten. Verlag für Jugend und Volk, Wien. S 68.—. — DAS MÄRCHEN VOM BUBENZIEHEN. Von Alexis Steiner. S 28.—. — PETERL MACHT ORDNUNG. Von Herta Just. S 28.—. Beide je 16 Seiten. Im österreichischen Bundes- Verlag, Wien. — DIE LIEDERFIBEL. Von Heribert und Johannes G r ü g e r. 39 Seiten. Schwann-Verlag, Düsseldorf. DM 9.80.Bis zu einem gewissen Grade kann die Entscheidung darüber, ob ein Kind später als Erwachsener zu den
HEINRICH BOLL. Eine Studie von Günter Wirth. Union-Verlag, Berlin. 236 Selten. IN SACHEN BÖLL. Ansichten und Einsichten. Herausgegeben von Marcel Reich- Kaūleki. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln-Berlin. 348 Selten. Brosch. DM 12.—.
ÜBER DAS SELBSTVERSTÄNDLICHE. Reden, Aufsätze. Offene Briefe, Kommentare. Von Günter Grass. Im Verlag: Hermann Luchterhand, Neuwied bei Köln. 232 Seiten Leinen. DM 14.80. Panerback DM 0.80.Die Publikation dieses Bandes zeigt deutlich, daß es sich bei einem Dichter, der sich zur Politik äußert, eben doch nicht nur um einen Staatsbürger wie du und ich handelt, der von seinen Grundrechten Gebrauch macht. Die politische Meinung des Dichters genießt Protektion — und sei es innerhalb des eigenen Werkes und der eigenen Publicity. Auch das ist ein Grundrecht. Denn es steht ja jedermann
Kinderauge schwerer erfaßt und interpretiert werden können. ★MIEZKKATZ UND DOTTERKÜKEN. Ton W. S u t • J • w. Buchhelm-Verlag, Feldafing. M Selten.Zwei Tiergeschichten, geeignet zum Vorlesen schon für Kinder ab drei Jahnen. Da werden vor allem durch bunte Illustrationen die Streiche dreier kleiner Katzen sowie die ersten Erlebnisse eines eben aus dem Ei geschlüpften Kükens und einer aus dem Ei gekrochenen kleinen Ente erzählt.Die Zeichnungen, in konventionellen Farben gehalten, werden auch bei manchen erziehungsbewußten Eltern großen Anklang finden. ★TIMPETIT. Ven
LITERATUR DER KLEINEN SCHRITTE. Deutsche Schriftsteller heute. Von Marcel Reich-B a n I c k 1. Verlar R. Piper u. Co., München. 363 Selten. DM 19.80.Marcel Reich-Randcki besitzt eine Eigenschaft, die heute viele Menschen, Autoren und gar Kritiker verloren haben: die Fähigkeit, ja oder nein zu sagen. Man braucht seine Aufsätze nicht zweimal zu lesen, ehe man weiß, was er meint. Da wird nicht postuliert, was nachher wieder halb oder ganz zurückgenommen wird. Reich-Ranicki hat den Realismus zum kritischen Prinzip gemacht. Wer ihn zitiert, braucht nicht zu fürchten, daß er einem wieder
DIE DRITTE WALPURGISNACHT Von Karl Kraus. Sonderausgabe als Nr 15 der „Bücher der Neunzehn“ im Kösel-Verlag, München. 36S Seiten. Preis 14.80 DMDer große Nachruhm Karl Kraus' gründet sich wesentlich auch auf das in der „Dritten Walpurgisnacht“ niedergelegte Vermächtnis des zeitkritischen Dichters. Die wohlfeile Ausgabe des Werkes, die nun ein letztes Hindernis für seine Breitenwirkung wegräumt, enthält neben dem als Sonderheft der „Fackel“ von Kraus konzipierten Text ein Nachwort des Herausgebers Heinrich Fischer und einen Essay von Wilhelm Alff „Karl Kraus und die
Die Evangelische Kirche Deutschlands hat den Dichter Manfred Hausmann zum Prediger einer Hamburger Pfarre berufen. Dieses Ereignis, von der Presse teilweise als kultureile, teilweise als kirchliche Randnotiz kürzlich gemeldet, blieb nicht yhne geistiges Echo, auch im katholischen Raum. Der Anlaß zu einer Diskussion über das Verhältnis von Grottesdienst und moderner Literatur ist gegeben. Der Einwand, die Evangelische Kirche berufe ja auch Pastorinnen, oder die Pastoral der Evangelischen Kirche sei ohne jeden Einfluß auf die katholische Methodik der Verkündigung und Liturgie, zählt im
PLÄDOYER FÜR DEN EINZELNEN. Kritische Beiträge zur literarischen Diskussion. Von Hans Egon Holthusen. Paperback-Ausgabe Im Verlag R. Piper, München. 294 Seiten. DM 13.80.
STAAT UND DICHTUNG. Von Arnold Bergstraesser. Verlag Kombach, Freiburg im Breisgau. 397 Seiten. DM 32.-. — EXIL UND LITERATUR. Von Matthias Wegner. Athenäum-Verlag, Frankfurt am Main. 247 Seiten. DM 28. — DEUTSCHLAND, DEUTSCHLAND UNTER ANDEREM. Von Hans Magnus Enzensberger. Edition Suhrkamp Nr. 203. 178 Seiten. DM 3.-.
DIE BLAUE VILLA IN HONGKONG. Roman von Alain Robbe-Grille t. Im Verla Carl Hanser, München. 190 Selten. DM 15.80. — ORTE. Von Michael Butor. Im S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main. 463 Seiten, DM 34.—.
HERR G. A. IN X. Roman von Tlbor D e r y. Im S.-Fischer-Verlar. Frankfurt am Main. 471 Seiten. DM 28.-.Dem neuen Roman von Tifoor Dery geht der Ruf von Mißverstänidnissen voraus. Das Buch ist in der Tat so zwielichtig und zwisohenschichtig wie bisher noch keines von den vielen Werken des großen Erzählers. Es liest sich so, als hätte man einen mit viel Charme und großer Liebenswürdigkeit aufgarnierten Franz Kafka vor sich. Dery hat die Kunst, im gepflegtesten Konversationsstil die befremdlichsten Dinge zu erzählen, zum Prinzip dieses Romans erhoben. Es bleibt bis auf die letzte Seite
Liebe Mutter!Nein! Ich kann das nicht mehr. Ich halte das nicht aus.Bitte, Du, meine liebe und teure Mutter, sei nun nicht traurig. Wende Dich nicht ab mit feuchten Augen, mit stummer Resignation, schüttle nicht langsam den Kopf und geh nicht zu den anderen alten Frauen und klage ihnen Dein Leid. Sag bitte nicht, daß diese heutige Jugend ihre eigenen unverständlichen Wege geht, auf denen Du nicht folgen kannst. Halte mich nicht für undankbar. Aber bitte tu auch das andere nicht. Lächle nicht. Lege keinen Triumph in Deine Stimme, wenn Du erklärst, diese Generation werde schon sehen, wohin
DICHTER ERZÄHLEN KINDERN. 36 Orlginalgeschichten deutschsprachiger Autoren. Im Verlag Friedrich Middelhauve, Köln. 286 Seiten. Preis 124.30 S. — SAGENREISE DURCH OBERÖSTERREICH. Von Franz Braumann. Im Oberösterreichischen Landesverlag, Linz an der Donau. 279 Seiten. Preis 98 S.
Ein heißes Buch in kühler Frischhaltepackung! Man muß es schnell öffnen und dreimal lesen: literarisch, politisch und autobiographisch. Dann versteht , man es. Ein bitterer Bodensatz bleibt und deutet auf Wahrheit.Der Titel unterspielt ins Natur- und Heimatkundliche. Sollen Jagd- und Entdeckerleidenschaft damit geweckt werden? „Märzhasen“ sind kein allzu bekannter Begriff. Sie sind der erste Wurf Meister Lampes, der damit auf ein gutes und fruchtbares Jahr schließen läßt. Junge Osterhaserln, sagen wir Österreicher. Wobei uns der politische Hintergrund schon entgeht. In Deutschland
DAS STERNBILD. Gesammelte Werke von Josef Luitpold Stern. Im Europa-Verlar, Wien. 1965 65. Zehn Bücher In 5 Bänden au je zirka 460 Seiten. Preis pro Band S 150.—.
Die Sonne s and schräg über dem S einbrüch. Die S rahlen gli en hoch oben durch das s ürmzerzaus e Geäs verkrüppel er Fich en, deren Wurzeln über dem Abgrund Hal in der abbröckelnden Erde such en. Ein feiner Rauch aus S eins aub s ieg auf und schimmer e an den Grenzen von Lich und Scha en. In den zerklüf e en Adem lag Dunkel, plä scher e ein verborgenes Rinnsal, nis e en da und dor noch schwarze Vögel.„Das is die rich ige Arbei für mich“, dach e der Fremde, in dessen Ohren der singende Schlag der Meißel so anders klang als der endlose Schrauben on der Mo oren. Keiner frag e
DU BIST MEIN VATER NICHT MEHR! Roman von Riccardo Baccbtlll. Bachem- Verlag, Köln. 772 Selten. Prell DM 24,8 .Der Notwendigkeit, unserer Zeit Heiligengestalten wie die eines Franziskus von Assisi wirksam vor Augen zu stellen, steht die Schwierigkeit einer zeitgemäßen literarischen Form gegenüber. Der Bachem- Verlag, der sich in einer eigenen Produktionsreihe der modernen Hagiographie annimmt, hat sich für die deutsche Ausgabe des „kulturhistorischen Romans” über Franziskus entschieden. Der Autor Riccardo Bacchelli ist Laureat der Mailänder Universität und bekennt sich zum
NATUR, DAS OFFENBARE GEHEIMNIS. Von Margarete Weinhand 1. Im Verlag Styria, Graz. 288 Seiten. Preis S 98.—.Bedeutende Naturwissenschaftler weisen in Abständen immer wieder darauf hin, Josef Meurers hat es beispielsweise im Vorjahr in seinem vielbeachteten Festvortrag anläßlich der Salzburger Hochschulwochen getan, daß die reine Wissenschaft blind sei für die Schönheit und ihre Kategorien. Man muß daran denken, wenn man dieses Buch zur Hand nimmt und feststellt, daß es einen so naheliegenden und doch so vernachlässigten Zwischenbereich erschließt. Die phänomenalistische
HOMO VIATOB. MODERNES, CHRISTLICHES THEATER. 3. Folge. Verlag Jakob Heg- ner. Köln. 433 Seiten. Preis 15.80 DM. ‘Die Diskussionen um die Frage, ob eine christliche Literatur heute geschaffen wird oder nicht, ist ein bedenkliches Phänomen angeschla- ‘ genen christlichen Selbstbewußtseins. Als Potenz liegt das Christliche jeder Kunstäußerung ebenso i selbstverständlich zugrunde wie die Schöpferkraft Gottes der Weltevolution zugrunde liegt. Die Aktuie- rung ist von der Haltung der Künstler abhängig. Und noch ein anderes ist die Publikation, die nicht zuletzt von einer christlichen
C, H, O, N, die chemischen Zeichen für Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, vier Buchstaben, denen sich nur in seltenen Fällen einige andere zugesellen, S für Schwefel etwa oder Cl für Chlor, bildeten die Bestandteile von nahezu 400.000 Formeln. So hoch nämlich ist die heute bekannte Anzahl chemischer Verbindungen, die in die organische Chemie gehören, jene Kohlenstoffchemie, von der man dereinst glaubte, daß sie nur die von lebendigen Organismen produzierten Stoffe umfassen könne. Diese Ansicht ist längst widerlegt, doch die Einteilung ist geblieben und mit ihr die
NEUROSE UND RELIGION. Krankheitsbilder und ihre Problematik. Herausgegeben von Josef R u d I n. Walter-Verlag, Ölten und Freiburg I. B. 166 Seiten. Preis 18 sFr.Im Mai 1962 trafen in Zürich 50 Fachgelehrte einander zu einem „Symposium katholischer Psychotherapeuten“. Die vier wichtigsten Vorträge (von Gton Condrau, Josef Ru-din, Armin Beeli und Jolande Jacobi) liegen in diesem Buch gedruckt vor und erlauben einem größeren Interessenkreis einen Einblick in die schwierige, aber dankbare Thematik dieser Tagung.Die Religion als eine Funktion der Seele steht natürlicherweise in
Und die Bibel hat doch recht! Das st ein Schlagwort, der Titel eines Bestsellers — und ein Problem archäologisch und theologisch beschlagene Schriftsteller werden an dieser Art des religiösen „Sachbuches“ noch viel arbeiten. Solange man sich dabei des Problems bewußt bleibt, ist die Tendenz erfreulich. Sie ist besonders erfreulich, wenn die Autoren weder formal noch in der Gesinnung zu Epigonen Werner Kellers werden, sondern der Kategorie ganz neue, reizvolle und religiös vertiefte Akzente geben. Eines der erfrischendsten Bücher auf dieser Linie ist das Werk von Horst Dallmayr.Heute
„Um die Schönheit einer Wendung zu entdecken, still und völlig fasziniert ihr hingegeben, muß ich eine Sprache riechen und sie schmecken und aus ihrem Schlaf und Dämmerzustand wecken: erst durch die Lektüre fängt sie an zu leben.“Daß Heiterkeit den Blick für den Ernst der Dinge nicht trüben muß, beweisen heutzutage eigentlich wenige Autoren mit ihrem Werk. Und die es beweisen und damit schnell und gut beim Publikum ankommen, werden mitunter von den Kollegen scheelen Auges angesehen, als seien sie ehrlos. Die wirkliche literarische Ehrlosigkeit fängt indes erst an, wenn diese
AUFZEICHNUNGEN 1942 bis 1948. Von EUas Canettl. Im Carl-Hanser-Verlag, München. 204 Selten. Prela 13.80 DM.Der leidenschaftliche Sammler muß seine Leidenschaft unterkühlen. Denn nur so bringt er die Geduld und die Akribie auf, ein Leben lang bestimmte Dinge unter bestimmten Gesichtspunkten zu sammeln und zu ordnen. Sobald ein Nebenzweck — häufig etwa der einer Wertanlage — bewußt angestrebt wird, ist die äußerste Subjektivität der Sammlung gefährdet, und sie verliert an Orientierungskraft. Solche, für den ernsten Sammler, nicht für den launischen Reiter eines
Die goldne, graue Stadt — und alles ist gewesen. Monstranzenfische konserviert in funkelnden Aquarien. Das Glockenspiel beim leeren Tabernakel. Der steinbeschwerte Rabbi schläft. Die Tumba sinkt mit ungelesnen Wünschen aus Papier hinab.In schlanker Gasse Selbstbedienungs-Mittelalter. Des Präsidenten Seele knattert überm Dach. Reliquien ungeküßt. Kein Ruß an roten Lampen. In steilen Hallen steigt die Ungeduld, und steil in Gläsern steigt der Duft des Schaums.Heilige, dunkle Stadt, du sonntagslose,der Sehnsucht angetraut, dem Tanz geboren.Libussa, Hus und Schwejk, List und
Das Linzer Landestheater bringt im großen Haus Gerhart Hauptmanns Berliner Tragikomödie in fünf Akten „Die Ratten“ unter der Regie von Gerhard Knick. Durch den vollen Einsatz aller Beteiligten kam es zu einer ausgezeichneten Aufführung, welche die Linzer Erstaufführung im Jahr 1951 noch übertraf. Der Regisseur hat das Stück gestrafft, etwas entgiftet und zu einem erschütternden Erlebnis gebracht. Er läßt den einzelnen Darstellern ihre Eigenart, weiß jedoch so zu führen, daß es zu einer geschlossenen Gesamtwirkung kommt. In voller Übereinstimmung mit der Regie gestaltet
DAS HAUS, IN DEM WIR WOHNEN. Von Max Barth 1. — HORCH, EINE TIEFE SAITE SINGT. Von Gottfried Kapp. — BIN TOLL AUF DICH, WELT. Von Rolf 11 a-liaander. — HINTER DEM GITTER MEINER HÄNDE. Von Gisela Flak. — GEGEN EIS UND FLUT. Von Angelika Meente 1. — UNTERM VERSCHLEIERTEN MOND. Von Hans Brandenburg. — STIMME AUS NACHT UND GEWISSEN. Von Elisabeth Lichtenfels. — IM SCHATTEN DEINER FLÜGEL. Von Ilse van Hejit. — AUCH KIEFERNWÄLDER SIND EIN GROSSER GESANG. Von Werner Philipps. — AUFSTAND DER DISTELN. Von Hans K. Wehren. Ausgaben der „Vier-Groschen-Bogen“ im Verlag „Kreis der Freunde“, Dülmen in Westfalen. Einzelpreis 0,60 DM.
EIN OFFENER BOGEN. Gedichte von Salvadore Quasimodo. 128 Seiten. Preif 12.80 DM. — ZEITGEDICHTE. Deutsche politische Lyrik seit 1945. Herausgegeben von Horst Bingel. 131 Seiten. Preis 3.80 DM. Beide im Verlag R. Piper, München.
Böll: ZUM TEE BEI DR. BORSIG. — Doderer: EIN MORD, DEN JEDER BEGEHT. - Hildesheim: LEGENDE VON DEN HEILIGEN DREI KÖNIGEN (dtv-Ausgoben). - Rimbaud: BRIEFE — DOKUMENTE. — Ne her: MOSES. — Moravia: CESIRA (rororo- Ausraben). — Framen: AUFKLÄRUNGEN. — Turnier: NACHPRÜFUNG EINES ABSCHIEDS (edition suhrkamp).
EIN LIEBHABER DES HALBSCHATTENS. Von Alfred Andersch. Walter-Verlag, Olten und Freiburg i. B. 123 Selten. Preis 1 1 sFr. — JÄGER IM PARK. Von Hans Martinsen. Verlag bibliotheca Christian a, Bonn. 152 Seiten.Alfred Andersch hat erst jungst m einem kritischen Essay das Fehlen einer literarischen Reflexion der normalen Arbeitswelt beklagt. Die Schriftsteller widmen sich den Randgebieten und den Grenzsituationen. Das gilt übrigens nicht nur für die Arbeitswelt, sondern scheinbar schon für alle Lebensbereiche — und die Schuld daran trägt auch ein Publikum, das den Kitzel mehr als die Kunst
GABRIEL MARCEL. Von Morle-Madelelno Davy. Verla; Josef Knecht, Frankfurt am Main. 835 Selten. Preis 12.80 DM.Der Titel des Originals „Un Philosophie Iltinėrant” — Ein wandernder Philosoph — dient der Übersetzung nur als Untertitel. Das deutsche Wort Wandern ist zu plump, um jenen Zustand von Pilger- und Sucherschaft, von immerwährendem Aufbruch und steter Bereitschaft zur Frage zu beschreiben, der Gabriel Marcel eigen ist. Dem deutschen Sprachraum ist eher der Name des Philosophen ein adäquater Begriff für diese Geisteshaltung geworden. Das rechtfertigt die Titelübertragung und
TEILHARD DE CHARDIN — VERSUCH EINER WELTSUMME. Von Alois Gugfen- b e r g e r. Im Matthlss-Grünewald-Verlag, Main . 114 Selten. Preis 6.80 DM.In der schon bald nicht mehr übersehbaren Sekundärliteratur über Teilhard nimmt dieses Buch dank einiger Vorzüge eine wichtige Stelle ein. Guggenberger verzichtet zunächst vollkommen auf das Privatleben Teilhards. Er rechtfertigt die von dem Paläontologen gewählten Methoden der philosophischen Aussage. Vor allem aber gelingt es dem Verfässör, die Metaphysik Teilhards gegen eine ganze Garnitur von Einwänden zu verteidigen. Wohltuend ist dabei